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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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erscheint als ein bedeutender und gewiß leicht zu vermeidender Kostenaufwand,
sondern es bestehen jene Gruppen aus mehr als ausreichenden Kräften und
endlich sind die Gehaltszulagen, welche den bei der Mappirung verwendeten
Individuen gewährt werden, gegenüber der bei andern wissenschaftlichen Leistungen
bezeigten Sparsamkeit kaum zu rechtfertigen. Denn heutzutage ist die besondere
Bevorzugung eines Corps, dessen Mitglieder eben nur die auf jeder Realschule
zu erwerbenden Kenntnisse zu besitzen brauchen, schwer zu begreifen, ja es dürften
über die Nothwendigkeit der Existenz derartiger Beamten, mindestens über ihre
Anzahl gerechte Bedenken erhoben werden.

Nicht leicht wird Jemand den für die Pflege und Beförderung der Wissen¬
schaften verwendeten Betrag als eine Verschwendung und die zur Förderung
dieses Zweckes bestellten Individuen für entbehrlich zu erklären wagen und man
dürfte daher einen derartigen Angriff gegen die dem Kriegsministerium direct
unterstehenden wissenschaftlichen Comites, sowie gegen die sogenannte Kriegs¬
bibliothek und das Kriegsarchiv für ungerecht zu halten geneigt sein. Ja man
würde, wenn man nur den Betrag der aufgewendeten Summen allein berück¬
sichtigen wollte, über die übergroße Sparsamkeit.der Regierung, welche auf so
wichtige Anstalten so wenig verwendet, klagen können. Allein die Kriegs¬
bibliothek, deren Reichthum in manchen Fächern schwerlich von einer andern
Büchersammlung üvertroffen werden dürfte, ist schwer zugänglich und ihre
Benutzung ist durch zu viele Bedingungen erschwert und gehemmt. In noch
höherem Grade gilt dieses von dem Kriegsarchiv, da, um nur den Besuch
desselben zu erlangen, eine nicht unbedeutende Protection nöthig ist. Die in
den Comite's befindlichen Sammlungen sind theils erst im Entstehen begriffen,
theils an sich zu gering und in weiteren Kreisen ganz unbekannt. Sie genügen
oft nicht einmal für das Bedürfniß der im Durchschnitt nur mit Specialstudien
sich befassenden Mitglieder dieser Comites und sind für den Fremden, selbst
wenn derselbe durch einen Zufall ihre Existenz erfahren haben sollte, beinahe
hermetisch verschlossen, wahrend sie. mit den größeren Sammlungen dieser Art
vereinigt, die in den letzteren vorhandenen Lücken ausfüllen würden.
'

Und die Comites würden, auch wenn sie aus weit vorzüglicheren Elemen¬
ten zusammengesetzt wären, als es in der That der Fall ist, schon ihrer durch
und durch bureaukratischen Organisation wegen nichts Hervorragendes und
Gutes erschaffen können. Dieses büreaukratische Wesen ist übrigens bei allen
wissenschaftlichen Instituten bemerkbar und es ist bezeichnend, daß an der Spitze
der officielle" militärischen Zeitschrift ein Generalkriegscommissär, also ein
Beamter steht, und daß dieselbe keine permanente Mitarbeiter, wohl aber "bei
der Redaction Angestellte" besitzt. Daß nun der gegenwärtige Redacteur.
Beamte ein intelligenter Mann ist. ist eben nur ein Zufall und hat wohl einen
augenblicklichen, aber keinen bleibenden Einfluß; dem Princip nach bleibt die


Grenzboten I. 1864. 60

erscheint als ein bedeutender und gewiß leicht zu vermeidender Kostenaufwand,
sondern es bestehen jene Gruppen aus mehr als ausreichenden Kräften und
endlich sind die Gehaltszulagen, welche den bei der Mappirung verwendeten
Individuen gewährt werden, gegenüber der bei andern wissenschaftlichen Leistungen
bezeigten Sparsamkeit kaum zu rechtfertigen. Denn heutzutage ist die besondere
Bevorzugung eines Corps, dessen Mitglieder eben nur die auf jeder Realschule
zu erwerbenden Kenntnisse zu besitzen brauchen, schwer zu begreifen, ja es dürften
über die Nothwendigkeit der Existenz derartiger Beamten, mindestens über ihre
Anzahl gerechte Bedenken erhoben werden.

Nicht leicht wird Jemand den für die Pflege und Beförderung der Wissen¬
schaften verwendeten Betrag als eine Verschwendung und die zur Förderung
dieses Zweckes bestellten Individuen für entbehrlich zu erklären wagen und man
dürfte daher einen derartigen Angriff gegen die dem Kriegsministerium direct
unterstehenden wissenschaftlichen Comites, sowie gegen die sogenannte Kriegs¬
bibliothek und das Kriegsarchiv für ungerecht zu halten geneigt sein. Ja man
würde, wenn man nur den Betrag der aufgewendeten Summen allein berück¬
sichtigen wollte, über die übergroße Sparsamkeit.der Regierung, welche auf so
wichtige Anstalten so wenig verwendet, klagen können. Allein die Kriegs¬
bibliothek, deren Reichthum in manchen Fächern schwerlich von einer andern
Büchersammlung üvertroffen werden dürfte, ist schwer zugänglich und ihre
Benutzung ist durch zu viele Bedingungen erschwert und gehemmt. In noch
höherem Grade gilt dieses von dem Kriegsarchiv, da, um nur den Besuch
desselben zu erlangen, eine nicht unbedeutende Protection nöthig ist. Die in
den Comite's befindlichen Sammlungen sind theils erst im Entstehen begriffen,
theils an sich zu gering und in weiteren Kreisen ganz unbekannt. Sie genügen
oft nicht einmal für das Bedürfniß der im Durchschnitt nur mit Specialstudien
sich befassenden Mitglieder dieser Comites und sind für den Fremden, selbst
wenn derselbe durch einen Zufall ihre Existenz erfahren haben sollte, beinahe
hermetisch verschlossen, wahrend sie. mit den größeren Sammlungen dieser Art
vereinigt, die in den letzteren vorhandenen Lücken ausfüllen würden.
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Und die Comites würden, auch wenn sie aus weit vorzüglicheren Elemen¬
ten zusammengesetzt wären, als es in der That der Fall ist, schon ihrer durch
und durch bureaukratischen Organisation wegen nichts Hervorragendes und
Gutes erschaffen können. Dieses büreaukratische Wesen ist übrigens bei allen
wissenschaftlichen Instituten bemerkbar und es ist bezeichnend, daß an der Spitze
der officielle» militärischen Zeitschrift ein Generalkriegscommissär, also ein
Beamter steht, und daß dieselbe keine permanente Mitarbeiter, wohl aber „bei
der Redaction Angestellte" besitzt. Daß nun der gegenwärtige Redacteur.
Beamte ein intelligenter Mann ist. ist eben nur ein Zufall und hat wohl einen
augenblicklichen, aber keinen bleibenden Einfluß; dem Princip nach bleibt die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/479>, abgerufen am 24.07.2024.