Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.Man hat zwar in der neuesten Zeit wiederholt gegen diesen Uebelstand So weist das erst im Anfange dieses Jahres veröffentlichte neue Statut Die ebenfalls zu den Militärbeamten gerechneten Beamten und "Admi- Die dem Kriegsministerium und den verschiedenen höhern Militärbehörden Man hat zwar in der neuesten Zeit wiederholt gegen diesen Uebelstand So weist das erst im Anfange dieses Jahres veröffentlichte neue Statut Die ebenfalls zu den Militärbeamten gerechneten Beamten und „Admi- Die dem Kriegsministerium und den verschiedenen höhern Militärbehörden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116943"/> <p xml:id="ID_1487"> Man hat zwar in der neuesten Zeit wiederholt gegen diesen Uebelstand<lb/> anzukämpfen versucht, aber theils waren die diesfMgen Bestimmungen an sich<lb/> schon ungenügend, theils ging man nur mit halbem Willen an die Sache,<lb/> welche selbst bei der grösten Energie gegen den zu tief eingewurzelten Bureau-<lb/> kratismuS kaum mit Erfolg hätte durchgeführt werden können.</p><lb/> <p xml:id="ID_1488"> So weist das erst im Anfange dieses Jahres veröffentlichte neue Statut<lb/> der Verpflegsbranche den Stand von mehr als dreihundert Beamten als das<lb/> möglichste Minimum nach und es bedarf überhaupt keines außerordentlichen<lb/> Scharfblickes, um aus diesem Statut mit Sicherheit vorauszusehen, daß auch<lb/> künftighin der Willkür, Sorglosigkeit und Unredlichkeit ein weites Feld werde<lb/> eröffnet bleiben. Ja es scheint, als ob man die Nachtheile der Staatsregie<lb/> noch nicht genügend erkannt habe. Denn nachdem man einige Mvnturscommis-<lb/> sionen ganz aufgehoben und die andern namhaft reducirt hat, geht man mit<lb/> der Idee um, bei Verona ein großartiges Verpflcgungsetablissement für<lb/> 80,000 Manu zu errichten, in welchem die verschiedenartigsten Verpflegsartikcl<lb/> nicht nur aufbewahrt, sondern auch gefertigt werden sollen. Man hat bei dem<lb/> Entwürfe zu diesem Mustcretablissement selbst auf Mühlen, um das Mehl zu<lb/> bereiten, ja sogar auf Felder, um einen Theil des zu diesem Mehle erforder¬<lb/> lichen Getreides anzubauen, auf Stallungen und Schlachtbänke für das Schlacht¬<lb/> vieh und auf Wiesenplätze für das letztere Bedacht genommen. Abgesehen von<lb/> der Kostspieligkeit und Ungereimtheit des ganzen Projcctes, von den mit dem<lb/> Betriebe dieser Wirthschaft fast untrennbar verbundenen großartigen Betrüge¬<lb/> reien, würde die Existenz dieser Anstalt die östreichische Armee höchst wahrschein¬<lb/> lich sehr bald in arge Verlegenheiten bringe». Denn gewiß würde man sich<lb/> durch die Thätigkeit einer solchen Nicsencmstalt für vollkommen gesichert halten,<lb/> alle anderweitigen Vorkehrungen hinsichtlich der Verpflegung vernachlässigen<lb/> und somit bei einer etwaigen Vermehrung der Armee ganz in dieselbe Lage<lb/> gerathen, in welche man 1859 gekommen war, als bei den sür vielleicht sechzig¬<lb/> tausend Mann berechneten Verpflegungscinrichtungcn die östreichische Armee<lb/> nahezu auf das Dreifache dieser Zahl erhöht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1489"> Die ebenfalls zu den Militärbeamten gerechneten Beamten und „Admi-<lb/> nistrationsoffiziere" der Militärgrenze sind dagegen nach keinem so durchweg<lb/> verwerflichen System organisirt, als man es gewöhnlich anzunehmen geneigt ist.<lb/> Wenigstens ist es ein bedeutender Vortheil, daß nur eine Art von Beamten<lb/> für jedes Departement besteht und somit wenigstens nicht das doppelte Personal<lb/> (für Militär- und Civilangelezenheiten). wie in den übrigen Provinzen er¬<lb/> fordert wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1490" next="#ID_1491"> Die dem Kriegsministerium und den verschiedenen höhern Militärbehörden<lb/> zugewiesenen Militärbeamten zerfallen in verschiedene Kategorien, von welchen<lb/> die Nechnungs' und Justizbcamten bereits angeführt wurden und nur noch die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0477]
Man hat zwar in der neuesten Zeit wiederholt gegen diesen Uebelstand
anzukämpfen versucht, aber theils waren die diesfMgen Bestimmungen an sich
schon ungenügend, theils ging man nur mit halbem Willen an die Sache,
welche selbst bei der grösten Energie gegen den zu tief eingewurzelten Bureau-
kratismuS kaum mit Erfolg hätte durchgeführt werden können.
