Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

bei den Kassen, in den Archiven und Registraturen Bediensteten eine besondere
Erwähnung verdienen. Bei den letztgenannten Aemtern ist ein verhältnißmäßig
schwächeres Personal als bei manchen andern Branchen und es ist auch die
Stellung dieser Beamten durchaus nicht bevorzugt. Gleichwohl könnte, sobald
man einen wirklich vereinfachten Geschäftsgang einführen würde, auch dieses
Personal noch bedeutend vermindert werden. Anders verhält es sich dagegen
mit den Kriegskassen. Daß eine mobile Armee ihre eigenen Kassen und das
zur Manipulation bei denselben erforderliche, jedenfalls aber sehr unbedeutende
Personal haben müsse, wird man gern zugeben, nicht aber, daß in dem Staats¬
haushalte, in welchem alles Geld aus derselben Quelle, nämlich aus den Taschen
der steuerzahlenden fließt und größtentheils zu demselben Zwecke d. h. zu der
Besoldung der Staatsdiener verwendet wird, das zu dem Haushalte der ein¬
zelnen Departements erforderliche Geld unter abgesonderter Verwaltung stehe.
Haben doch die Chefs der Regimenter und Compagnien das zu der Erhaltung
dieser Abtheilungen nöthige Geld durch längere oder kürzere Zeit in ihrer Auf¬
bewahrung und müssen in kleinen Garnisonen die Kassen der Regimenter doch
aus den eben in dem Orte befindlichen Steuer- oder Kreiskassen, ergänzt wer¬
den. Wozu bestehen dann also in den größeren Städten besondere Kriegskassen,
mit einem im Allgemeinen ebenso zahlreichen als günstig gestellten Personal?
Man scheint diese Ueberflüssigkeit auch bereits zum Theil eingesehen zu haben
und es sind in der That einige stabile Kriegskassen aufgehoben worden, an die
gänzliche Aufhebung des Institutes aber scheint man sich nicht gewagt zu haben.

Endlich verdienen noch die bei den verschiedenen wissenschaftlichen Instituten
angestellten Offiziere und Beamten einer besondern Erwähnung. So zuerst die
bei dem von jeher außerordentlich begünstigten geographischen Institut Befind¬
lichen. Dieselben bildeten früher ein eigenes Corps, sind aber gegenwärtig
dem Generalquartiermeistcrstabe zugetheilt und sind hauptsächlich mit der trigo¬
nometrischen Triangulirung und Mappirung, sowie mit der "Landesbcschrcibung
des In- und Auslandes" beschäftigt. Das ganze Institut ist dem der fran¬
zösischen Militärgeographcn nachgebildet und es sind die aus demselben hervor¬
gehenden Leistungen (Karten, Pläne und plastische Terraindarstellungen) an sich
allerdings höchst ausgezeichnet, doch würden gleich correcte und gefällige Arbeiten
gewiß mit einem weit geringeren Kostenaufwand bewirkt werden können. Be¬
sonders kostspielig ist die militärische Aufnahme der verschiedenen Provinzen.
Dieselbe wird von den im Mappiren bewanderteren Offizieren vollführt und es
sind dieselben in Gruppen oder Sectionen getheilt. Bei dem Beginne des
Frühjahres ziehen die Mappeurs nach den ihnen zugewiesenen Districten und
kehren im Herbste nach Wien zurück, um daselbst die auf die Aufnahme basirten
Karten und Pläne auszufertigen. Nicht nur diese zweimalige Wanderung (bei
welcher auch alle Requisiten und Instrumente bin und hergeschleppt werden)

"


bei den Kassen, in den Archiven und Registraturen Bediensteten eine besondere
Erwähnung verdienen. Bei den letztgenannten Aemtern ist ein verhältnißmäßig
schwächeres Personal als bei manchen andern Branchen und es ist auch die
Stellung dieser Beamten durchaus nicht bevorzugt. Gleichwohl könnte, sobald
man einen wirklich vereinfachten Geschäftsgang einführen würde, auch dieses
Personal noch bedeutend vermindert werden. Anders verhält es sich dagegen
mit den Kriegskassen. Daß eine mobile Armee ihre eigenen Kassen und das
zur Manipulation bei denselben erforderliche, jedenfalls aber sehr unbedeutende
Personal haben müsse, wird man gern zugeben, nicht aber, daß in dem Staats¬
haushalte, in welchem alles Geld aus derselben Quelle, nämlich aus den Taschen
der steuerzahlenden fließt und größtentheils zu demselben Zwecke d. h. zu der
Besoldung der Staatsdiener verwendet wird, das zu dem Haushalte der ein¬
zelnen Departements erforderliche Geld unter abgesonderter Verwaltung stehe.
Haben doch die Chefs der Regimenter und Compagnien das zu der Erhaltung
dieser Abtheilungen nöthige Geld durch längere oder kürzere Zeit in ihrer Auf¬
bewahrung und müssen in kleinen Garnisonen die Kassen der Regimenter doch
aus den eben in dem Orte befindlichen Steuer- oder Kreiskassen, ergänzt wer¬
den. Wozu bestehen dann also in den größeren Städten besondere Kriegskassen,
mit einem im Allgemeinen ebenso zahlreichen als günstig gestellten Personal?
Man scheint diese Ueberflüssigkeit auch bereits zum Theil eingesehen zu haben
und es sind in der That einige stabile Kriegskassen aufgehoben worden, an die
gänzliche Aufhebung des Institutes aber scheint man sich nicht gewagt zu haben.

