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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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wer nennt sie alle, deren Zahl jeder neue Salon noch vermehrt! Allen vor-
an aber Daubigny, (geb. 1817) mit der wunderbaren Schönheit seiner Male¬
rei, die ebenso in der innersten Wahrheit beruht, mit der sie einen bestimmten
Naturcharakter, vorzugsweise den in seiner Einfachheit so eigenthümlich lieb¬
lichen der Seine- und Oiseufer, wiedergiebt, als in der undefinirbaren malerischen
Poesie der Luft und des Lichts, welche er wie kein Andrer darüber auszugießen
weiß. Unter den Frucht- und Blumenmalern, welche natürlich von der Pho¬
tographie zu doppeltem Wetteifer angespornt sind und die große Entwickelung
der malerischen Technik vortrefflich zu nutzen wissen, nenne ich den. der mir an
realistischer Treue wie an künstlerischer Schönheit als der erste erschienen ist:
Robim. Dieser Ueberblick über die französische Malerei der Gegenwart würde
ein Hineinziehen der mit ihr in so nahem Zusammenhang stehenden zeichnen¬
den Künste und der mächtigen Nebenzweige, Miniatur-, Aquarell-, Pa¬
stellmalerei, in den Kreis der Betrachtung zu seiner Vollständigkeit bedürfen.
Doch ist das einmal wieder ein zu reiches und umfassendes Gebiet für
sich, um es hier wie im Anhange zu behandeln; und andrerseits will
unsere immer nur andeutende und gedrängte Uebersicht überhaupt auf keine
erschöpfende Vollständigkeit in der Bearbeitung eines so bedeutenden Themas
Anspruch erheben. Wenn sie eine ungefähre Anschauung mancher seltsamen,
befremdlichen und krankhaften Erscheinungen geben mag. welche die Bildungen
und Zustände. Anschauungen und Sitten, wie sie unter dem zweiten Empire
in der französischen Gesellschaft erwachsen sind, auch in der Malerei zu Tage
treten ließen, so sollte sie auch hinweisen auf die große Masse gesundem Stre-
bens, bedeutenden Talents, tüchtiger ehrlicher Arbeit, welche sich dort gleichzeitig
kund giebt und welche nicht daran zweifeln läßt, daß die Kunst dieses geist¬
reichen und gerade auf diesem Gebiete so hoch begabten Volks, das ihrer schö-
nen und erfreulichen Entwicklung Feindliche seiner Zeit wieder ebenso aus¬
scheiden wird, wie die Nation selbst das, was ihren Körper vorübergehend
vergiftet.




Vermischte Literatur.

Sir Walter Scott von Karl Elze. Zwei Bände. Dresden. Louis Ehler-
mann. 1864.

Eine auf fleißigem Studium der Quellen ruhende und wohlgcschriebene Arbeit,


wer nennt sie alle, deren Zahl jeder neue Salon noch vermehrt! Allen vor-
an aber Daubigny, (geb. 1817) mit der wunderbaren Schönheit seiner Male¬
rei, die ebenso in der innersten Wahrheit beruht, mit der sie einen bestimmten
Naturcharakter, vorzugsweise den in seiner Einfachheit so eigenthümlich lieb¬
lichen der Seine- und Oiseufer, wiedergiebt, als in der undefinirbaren malerischen
Poesie der Luft und des Lichts, welche er wie kein Andrer darüber auszugießen
weiß. Unter den Frucht- und Blumenmalern, welche natürlich von der Pho¬
tographie zu doppeltem Wetteifer angespornt sind und die große Entwickelung
der malerischen Technik vortrefflich zu nutzen wissen, nenne ich den. der mir an
realistischer Treue wie an künstlerischer Schönheit als der erste erschienen ist:
Robim. Dieser Ueberblick über die französische Malerei der Gegenwart würde
ein Hineinziehen der mit ihr in so nahem Zusammenhang stehenden zeichnen¬
den Künste und der mächtigen Nebenzweige, Miniatur-, Aquarell-, Pa¬
stellmalerei, in den Kreis der Betrachtung zu seiner Vollständigkeit bedürfen.
Doch ist das einmal wieder ein zu reiches und umfassendes Gebiet für
sich, um es hier wie im Anhange zu behandeln; und andrerseits will
unsere immer nur andeutende und gedrängte Uebersicht überhaupt auf keine
erschöpfende Vollständigkeit in der Bearbeitung eines so bedeutenden Themas
Anspruch erheben. Wenn sie eine ungefähre Anschauung mancher seltsamen,
befremdlichen und krankhaften Erscheinungen geben mag. welche die Bildungen
und Zustände. Anschauungen und Sitten, wie sie unter dem zweiten Empire
in der französischen Gesellschaft erwachsen sind, auch in der Malerei zu Tage
treten ließen, so sollte sie auch hinweisen auf die große Masse gesundem Stre-
bens, bedeutenden Talents, tüchtiger ehrlicher Arbeit, welche sich dort gleichzeitig
kund giebt und welche nicht daran zweifeln läßt, daß die Kunst dieses geist¬
reichen und gerade auf diesem Gebiete so hoch begabten Volks, das ihrer schö-
nen und erfreulichen Entwicklung Feindliche seiner Zeit wieder ebenso aus¬
scheiden wird, wie die Nation selbst das, was ihren Körper vorübergehend
vergiftet.




