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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Ausrüstungsgegenstande erst im Augenblicke des Bedarfes auf dem Wege der
Privatlieferung herbeischaffen wollte, hat seine Richtigkeit; aber ebenso un¬
zweifelhaft ist auch, daß viele dieser Bauten theils zwecklos, theils überflüssig,
theils nach einem der voraussichtlichen Entfaltung der östreichischen Marine nicht
entsprechenden riesigen Maßstabe angelegt sind. Begann dann die Geldquelle
zu versiegen, so geschah es nicht selten, daß man das angefangene Werk auf¬
gab, wo dann alle bisher verwendeten Summen so gut wie weggeworfen waren.
In entgegengesetzter Weise beachtete man bei Bauten, welche für längere Zeit
genügen sollten, nur das Bedürfniß des Augenblickes, so daß wiederholt ein
Dock, ein Magazin oder ein Damm schon wenige Monate nach der Vollendung
durch einen neuen und größeren Bau dieser Art ersetzt werden mußte. Auch
entschloß man sich, da man die Unbeständigkeit der obersten Leitung erkannte
und keine Verantwortung auf sich laden wollte, auch wohl zu gar keinem Baue
und begnügte sich mit einem Provisorium, das alljährlich durch ein anderes
Provisorium und schließlich doch durch einen permanenten Bau ersetzt wurde.
An der Ausführung mancher besonders kostspieliger Entwürfe hatte auch die
Eitelkeit ihren Antheil, da man sich an dem Gedanken erfreute, "etwas zu be¬
sitzen, was bei den Franzosen und Engländern nicht größer anzutreffen ist."

Dennoch sind die Schiffswerften und Werkstätten in Pola nicht nur gro߬
artig, sondern im Allgemeinen auch zweckmäßig eingerichtet; auch das dortige
Arsenal dürfte mit der Zeit eine größere Bedeutung erlangen. Dagegen ge¬
nügt das Arsenal in Venedig kaum für die Binnengewässer- und Lagunen-
flotillen, (für welche es auch fast ausschließlich benutzt wird) und entspricht in
keiner Beziehung dem Rufe, welchen es in Europa genießt. Auch in Fiume,
auf den istrischen und dalmatinischen Inseln, in der Bucht von Muggia und
namentlich in Trieft hat man viele mehr oder minder bedeutende Marine¬
etablissements angelegt, und diese können wir fast ohne Ausnahme theils als
gänzlich überflüssig, theils als zu weitläufig und kostspielig eingerichtet bezeichnen.

In die Details eingehend, findet man bei den einzelnen Theilen der Schiffs¬
und Artillerieausrüstung nur selten die wünschenswerthe Vollkommenheit der
Anfertigung und Verwendung, wenn auch das Material im Allgemeinen von
den Marineoffizieren anderer Staaten als ganz vorzüglich anerkannt wird. So
ist das östreichische Schiffsbauholz von besonderer Brauchbarkeit, wenn es auch
mit dem Teakholz, welches in der englischen Marine jetzt vielfach verwendet wird,
keinen Vergleich aushält. Nicht minder vorzüglich ist der kroatische Hanf. Die
Kohlen, welche die östreichische Marine aus dem Inlande bezieht, sind zwar im
Preise etwas theuer, aber von ziemlich guter Qualität und werden von den
Engländern sehr gern benutzt. Das aus den krainer und ungarischen Berg¬
werken bezogene Kupfer ist gut und wohlfeil, und das steirische Eisen hat auch
bei der Verwendung zu Panzerplatten den alten Ruf wohl bewährt, wobei


Ausrüstungsgegenstande erst im Augenblicke des Bedarfes auf dem Wege der
Privatlieferung herbeischaffen wollte, hat seine Richtigkeit; aber ebenso un¬
zweifelhaft ist auch, daß viele dieser Bauten theils zwecklos, theils überflüssig,
theils nach einem der voraussichtlichen Entfaltung der östreichischen Marine nicht
entsprechenden riesigen Maßstabe angelegt sind. Begann dann die Geldquelle
zu versiegen, so geschah es nicht selten, daß man das angefangene Werk auf¬
gab, wo dann alle bisher verwendeten Summen so gut wie weggeworfen waren.
In entgegengesetzter Weise beachtete man bei Bauten, welche für längere Zeit
genügen sollten, nur das Bedürfniß des Augenblickes, so daß wiederholt ein
Dock, ein Magazin oder ein Damm schon wenige Monate nach der Vollendung
durch einen neuen und größeren Bau dieser Art ersetzt werden mußte. Auch
entschloß man sich, da man die Unbeständigkeit der obersten Leitung erkannte
und keine Verantwortung auf sich laden wollte, auch wohl zu gar keinem Baue
und begnügte sich mit einem Provisorium, das alljährlich durch ein anderes
Provisorium und schließlich doch durch einen permanenten Bau ersetzt wurde.
An der Ausführung mancher besonders kostspieliger Entwürfe hatte auch die
Eitelkeit ihren Antheil, da man sich an dem Gedanken erfreute, „etwas zu be¬
sitzen, was bei den Franzosen und Engländern nicht größer anzutreffen ist."