So weist das erst im Anfange dieses Jahres veröffentlichte neue Statut
der Verpflegsbranche den Stand von mehr als dreihundert Beamten als das
möglichste Minimum nach und es bedarf überhaupt keines außerordentlichen
Scharfblickes, um aus diesem Statut mit Sicherheit vorauszusehen, daß auch
künftighin der Willkür, Sorglosigkeit und Unredlichkeit ein weites Feld werde
eröffnet bleiben. Ja es scheint, als ob man die Nachtheile der Staatsregie
noch nicht genügend erkannt habe. Denn nachdem man einige Mvnturscommis-
sionen ganz aufgehoben und die andern namhaft reducirt hat, geht man mit
der Idee um, bei Verona ein großartiges Verpflcgungsetablissement für
80,000 Manu zu errichten, in welchem die verschiedenartigsten Verpflegsartikcl
nicht nur aufbewahrt, sondern auch gefertigt werden sollen. Man hat bei dem
Entwürfe zu diesem Mustcretablissement selbst auf Mühlen, um das Mehl zu
bereiten, ja sogar auf Felder, um einen Theil des zu diesem Mehle erforder¬
lichen Getreides anzubauen, auf Stallungen und Schlachtbänke für das Schlacht¬
vieh und auf Wiesenplätze für das letztere Bedacht genommen. Abgesehen von
der Kostspieligkeit und Ungereimtheit des ganzen Projcctes, von den mit dem
Betriebe dieser Wirthschaft fast untrennbar verbundenen großartigen Betrüge¬
reien, würde die Existenz dieser Anstalt die östreichische Armee höchst wahrschein¬
lich sehr bald in arge Verlegenheiten bringe». Denn gewiß würde man sich
durch die Thätigkeit einer solchen Nicsencmstalt für vollkommen gesichert halten,
alle anderweitigen Vorkehrungen hinsichtlich der Verpflegung vernachlässigen
und somit bei einer etwaigen Vermehrung der Armee ganz in dieselbe Lage
gerathen, in welche man 1859 gekommen war, als bei den sür vielleicht sechzig¬
tausend Mann berechneten Verpflegungscinrichtungcn die östreichische Armee
nahezu auf das Dreifache dieser Zahl erhöht wurde.
Die ebenfalls zu den Militärbeamten gerechneten Beamten und „Admi-
nistrationsoffiziere" der Militärgrenze sind dagegen nach keinem so durchweg
verwerflichen System organisirt, als man es gewöhnlich anzunehmen geneigt ist.
Wenigstens ist es ein bedeutender Vortheil, daß nur eine Art von Beamten
für jedes Departement besteht und somit wenigstens nicht das doppelte Personal
(für Militär- und Civilangelezenheiten). wie in den übrigen Provinzen er¬
fordert wird.
Die dem Kriegsministerium und den verschiedenen höhern Militärbehörden
zugewiesenen Militärbeamten zerfallen in verschiedene Kategorien, von welchen
die Nechnungs' und Justizbcamten bereits angeführt wurden und nur noch die
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