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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Das alte Rom auf Reisen.

Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬
gang der Antonine. Von L. Friedländer. 2. Theil, Leipzig, S. Hirzel.
1864. 408 S.

Dieser zweite Theil der Culturbilder Friedländers aus der römischen Kaiser¬
zeit besteht aus zwei umfangreichen Abhandlungen, von welchen die erste das
Reisen in dieser Periode, die darauf bezüglichen Anstalten, Straßen, Posten
Wirthshäuser, die Hauptveranlassungen zum Reisen, die gewöhnlichen Ziele der
Touristen, die Interessen derselben ins Auge faßt und schließlich die häusig auf¬
geworfene Frage nach dem Naturgefühl der Römer beantwortet, während die
zweite und ausführlichere sich über die Schauspiele des kaiserlichen Rom in
Circus, Amphitheater, Theater und Stadium verbreitet. Beide Abschnitte
bringen in wohlgeordneter Darstellung und schöner klarer Sprache, durch die
sich auch dieser Band dem größeren Publicum empfiehlt, die Ergebnisse sorg¬
fältiger Studien der Quellenschriftsteller. Ergebnisse, die sich um so lebens¬
voller und anschaulicher gestalten, als zu diesen Studien noch die Bekannt¬
schaft des Verfassers mit einem Theil des Bodens der alten Welt durch Autopsie
tritt. Von einigen Stücken der zweiten Abhandlung wurden in einem früheren
Jahrgang d. Bl. sehr ausgeführte Skizzen veröffentlicht. Von der ersten geben
wir im Folgenden die Grundzüge.

Auch im Alterthum wurde viel gereist und in der Kaiserzeit, wo alle Be¬
dingungen für bequemes, schnelles und sicheres Reisen in höherem Grade vor¬
handen waren wie seitdem bis auf den Anfang unsres Jahrhunderts in Europa,
jedenfalls so viel als bei uns vor Einführung der Eisenbahnen. Für die römische
Welt war das Kaiserthum, wenigstens in den beiden ersten Jahrhunderten seines Be¬
stehens, in der That der Friede. Die schädlichen Elemente waren in die äußerste
Ferne zurückgedrängt, die heilsamen von den Grenzen des Reichs in das Innere
gezogen. Meer und Land waren sicher, die Städte im Aufblühen, Berg und
Thal bebaut, die Seen und großen Ströme von Schiffen erfüllt, welche die
Erzeugnisse der Länder gegeneinander austauschten. Nirgends gab es Kriege


Grenzboten III. 18K4. 36
Das alte Rom auf Reisen.

Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬
gang der Antonine. Von L. Friedländer. 2. Theil, Leipzig, S. Hirzel.
1864. 408 S.

Dieser zweite Theil der Culturbilder Friedländers aus der römischen Kaiser¬
zeit besteht aus zwei umfangreichen Abhandlungen, von welchen die erste das
Reisen in dieser Periode, die darauf bezüglichen Anstalten, Straßen, Posten
Wirthshäuser, die Hauptveranlassungen zum Reisen, die gewöhnlichen Ziele der
Touristen, die Interessen derselben ins Auge faßt und schließlich die häusig auf¬
geworfene Frage nach dem Naturgefühl der Römer beantwortet, während die
zweite und ausführlichere sich über die Schauspiele des kaiserlichen Rom in
Circus, Amphitheater, Theater und Stadium verbreitet. Beide Abschnitte
bringen in wohlgeordneter Darstellung und schöner klarer Sprache, durch die
sich auch dieser Band dem größeren Publicum empfiehlt, die Ergebnisse sorg¬
fältiger Studien der Quellenschriftsteller. Ergebnisse, die sich um so lebens¬
voller und anschaulicher gestalten, als zu diesen Studien noch die Bekannt¬
schaft des Verfassers mit einem Theil des Bodens der alten Welt durch Autopsie
tritt. Von einigen Stücken der zweiten Abhandlung wurden in einem früheren
Jahrgang d. Bl. sehr ausgeführte Skizzen veröffentlicht. Von der ersten geben
wir im Folgenden die Grundzüge.

Auch im Alterthum wurde viel gereist und in der Kaiserzeit, wo alle Be¬
dingungen für bequemes, schnelles und sicheres Reisen in höherem Grade vor¬
handen waren wie seitdem bis auf den Anfang unsres Jahrhunderts in Europa,
jedenfalls so viel als bei uns vor Einführung der Eisenbahnen. Für die römische
Welt war das Kaiserthum, wenigstens in den beiden ersten Jahrhunderten seines Be¬
stehens, in der That der Friede. Die schädlichen Elemente waren in die äußerste
Ferne zurückgedrängt, die heilsamen von den Grenzen des Reichs in das Innere
gezogen. Meer und Land waren sicher, die Städte im Aufblühen, Berg und
Thal bebaut, die Seen und großen Ströme von Schiffen erfüllt, welche die
Erzeugnisse der Länder gegeneinander austauschten. Nirgends gab es Kriege


Grenzboten III. 18K4. 36
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[0289] Das alte Rom auf Reisen. Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von August bis zum Aus¬ gang der Antonine. Von L. Friedländer. 2. Theil, Leipzig, S. Hirzel. 1864. 408 S. Dieser zweite Theil der Culturbilder Friedländers aus der römischen Kaiser¬ zeit besteht aus zwei umfangreichen Abhandlungen, von welchen die erste das Reisen in dieser Periode, die darauf bezüglichen Anstalten, Straßen, Posten Wirthshäuser, die Hauptveranlassungen zum Reisen, die gewöhnlichen Ziele der Touristen, die Interessen derselben ins Auge faßt und schließlich die häusig auf¬ geworfene Frage nach dem Naturgefühl der Römer beantwortet, während die zweite und ausführlichere sich über die Schauspiele des kaiserlichen Rom in Circus, Amphitheater, Theater und Stadium verbreitet. Beide Abschnitte bringen in wohlgeordneter Darstellung und schöner klarer Sprache, durch die sich auch dieser Band dem größeren Publicum empfiehlt, die Ergebnisse sorg¬ fältiger Studien der Quellenschriftsteller. Ergebnisse, die sich um so lebens¬ voller und anschaulicher gestalten, als zu diesen Studien noch die Bekannt¬ schaft des Verfassers mit einem Theil des Bodens der alten Welt durch Autopsie tritt. Von einigen Stücken der zweiten Abhandlung wurden in einem früheren Jahrgang d. Bl. sehr ausgeführte Skizzen veröffentlicht. Von der ersten geben wir im Folgenden die Grundzüge. Auch im Alterthum wurde viel gereist und in der Kaiserzeit, wo alle Be¬ dingungen für bequemes, schnelles und sicheres Reisen in höherem Grade vor¬ handen waren wie seitdem bis auf den Anfang unsres Jahrhunderts in Europa, jedenfalls so viel als bei uns vor Einführung der Eisenbahnen. Für die römische Welt war das Kaiserthum, wenigstens in den beiden ersten Jahrhunderten seines Be¬ stehens, in der That der Friede. Die schädlichen Elemente waren in die äußerste Ferne zurückgedrängt, die heilsamen von den Grenzen des Reichs in das Innere gezogen. Meer und Land waren sicher, die Städte im Aufblühen, Berg und Thal bebaut, die Seen und großen Ströme von Schiffen erfüllt, welche die Erzeugnisse der Länder gegeneinander austauschten. Nirgends gab es Kriege Grenzboten III. 18K4. 36

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/289>, abgerufen am 28.09.2024.