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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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ist als hart an der Grenze gelegen und deshalb schwer zu schützen, dann weil
ihre Endpunkte für den großen Handel ungeeignet liegen, ganz außer Betracht
zu lassen.

2) Aus ähnlichen Gründen ist der Gedanke eines Kanals zwischen Bal-
lum und Apenrade, den der Holländer Pitael dem König Christian dem
Vierten vorlegte, zu verwerfen, obwohl die apenrader Bucht schon an sich, dann
wegen ihres Zusammenhangs mit der wichtigen Position des alsener Sundes
sich sehr zum Flottenhafen empfiehlt.

3) Die Linie Hoyer-Flensburg. 1761 von v. Justi vorgeschlagen, ist,
obgleich die flensburger Föhrde für Kriegszwecke noch günstigere Bedingungen
bietet als der apenrader Busen, ebenfalls abzuweisen, weil der Hafen von
Hoyer in dem gefährlichen Wattengebiet keinen passenden Einfahrtspunkt abgiebt,
weil serner die Ausführung des Kanals für große Schiffe hier im zTcrrain fast
unüberwindlichen Hindernissen begegnen würde, endlich weil von Flensburg
aus wieder in der Ostsee das Gebiet der Inseln die Schifffahrt mehr erschwert
als bei südlicher gelegnen Häfen. Mehr Beachtung und ausführlichere Prüfung
verdient

4) das Project eines Kanals zwischen Husum und Eckernförde,
welches, 1849 aufgetaucht, von einem Ausschuß, der aus den Herren Clausen,
Jansen und Brühn bestand, begründet wurde. Der Kanal sollte hiernach von
dem mittelst eines Durchstichs mit der eckernfördcr Bucht verbundenen winde-
byer Noor in gerader Richtung nach Westen laufen und in die durch Dampf¬
bagger zu vertiefende Schlei münden. Bis Bustorf wäre er ohne Schleußen
und läge im Niveau des Ostseespiegels. Bei Bustof begönne ein künstlicher
Wasserspiegel, und zwar sollte hier die Hebung der Schiffe in einer Doppel-
schleuße sogleich bis zur vollen Höhe des Kanals, circa 14 Fuß über der Ostsee,
stattfinden. Dann ginge der Kanal ohne Unterbrechung durch fernere Schleußen
bis Husum, wo eine zweite Doppelschleuße die Fahrzeuge circa 11 Fuß bis
zum mittleren Nordseespiegel hinabließe. Die Speisung des Kanals. der Ersatz
des beim Durchschleußen verloren gehenden Wassers sollte durch die zu einem
künstlichen See aufgestaute Treene bewirkt werden. Die Tiefe des Kanals
war auf 22 bis 24, die Breite desselben in der Sohle aus 60, in der Wasser¬
linie aus 128 angesetzt. Die Schleußenkammern sollten eine Länge von 220 und eine
Breite von SO Fuß erhalten. Das Gebiet zum Sammeln des Speisungswassers
wurde auf zehn Quadratmeilen veranschlagt und angenommen, daß von 30 Zoll
Regenhöhe 12 dem Kanal zukommen würden, eine Wassermenge, die zu 22,700
Durchschleußungen hinreichen würde. Die Kosten des Ganzen sollten circa zehn
und eine halbe Million preußische Thaler betragen.

Diese Linie würde sich nach unserm Verfasser durch ihre Kürze empfehlen,
da sie nicht viel über fünf deutsche Meilen lang sein würde. Dagegen reichen


ist als hart an der Grenze gelegen und deshalb schwer zu schützen, dann weil
ihre Endpunkte für den großen Handel ungeeignet liegen, ganz außer Betracht
zu lassen.

2) Aus ähnlichen Gründen ist der Gedanke eines Kanals zwischen Bal-
lum und Apenrade, den der Holländer Pitael dem König Christian dem
Vierten vorlegte, zu verwerfen, obwohl die apenrader Bucht schon an sich, dann
wegen ihres Zusammenhangs mit der wichtigen Position des alsener Sundes
sich sehr zum Flottenhafen empfiehlt.

3) Die Linie Hoyer-Flensburg. 1761 von v. Justi vorgeschlagen, ist,
obgleich die flensburger Föhrde für Kriegszwecke noch günstigere Bedingungen
bietet als der apenrader Busen, ebenfalls abzuweisen, weil der Hafen von
Hoyer in dem gefährlichen Wattengebiet keinen passenden Einfahrtspunkt abgiebt,
weil serner die Ausführung des Kanals für große Schiffe hier im zTcrrain fast
unüberwindlichen Hindernissen begegnen würde, endlich weil von Flensburg
aus wieder in der Ostsee das Gebiet der Inseln die Schifffahrt mehr erschwert
als bei südlicher gelegnen Häfen. Mehr Beachtung und ausführlichere Prüfung
verdient

4) das Project eines Kanals zwischen Husum und Eckernförde,
welches, 1849 aufgetaucht, von einem Ausschuß, der aus den Herren Clausen,
Jansen und Brühn bestand, begründet wurde. Der Kanal sollte hiernach von
dem mittelst eines Durchstichs mit der eckernfördcr Bucht verbundenen winde-
byer Noor in gerader Richtung nach Westen laufen und in die durch Dampf¬
bagger zu vertiefende Schlei münden. Bis Bustorf wäre er ohne Schleußen
und läge im Niveau des Ostseespiegels. Bei Bustof begönne ein künstlicher
Wasserspiegel, und zwar sollte hier die Hebung der Schiffe in einer Doppel-
schleuße sogleich bis zur vollen Höhe des Kanals, circa 14 Fuß über der Ostsee,
stattfinden. Dann ginge der Kanal ohne Unterbrechung durch fernere Schleußen
bis Husum, wo eine zweite Doppelschleuße die Fahrzeuge circa 11 Fuß bis
zum mittleren Nordseespiegel hinabließe. Die Speisung des Kanals. der Ersatz
des beim Durchschleußen verloren gehenden Wassers sollte durch die zu einem
künstlichen See aufgestaute Treene bewirkt werden. Die Tiefe des Kanals
war auf 22 bis 24, die Breite desselben in der Sohle aus 60, in der Wasser¬
linie aus 128 angesetzt. Die Schleußenkammern sollten eine Länge von 220 und eine
Breite von SO Fuß erhalten. Das Gebiet zum Sammeln des Speisungswassers
wurde auf zehn Quadratmeilen veranschlagt und angenommen, daß von 30 Zoll
Regenhöhe 12 dem Kanal zukommen würden, eine Wassermenge, die zu 22,700
Durchschleußungen hinreichen würde. Die Kosten des Ganzen sollten circa zehn
und eine halbe Million preußische Thaler betragen.

Diese Linie würde sich nach unserm Verfasser durch ihre Kürze empfehlen,
da sie nicht viel über fünf deutsche Meilen lang sein würde. Dagegen reichen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/60>, abgerufen am 28.09.2024.