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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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Tochterzellen. die nach Verdickung ihrer Wandungen durch Verflüssigung der
äußeren Schichten der Wände frei werden, und nun frei in der Inhallsflüssig-
keit von Hohlräumen der Anthere schwimmen. Diese Flüssigkeit verliert sich mehr
und mehr mit vorschreitender Reifung des Staubblattes. Die Anthere trockn
mehr und mehr aus. Infolge ungleichmäßiger Austrocknung der ihre Ho t-
räume umhüllenden Schichten reißen diese in bestimmter Weise auf. Die >n
den Höhlungen enthaltenen freien Zellen kommen mit der Luft in uumittelb.rrc
Berührung. Diese Zellen, jetzt ein feines Pulver darstellend, heißen Btttthcn-
staub oder Pollen. Die Pollenzelle zeigt zwei deutlich unterschiedene Schichten
ihrer Wand: eine äußere, sprödere, verschiedenartig gefärbte, und eine innere,
dehnbarere, farblose.

Diejenigen Blatlorgane der Blüthe, welche bestimmt sind, die durch die
Befruchtung zur Weiterentwickelung anzuregenden Keime zu erzeugen, die Flug¬
blätter oder Carpelle, vereinigen ihre seitlichen Ränder und bilden so Ho.,t-
räume, deren unterer Theil bedeutend erweitert, deren mittlerer enger, der."
oberster t'nvpf- oder bartähnlich ausgebreitet zu sein pflegt. Man nennt jenen
bauchigen untern Theil Fruchtknoten oder Germen, den Um überragenden. on>n
einem engen Kanäle durchzogenen Halstheil Griffel oder stylus, die endständige
Ausbreitung desselben Narbe oder Stigma.

Aus der Jnnenwand des Fruchtknotens, und zwar in der Regel aus Ver¬
wachsungsstellen der Seitenränder von Carpeilen, entwickeln sich in die Höhlung
derselben hinein Sprossungen aus Zellgewebe, welche sich in den meisten Fällen
durch das Hervorwachsen krausenähnlicher Ringwulste aus ihrem Grunde mit
einer oder mehrern, am Scheitel offenen Hüllen umkleiden. Diese Sprossen,
die Eychen der Pflanze, sind es. in deren Innerem die Keime neuer Individuen
erzeugt werden. Eine in der Längsachse des Eychens liegende Zelle, sehr selten
mehre solche, nimmt an Größe beträchtlich zu. ihre Nachbarzcllen zusammen¬
drückend und verdrängend-, bei vielen Pflanzen in dem Maße, daß sie den
ganzen von den Eyhüilen umschlossenen Raum, oder doch den größeren oberen
Theil desselben einnimmt. Diese Zelle heißt der Embryosack. Geraume Zeit
vor der Befruchtung, meist lange vor dem Oeffnen der Blume, entstehen in
ihrem der Eymündung zugewendeten Ende, durch Zcllbiidung aus einem Theile
ihres Inhalts, einige -- selten mehr als drei -- ursprünglich freie, weiterhin
aber der Schcitelwölbung des Embryvsackcs sich fest einschmiegende und an¬
haftende, zartwandige Zellen, die Keimbläschen.

Bei allen Pflanzen wird Pollen in viel größerer Masse gebildet, als zu
befruchtende Eychen. Das Mißverhältnis; der Zahl wird da ganz excessiv, mo
durch Vertheilung der Befruchtuiigsorgcme beiderlei Art an verschiedene Sprossen
oder Individuen das Zusammenbringen der Fvrtpflanzungszellcn lediglich dem
Zufalle überlassen ist: bei der Kiefer nach sehr mäßigem Überschlage wie


Tochterzellen. die nach Verdickung ihrer Wandungen durch Verflüssigung der
äußeren Schichten der Wände frei werden, und nun frei in der Inhallsflüssig-
keit von Hohlräumen der Anthere schwimmen. Diese Flüssigkeit verliert sich mehr
und mehr mit vorschreitender Reifung des Staubblattes. Die Anthere trockn
mehr und mehr aus. Infolge ungleichmäßiger Austrocknung der ihre Ho t-
räume umhüllenden Schichten reißen diese in bestimmter Weise auf. Die >n
den Höhlungen enthaltenen freien Zellen kommen mit der Luft in uumittelb.rrc
Berührung. Diese Zellen, jetzt ein feines Pulver darstellend, heißen Btttthcn-
staub oder Pollen. Die Pollenzelle zeigt zwei deutlich unterschiedene Schichten
ihrer Wand: eine äußere, sprödere, verschiedenartig gefärbte, und eine innere,
dehnbarere, farblose.

Diejenigen Blatlorgane der Blüthe, welche bestimmt sind, die durch die
Befruchtung zur Weiterentwickelung anzuregenden Keime zu erzeugen, die Flug¬
blätter oder Carpelle, vereinigen ihre seitlichen Ränder und bilden so Ho.,t-
räume, deren unterer Theil bedeutend erweitert, deren mittlerer enger, der.»
oberster t'nvpf- oder bartähnlich ausgebreitet zu sein pflegt. Man nennt jenen
bauchigen untern Theil Fruchtknoten oder Germen, den Um überragenden. on>n
einem engen Kanäle durchzogenen Halstheil Griffel oder stylus, die endständige
Ausbreitung desselben Narbe oder Stigma.

