Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.Abbas zwischen acht und neun Uhr zur Konferenz kommen werde. Gegen neun Die letzte Anwesenheit der marokkanischen Friedensabgesandten im spani¬ Während der Schlacht hatte er denn auch keine Gelegenheit versäumt, mit 19
Abbas zwischen acht und neun Uhr zur Konferenz kommen werde. Gegen neun Die letzte Anwesenheit der marokkanischen Friedensabgesandten im spani¬ Während der Schlacht hatte er denn auch keine Gelegenheit versäumt, mit 19
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0155" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189250"/> <p xml:id="ID_493" prev="#ID_492"> Abbas zwischen acht und neun Uhr zur Konferenz kommen werde. Gegen neun<lb/> Uhr sah man auch in der That die vorliegenden Höhen herab eine Reiterschaar<lb/> kommen, die sich dem Lager näherte. Es war Mulay-Abbas mit seinem Ge¬<lb/> folge, dem alsbald O'Donnell mit seinem Stäbe und der dem Hauptquartier<lb/> als Bedeckung dienenden Schwadron entgegenritt. Am Ufer des Uad-Ras trafen<lb/> sie zusammen und nach geschehener Begrüßung traten der Kalis und der spa¬<lb/> nische Oberfeldherr allein in das eigens für die Konferenz aufgeschlagene Zelt.<lb/> Anderthalb Stunden dauerte die Unterredung. Alsdann traten die beiden Heer¬<lb/> führer wieder aus dem Zelte und verabschiedeten sich sehr herzlich von einander,<lb/> worauf O'Donnell mit freudestrahlendem Gesicht die Glückwünsche zu dem ab¬<lb/> geschlossenen Frieden entgegennahm. Der Kauf von Marokko trat einige kleine<lb/> Gebietsstrecken bei Ceuta und Santa Cruz ab, versprach die Convention wegen<lb/> der Präsidivs an der marokkanischen Küste, deren Bruch Anlaß des Kriegs ge¬<lb/> wesen war, in Zukunft getreulich auszuführen, verpflichtete sich zum Abschluß<lb/> eines Handelsvertrages, gestattete spanischen Missionären in Marokko Aufenthalt<lb/> und ließ Tetuan in spanischem Pfandbesitz bis zur Zahlung einer Kriegsent¬<lb/> schädigung von 20 Millionen harten Piastern. Es war alles erlangt, was die<lb/> Spanier ursprünglich hatten erlangen wollen, ohne daß man M den mühsamen<lb/> und gefährlichen Marsch nach Tanger antreten mußte, und es war kein Wun¬<lb/> der, daß die Nachricht von dem Friedcnsabschluß, die sich mit Windesschnelle<lb/> durch das Lager verbreitete, dort allgemeinen und lauten Jubel hervorrief.</p><lb/> <p xml:id="ID_494"> Die letzte Anwesenheit der marokkanischen Friedensabgesandten im spani¬<lb/> schen Lager war noch durch eine interessante Episode bezeichnet. Einer der<lb/> höheren Anführer im Gefolge des Kalifen hatte sich sehr angelegentlich nach<lb/> dem General Rios erkundigt und mit offenbarem Erstaunen und Unwillen ver¬<lb/> nommen, daß derselbe das Gefecht mitgemacht, aber in demselben weder ver¬<lb/> wundet worden noch geblieben sei. Nähere Erkundigungen stellten dann fest, daß<lb/> General Rios am 21. dem Abgesandten, als derselbe erklärt hatte, Mulay<lb/> Abbas könne auf die von O'Donnell gestellten Bedingungen nicht eingehen,<lb/> beim Abschied halb scherzend nachgerufen hatte: „Auf Wiedersehen in der<lb/> nächsten Schlacht!" Der Marokkaner hatte dies für eine Herausforderung in<lb/> bester Form genommen und in diesem Sinne dem Wunsch des Wiedersehens<lb/> gleichfalls lebhaft Ausdruck gegeben.</p><lb/> <p xml:id="ID_495" next="#ID_496"> Während der Schlacht hatte er denn auch keine Gelegenheit versäumt, mit<lb/> seinem vermeintlichen Herausforderer zusammenzutreffen. Aber vergeblich hatte<lb/> er sich mit einigen ausgewählten Begleitern stets in den vordersten Reihen der<lb/> marokkanischen Reiter herumgetummelt und war wiederholt bis unmittelbar<lb/> vor die spanische Linie vorgejagt, immer in der Hoffnung, daß General Rios<lb/> sich ihm stellen werde. Dieser blieb aus, und der Marokkaner schloß daraus,<lb/> daß sein Gegner entweder abwesend oder bereits verwundet oder todt sein<lb/> *</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 19</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0155]
Abbas zwischen acht und neun Uhr zur Konferenz kommen werde. Gegen neun
Uhr sah man auch in der That die vorliegenden Höhen herab eine Reiterschaar
kommen, die sich dem Lager näherte. Es war Mulay-Abbas mit seinem Ge¬
folge, dem alsbald O'Donnell mit seinem Stäbe und der dem Hauptquartier
als Bedeckung dienenden Schwadron entgegenritt. Am Ufer des Uad-Ras trafen
sie zusammen und nach geschehener Begrüßung traten der Kalis und der spa¬
nische Oberfeldherr allein in das eigens für die Konferenz aufgeschlagene Zelt.
