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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band.

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lieber Erkenntniß, nicht eines einzelnen Zweiges sein dürfe. So hat er denn
alle Wissenschaften mit gleichem Interesse in ihren Fortschritten verfolgt und
gefördert und wie königlich diese Unterstützung war, die er der Wissenschaft und
ihren Vertretern zuwandte, das beweisen die Berichte der Münchner Akademie
der Commissionen, die zu bestimmten Zwecken niedergesetzt wurden, deren Ar
beiden in so vielfacher Weise anregend, ergänzend, zum Theil sogar bahnbrechend
geworden sind. Auf keinem Gebiete des menschlichen Wissens ist durch die
Grvszmuth des Königs Max so viel geleistet worden als auf dem der historischen
Wissenschaft. Auch diese Blätter haben schon eine Reihe von bedeutenden
Publicationen besprochen, deren Erscheinen man der Munificenz dieses Fürsten
verdankt und das große Publicum hat gerade diesen Theil der von dem König
veranlaßten und unterstützten Arbeiten naturgemäß mit dem lebhaftesten Inder.
esse aufgenommen. Aber auch bei diesen Arbeiten waren es nicht nur die
großen Geldsummen, die der König anwies, welche die Mit- und Nachwelt zu
Dank verpflichten, sondern mit besonderem Nachdrucke verdient die unausgesetzte
rege Theilnahme, welche er persönlich den Bestrebungen der durch ihn beschäf¬
tigten Gelehrten entgegentrug, hervorgehoben zu werden.

Wer diesem Fürsten jemals begegnet ist, der weiß von der Liebenswürdig¬
keit seines Wesens, von der Fülle seiner Kenntnisse, von dem aufrichtigen Stre
ben nach weiterer geistiger Anregung und Fortbildung zu berichten. Darum
war es auch nicht irgendein äußerer Grund, der ihn bewog, eine Reihe be¬
deutender Männer, Gelehrte, Künstler, Dichter in seine Umgebung zu ziehen,
nicht der oberflächliche Trieb nach Abwechslung und Unterhaltung, nicht leere
Eitelkeit und Ruhmsucht, sondern die hohe Achtung vor wahrer Wissenschaft und
denen, die sie Pflegen, und das Bedürfniß, seinen Geist zu erfrischen und zu
stärken in dem Umgang mit geistreichen, gelehrten Männern.

Der beschränkte Sinn des altbayerischen Schlages hat ihm gerade auf
diesem Gebiete seines Strebens oft Schwierigkeiten und Hindernisse bereitet.
Und nicht immer hat König Max die Kraft besessen, die Männer, denen er
geistig so viel näher stand als dem murrenden Idiotenthum seiner getreuen
Münchener, den Angriffen des xi'vkiuium ont^us gegenüber zu stützen und zu
halten. Dingelstedt, Dönniges, Sybel mußten der Wucht des bajuwarischen
Grimmes als Opfer fallen; aber es hat dem König eine schwere Ueberwindung
gekostet, die ihm vielleicht seine Rathgeber erleichtert haben, indem sie politische
Gegensätze, die unläugbar vorhanden waren, mit geschäftigem Eifer scharfem.

Ein glückliches Familienleben ebenso wie die dem Fremden unglaubliche
Einfachheit seines Hof- und Haushaltes ließ den König, namentlich bei seinem
häufigen Aufenthalte in den schönen Thälern des bayerischen Gebirges, sich
einem schlichten Bürger gleich suhlen. Wenn diese Einfachheit dem Sinne des
Königs und seiner Gemahlin, der Tochter des trefflichen Prinzen Wilhelm von


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lieber Erkenntniß, nicht eines einzelnen Zweiges sein dürfe. So hat er denn
alle Wissenschaften mit gleichem Interesse in ihren Fortschritten verfolgt und
gefördert und wie königlich diese Unterstützung war, die er der Wissenschaft und
ihren Vertretern zuwandte, das beweisen die Berichte der Münchner Akademie
der Commissionen, die zu bestimmten Zwecken niedergesetzt wurden, deren Ar
beiden in so vielfacher Weise anregend, ergänzend, zum Theil sogar bahnbrechend
geworden sind. Auf keinem Gebiete des menschlichen Wissens ist durch die
Grvszmuth des Königs Max so viel geleistet worden als auf dem der historischen
Wissenschaft. Auch diese Blätter haben schon eine Reihe von bedeutenden
Publicationen besprochen, deren Erscheinen man der Munificenz dieses Fürsten
verdankt und das große Publicum hat gerade diesen Theil der von dem König
veranlaßten und unterstützten Arbeiten naturgemäß mit dem lebhaftesten Inder.
esse aufgenommen. Aber auch bei diesen Arbeiten waren es nicht nur die
großen Geldsummen, die der König anwies, welche die Mit- und Nachwelt zu
Dank verpflichten, sondern mit besonderem Nachdrucke verdient die unausgesetzte
rege Theilnahme, welche er persönlich den Bestrebungen der durch ihn beschäf¬
tigten Gelehrten entgegentrug, hervorgehoben zu werden.

