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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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die projectirten Dimensionen für den Kanal und die Schleußen nicht ans, wenn
die Wasserstraße für die größten Handels- und Kriegsschiffe passirvar sein soll,
sondern dieselbe müßte mindestens eine Tiefe von 25, eine Breite an der Sohle
von 62, an der Wasserlinie von 160 Fuß haben, und den Scdlcußenkammern
wäre eine Länge von 380 und eine Breite von 62 Fuß zu geben. Dies aber
würde den für die Durchschlcußung erforderlichen Wasserbedarf reichlich ver¬
doppeln, dessen Herbeischaffung ans dem Treenegebiet ohnedies zu günstig be¬
rechnet ist, und so würden jährlich allerhöchsten" 8000 Durchschlcußungen statt¬
finden können, was für den zu erwartenden Verkehr nicht entfernt ausreichend wäre.
Wollte man diesem Uebelstande dadurch abhelfen, daß man das Kanalbett tiefer
einschritte, so würde dies die Kosten der Anlage beträchtlich erhöhen. Ließe
sich diese größere Ausgabe rechtfertigen, so stände der Linie immer noch der
Haupteinwand entgegen, der alle an der Westküste nördlich von der Elbmündung
endigende Kanallinien in gleicher Weise trifft: sie würde im Gebiete der Watten-
bildung münden, und überdies liegt vor der Hcvcr bei Husum eine Barre, die
bei mittlerem Wasserstande nur Schiffe von 20 Fuß Tiefgang passiren läßt.

6) Aus ähnlichen Gründen ist der 1848 in öffentlichen Blättern besprochne
Plan einer Linie Ki el-Tönnin gen, den neuerdings eine französische Gesellschaft
wieder aufgenommen haben soll, und nach welchem man den bereits existirenden
Kanal zwischen Kiel und der Eider ausliefen und die letztere rectificiren und
ebenfalls vertiefen wollte, unpraktisch. Auch bei Tönningen läßt sich der Watten¬
bildung wegen kein für nautische und militärische Zwecke geeigneter Hafen ge¬
winnen. Außerdem aber würde die Vertiefung und Erweiterung des alten
Kanals und die Ausbaggerung der Untereider ebensoviel kosten als ein Neubau,
aus welchem letzteren Grunde auch von dem verwandten Gedanken

6) einer Linie Kiel-Rendsburg-Brunsbüttel abgesehen werden muß.
Dagegen hat

7) das Project eines Kanals zwischen Eckernförde und Büttel,
welches 1848 von den Gebrüdern Christcnscn empfohlen wurde, wieder mehr
für sich. Der Kanal würde nach diesem Plan zunächst von Büttel nordwärts
bis Grünthal, dann dem Thäte der Gicsclau folgend bis zur Eider und wieder
dieser folgend in die Obereider lausen. Von Schirnau sind zwei östliche Richtungen
vorgeschlagen, von denen die eine über Bünsdorf und durch den Wittensee in
das windcbycr Noor, die andere über Voorde nach dem Goossee gehen und
beim Sandkrugc in, die eckernförder Bucht münden sollte. Der Marinehafen
sollte bei Rendsburg in der erweiterten Eider sein, der Kanal eine Tiefe von
24, eine Sohlenbreite von 68 und einen Wasserspiegel von 150 Fuß Breite haben.
An Schleußen waren drei, eine am westlichen, eine am östlichen Ende und eine
in der Mitte projectirt, und jede derselben zu 250 Fuß Länge und 60 Fuß
Breite. Die Länge des Kanals würde zwischen 11 und 12 Meilen betragen,


die projectirten Dimensionen für den Kanal und die Schleußen nicht ans, wenn
die Wasserstraße für die größten Handels- und Kriegsschiffe passirvar sein soll,
sondern dieselbe müßte mindestens eine Tiefe von 25, eine Breite an der Sohle
von 62, an der Wasserlinie von 160 Fuß haben, und den Scdlcußenkammern
wäre eine Länge von 380 und eine Breite von 62 Fuß zu geben. Dies aber
würde den für die Durchschlcußung erforderlichen Wasserbedarf reichlich ver¬
doppeln, dessen Herbeischaffung ans dem Treenegebiet ohnedies zu günstig be¬
rechnet ist, und so würden jährlich allerhöchsten« 8000 Durchschlcußungen statt¬
finden können, was für den zu erwartenden Verkehr nicht entfernt ausreichend wäre.
Wollte man diesem Uebelstande dadurch abhelfen, daß man das Kanalbett tiefer
einschritte, so würde dies die Kosten der Anlage beträchtlich erhöhen. Ließe
sich diese größere Ausgabe rechtfertigen, so stände der Linie immer noch der
Haupteinwand entgegen, der alle an der Westküste nördlich von der Elbmündung
endigende Kanallinien in gleicher Weise trifft: sie würde im Gebiete der Watten-
bildung münden, und überdies liegt vor der Hcvcr bei Husum eine Barre, die
bei mittlerem Wasserstande nur Schiffe von 20 Fuß Tiefgang passiren läßt.