Aus der Jnnenwand des Fruchtknotens, und zwar in der Regel aus Ver¬
wachsungsstellen der Seitenränder von Carpeilen, entwickeln sich in die Höhlung
derselben hinein Sprossungen aus Zellgewebe, welche sich in den meisten Fällen
durch das Hervorwachsen krausenähnlicher Ringwulste aus ihrem Grunde mit
einer oder mehrern, am Scheitel offenen Hüllen umkleiden. Diese Sprossen,
die Eychen der Pflanze, sind es. in deren Innerem die Keime neuer Individuen
erzeugt werden. Eine in der Längsachse des Eychens liegende Zelle, sehr selten
mehre solche, nimmt an Größe beträchtlich zu. ihre Nachbarzcllen zusammen¬
drückend und verdrängend-, bei vielen Pflanzen in dem Maße, daß sie den
ganzen von den Eyhüilen umschlossenen Raum, oder doch den größeren oberen
Theil desselben einnimmt. Diese Zelle heißt der Embryosack. Geraume Zeit
vor der Befruchtung, meist lange vor dem Oeffnen der Blume, entstehen in
ihrem der Eymündung zugewendeten Ende, durch Zcllbiidung aus einem Theile
ihres Inhalts, einige — selten mehr als drei — ursprünglich freie, weiterhin
aber der Schcitelwölbung des Embryvsackcs sich fest einschmiegende und an¬
haftende, zartwandige Zellen, die Keimbläschen.

Bei allen Pflanzen wird Pollen in viel größerer Masse gebildet, als zu
befruchtende Eychen. Das Mißverhältnis; der Zahl wird da ganz excessiv, mo
durch Vertheilung der Befruchtuiigsorgcme beiderlei Art an verschiedene Sprossen
oder Individuen das Zusammenbringen der Fvrtpflanzungszellcn lediglich dem
Zufalle überlassen ist: bei der Kiefer nach sehr mäßigem Überschlage wie


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[0061] Tochterzellen. die nach Verdickung ihrer Wandungen durch Verflüssigung der äußeren Schichten der Wände frei werden, und nun frei in der Inhallsflüssig- keit von Hohlräumen der Anthere schwimmen. Diese Flüssigkeit verliert sich mehr und mehr mit vorschreitender Reifung des Staubblattes. Die Anthere trockn mehr und mehr aus. Infolge ungleichmäßiger Austrocknung der ihre Ho t- räume umhüllenden Schichten reißen diese in bestimmter Weise auf. Die >n den Höhlungen enthaltenen freien Zellen kommen mit der Luft in uumittelb.rrc Berührung. Diese Zellen, jetzt ein feines Pulver darstellend, heißen Btttthcn- staub oder Pollen. Die Pollenzelle zeigt zwei deutlich unterschiedene Schichten ihrer Wand: eine äußere, sprödere, verschiedenartig gefärbte, und eine innere, dehnbarere, farblose. Diejenigen Blatlorgane der Blüthe, welche bestimmt sind, die durch die Befruchtung zur Weiterentwickelung anzuregenden Keime zu erzeugen, die Flug¬ blätter oder Carpelle, vereinigen ihre seitlichen Ränder und bilden so Ho.,t- räume, deren unterer Theil bedeutend erweitert, deren mittlerer enger, der.» oberster t'nvpf- oder bartähnlich ausgebreitet zu sein pflegt. Man nennt jenen bauchigen untern Theil Fruchtknoten oder Germen, den Um überragenden. on>n einem engen Kanäle durchzogenen Halstheil Griffel oder stylus, die endständige Ausbreitung desselben Narbe oder Stigma. Aus der Jnnenwand des Fruchtknotens, und zwar in der Regel aus Ver¬ wachsungsstellen der Seitenränder von Carpeilen, entwickeln sich in die Höhlung derselben hinein Sprossungen aus Zellgewebe, welche sich in den meisten Fällen durch das Hervorwachsen krausenähnlicher Ringwulste aus ihrem Grunde mit einer oder mehrern, am Scheitel offenen Hüllen umkleiden. Diese Sprossen, die Eychen der Pflanze, sind es. in deren Innerem die Keime neuer Individuen erzeugt werden. Eine in der Längsachse des Eychens liegende Zelle, sehr selten mehre solche, nimmt an Größe beträchtlich zu. ihre Nachbarzcllen zusammen¬ drückend und verdrängend-, bei vielen Pflanzen in dem Maße, daß sie den ganzen von den Eyhüilen umschlossenen Raum, oder doch den größeren oberen Theil desselben einnimmt. Diese Zelle heißt der Embryosack. Geraume Zeit vor der Befruchtung, meist lange vor dem Oeffnen der Blume, entstehen in ihrem der Eymündung zugewendeten Ende, durch Zcllbiidung aus einem Theile ihres Inhalts, einige — selten mehr als drei — ursprünglich freie, weiterhin aber der Schcitelwölbung des Embryvsackcs sich fest einschmiegende und an¬ haftende, zartwandige Zellen, die Keimbläschen. Bei allen Pflanzen wird Pollen in viel größerer Masse gebildet, als zu befruchtende Eychen. Das Mißverhältnis; der Zahl wird da ganz excessiv, mo durch Vertheilung der Befruchtuiigsorgcme beiderlei Art an verschiedene Sprossen oder Individuen das Zusammenbringen der Fvrtpflanzungszellcn lediglich dem Zufalle überlassen ist: bei der Kiefer nach sehr mäßigem Überschlage wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/61>, abgerufen am 24.07.2024.