Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

beschädigt, was eine abermalige Verzögerung von zwei Tagen veranlaßte. End¬
lich kamen sie an.--

Dem in Oestreich althergebrachten Gebrauche, den Soldaten lange vor der
rechten Zeit ausrücken und nutzlos warten zu lassen, wurde auch hier gehuldigt.
Es war ein eisig kalter ^ebruarmvrgen und die Abholung den Trophäen war
auf zehn Uhr festgesetzt worden. Gleichwohl mußte eine Artillerieabteilung
mit einer Musikabtheilung sich schon um sechs Uhr auf den, Bahnhöfe einfinden.
Daselbst wurde ein Dejeuner servirt, an welchem jedoch nur die Decorirten,
diese aber in recht ausgiebiger Weise teilnahmen. Es stachen daher, als der
Triumphzug endlich begann, die Decorirten, denen man es zum Theil deutlich
ansah, das; sie "stark gefrühstückt" halten, auffallend von den Leuten der sie
begleitenden Truppe ab. Denn die Letzteren, vor Kälte und Hunger bleich.
Hüpfleu von einem Beine auf das andere und schlugen die Hände aneinander,
um sich nur etwas zu erwärmen. Die Geschütze und Wagen waren mit grünem
Tannenreisig, bunten Pavlerstrcife" und künstlichen Blumen in keineswegs ge¬
schmackvoller Weise bedeckt. Auch waren einige hölzerne Tafeln mit verschiedenen
Inschriften angebracht. Selbstverständlich fehlte es dem Zuge nicht an zahl¬
reicher Begleitung aus allen Ständen. Ein sinnreicher, von Begeisterung über¬
sprudelnder.Kopf hatte gar den Einfall, man solle die dänischen Trophäen gegen
ein Eutreic von zehn Neukreuzern in irgend einem öffentliche" Locale zur Be¬
sichtigung ausstellen und mit dem Erlös dieser Ausstellung die Verwundeten
beschenken. Indessen ließen sich nur zwei Journale zur Aufnahme dieses Vor¬
schlages bereit finden. Bon dem Bahnhofe wurden die Geschütze durch die
Leopoldstadt und innere Stadt nach den Hvfstallnngen gebracht, dort am nächsten
Tage von dem Hofe besichtigt und hierauf durch drei Tage dem großen Pul'unum
zum Anschauen preisgegeben.

Mit der Ueberführung dieser Geschütze in das Artilleriearsenal endete die
erste Abtheilung der Siegesfeier.

Die Ankunft der ersten Verwundeten bot eine gute Gelegenheit, dem
Decorationsstücke eine rührende Scene folgen zu lassen. Obgleich die Ankunft
dieser verwundeten schon um zwei Uhr Nachmittags erfolgte, "rußten dieselben
doch vis sechs Uhr auf dem Bahnhöfe verbleiben, um die Ankunft "allerhöchster
und höchster Herrschaften" zu erwarten. Hatte man auch meistens solche Leute
ausgesucht, denen eigentlich nichts mehr fehlte, so befanden sich doch einige
wirtlich Leidende unter ihnen. Man denke sich die Lage derselben, die nach
einer lange" Eisenbahnfahrt sich gewiß vor allem Andern nach Ruhe und Be¬
quemlichkeit schule", vielleicht auch Hunger und Durst empfanden, nunmehr
aber sich zu der Besichtigung vorbereiten "rußten! Einige Säle des Bahnhofes
Waren in der Eile in Krankensäle umgewandelt und Betten in dieselben geschafft
morden. Aber es waren eben uur Decorationen, auf welche sich die Leidenden


beschädigt, was eine abermalige Verzögerung von zwei Tagen veranlaßte. End¬
lich kamen sie an.--

Dem in Oestreich althergebrachten Gebrauche, den Soldaten lange vor der
rechten Zeit ausrücken und nutzlos warten zu lassen, wurde auch hier gehuldigt.
Es war ein eisig kalter ^ebruarmvrgen und die Abholung den Trophäen war
auf zehn Uhr festgesetzt worden. Gleichwohl mußte eine Artillerieabteilung
mit einer Musikabtheilung sich schon um sechs Uhr auf den, Bahnhöfe einfinden.
Daselbst wurde ein Dejeuner servirt, an welchem jedoch nur die Decorirten,
diese aber in recht ausgiebiger Weise teilnahmen. Es stachen daher, als der
Triumphzug endlich begann, die Decorirten, denen man es zum Theil deutlich
ansah, das; sie „stark gefrühstückt" halten, auffallend von den Leuten der sie
begleitenden Truppe ab. Denn die Letzteren, vor Kälte und Hunger bleich.
Hüpfleu von einem Beine auf das andere und schlugen die Hände aneinander,
um sich nur etwas zu erwärmen. Die Geschütze und Wagen waren mit grünem
Tannenreisig, bunten Pavlerstrcife» und künstlichen Blumen in keineswegs ge¬
schmackvoller Weise bedeckt. Auch waren einige hölzerne Tafeln mit verschiedenen
Inschriften angebracht. Selbstverständlich fehlte es dem Zuge nicht an zahl¬
reicher Begleitung aus allen Ständen. Ein sinnreicher, von Begeisterung über¬
sprudelnder.Kopf hatte gar den Einfall, man solle die dänischen Trophäen gegen
ein Eutreic von zehn Neukreuzern in irgend einem öffentliche» Locale zur Be¬
sichtigung ausstellen und mit dem Erlös dieser Ausstellung die Verwundeten
beschenken. Indessen ließen sich nur zwei Journale zur Aufnahme dieses Vor¬
schlages bereit finden. Bon dem Bahnhofe wurden die Geschütze durch die
Leopoldstadt und innere Stadt nach den Hvfstallnngen gebracht, dort am nächsten
Tage von dem Hofe besichtigt und hierauf durch drei Tage dem großen Pul'unum
zum Anschauen preisgegeben.