Vermischte Literatur.

Sir Walter Scott von Karl Elze. Zwei Bände. Dresden. Louis Ehler-
mann. 1864.

Eine auf fleißigem Studium der Quellen ruhende und wohlgcschriebene Arbeit,


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[0485] wer nennt sie alle, deren Zahl jeder neue Salon noch vermehrt! Allen vor- an aber Daubigny, (geb. 1817) mit der wunderbaren Schönheit seiner Male¬ rei, die ebenso in der innersten Wahrheit beruht, mit der sie einen bestimmten Naturcharakter, vorzugsweise den in seiner Einfachheit so eigenthümlich lieb¬ lichen der Seine- und Oiseufer, wiedergiebt, als in der undefinirbaren malerischen Poesie der Luft und des Lichts, welche er wie kein Andrer darüber auszugießen weiß. Unter den Frucht- und Blumenmalern, welche natürlich von der Pho¬ tographie zu doppeltem Wetteifer angespornt sind und die große Entwickelung der malerischen Technik vortrefflich zu nutzen wissen, nenne ich den. der mir an realistischer Treue wie an künstlerischer Schönheit als der erste erschienen ist: Robim. Dieser Ueberblick über die französische Malerei der Gegenwart würde ein Hineinziehen der mit ihr in so nahem Zusammenhang stehenden zeichnen¬ den Künste und der mächtigen Nebenzweige, Miniatur-, Aquarell-, Pa¬ stellmalerei, in den Kreis der Betrachtung zu seiner Vollständigkeit bedürfen. Doch ist das einmal wieder ein zu reiches und umfassendes Gebiet für sich, um es hier wie im Anhange zu behandeln; und andrerseits will unsere immer nur andeutende und gedrängte Uebersicht überhaupt auf keine erschöpfende Vollständigkeit in der Bearbeitung eines so bedeutenden Themas Anspruch erheben. Wenn sie eine ungefähre Anschauung mancher seltsamen, befremdlichen und krankhaften Erscheinungen geben mag. welche die Bildungen und Zustände. Anschauungen und Sitten, wie sie unter dem zweiten Empire in der französischen Gesellschaft erwachsen sind, auch in der Malerei zu Tage treten ließen, so sollte sie auch hinweisen auf die große Masse gesundem Stre- bens, bedeutenden Talents, tüchtiger ehrlicher Arbeit, welche sich dort gleichzeitig kund giebt und welche nicht daran zweifeln läßt, daß die Kunst dieses geist¬ reichen und gerade auf diesem Gebiete so hoch begabten Volks, das ihrer schö- nen und erfreulichen Entwicklung Feindliche seiner Zeit wieder ebenso aus¬ scheiden wird, wie die Nation selbst das, was ihren Körper vorübergehend vergiftet. Vermischte Literatur. Sir Walter Scott von Karl Elze. Zwei Bände. Dresden. Louis Ehler- mann. 1864. Eine auf fleißigem Studium der Quellen ruhende und wohlgcschriebene Arbeit,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/485>, abgerufen am 28.09.2024.