Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wig-holsteinischen Aufstellung. In Heldenmut!) wie in jeder sonstigen Eigen¬
schaft militärischer Tüchtigfeit leisteten die Angegriffenen das Höchste. Auch die
Dänen erlitten schwere Einbuße und ihr General Nye befand sich unter den
Gefallenen. Aber nach blutigsten Kampfe, nach einem Verlust von ziemlich
3000 Mann, sahen die Schleswig-Holsteiner ihre Stellung gesprengt und mu߬
ten, des Morgens 9 Uhr, den Rückzug antreten.

Diese Nacht von Fridericia, auf das lebhafteste und in den verschiedensten
Beziehungen an die Schreckensnacht von Hochkirch (13.--14. October 1738) er¬
innernd, war ein reicher Entgelt für den Tag von Eckernförde; die Dänen er¬
reichten außerdem, daß dem Fernstehenden die Bedingungen des nahen Waffen¬
stillstandes zum Theil als Folge eines dänischen Sieges erschienen. In Wirk¬
lichkeit hätte es, um den Waffenstillstand, so wie er am 10. Juli zu Berlin ab¬
geschlossen wurde, zu Wege zu bringen, des Blutbades von Fridericia nicht be¬
durft. Die Bestimmungen des Stillstandes entsprachen den Friedensprälimi¬
narien, über die man übereingekommen. Von einer gemeinschaftlichen Regierung
für Schleswig und Holstein war jetzt nicht die Rede. Während man in Hol¬
stein für die Zeit der Waffenruhe die Statthalterschaft beließ, sollte für Schles¬
wig eine besondere Landesverwaltung eingesetzt werden; ein Mitglied derselben
hatte Preußen, eines Dänemark, ein drittes, als Obmann für etwaige Meinungs¬
verschiedenheiten unter jenen beiden, England zu stellen. Die Schleswig-holstei-
nische Armee wurde jetzt ganz nach dem Süden der Eider, ganz nach Holstein
verwiesen. Für den Süden Schleswigs war eine preußische, für den Norden
eine neutrale, schwedisch-norwegische Besatzung bestimmt; in Alsen und Arröe
wurde indeß die dänische Besatzung gelassen.




Ein Seitenstück zu dem jetzigen östreichisch-Preußischen Zuge
nach Schleswig.

Preußen und Oestreich sind auf dem Wege nach Schleswig. Was jenes
dort sollte, ist klar; was es will, noch zweifelhaft. Mit bangen Ahnungen
aber begleiteten die Augen des deutschen Volkes die preußischen Bataillone und
Schwadronen nach den Ufern der Eider. Man erwartet als den besten Fall
ein neues schwächliches Provisorium in dem vielhundertjährigen Kampfe der
transalbingischen Stammgenossen mit den Dänen. Zögern, Halbheiten. Ver-


wig-holsteinischen Aufstellung. In Heldenmut!) wie in jeder sonstigen Eigen¬
schaft militärischer Tüchtigfeit leisteten die Angegriffenen das Höchste. Auch die
Dänen erlitten schwere Einbuße und ihr General Nye befand sich unter den
Gefallenen. Aber nach blutigsten Kampfe, nach einem Verlust von ziemlich
3000 Mann, sahen die Schleswig-Holsteiner ihre Stellung gesprengt und mu߬
ten, des Morgens 9 Uhr, den Rückzug antreten.

