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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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taillons auf dem Platze, und als sie endlich den Wald erreicht hatten, sahen
sie ihre" Verlust sich noch vergrößern, da die hinter den Bäumen sich verber¬
genden Dänen, deren Gewehre unter gleichen Umständen nicht unbrauchbar ge¬
worden waren, jetzt aus größter Nähe ein sicheres Feuer unterhielten oder ihre
athemlosen Gegner stehenden Fußes erwarteten und dann ihre geschonte Kör¬
perkraft zur Geltung brachten.

Das Regiment "Belgien" ging zur Unterstützung der Jäger rechts und
links der Straße vor und verfolgte mit derselben Tapferkeit, aber auch den¬
selben Verlusten die Dänen bis in den Wald. Prinz,Würtemberg, der
Oberst dieses Regiments, Oberstlieutenant Jlleschütz und die meisten Haupt¬
leute wurden verwundet. Wiewohl nun zwischen den Verpflichtungen eines
commandirenden Generals und eines Regimentscommandeurs ein bedeutender
Unterschied ist, kann man doch meinen, daß Prinz Würtemberg. dessen
Bravour längst über jeden Zweifel erhaben war, eigentlich nichts in der Ti-
railleurkette zu thun hatte und nur durch das Beispiel des Commandirenden
dahin gezogen wurde.

Die Dänen, welche einen nachhaltigen Widerstand nicht beabsichtigen konn¬
ten, zogen sich endlich auch aus dem Walde zurück, unverfolgt von den Oestrei-
chern, welche das Regiment "Hessen" vorschickten, um die gänzlich erschöpften
andern Truppen sammeln und das Bivouak beziehen lassen zu können. Der
Feind sollte am folgenden Morgen durch die Brigade weiter verfolgt werden,
doch mußte man der zu großen Erschöpfung wegen davon absehen, und die
preußische Gardcdivision erhielt diese Aufgabe.

Die Cavallerie konnte während der späteren Momente des Gefechtes nicht
mitwirken, sowohl wegen des ungünstigen Terrains als wegen der Ermattung
ihrer Pferde. Von den Leistungen der Artillerie ist hier noch weniger als bei
dem Gefechte von Obersclk etwas zu melden. Bei dem tollen Darauflos-
jagen hätten übrigens auch die der Brigade folgenden Geschütze kaum einen
schicklichen Platz zur Aufstellung und einen von den eigenen Truppen freien
Raum für ihr eigenes Feuer finden können.

Etwa vierhundert gefangene Dänen und die von den Flüchtigen schon vor
dem Gefechte weggeworfenen Waffen und zurückgelassenen Fuhrwerke waren die
einzigen Trophäen, welche die Oestreicher aufweisen konnten. Dagegen ge¬
wannen die Dänen -- Zeit, das Beste, was ihnen in ihrer damaligen Lage
geboten werden konnte. Die Oestreicher hatten nicht etwa eine wichtige Posi¬
tion erobert, sie hatten dem Feinde keinen sehr bedeutenden Schaden zugefügt,
dessen Absichten nicht vereitelt. Es war eben nur ein Gefecht um des Ge¬
fechtes willen, ein tüchtiges Raufen. Das Commandeurkreuz des Theresien-
ordens, welches Herr v. Gablenz für den "Sieg" bei Oeversee erhielt, war da¬
mit nicht verdient. Nach den Statuten soll dieser Grad des Ordens nur


taillons auf dem Platze, und als sie endlich den Wald erreicht hatten, sahen
sie ihre» Verlust sich noch vergrößern, da die hinter den Bäumen sich verber¬
genden Dänen, deren Gewehre unter gleichen Umständen nicht unbrauchbar ge¬
worden waren, jetzt aus größter Nähe ein sicheres Feuer unterhielten oder ihre
athemlosen Gegner stehenden Fußes erwarteten und dann ihre geschonte Kör¬
perkraft zur Geltung brachten.

Das Regiment „Belgien" ging zur Unterstützung der Jäger rechts und
links der Straße vor und verfolgte mit derselben Tapferkeit, aber auch den¬
selben Verlusten die Dänen bis in den Wald. Prinz,Würtemberg, der
Oberst dieses Regiments, Oberstlieutenant Jlleschütz und die meisten Haupt¬
leute wurden verwundet. Wiewohl nun zwischen den Verpflichtungen eines
commandirenden Generals und eines Regimentscommandeurs ein bedeutender
Unterschied ist, kann man doch meinen, daß Prinz Würtemberg. dessen
Bravour längst über jeden Zweifel erhaben war, eigentlich nichts in der Ti-
railleurkette zu thun hatte und nur durch das Beispiel des Commandirenden
dahin gezogen wurde.

Die Dänen, welche einen nachhaltigen Widerstand nicht beabsichtigen konn¬
ten, zogen sich endlich auch aus dem Walde zurück, unverfolgt von den Oestrei-
chern, welche das Regiment „Hessen" vorschickten, um die gänzlich erschöpften
andern Truppen sammeln und das Bivouak beziehen lassen zu können. Der
Feind sollte am folgenden Morgen durch die Brigade weiter verfolgt werden,
doch mußte man der zu großen Erschöpfung wegen davon absehen, und die
preußische Gardcdivision erhielt diese Aufgabe.

Die Cavallerie konnte während der späteren Momente des Gefechtes nicht
mitwirken, sowohl wegen des ungünstigen Terrains als wegen der Ermattung
ihrer Pferde. Von den Leistungen der Artillerie ist hier noch weniger als bei
dem Gefechte von Obersclk etwas zu melden. Bei dem tollen Darauflos-
jagen hätten übrigens auch die der Brigade folgenden Geschütze kaum einen
schicklichen Platz zur Aufstellung und einen von den eigenen Truppen freien
Raum für ihr eigenes Feuer finden können.

Etwa vierhundert gefangene Dänen und die von den Flüchtigen schon vor
dem Gefechte weggeworfenen Waffen und zurückgelassenen Fuhrwerke waren die
einzigen Trophäen, welche die Oestreicher aufweisen konnten. Dagegen ge¬
wannen die Dänen — Zeit, das Beste, was ihnen in ihrer damaligen Lage
geboten werden konnte. Die Oestreicher hatten nicht etwa eine wichtige Posi¬
tion erobert, sie hatten dem Feinde keinen sehr bedeutenden Schaden zugefügt,
dessen Absichten nicht vereitelt. Es war eben nur ein Gefecht um des Ge¬
fechtes willen, ein tüchtiges Raufen. Das Commandeurkreuz des Theresien-
ordens, welches Herr v. Gablenz für den „Sieg" bei Oeversee erhielt, war da¬
mit nicht verdient. Nach den Statuten soll dieser Grad des Ordens nur


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/220>, abgerufen am 28.09.2024.