6) Aus ähnlichen Gründen ist der 1848 in öffentlichen Blättern besprochne
Plan einer Linie Ki el-Tönnin gen, den neuerdings eine französische Gesellschaft
wieder aufgenommen haben soll, und nach welchem man den bereits existirenden
Kanal zwischen Kiel und der Eider ausliefen und die letztere rectificiren und
ebenfalls vertiefen wollte, unpraktisch. Auch bei Tönningen läßt sich der Watten¬
bildung wegen kein für nautische und militärische Zwecke geeigneter Hafen ge¬
winnen. Außerdem aber würde die Vertiefung und Erweiterung des alten
Kanals und die Ausbaggerung der Untereider ebensoviel kosten als ein Neubau,
aus welchem letzteren Grunde auch von dem verwandten Gedanken

6) einer Linie Kiel-Rendsburg-Brunsbüttel abgesehen werden muß.
Dagegen hat

7) das Project eines Kanals zwischen Eckernförde und Büttel,
welches 1848 von den Gebrüdern Christcnscn empfohlen wurde, wieder mehr
für sich. Der Kanal würde nach diesem Plan zunächst von Büttel nordwärts
bis Grünthal, dann dem Thäte der Gicsclau folgend bis zur Eider und wieder
dieser folgend in die Obereider lausen. Von Schirnau sind zwei östliche Richtungen
vorgeschlagen, von denen die eine über Bünsdorf und durch den Wittensee in
das windcbycr Noor, die andere über Voorde nach dem Goossee gehen und
beim Sandkrugc in, die eckernförder Bucht münden sollte. Der Marinehafen
sollte bei Rendsburg in der erweiterten Eider sein, der Kanal eine Tiefe von
24, eine Sohlenbreite von 68 und einen Wasserspiegel von 150 Fuß Breite haben.
An Schleußen waren drei, eine am westlichen, eine am östlichen Ende und eine
in der Mitte projectirt, und jede derselben zu 250 Fuß Länge und 60 Fuß
Breite. Die Länge des Kanals würde zwischen 11 und 12 Meilen betragen,


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[0061] die projectirten Dimensionen für den Kanal und die Schleußen nicht ans, wenn die Wasserstraße für die größten Handels- und Kriegsschiffe passirvar sein soll, sondern dieselbe müßte mindestens eine Tiefe von 25, eine Breite an der Sohle von 62, an der Wasserlinie von 160 Fuß haben, und den Scdlcußenkammern wäre eine Länge von 380 und eine Breite von 62 Fuß zu geben. Dies aber würde den für die Durchschlcußung erforderlichen Wasserbedarf reichlich ver¬ doppeln, dessen Herbeischaffung ans dem Treenegebiet ohnedies zu günstig be¬ rechnet ist, und so würden jährlich allerhöchsten« 8000 Durchschlcußungen statt¬ finden können, was für den zu erwartenden Verkehr nicht entfernt ausreichend wäre. Wollte man diesem Uebelstande dadurch abhelfen, daß man das Kanalbett tiefer einschritte, so würde dies die Kosten der Anlage beträchtlich erhöhen. Ließe sich diese größere Ausgabe rechtfertigen, so stände der Linie immer noch der Haupteinwand entgegen, der alle an der Westküste nördlich von der Elbmündung endigende Kanallinien in gleicher Weise trifft: sie würde im Gebiete der Watten- bildung münden, und überdies liegt vor der Hcvcr bei Husum eine Barre, die bei mittlerem Wasserstande nur Schiffe von 20 Fuß Tiefgang passiren läßt. 6) Aus ähnlichen Gründen ist der 1848 in öffentlichen Blättern besprochne Plan einer Linie Ki el-Tönnin gen, den neuerdings eine französische Gesellschaft wieder aufgenommen haben soll, und nach welchem man den bereits existirenden Kanal zwischen Kiel und der Eider ausliefen und die letztere rectificiren und ebenfalls vertiefen wollte, unpraktisch. Auch bei Tönningen läßt sich der Watten¬ bildung wegen kein für nautische und militärische Zwecke geeigneter Hafen ge¬ winnen. Außerdem aber würde die Vertiefung und Erweiterung des alten Kanals und die Ausbaggerung der Untereider ebensoviel kosten als ein Neubau, aus welchem letzteren Grunde auch von dem verwandten Gedanken 6) einer Linie Kiel-Rendsburg-Brunsbüttel abgesehen werden muß. Dagegen hat 7) das Project eines Kanals zwischen Eckernförde und Büttel, welches 1848 von den Gebrüdern Christcnscn empfohlen wurde, wieder mehr für sich. Der Kanal würde nach diesem Plan zunächst von Büttel nordwärts bis Grünthal, dann dem Thäte der Gicsclau folgend bis zur Eider und wieder dieser folgend in die Obereider lausen. Von Schirnau sind zwei östliche Richtungen vorgeschlagen, von denen die eine über Bünsdorf und durch den Wittensee in das windcbycr Noor, die andere über Voorde nach dem Goossee gehen und beim Sandkrugc in, die eckernförder Bucht münden sollte. Der Marinehafen sollte bei Rendsburg in der erweiterten Eider sein, der Kanal eine Tiefe von 24, eine Sohlenbreite von 68 und einen Wasserspiegel von 150 Fuß Breite haben. An Schleußen waren drei, eine am westlichen, eine am östlichen Ende und eine in der Mitte projectirt, und jede derselben zu 250 Fuß Länge und 60 Fuß Breite. Die Länge des Kanals würde zwischen 11 und 12 Meilen betragen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/61>, abgerufen am 20.10.2024.