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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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die Bespeisnng für circa 18,000 Durchschleußungen hingereicht, die Ausgabe
für das Ganze sich etwa auf 11 Millionen Thaler preußisch belaufen haben.

Gegen diesen Plan hat unsre Schrift zuvörderst zum Theil dasselbe wie
gegen die Linie Husum-Eckernförde einzuwenden, das heißt, die hier angenommenen
Dimensionen müßten, um den Erfordernissen der Gegenwart zu entsprechen, er¬
hebliche Erweiterungen erfahren, und dies würde die Kosten in demselben Maße
vermehren. Dann aber ist die Eider bei Rendsburg als Süßwasserreservoir
für einen Marinehafen nicht zu empfehlen, und das windebyer Novr hat zwar
hohen Werth für Werftanlagen u. d., ist aber als Brackwasserbassin auch nicht
viel besser als Winterhafen für die Kriegsflotte. Endlich aber ist auch die
Außenrhede Eckernfördes bei Ostwind nicht sicher und müßte als Zuflucht das
bei schlechtem Wetter kaum sicher zu erreichende ebenerwähnte Noor gelten.

Hierin hat der Verfasser zugleich die Gründe angedeutet, welche das
Project. für das er im weitern Verlauf offenbar und, wie uns scheint, in
schwer zu widerlegender Weise plaidirt. vortheilhafter erscheinen lassen. Dies ist

8) Die Linie Brunsbüttel-Kiel. über die wir den Verfasser in der
Hauptsache mit eignen Worten reden lassen.

"Die von dem kieler Ausschuß für die deutsche Flotte im Jahre 1848 zu
1849 veranlaßte technische Untersuchung, die mit allen Details durchgeführt
worden ist. stellte als zweckmäßigste Richtung die Linie: Kiel-Westensee-Bockel-
Holm-Lütjenwistedt-Hanerau-Hohcnhörn-Burg durch den Kudensee und zwischen
Büttel und Brunsbüttel in die Elbe fest.

Die Wasserhaltung des Kanals, die Dimensionen desselben und die Zahl
der Schleußen sind dieselben wie in dem vorigen Project, die Speisung insofern
günstiger, als noch das wasserreiche Swentinegebiet mit herangezogen werden
kann, also eine größere Frequenz des Kanals zu befriedigen ist. Auch der westliche
Endpunkt fällt mit dem der vorigen Linie zusammen, der östliche im kieler Hafen
dagegen ist unbedingt weit vorzüglicher, ja es darf behauptet werden, daß die
Kosten der fortisicatorischen Arbeiten für den Kriegshafen durch die Wahl dieses
Ausgangspunktes auf ein Minimum herabgesetzt, also für den Kanalbau ge¬
wonnen werden.

An und für sich braucht freilich der Kriegshafen durchaus nicht mit der
Kanalmündung zusammenzufallen, wenn diese nur von jenem aus völlig ge¬
deckt und unter allen Umständen von den Kriegsschiffen erreicht werden kann.
Wären diese Bedingungen zu erfüllen und daneben Eckernförde für Handels¬
zwecke günstiger gelegen, so würde es thunlich sein, die Kanallinie Büttel-
Eckernförde zu wählen und die kieler Bucht zum Kriegshafen zu machen.
Diese Bedingungen dürften indeß schwerlich zutreffen. Ein besondrer Vorzug
der eckernförder Bucht für Handelszwecke würde kaum zu nennen sein, außer
daß. wenn dort kein Kriegshafen gebildet werden soll, das windebyer Noor zu


die Bespeisnng für circa 18,000 Durchschleußungen hingereicht, die Ausgabe
für das Ganze sich etwa auf 11 Millionen Thaler preußisch belaufen haben.

Gegen diesen Plan hat unsre Schrift zuvörderst zum Theil dasselbe wie
gegen die Linie Husum-Eckernförde einzuwenden, das heißt, die hier angenommenen
Dimensionen müßten, um den Erfordernissen der Gegenwart zu entsprechen, er¬
hebliche Erweiterungen erfahren, und dies würde die Kosten in demselben Maße
vermehren. Dann aber ist die Eider bei Rendsburg als Süßwasserreservoir
für einen Marinehafen nicht zu empfehlen, und das windebyer Novr hat zwar
hohen Werth für Werftanlagen u. d., ist aber als Brackwasserbassin auch nicht
viel besser als Winterhafen für die Kriegsflotte. Endlich aber ist auch die
Außenrhede Eckernfördes bei Ostwind nicht sicher und müßte als Zuflucht das
bei schlechtem Wetter kaum sicher zu erreichende ebenerwähnte Noor gelten.

Hierin hat der Verfasser zugleich die Gründe angedeutet, welche das
Project. für das er im weitern Verlauf offenbar und, wie uns scheint, in
schwer zu widerlegender Weise plaidirt. vortheilhafter erscheinen lassen. Dies ist

8) Die Linie Brunsbüttel-Kiel. über die wir den Verfasser in der
Hauptsache mit eignen Worten reden lassen.

„Die von dem kieler Ausschuß für die deutsche Flotte im Jahre 1848 zu
1849 veranlaßte technische Untersuchung, die mit allen Details durchgeführt
worden ist. stellte als zweckmäßigste Richtung die Linie: Kiel-Westensee-Bockel-
Holm-Lütjenwistedt-Hanerau-Hohcnhörn-Burg durch den Kudensee und zwischen
Büttel und Brunsbüttel in die Elbe fest.

Die Wasserhaltung des Kanals, die Dimensionen desselben und die Zahl
der Schleußen sind dieselben wie in dem vorigen Project, die Speisung insofern
günstiger, als noch das wasserreiche Swentinegebiet mit herangezogen werden
kann, also eine größere Frequenz des Kanals zu befriedigen ist. Auch der westliche
Endpunkt fällt mit dem der vorigen Linie zusammen, der östliche im kieler Hafen
dagegen ist unbedingt weit vorzüglicher, ja es darf behauptet werden, daß die
Kosten der fortisicatorischen Arbeiten für den Kriegshafen durch die Wahl dieses
Ausgangspunktes auf ein Minimum herabgesetzt, also für den Kanalbau ge¬
wonnen werden.

An und für sich braucht freilich der Kriegshafen durchaus nicht mit der
Kanalmündung zusammenzufallen, wenn diese nur von jenem aus völlig ge¬
deckt und unter allen Umständen von den Kriegsschiffen erreicht werden kann.
Wären diese Bedingungen zu erfüllen und daneben Eckernförde für Handels¬
zwecke günstiger gelegen, so würde es thunlich sein, die Kanallinie Büttel-
Eckernförde zu wählen und die kieler Bucht zum Kriegshafen zu machen.
Diese Bedingungen dürften indeß schwerlich zutreffen. Ein besondrer Vorzug
der eckernförder Bucht für Handelszwecke würde kaum zu nennen sein, außer
daß. wenn dort kein Kriegshafen gebildet werden soll, das windebyer Noor zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/62>, abgerufen am 20.10.2024.