Anderthalb Stunden dauerte die Unterredung. Alsdann traten die beiden Heer¬
führer wieder aus dem Zelte und verabschiedeten sich sehr herzlich von einander,
worauf O'Donnell mit freudestrahlendem Gesicht die Glückwünsche zu dem ab¬
geschlossenen Frieden entgegennahm. Der Kauf von Marokko trat einige kleine
Gebietsstrecken bei Ceuta und Santa Cruz ab, versprach die Convention wegen
der Präsidivs an der marokkanischen Küste, deren Bruch Anlaß des Kriegs ge¬
wesen war, in Zukunft getreulich auszuführen, verpflichtete sich zum Abschluß
eines Handelsvertrages, gestattete spanischen Missionären in Marokko Aufenthalt
und ließ Tetuan in spanischem Pfandbesitz bis zur Zahlung einer Kriegsent¬
schädigung von 20 Millionen harten Piastern. Es war alles erlangt, was die
Spanier ursprünglich hatten erlangen wollen, ohne daß man M den mühsamen
und gefährlichen Marsch nach Tanger antreten mußte, und es war kein Wun¬
der, daß die Nachricht von dem Friedcnsabschluß, die sich mit Windesschnelle
durch das Lager verbreitete, dort allgemeinen und lauten Jubel hervorrief.
Die letzte Anwesenheit der marokkanischen Friedensabgesandten im spani¬
schen Lager war noch durch eine interessante Episode bezeichnet. Einer der
höheren Anführer im Gefolge des Kalifen hatte sich sehr angelegentlich nach
dem General Rios erkundigt und mit offenbarem Erstaunen und Unwillen ver¬
nommen, daß derselbe das Gefecht mitgemacht, aber in demselben weder ver¬
wundet worden noch geblieben sei. Nähere Erkundigungen stellten dann fest, daß
General Rios am 21. dem Abgesandten, als derselbe erklärt hatte, Mulay
Abbas könne auf die von O'Donnell gestellten Bedingungen nicht eingehen,
beim Abschied halb scherzend nachgerufen hatte: „Auf Wiedersehen in der
nächsten Schlacht!" Der Marokkaner hatte dies für eine Herausforderung in
bester Form genommen und in diesem Sinne dem Wunsch des Wiedersehens
gleichfalls lebhaft Ausdruck gegeben.
Während der Schlacht hatte er denn auch keine Gelegenheit versäumt, mit
seinem vermeintlichen Herausforderer zusammenzutreffen. Aber vergeblich hatte
er sich mit einigen ausgewählten Begleitern stets in den vordersten Reihen der
marokkanischen Reiter herumgetummelt und war wiederholt bis unmittelbar
vor die spanische Linie vorgejagt, immer in der Hoffnung, daß General Rios
sich ihm stellen werde. Dieser blieb aus, und der Marokkaner schloß daraus,
daß sein Gegner entweder abwesend oder bereits verwundet oder todt sein
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