Wer diesem Fürsten jemals begegnet ist, der weiß von der Liebenswürdig¬
keit seines Wesens, von der Fülle seiner Kenntnisse, von dem aufrichtigen Stre
ben nach weiterer geistiger Anregung und Fortbildung zu berichten. Darum
war es auch nicht irgendein äußerer Grund, der ihn bewog, eine Reihe be¬
deutender Männer, Gelehrte, Künstler, Dichter in seine Umgebung zu ziehen,
nicht der oberflächliche Trieb nach Abwechslung und Unterhaltung, nicht leere
Eitelkeit und Ruhmsucht, sondern die hohe Achtung vor wahrer Wissenschaft und
denen, die sie Pflegen, und das Bedürfniß, seinen Geist zu erfrischen und zu
stärken in dem Umgang mit geistreichen, gelehrten Männern.

Der beschränkte Sinn des altbayerischen Schlages hat ihm gerade auf
diesem Gebiete seines Strebens oft Schwierigkeiten und Hindernisse bereitet.
Und nicht immer hat König Max die Kraft besessen, die Männer, denen er
geistig so viel näher stand als dem murrenden Idiotenthum seiner getreuen
Münchener, den Angriffen des xi'vkiuium ont^us gegenüber zu stützen und zu
halten. Dingelstedt, Dönniges, Sybel mußten der Wucht des bajuwarischen
Grimmes als Opfer fallen; aber es hat dem König eine schwere Ueberwindung
gekostet, die ihm vielleicht seine Rathgeber erleichtert haben, indem sie politische
Gegensätze, die unläugbar vorhanden waren, mit geschäftigem Eifer scharfem.

Ein glückliches Familienleben ebenso wie die dem Fremden unglaubliche
Einfachheit seines Hof- und Haushaltes ließ den König, namentlich bei seinem
häufigen Aufenthalte in den schönen Thälern des bayerischen Gebirges, sich
einem schlichten Bürger gleich suhlen. Wenn diese Einfachheit dem Sinne des
Königs und seiner Gemahlin, der Tochter des trefflichen Prinzen Wilhelm von


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[0155] lieber Erkenntniß, nicht eines einzelnen Zweiges sein dürfe. So hat er denn alle Wissenschaften mit gleichem Interesse in ihren Fortschritten verfolgt und gefördert und wie königlich diese Unterstützung war, die er der Wissenschaft und ihren Vertretern zuwandte, das beweisen die Berichte der Münchner Akademie der Commissionen, die zu bestimmten Zwecken niedergesetzt wurden, deren Ar beiden in so vielfacher Weise anregend, ergänzend, zum Theil sogar bahnbrechend geworden sind. Auf keinem Gebiete des menschlichen Wissens ist durch die Grvszmuth des Königs Max so viel geleistet worden als auf dem der historischen Wissenschaft. Auch diese Blätter haben schon eine Reihe von bedeutenden Publicationen besprochen, deren Erscheinen man der Munificenz dieses Fürsten verdankt und das große Publicum hat gerade diesen Theil der von dem König veranlaßten und unterstützten Arbeiten naturgemäß mit dem lebhaftesten Inder. esse aufgenommen. Aber auch bei diesen Arbeiten waren es nicht nur die großen Geldsummen, die der König anwies, welche die Mit- und Nachwelt zu Dank verpflichten, sondern mit besonderem Nachdrucke verdient die unausgesetzte rege Theilnahme, welche er persönlich den Bestrebungen der durch ihn beschäf¬ tigten Gelehrten entgegentrug, hervorgehoben zu werden. Wer diesem Fürsten jemals begegnet ist, der weiß von der Liebenswürdig¬ keit seines Wesens, von der Fülle seiner Kenntnisse, von dem aufrichtigen Stre ben nach weiterer geistiger Anregung und Fortbildung zu berichten. Darum war es auch nicht irgendein äußerer Grund, der ihn bewog, eine Reihe be¬ deutender Männer, Gelehrte, Künstler, Dichter in seine Umgebung zu ziehen, nicht der oberflächliche Trieb nach Abwechslung und Unterhaltung, nicht leere Eitelkeit und Ruhmsucht, sondern die hohe Achtung vor wahrer Wissenschaft und denen, die sie Pflegen, und das Bedürfniß, seinen Geist zu erfrischen und zu stärken in dem Umgang mit geistreichen, gelehrten Männern. Der beschränkte Sinn des altbayerischen Schlages hat ihm gerade auf diesem Gebiete seines Strebens oft Schwierigkeiten und Hindernisse bereitet. Und nicht immer hat König Max die Kraft besessen, die Männer, denen er geistig so viel näher stand als dem murrenden Idiotenthum seiner getreuen Münchener, den Angriffen des xi'vkiuium ont^us gegenüber zu stützen und zu halten. Dingelstedt, Dönniges, Sybel mußten der Wucht des bajuwarischen Grimmes als Opfer fallen; aber es hat dem König eine schwere Ueberwindung gekostet, die ihm vielleicht seine Rathgeber erleichtert haben, indem sie politische Gegensätze, die unläugbar vorhanden waren, mit geschäftigem Eifer scharfem. Ein glückliches Familienleben ebenso wie die dem Fremden unglaubliche Einfachheit seines Hof- und Haushaltes ließ den König, namentlich bei seinem häufigen Aufenthalte in den schönen Thälern des bayerischen Gebirges, sich einem schlichten Bürger gleich suhlen. Wenn diese Einfachheit dem Sinne des Königs und seiner Gemahlin, der Tochter des trefflichen Prinzen Wilhelm von 19*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_188560/155>, abgerufen am 23.07.2024.