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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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indeß habe er hinzugefügt, daß, um es zu halten, mindestens vierzigtausend er¬
forderlich sein würden. Daß man das Dannewerk durch Überschreitung der
Eider unterhalb Friedrichstadt oder durch Uebergang über die Schlei bei Mis-
sunde (wo dieser Meerbusen nur 320 Ellen breit ist) umgehen kann, ist in
einem frühern Artikel schon bemerkt.

Wir schließen hieran einige Notizen über den General, welcher das däni¬
sche Heer am Dannewerk befehligt.

Generallieutenant Christian Julius de Meza ist am 14. Januar 1792 zu
Helsingör geboren, jetzt also ein hoher Sechziger. Bei der Belagerung von
Kopenhagen im Jahre 1807 war er "Styckjunker", d. h. Port<zy6efähndrich
bei der Artillerie. Später wurde er Lehrer an der Artillerieschule, welche mit
der Militärakademie in Kopenhagen verbunden ist. Diesen Posten gab er
1842 auf, um als Major in eines der Artillerieregimentcr Dänemarks einzu¬
treten. Als die Erhebung Schleswig-Holsteins begann, wurde er Oberbefehls¬
haber der Artillerie, welche den in Schleswig einrückenden Truppen beigegeben
war, und fand in dieser Stellung Gelegenheit, sich bei Bau und in dem Treffen
bei Bustorf auszuzeichnen. Im December 1848 rückte er zum Obersten auf,
und im April des folgenden Jahres erhielt er den Oberbefehl über das Armee¬
corps, welches die Dänen auf der Insel Alsen gesammelt hatten, und welches
zum Theil Veranlassung wurde, daß Wrangel Jütland räumte. Später nahm
er Antheil an der Schlacht bei Fridericia. Im Januar 18S0 wurde er zum
Generalmajor befördert. Bald nachher erkrankt, konnte er an den weiteren Ope¬
rationen zunächst nicht theilnehmen. Eine zu rastlose Natur jedoch, schloß er
sich trotzdem, als die dänische Armee gegen Jdstedt heranrückte, dem Stäbe des
Generals Krogh an, und seinem Eingreifen hauptsächlich war es zuzuschreiben,
daß der durch v. d. Horsts siegreichen Angriff auf Stoll geworfene linke Flü¬
gel der dänischen Armee nicht völlig zersprengt wurde. Sofort ergriff er. den
Oberbefehl über die nach Schlcvpegrellö Tode in die ärgste Unordnung ge¬
brachten Truppen, reorganisirle die zerstreuten Abtheilungen, führte sie von
Neuem gegen die Schleswig-Holsteiner, trieb sie zurück und machte eine beträcht¬
liche Anzahl zu Gefangenen.

Nach dem Kriege wurde de Meza Inspector der gesammten dänischen
Artillerie. Jetzt befehligt er das in Schleswig und Jütland concentrirte Heer,
nachdem er im April 1860 Generallieutenant geworden.

De Meza gilt für den besten Offizier Dänemarks und nebenbei für einen
gutherzigen Mann, der indeß gewisse Wunderlichkeiten hat. Sein Portrait in
Photographie zeigt ihn statt in Uniform im Schlafrock und mit einem lose um-
geschlungencn Halstuch, über welchem Vatermörder hervorsehen. In dem Hotel,
welches er in Flensburg bewohnte, hatte er die ganze erste Etage inne, hielt
sich adel stets nur in den letzten beiden der sechs Zimmer aus, aus welchen


indeß habe er hinzugefügt, daß, um es zu halten, mindestens vierzigtausend er¬
forderlich sein würden. Daß man das Dannewerk durch Überschreitung der
Eider unterhalb Friedrichstadt oder durch Uebergang über die Schlei bei Mis-
sunde (wo dieser Meerbusen nur 320 Ellen breit ist) umgehen kann, ist in
einem frühern Artikel schon bemerkt.

Wir schließen hieran einige Notizen über den General, welcher das däni¬
sche Heer am Dannewerk befehligt.

Generallieutenant Christian Julius de Meza ist am 14. Januar 1792 zu
Helsingör geboren, jetzt also ein hoher Sechziger. Bei der Belagerung von
Kopenhagen im Jahre 1807 war er „Styckjunker", d. h. Port<zy6efähndrich
bei der Artillerie. Später wurde er Lehrer an der Artillerieschule, welche mit
der Militärakademie in Kopenhagen verbunden ist. Diesen Posten gab er
1842 auf, um als Major in eines der Artillerieregimentcr Dänemarks einzu¬
treten. Als die Erhebung Schleswig-Holsteins begann, wurde er Oberbefehls¬
haber der Artillerie, welche den in Schleswig einrückenden Truppen beigegeben
war, und fand in dieser Stellung Gelegenheit, sich bei Bau und in dem Treffen
bei Bustorf auszuzeichnen. Im December 1848 rückte er zum Obersten auf,
und im April des folgenden Jahres erhielt er den Oberbefehl über das Armee¬
corps, welches die Dänen auf der Insel Alsen gesammelt hatten, und welches
zum Theil Veranlassung wurde, daß Wrangel Jütland räumte. Später nahm
er Antheil an der Schlacht bei Fridericia. Im Januar 18S0 wurde er zum
Generalmajor befördert. Bald nachher erkrankt, konnte er an den weiteren Ope¬
rationen zunächst nicht theilnehmen. Eine zu rastlose Natur jedoch, schloß er
sich trotzdem, als die dänische Armee gegen Jdstedt heranrückte, dem Stäbe des
Generals Krogh an, und seinem Eingreifen hauptsächlich war es zuzuschreiben,
daß der durch v. d. Horsts siegreichen Angriff auf Stoll geworfene linke Flü¬
gel der dänischen Armee nicht völlig zersprengt wurde. Sofort ergriff er. den
Oberbefehl über die nach Schlcvpegrellö Tode in die ärgste Unordnung ge¬
brachten Truppen, reorganisirle die zerstreuten Abtheilungen, führte sie von
Neuem gegen die Schleswig-Holsteiner, trieb sie zurück und machte eine beträcht¬
liche Anzahl zu Gefangenen.