Mit der Ueberführung dieser Geschütze in das Artilleriearsenal endete die
erste Abtheilung der Siegesfeier.

Die Ankunft der ersten Verwundeten bot eine gute Gelegenheit, dem
Decorationsstücke eine rührende Scene folgen zu lassen. Obgleich die Ankunft
dieser verwundeten schon um zwei Uhr Nachmittags erfolgte, »rußten dieselben
doch vis sechs Uhr auf dem Bahnhöfe verbleiben, um die Ankunft „allerhöchster
und höchster Herrschaften" zu erwarten. Hatte man auch meistens solche Leute
ausgesucht, denen eigentlich nichts mehr fehlte, so befanden sich doch einige
wirtlich Leidende unter ihnen. Man denke sich die Lage derselben, die nach
einer lange» Eisenbahnfahrt sich gewiß vor allem Andern nach Ruhe und Be¬
quemlichkeit schule», vielleicht auch Hunger und Durst empfanden, nunmehr
aber sich zu der Besichtigung vorbereiten »rußten! Einige Säle des Bahnhofes
Waren in der Eile in Krankensäle umgewandelt und Betten in dieselben geschafft
morden. Aber es waren eben uur Decorationen, auf welche sich die Leidenden


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/188800"/>
          <p xml:id="ID_808" prev="#ID_807"> beschädigt, was eine abermalige Verzögerung von zwei Tagen veranlaßte. End¬<lb/>
lich kamen sie an.--</p><lb/>
          <p xml:id="ID_809"> Dem in Oestreich althergebrachten Gebrauche, den Soldaten lange vor der<lb/>
rechten Zeit ausrücken und nutzlos warten zu lassen, wurde auch hier gehuldigt.<lb/>
Es war ein eisig kalter ^ebruarmvrgen und die Abholung den Trophäen war<lb/>
auf zehn Uhr festgesetzt worden. Gleichwohl mußte eine Artillerieabteilung<lb/>
mit einer Musikabtheilung sich schon um sechs Uhr auf den, Bahnhöfe einfinden.<lb/>
Daselbst wurde ein Dejeuner servirt, an welchem jedoch nur die Decorirten,<lb/>
diese aber in recht ausgiebiger Weise teilnahmen. Es stachen daher, als der<lb/>
Triumphzug endlich begann, die Decorirten, denen man es zum Theil deutlich<lb/>
ansah, das; sie &#x201E;stark gefrühstückt" halten, auffallend von den Leuten der sie<lb/>
begleitenden Truppe ab. Denn die Letzteren, vor Kälte und Hunger bleich.<lb/>
Hüpfleu von einem Beine auf das andere und schlugen die Hände aneinander,<lb/>
um sich nur etwas zu erwärmen. Die Geschütze und Wagen waren mit grünem<lb/>
Tannenreisig, bunten Pavlerstrcife» und künstlichen Blumen in keineswegs ge¬<lb/>
schmackvoller Weise bedeckt. Auch waren einige hölzerne Tafeln mit verschiedenen<lb/>
Inschriften angebracht. Selbstverständlich fehlte es dem Zuge nicht an zahl¬<lb/>
reicher Begleitung aus allen Ständen. Ein sinnreicher, von Begeisterung über¬<lb/>
sprudelnder.Kopf hatte gar den Einfall, man solle die dänischen Trophäen gegen<lb/>
ein Eutreic von zehn Neukreuzern in irgend einem öffentliche» Locale zur Be¬<lb/>
sichtigung ausstellen und mit dem Erlös dieser Ausstellung die Verwundeten<lb/>
beschenken. Indessen ließen sich nur zwei Journale zur Aufnahme dieses Vor¬<lb/>
schlages bereit finden. Bon dem Bahnhofe wurden die Geschütze durch die<lb/>
Leopoldstadt und innere Stadt nach den Hvfstallnngen gebracht, dort am nächsten<lb/>
Tage von dem Hofe besichtigt und hierauf durch drei Tage dem großen Pul'unum<lb/>
zum Anschauen preisgegeben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_810"> Mit der Ueberführung dieser Geschütze in das Artilleriearsenal endete die<lb/>
erste Abtheilung der Siegesfeier.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_811" next="#ID_812"> Die Ankunft der ersten Verwundeten bot eine gute Gelegenheit, dem<lb/>
Decorationsstücke eine rührende Scene folgen zu lassen. Obgleich die Ankunft<lb/>
dieser verwundeten schon um zwei Uhr Nachmittags erfolgte, »rußten dieselben<lb/>
doch vis sechs Uhr auf dem Bahnhöfe verbleiben, um die Ankunft &#x201E;allerhöchster<lb/>
