Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.übrigen Mittel- und Nvrdschleswiger verschieden, die Grenze zwischen den süd¬ Ein Dorf der transalbingischen Sachsen ist für den Mittel- und Süddeutschen Die letzte Woche. Der Tod des Königs von Bayern, gerade in den Tagen, wo sein ausgesprochener übrigen Mittel- und Nvrdschleswiger verschieden, die Grenze zwischen den süd¬ Ein Dorf der transalbingischen Sachsen ist für den Mittel- und Süddeutschen Die letzte Woche. Der Tod des Königs von Bayern, gerade in den Tagen, wo sein ausgesprochener <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116956"/> <p xml:id="ID_1537" prev="#ID_1536"> übrigen Mittel- und Nvrdschleswiger verschieden, die Grenze zwischen den süd¬<lb/> lichen und den nördlichen Stämmen der Bevölkerung bezeichnen hilft, dann weil<lb/> es in jetziger Zeit einen Theil der vom Bunde hierhergesandten Truppen<lb/> beherbergt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1538"> Ein Dorf der transalbingischen Sachsen ist für den Mittel- und Süddeutschen<lb/> ein ziemlich seltsamer Anblick. Es ist eine Gesammtheit nicht so sehr wie bei<lb/> uns von Höfen, als von Häusern, die alles, was zur Bauerwirthschaft gehört,<lb/> Wohnung, Stall und Scheune unter einem einzigen mächtigen Dache vereinigen.<lb/> Statt der breiten Seite kehren diese oft bis zur Monstrosität großen Gebäude<lb/> die schmale der Straße zu. Niemals haben sie mehr als ein Erdgeschoß. Das<lb/> steile Dach, wie alle ländlichen Dächer Schleswig-Holsteins, wie im Friesen-<lb/> lande selbst manche Kirchen, mit Stroh oder Schilf gedeckt, in der Mitte des<lb/> Firsts zuweilen von einem sattelartig eingelegten Glasfensterchen unterbrochen,<lb/> geht sowohl auf den Langseiten als an den Giebelenden bis auf doppelte Manns¬<lb/> höhe herab. Charakteristisch ist ferner, daß in den meisten Fällen, und bei<lb/> allen nach alter Sitte erbauten Häusern wenigstens im Osten Holsteins und<lb/> Südschleswigs, Schornsteine fehlen und der Rauch sich durch die Einfahrt seinen<lb/> Weg suchen muß, welche, so hoch und breit, daß ein beladener Erntewagen<lb/> ohne Schwierigkeit hindurchkann, auf die Gasse hinausgähnt und, wenn ihre<lb/> Flügel offenstehen, unten mit einem niedrigen buntangestrichnen Gitter gesperrt<lb/> wird. In die schiefstehende graue Strohdcckc der Giebel ist in der Regel oben<lb/> ein senkrecht gestelltes Dreieck von Brettern eingesetzt, in welches eine kleine<lb/> Oeffnung, „das Kapplvch" oder die „Ulenflucht", geschnitten ist. Ueber diesem<lb/> endlich ragen gewöhnlich an beiden Enden des Dachkammes. wie die Hirsch¬<lb/> geweihe unsrer Försterwvhnungen, zwei sich kreuzende andere Bretter empor,<lb/> welche in der Gestalt von Pferdeköpfen ausgeschnitzt sind; den fehlenden Schorn¬<lb/> stein mit seinen lebendigen Rauchwölkchen ersetzt auf sehr vielen Dächern in<lb/> gewissem Grade ein Storchnest mit seinen rührigen Insassen, und nicht selten<lb/> klappern sogar in zwei Nestern auf einem Dache diese freundlichen Vögel ihren<lb/> Jungen das Wiegenlied Vor. (Fortsetzung in nächster Nummer.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die letzte Woche.</head><lb/> <p xml:id="ID_1539" next="#ID_1540"> Der Tod des Königs von Bayern, gerade in den Tagen, wo sein ausgesprochener<lb/> Wille in einer große» nationalen Frage so bedeutungsvoll sein konnte, ist auch<lb/> außerhalb seines Landes mit warmer Theilnahme beklagt worden. Er war ein milder</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0490]
übrigen Mittel- und Nvrdschleswiger verschieden, die Grenze zwischen den süd¬
lichen und den nördlichen Stämmen der Bevölkerung bezeichnen hilft, dann weil
es in jetziger Zeit einen Theil der vom Bunde hierhergesandten Truppen
beherbergt.
Ein Dorf der transalbingischen Sachsen ist für den Mittel- und Süddeutschen
ein ziemlich seltsamer Anblick. Es ist eine Gesammtheit nicht so sehr wie bei
uns von Höfen, als von Häusern, die alles, was zur Bauerwirthschaft gehört,
Wohnung, Stall und Scheune unter einem einzigen mächtigen Dache vereinigen.
Statt der breiten Seite kehren diese oft bis zur Monstrosität großen Gebäude
die schmale der Straße zu. Niemals haben sie mehr als ein Erdgeschoß. Das
steile Dach, wie alle ländlichen Dächer Schleswig-Holsteins, wie im Friesen-
lande selbst manche Kirchen, mit Stroh oder Schilf gedeckt, in der Mitte des
Firsts zuweilen von einem sattelartig eingelegten Glasfensterchen unterbrochen,
geht sowohl auf den Langseiten als an den Giebelenden bis auf doppelte Manns¬
höhe herab. Charakteristisch ist ferner, daß in den meisten Fällen, und bei
allen nach alter Sitte erbauten Häusern wenigstens im Osten Holsteins und
Südschleswigs, Schornsteine fehlen und der Rauch sich durch die Einfahrt seinen
Weg suchen muß, welche, so hoch und breit, daß ein beladener Erntewagen
ohne Schwierigkeit hindurchkann, auf die Gasse hinausgähnt und, wenn ihre
Flügel offenstehen, unten mit einem niedrigen buntangestrichnen Gitter gesperrt
wird. In die schiefstehende graue Strohdcckc der Giebel ist in der Regel oben
ein senkrecht gestelltes Dreieck von Brettern eingesetzt, in welches eine kleine
Oeffnung, „das Kapplvch" oder die „Ulenflucht", geschnitten ist. Ueber diesem
endlich ragen gewöhnlich an beiden Enden des Dachkammes. wie die Hirsch¬
geweihe unsrer Försterwvhnungen, zwei sich kreuzende andere Bretter empor,
welche in der Gestalt von Pferdeköpfen ausgeschnitzt sind; den fehlenden Schorn¬
stein mit seinen lebendigen Rauchwölkchen ersetzt auf sehr vielen Dächern in
gewissem Grade ein Storchnest mit seinen rührigen Insassen, und nicht selten
klappern sogar in zwei Nestern auf einem Dache diese freundlichen Vögel ihren
Jungen das Wiegenlied Vor. (Fortsetzung in nächster Nummer.)
Die letzte Woche.
Der Tod des Königs von Bayern, gerade in den Tagen, wo sein ausgesprochener
Wille in einer große» nationalen Frage so bedeutungsvoll sein konnte, ist auch
außerhalb seines Landes mit warmer Theilnahme beklagt worden. Er war ein milder
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