Endlich verdienen noch die bei den verschiedenen wissenschaftlichen Instituten
angestellten Offiziere und Beamten einer besondern Erwähnung. So zuerst die
bei dem von jeher außerordentlich begünstigten geographischen Institut Befind¬
lichen. Dieselben bildeten früher ein eigenes Corps, sind aber gegenwärtig
dem Generalquartiermeistcrstabe zugetheilt und sind hauptsächlich mit der trigo¬
nometrischen Triangulirung und Mappirung, sowie mit der „Landesbcschrcibung
des In- und Auslandes" beschäftigt. Das ganze Institut ist dem der fran¬
zösischen Militärgeographcn nachgebildet und es sind die aus demselben hervor¬
gehenden Leistungen (Karten, Pläne und plastische Terraindarstellungen) an sich
allerdings höchst ausgezeichnet, doch würden gleich correcte und gefällige Arbeiten
gewiß mit einem weit geringeren Kostenaufwand bewirkt werden können. Be¬
sonders kostspielig ist die militärische Aufnahme der verschiedenen Provinzen.
Dieselbe wird von den im Mappiren bewanderteren Offizieren vollführt und es
sind dieselben in Gruppen oder Sectionen getheilt. Bei dem Beginne des
Frühjahres ziehen die Mappeurs nach den ihnen zugewiesenen Districten und
kehren im Herbste nach Wien zurück, um daselbst die auf die Aufnahme basirten
Karten und Pläne auszufertigen. Nicht nur diese zweimalige Wanderung (bei
welcher auch alle Requisiten und Instrumente bin und hergeschleppt werden)

»