Diese Nacht von Fridericia, auf das lebhafteste und in den verschiedensten
Beziehungen an die Schreckensnacht von Hochkirch (13.—14. October 1738) er¬
innernd, war ein reicher Entgelt für den Tag von Eckernförde; die Dänen er¬
reichten außerdem, daß dem Fernstehenden die Bedingungen des nahen Waffen¬
stillstandes zum Theil als Folge eines dänischen Sieges erschienen. In Wirk¬
lichkeit hätte es, um den Waffenstillstand, so wie er am 10. Juli zu Berlin ab¬
geschlossen wurde, zu Wege zu bringen, des Blutbades von Fridericia nicht be¬
durft. Die Bestimmungen des Stillstandes entsprachen den Friedensprälimi¬
narien, über die man übereingekommen. Von einer gemeinschaftlichen Regierung
für Schleswig und Holstein war jetzt nicht die Rede. Während man in Hol¬
stein für die Zeit der Waffenruhe die Statthalterschaft beließ, sollte für Schles¬
wig eine besondere Landesverwaltung eingesetzt werden; ein Mitglied derselben
hatte Preußen, eines Dänemark, ein drittes, als Obmann für etwaige Meinungs¬
verschiedenheiten unter jenen beiden, England zu stellen. Die Schleswig-holstei-
nische Armee wurde jetzt ganz nach dem Süden der Eider, ganz nach Holstein
verwiesen. Für den Süden Schleswigs war eine preußische, für den Norden
eine neutrale, schwedisch-norwegische Besatzung bestimmt; in Alsen und Arröe
wurde indeß die dänische Besatzung gelassen.




Ein Seitenstück zu dem jetzigen östreichisch-Preußischen Zuge
nach Schleswig.