und höchster Herrschaften" zu erwarten. Hatte man auch meistens solche Leute<lb/>
ausgesucht, denen eigentlich nichts mehr fehlte, so befanden sich doch einige<lb/>
wirtlich Leidende unter ihnen. Man denke sich die Lage derselben, die nach<lb/>
einer lange» Eisenbahnfahrt sich gewiß vor allem Andern nach Ruhe und Be¬<lb/>
quemlichkeit schule», vielleicht auch Hunger und Durst empfanden, nunmehr<lb/>
aber sich zu der Besichtigung vorbereiten »rußten! Einige Säle des Bahnhofes<lb/>
Waren in der Eile in Krankensäle umgewandelt und Betten in dieselben geschafft<lb/>
morden.  Aber es waren eben uur Decorationen, auf welche sich die Leidenden</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0239] beschädigt, was eine abermalige Verzögerung von zwei Tagen veranlaßte. End¬ lich kamen sie an.-- Dem in Oestreich althergebrachten Gebrauche, den Soldaten lange vor der rechten Zeit ausrücken und nutzlos warten zu lassen, wurde auch hier gehuldigt. Es war ein eisig kalter ^ebruarmvrgen und die Abholung den Trophäen war auf zehn Uhr festgesetzt worden. Gleichwohl mußte eine Artillerieabteilung mit einer Musikabtheilung sich schon um sechs Uhr auf den, Bahnhöfe einfinden. Daselbst wurde ein Dejeuner servirt, an welchem jedoch nur die Decorirten, diese aber in recht ausgiebiger Weise teilnahmen. Es stachen daher, als der Triumphzug endlich begann, die Decorirten, denen man es zum Theil deutlich ansah, das; sie „stark gefrühstückt" halten, auffallend von den Leuten der sie begleitenden Truppe ab. Denn die Letzteren, vor Kälte und Hunger bleich. Hüpfleu von einem Beine auf das andere und schlugen die Hände aneinander, um sich nur etwas zu erwärmen. Die Geschütze und Wagen waren mit grünem Tannenreisig, bunten Pavlerstrcife» und künstlichen Blumen in keineswegs ge¬ schmackvoller Weise bedeckt. Auch waren einige hölzerne Tafeln mit verschiedenen Inschriften angebracht. Selbstverständlich fehlte es dem Zuge nicht an zahl¬ reicher Begleitung aus allen Ständen. Ein sinnreicher, von Begeisterung über¬ sprudelnder.Kopf hatte gar den Einfall, man solle die dänischen Trophäen gegen ein Eutreic von zehn Neukreuzern in irgend einem öffentliche» Locale zur Be¬ sichtigung ausstellen und mit dem Erlös dieser Ausstellung die Verwundeten beschenken. Indessen ließen sich nur zwei Journale zur Aufnahme dieses Vor¬ schlages bereit finden. Bon dem Bahnhofe wurden die Geschütze durch die Leopoldstadt und innere Stadt nach den Hvfstallnngen gebracht, dort am nächsten Tage von dem Hofe besichtigt und hierauf durch drei Tage dem großen Pul'unum zum Anschauen preisgegeben. Mit der Ueberführung dieser Geschütze in das Artilleriearsenal endete die erste Abtheilung der Siegesfeier. Die Ankunft der ersten Verwundeten bot eine gute Gelegenheit, dem Decorationsstücke eine rührende Scene folgen zu lassen. Obgleich die Ankunft dieser verwundeten schon um zwei Uhr Nachmittags erfolgte, »rußten dieselben doch vis sechs Uhr auf dem Bahnhöfe verbleiben, um die Ankunft „allerhöchster und höchster Herrschaften" zu erwarten. Hatte man auch meistens solche Leute ausgesucht, denen eigentlich nichts mehr fehlte, so befanden sich doch einige wirtlich Leidende unter ihnen. Man denke sich die Lage derselben, die nach einer lange» Eisenbahnfahrt sich gewiß vor allem Andern nach Ruhe und Be¬ quemlichkeit schule», vielleicht auch Hunger und Durst empfanden, nunmehr aber sich zu der Besichtigung vorbereiten »rußten! Einige Säle des Bahnhofes Waren in der Eile in Krankensäle umgewandelt und Betten in dieselben geschafft morden. Aber es waren eben uur Decorationen, auf welche sich die Leidenden

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/239
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/239>, abgerufen am 23.07.2024.