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0478" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116944"/>
          <p xml:id="ID_1491" prev="#ID_1490"> bei den Kassen, in den Archiven und Registraturen Bediensteten eine besondere<lb/>
Erwähnung verdienen. Bei den letztgenannten Aemtern ist ein verhältnißmäßig<lb/>
schwächeres Personal als bei manchen andern Branchen und es ist auch die<lb/>
Stellung dieser Beamten durchaus nicht bevorzugt. Gleichwohl könnte, sobald<lb/>
man einen wirklich vereinfachten Geschäftsgang einführen würde, auch dieses<lb/>
Personal noch bedeutend vermindert werden. Anders verhält es sich dagegen<lb/>
mit den Kriegskassen. Daß eine mobile Armee ihre eigenen Kassen und das<lb/>
zur Manipulation bei denselben erforderliche, jedenfalls aber sehr unbedeutende<lb/>
Personal haben müsse, wird man gern zugeben, nicht aber, daß in dem Staats¬<lb/>
haushalte, in welchem alles Geld aus derselben Quelle, nämlich aus den Taschen<lb/>
der steuerzahlenden fließt und größtentheils zu demselben Zwecke d. h. zu der<lb/>
Besoldung der Staatsdiener verwendet wird, das zu dem Haushalte der ein¬<lb/>
zelnen Departements erforderliche Geld unter abgesonderter Verwaltung stehe.<lb/>
Haben doch die Chefs der Regimenter und Compagnien das zu der Erhaltung<lb/>
dieser Abtheilungen nöthige Geld durch längere oder kürzere Zeit in ihrer Auf¬<lb/>
bewahrung und müssen in kleinen Garnisonen die Kassen der Regimenter doch<lb/>
aus den eben in dem Orte befindlichen Steuer- oder Kreiskassen, ergänzt wer¬<lb/>
den. Wozu bestehen dann also in den größeren Städten besondere Kriegskassen,<lb/>
mit einem im Allgemeinen ebenso zahlreichen als günstig gestellten Personal?<lb/>
Man scheint diese Ueberflüssigkeit auch bereits zum Theil eingesehen zu haben<lb/>
und es sind in der That einige stabile Kriegskassen aufgehoben worden, an die<lb/>
gänzliche Aufhebung des Institutes aber scheint man sich nicht gewagt zu haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1492"> Endlich verdienen noch die bei den verschiedenen wissenschaftlichen Instituten<lb/>
angestellten Offiziere und Beamten einer besondern Erwähnung. So zuerst die<lb/>
bei dem von jeher außerordentlich begünstigten geographischen Institut Befind¬<lb/>
lichen. Dieselben bildeten früher ein eigenes Corps, sind aber gegenwärtig<lb/>
dem Generalquartiermeistcrstabe zugetheilt und sind hauptsächlich mit der trigo¬<lb/>
nometrischen Triangulirung und Mappirung, sowie mit der &#x201E;Landesbcschrcibung<lb/>
des In- und Auslandes" beschäftigt. Das ganze Institut ist dem der fran¬<lb/>
zösischen Militärgeographcn nachgebildet und es sind die aus demselben hervor¬<lb/>
gehenden Leistungen (Karten, Pläne und plastische Terraindarstellungen) an sich<lb/>
allerdings höchst ausgezeichnet, doch würden gleich correcte und gefällige Arbeiten<lb/>
gewiß mit einem weit geringeren Kostenaufwand bewirkt werden können. Be¬<lb/>
sonders kostspielig ist die militärische Aufnahme der verschiedenen Provinzen.<lb/>
Dieselbe wird von den im Mappiren bewanderteren Offizieren vollführt und es<lb/>
sind dieselben in Gruppen oder Sectionen getheilt. Bei dem Beginne des<lb/>
Frühjahres ziehen die Mappeurs nach den ihnen zugewiesenen Districten und<lb/>
kehren im Herbste nach Wien zurück, um daselbst die auf die Aufnahme basirten<lb/>
Karten und Pläne auszufertigen. Nicht nur diese zweimalige Wanderung (bei<lb/>
welcher auch alle Requisiten und Instrumente bin und hergeschleppt werden)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1493" next="#ID_1494"> »</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0478] bei den Kassen, in den Archiven und Registraturen Bediensteten eine besondere Erwähnung verdienen. Bei den letztgenannten Aemtern ist ein verhältnißmäßig schwächeres Personal als bei manchen andern Branchen und es ist auch die Stellung dieser Beamten durchaus nicht bevorzugt. Gleichwohl könnte, sobald man einen wirklich vereinfachten Geschäftsgang einführen würde, auch dieses Personal noch bedeutend vermindert werden. Anders verhält es sich dagegen mit den Kriegskassen. Daß eine mobile Armee ihre eigenen Kassen und das zur Manipulation bei denselben erforderliche, jedenfalls aber sehr unbedeutende Personal haben müsse, wird man gern zugeben, nicht aber, daß in dem Staats¬ haushalte, in welchem alles Geld aus derselben Quelle, nämlich aus den Taschen der steuerzahlenden fließt und größtentheils zu demselben Zwecke d. h. zu der Besoldung der Staatsdiener verwendet wird, das zu dem Haushalte der ein¬ zelnen Departements erforderliche Geld unter abgesonderter Verwaltung stehe. Haben doch die Chefs der Regimenter und Compagnien das zu der Erhaltung dieser Abtheilungen nöthige Geld durch längere oder kürzere Zeit in ihrer Auf¬ bewahrung und müssen in kleinen Garnisonen die Kassen der Regimenter doch aus den eben in dem Orte befindlichen Steuer- oder Kreiskassen, ergänzt wer¬ den. Wozu bestehen dann also in den größeren Städten besondere Kriegskassen, mit einem im Allgemeinen ebenso zahlreichen als günstig gestellten Personal? Man scheint diese Ueberflüssigkeit auch bereits zum Theil eingesehen zu haben und es sind in der That einige stabile Kriegskassen aufgehoben worden, an die gänzliche Aufhebung des Institutes aber scheint man sich nicht gewagt zu haben. Endlich verdienen noch die bei den verschiedenen wissenschaftlichen Instituten angestellten Offiziere und Beamten einer besondern Erwähnung. So zuerst die bei dem von jeher außerordentlich begünstigten geographischen Institut Befind¬ lichen. Dieselben bildeten früher ein eigenes Corps, sind aber gegenwärtig dem Generalquartiermeistcrstabe zugetheilt und sind hauptsächlich mit der trigo¬ nometrischen Triangulirung und Mappirung, sowie mit der „Landesbcschrcibung des In- und Auslandes" beschäftigt. Das ganze Institut ist dem der fran¬ zösischen Militärgeographcn nachgebildet und es sind die aus demselben hervor¬ gehenden Leistungen (Karten, Pläne und plastische Terraindarstellungen) an sich allerdings höchst ausgezeichnet, doch würden gleich correcte und gefällige Arbeiten gewiß mit einem weit geringeren Kostenaufwand bewirkt werden können. Be¬ sonders kostspielig ist die militärische Aufnahme der verschiedenen Provinzen. Dieselbe wird von den im Mappiren bewanderteren Offizieren vollführt und es sind dieselben in Gruppen oder Sectionen getheilt. Bei dem Beginne des Frühjahres ziehen die Mappeurs nach den ihnen zugewiesenen Districten und kehren im Herbste nach Wien zurück, um daselbst die auf die Aufnahme basirten Karten und Pläne auszufertigen. Nicht nur diese zweimalige Wanderung (bei welcher auch alle Requisiten und Instrumente bin und hergeschleppt werden) »

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/478
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/478>, abgerufen am 24.07.2024.