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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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und nicht aller Herzen sind fromm. Noch steht uns viel Kampf und Noth bevor
und noch manches Jahr vielleicht voll Sorge und Gefahr. Dies aber schreckt
Männer nicht, die mit dem Rechte zu leiden und nicht vom Boden der Wahr¬
heit zu weichen entschlossen sind."

Nachdem der Redner die Hoffnung ausgesprochen, daß "unser Recht, wel¬
ches zugleich Gottes Recke ist", siegen, daß der Krieg nicht mit einem faulen,
sondern einem rechten Frieden endigen werde, "der ein freies selbständiges Volk
mit seinem rechtmäßigen Fürsten hinstellt", schloß er mit Vaterunser und Segen,
und unter dem Gesang des Liedes "Danket Gott, erhebet ihn" entfernte sich
die Gemeinde. Die Schleswiger ordneten sich mit ihren Fahnen aus dem
Kirchhof zu dem großen Festzug nach der Bahnhofshalle zurück, wo der Hul¬
digungsact stattfinden sollte.

Als Bahnbrecher schritten Mitglieder der kieler Turnerfeuerwehr voraus.
Dann folgten die Mitglieder des kieler Empfangscomits an weißen Schleifen
im Knopfloch kenntlich. Hierauf die Deputation der Stadt Schleswig mit den
Fahnen der altstädter, der bollfußer und der fnedrichsberger Gilde und der
prächtigen Standarte des Gesangvereins, welche, eine selbstgestickte Gabe der
Herzogin von Augustenburg, der Mutter Herzog Friedrichs, 1845 auf dem
Würzburger Gesangsfeste zum ersten Male die Farben Schleswig-Holsteins zeigte
und insofern historische Bedeutung hat. Weiterhin schloß sich der lange Zug
der Angler an, über dem gleichfalls mehre Fahnen wehten, darunter das große
rothe Landschaftsbanner mit den in ein Wappen zusammengestellten Siegel¬
zeichen der neun Harden, dem rothen, von zwei Pfeilen durchbohrten Herzen
im silbernen Felde, dem blauen Rost im goldnen Felde, dem silbernen Halb¬
mond und Stern in Blau, dem grünen Baum ebenfalls in Blau, dem blauen
Löwen im goldnen Felde, dem Silberfisch auf blauem Grund, der Sense auf
Goldgrund, dem blauen Hammer in Schwarz und den Goldschlüsseln in roth
und weißem Felde. Andere charakteristische Banner waren das husumer mit
dem Thorthurm, den zu beiden Seiten Palissaden einfassen und von welchem
drei weiße Fahnen wehen, das flensburger mit dem Thurm, aus dessen obern
Fenstern zwei blaue Löwen springen, und auf dessen Thür das Wappen Hol¬
steins mit dem Nesselblatt, endlich das eiderstedter, das in blauem Felde drei
Schiffe unter vollen Segeln zeigt.

Die Stadt Schleswig war durch 101 Mann vertreten, Angeln, welches
etwa fünfzigtausend Einwohner zählt, durch circa 630. Flensburg hatte sich
65 Köpfe stark eingefunden, von Husum (der Stadt, nicht dem ganzen Amt) waren
14, von Eckernförde gegen 40, von Apenrade 20. von Hadersleben 15, aus
dem Amte Tondern circa 50 gekommen. Sehr lebhaft hatten sich Dcinisch-
Wohld und Schwansen, desgleichen Eiderstedt betheiligt, wogegen Stapelholm
unerklärlicherweise fast gar nicht vertreten war. Die Herrnhutercolonie Chri-


und nicht aller Herzen sind fromm. Noch steht uns viel Kampf und Noth bevor
und noch manches Jahr vielleicht voll Sorge und Gefahr. Dies aber schreckt
Männer nicht, die mit dem Rechte zu leiden und nicht vom Boden der Wahr¬
heit zu weichen entschlossen sind."

Nachdem der Redner die Hoffnung ausgesprochen, daß „unser Recht, wel¬
ches zugleich Gottes Recke ist", siegen, daß der Krieg nicht mit einem faulen,
sondern einem rechten Frieden endigen werde, „der ein freies selbständiges Volk
mit seinem rechtmäßigen Fürsten hinstellt", schloß er mit Vaterunser und Segen,
und unter dem Gesang des Liedes „Danket Gott, erhebet ihn" entfernte sich
die Gemeinde. Die Schleswiger ordneten sich mit ihren Fahnen aus dem
Kirchhof zu dem großen Festzug nach der Bahnhofshalle zurück, wo der Hul¬
digungsact stattfinden sollte.

Als Bahnbrecher schritten Mitglieder der kieler Turnerfeuerwehr voraus.
Dann folgten die Mitglieder des kieler Empfangscomits an weißen Schleifen
im Knopfloch kenntlich. Hierauf die Deputation der Stadt Schleswig mit den
Fahnen der altstädter, der bollfußer und der fnedrichsberger Gilde und der
prächtigen Standarte des Gesangvereins, welche, eine selbstgestickte Gabe der
Herzogin von Augustenburg, der Mutter Herzog Friedrichs, 1845 auf dem
Würzburger Gesangsfeste zum ersten Male die Farben Schleswig-Holsteins zeigte
und insofern historische Bedeutung hat. Weiterhin schloß sich der lange Zug
der Angler an, über dem gleichfalls mehre Fahnen wehten, darunter das große
rothe Landschaftsbanner mit den in ein Wappen zusammengestellten Siegel¬
zeichen der neun Harden, dem rothen, von zwei Pfeilen durchbohrten Herzen
im silbernen Felde, dem blauen Rost im goldnen Felde, dem silbernen Halb¬
mond und Stern in Blau, dem grünen Baum ebenfalls in Blau, dem blauen
Löwen im goldnen Felde, dem Silberfisch auf blauem Grund, der Sense auf
Goldgrund, dem blauen Hammer in Schwarz und den Goldschlüsseln in roth
und weißem Felde. Andere charakteristische Banner waren das husumer mit
dem Thorthurm, den zu beiden Seiten Palissaden einfassen und von welchem
drei weiße Fahnen wehen, das flensburger mit dem Thurm, aus dessen obern
Fenstern zwei blaue Löwen springen, und auf dessen Thür das Wappen Hol¬
steins mit dem Nesselblatt, endlich das eiderstedter, das in blauem Felde drei
Schiffe unter vollen Segeln zeigt.

Die Stadt Schleswig war durch 101 Mann vertreten, Angeln, welches
etwa fünfzigtausend Einwohner zählt, durch circa 630. Flensburg hatte sich
65 Köpfe stark eingefunden, von Husum (der Stadt, nicht dem ganzen Amt) waren
14, von Eckernförde gegen 40, von Apenrade 20. von Hadersleben 15, aus
dem Amte Tondern circa 50 gekommen. Sehr lebhaft hatten sich Dcinisch-
Wohld und Schwansen, desgleichen Eiderstedt betheiligt, wogegen Stapelholm
unerklärlicherweise fast gar nicht vertreten war. Die Herrnhutercolonie Chri-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/404>, abgerufen am 04.07.2024.