Nach dem Kriege wurde de Meza Inspector der gesammten dänischen
Artillerie. Jetzt befehligt er das in Schleswig und Jütland concentrirte Heer,
nachdem er im April 1860 Generallieutenant geworden.

De Meza gilt für den besten Offizier Dänemarks und nebenbei für einen
gutherzigen Mann, der indeß gewisse Wunderlichkeiten hat. Sein Portrait in
Photographie zeigt ihn statt in Uniform im Schlafrock und mit einem lose um-
geschlungencn Halstuch, über welchem Vatermörder hervorsehen. In dem Hotel,
welches er in Flensburg bewohnte, hatte er die ganze erste Etage inne, hielt
sich adel stets nur in den letzten beiden der sechs Zimmer aus, aus welchen


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[0246] indeß habe er hinzugefügt, daß, um es zu halten, mindestens vierzigtausend er¬ forderlich sein würden. Daß man das Dannewerk durch Überschreitung der Eider unterhalb Friedrichstadt oder durch Uebergang über die Schlei bei Mis- sunde (wo dieser Meerbusen nur 320 Ellen breit ist) umgehen kann, ist in einem frühern Artikel schon bemerkt. Wir schließen hieran einige Notizen über den General, welcher das däni¬ sche Heer am Dannewerk befehligt. Generallieutenant Christian Julius de Meza ist am 14. Januar 1792 zu Helsingör geboren, jetzt also ein hoher Sechziger. Bei der Belagerung von Kopenhagen im Jahre 1807 war er „Styckjunker", d. h. Port<zy6efähndrich bei der Artillerie. Später wurde er Lehrer an der Artillerieschule, welche mit der Militärakademie in Kopenhagen verbunden ist. Diesen Posten gab er 1842 auf, um als Major in eines der Artillerieregimentcr Dänemarks einzu¬ treten. Als die Erhebung Schleswig-Holsteins begann, wurde er Oberbefehls¬ haber der Artillerie, welche den in Schleswig einrückenden Truppen beigegeben war, und fand in dieser Stellung Gelegenheit, sich bei Bau und in dem Treffen bei Bustorf auszuzeichnen. Im December 1848 rückte er zum Obersten auf, und im April des folgenden Jahres erhielt er den Oberbefehl über das Armee¬ corps, welches die Dänen auf der Insel Alsen gesammelt hatten, und welches zum Theil Veranlassung wurde, daß Wrangel Jütland räumte. Später nahm er Antheil an der Schlacht bei Fridericia. Im Januar 18S0 wurde er zum Generalmajor befördert. Bald nachher erkrankt, konnte er an den weiteren Ope¬ rationen zunächst nicht theilnehmen. Eine zu rastlose Natur jedoch, schloß er sich trotzdem, als die dänische Armee gegen Jdstedt heranrückte, dem Stäbe des Generals Krogh an, und seinem Eingreifen hauptsächlich war es zuzuschreiben, daß der durch v. d. Horsts siegreichen Angriff auf Stoll geworfene linke Flü¬ gel der dänischen Armee nicht völlig zersprengt wurde. Sofort ergriff er. den Oberbefehl über die nach Schlcvpegrellö Tode in die ärgste Unordnung ge¬ brachten Truppen, reorganisirle die zerstreuten Abtheilungen, führte sie von Neuem gegen die Schleswig-Holsteiner, trieb sie zurück und machte eine beträcht¬ liche Anzahl zu Gefangenen. Nach dem Kriege wurde de Meza Inspector der gesammten dänischen Artillerie. Jetzt befehligt er das in Schleswig und Jütland concentrirte Heer, nachdem er im April 1860 Generallieutenant geworden. De Meza gilt für den besten Offizier Dänemarks und nebenbei für einen gutherzigen Mann, der indeß gewisse Wunderlichkeiten hat. Sein Portrait in Photographie zeigt ihn statt in Uniform im Schlafrock und mit einem lose um- geschlungencn Halstuch, über welchem Vatermörder hervorsehen. In dem Hotel, welches er in Flensburg bewohnte, hatte er die ganze erste Etage inne, hielt sich adel stets nur in den letzten beiden der sechs Zimmer aus, aus welchen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/246>, abgerufen am 04.07.2024.