Dennoch sind die Schiffswerften und Werkstätten in Pola nicht nur gro߬
artig, sondern im Allgemeinen auch zweckmäßig eingerichtet; auch das dortige
Arsenal dürfte mit der Zeit eine größere Bedeutung erlangen. Dagegen ge¬
nügt das Arsenal in Venedig kaum für die Binnengewässer- und Lagunen-
flotillen, (für welche es auch fast ausschließlich benutzt wird) und entspricht in
keiner Beziehung dem Rufe, welchen es in Europa genießt. Auch in Fiume,
auf den istrischen und dalmatinischen Inseln, in der Bucht von Muggia und
namentlich in Trieft hat man viele mehr oder minder bedeutende Marine¬
etablissements angelegt, und diese können wir fast ohne Ausnahme theils als
gänzlich überflüssig, theils als zu weitläufig und kostspielig eingerichtet bezeichnen.

In die Details eingehend, findet man bei den einzelnen Theilen der Schiffs¬
und Artillerieausrüstung nur selten die wünschenswerthe Vollkommenheit der
Anfertigung und Verwendung, wenn auch das Material im Allgemeinen von
den Marineoffizieren anderer Staaten als ganz vorzüglich anerkannt wird. So
ist das östreichische Schiffsbauholz von besonderer Brauchbarkeit, wenn es auch
mit dem Teakholz, welches in der englischen Marine jetzt vielfach verwendet wird,
keinen Vergleich aushält. Nicht minder vorzüglich ist der kroatische Hanf. Die
Kohlen, welche die östreichische Marine aus dem Inlande bezieht, sind zwar im
Preise etwas theuer, aber von ziemlich guter Qualität und werden von den
Engländern sehr gern benutzt. Das aus den krainer und ungarischen Berg¬
werken bezogene Kupfer ist gut und wohlfeil, und das steirische Eisen hat auch
bei der Verwendung zu Panzerplatten den alten Ruf wohl bewährt, wobei


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[0332] Ausrüstungsgegenstande erst im Augenblicke des Bedarfes auf dem Wege der Privatlieferung herbeischaffen wollte, hat seine Richtigkeit; aber ebenso un¬ zweifelhaft ist auch, daß viele dieser Bauten theils zwecklos, theils überflüssig, theils nach einem der voraussichtlichen Entfaltung der östreichischen Marine nicht entsprechenden riesigen Maßstabe angelegt sind. Begann dann die Geldquelle zu versiegen, so geschah es nicht selten, daß man das angefangene Werk auf¬ gab, wo dann alle bisher verwendeten Summen so gut wie weggeworfen waren. In entgegengesetzter Weise beachtete man bei Bauten, welche für längere Zeit genügen sollten, nur das Bedürfniß des Augenblickes, so daß wiederholt ein Dock, ein Magazin oder ein Damm schon wenige Monate nach der Vollendung durch einen neuen und größeren Bau dieser Art ersetzt werden mußte. Auch entschloß man sich, da man die Unbeständigkeit der obersten Leitung erkannte und keine Verantwortung auf sich laden wollte, auch wohl zu gar keinem Baue und begnügte sich mit einem Provisorium, das alljährlich durch ein anderes Provisorium und schließlich doch durch einen permanenten Bau ersetzt wurde. An der Ausführung mancher besonders kostspieliger Entwürfe hatte auch die Eitelkeit ihren Antheil, da man sich an dem Gedanken erfreute, „etwas zu be¬ sitzen, was bei den Franzosen und Engländern nicht größer anzutreffen ist." Dennoch sind die Schiffswerften und Werkstätten in Pola nicht nur gro߬ artig, sondern im Allgemeinen auch zweckmäßig eingerichtet; auch das dortige Arsenal dürfte mit der Zeit eine größere Bedeutung erlangen. Dagegen ge¬ nügt das Arsenal in Venedig kaum für die Binnengewässer- und Lagunen- flotillen, (für welche es auch fast ausschließlich benutzt wird) und entspricht in keiner Beziehung dem Rufe, welchen es in Europa genießt. Auch in Fiume, auf den istrischen und dalmatinischen Inseln, in der Bucht von Muggia und namentlich in Trieft hat man viele mehr oder minder bedeutende Marine¬ etablissements angelegt, und diese können wir fast ohne Ausnahme theils als gänzlich überflüssig, theils als zu weitläufig und kostspielig eingerichtet bezeichnen. In die Details eingehend, findet man bei den einzelnen Theilen der Schiffs¬ und Artillerieausrüstung nur selten die wünschenswerthe Vollkommenheit der Anfertigung und Verwendung, wenn auch das Material im Allgemeinen von den Marineoffizieren anderer Staaten als ganz vorzüglich anerkannt wird. So ist das östreichische Schiffsbauholz von besonderer Brauchbarkeit, wenn es auch mit dem Teakholz, welches in der englischen Marine jetzt vielfach verwendet wird, keinen Vergleich aushält. Nicht minder vorzüglich ist der kroatische Hanf. Die Kohlen, welche die östreichische Marine aus dem Inlande bezieht, sind zwar im Preise etwas theuer, aber von ziemlich guter Qualität und werden von den Engländern sehr gern benutzt. Das aus den krainer und ungarischen Berg¬ werken bezogene Kupfer ist gut und wohlfeil, und das steirische Eisen hat auch bei der Verwendung zu Panzerplatten den alten Ruf wohl bewährt, wobei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/332>, abgerufen am 28.09.2024.