Preußen und Oestreich sind auf dem Wege nach Schleswig. Was jenes
dort sollte, ist klar; was es will, noch zweifelhaft. Mit bangen Ahnungen
aber begleiteten die Augen des deutschen Volkes die preußischen Bataillone und
Schwadronen nach den Ufern der Eider. Man erwartet als den besten Fall
ein neues schwächliches Provisorium in dem vielhundertjährigen Kampfe der
transalbingischen Stammgenossen mit den Dänen. Zögern, Halbheiten. Ver-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116704"/>
          <p xml:id="ID_666" prev="#ID_665"> wig-holsteinischen Aufstellung. In Heldenmut!) wie in jeder sonstigen Eigen¬<lb/>
schaft militärischer Tüchtigfeit leisteten die Angegriffenen das Höchste. Auch die<lb/>
Dänen erlitten schwere Einbuße und ihr General Nye befand sich unter den<lb/>
Gefallenen. Aber nach blutigsten Kampfe, nach einem Verlust von ziemlich<lb/>
3000 Mann, sahen die Schleswig-Holsteiner ihre Stellung gesprengt und mu߬<lb/>
ten, des Morgens 9 Uhr, den Rückzug antreten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_667"> Diese Nacht von Fridericia, auf das lebhafteste und in den verschiedensten<lb/>
Beziehungen an die Schreckensnacht von Hochkirch (13.&#x2014;14. October 1738) er¬<lb/>
innernd, war ein reicher Entgelt für den Tag von Eckernförde; die Dänen er¬<lb/>
reichten außerdem, daß dem Fernstehenden die Bedingungen des nahen Waffen¬<lb/>
stillstandes zum Theil als Folge eines dänischen Sieges erschienen. In Wirk¬<lb/>
lichkeit hätte es, um den Waffenstillstand, so wie er am 10. Juli zu Berlin ab¬<lb/>
geschlossen wurde, zu Wege zu bringen, des Blutbades von Fridericia nicht be¬<lb/>
durft. Die Bestimmungen des Stillstandes entsprachen den Friedensprälimi¬<lb/>
narien, über die man übereingekommen. Von einer gemeinschaftlichen Regierung<lb/>
für Schleswig und Holstein war jetzt nicht die Rede. Während man in Hol¬<lb/>
stein für die Zeit der Waffenruhe die Statthalterschaft beließ, sollte für Schles¬<lb/>
wig eine besondere Landesverwaltung eingesetzt werden; ein Mitglied derselben<lb/>
hatte Preußen, eines Dänemark, ein drittes, als Obmann für etwaige Meinungs¬<lb/>
verschiedenheiten unter jenen beiden, England zu stellen. Die Schleswig-holstei-<lb/>
nische Armee wurde jetzt ganz nach dem Süden der Eider, ganz nach Holstein<lb/>
verwiesen. Für den Süden Schleswigs war eine preußische, für den Norden<lb/>
eine neutrale, schwedisch-norwegische Besatzung bestimmt; in Alsen und Arröe<lb/>
wurde indeß die dänische Besatzung gelassen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ein Seitenstück zu dem jetzigen östreichisch-Preußischen Zuge<lb/>
nach Schleswig.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_668" next="#ID_669"> Preußen und Oestreich sind auf dem Wege nach Schleswig. Was jenes<lb/>
dort sollte, ist klar; was es will, noch zweifelhaft. Mit bangen Ahnungen<lb/>
aber begleiteten die Augen des deutschen Volkes die preußischen Bataillone und<lb/>
Schwadronen nach den Ufern der Eider. Man erwartet als den besten Fall<lb/>
ein neues schwächliches Provisorium in dem vielhundertjährigen Kampfe der<lb/>
transalbingischen Stammgenossen mit den Dänen. Zögern, Halbheiten. Ver-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0238] wig-holsteinischen Aufstellung. In Heldenmut!) wie in jeder sonstigen Eigen¬ schaft militärischer Tüchtigfeit leisteten die Angegriffenen das Höchste. Auch die Dänen erlitten schwere Einbuße und ihr General Nye befand sich unter den Gefallenen. Aber nach blutigsten Kampfe, nach einem Verlust von ziemlich 3000 Mann, sahen die Schleswig-Holsteiner ihre Stellung gesprengt und mu߬ ten, des Morgens 9 Uhr, den Rückzug antreten. Diese Nacht von Fridericia, auf das lebhafteste und in den verschiedensten Beziehungen an die Schreckensnacht von Hochkirch (13.—14. October 1738) er¬ innernd, war ein reicher Entgelt für den Tag von Eckernförde; die Dänen er¬ reichten außerdem, daß dem Fernstehenden die Bedingungen des nahen Waffen¬ stillstandes zum Theil als Folge eines dänischen Sieges erschienen. In Wirk¬ lichkeit hätte es, um den Waffenstillstand, so wie er am 10. Juli zu Berlin ab¬ geschlossen wurde, zu Wege zu bringen, des Blutbades von Fridericia nicht be¬ durft. Die Bestimmungen des Stillstandes entsprachen den Friedensprälimi¬ narien, über die man übereingekommen. Von einer gemeinschaftlichen Regierung für Schleswig und Holstein war jetzt nicht die Rede. Während man in Hol¬ stein für die Zeit der Waffenruhe die Statthalterschaft beließ, sollte für Schles¬ wig eine besondere Landesverwaltung eingesetzt werden; ein Mitglied derselben hatte Preußen, eines Dänemark, ein drittes, als Obmann für etwaige Meinungs¬ verschiedenheiten unter jenen beiden, England zu stellen. Die Schleswig-holstei- nische Armee wurde jetzt ganz nach dem Süden der Eider, ganz nach Holstein verwiesen. Für den Süden Schleswigs war eine preußische, für den Norden eine neutrale, schwedisch-norwegische Besatzung bestimmt; in Alsen und Arröe wurde indeß die dänische Besatzung gelassen. Ein Seitenstück zu dem jetzigen östreichisch-Preußischen Zuge nach Schleswig. Preußen und Oestreich sind auf dem Wege nach Schleswig. Was jenes dort sollte, ist klar; was es will, noch zweifelhaft. Mit bangen Ahnungen aber begleiteten die Augen des deutschen Volkes die preußischen Bataillone und Schwadronen nach den Ufern der Eider. Man erwartet als den besten Fall ein neues schwächliches Provisorium in dem vielhundertjährigen Kampfe der transalbingischen Stammgenossen mit den Dänen. Zögern, Halbheiten. Ver-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/238
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/238>, abgerufen am 24.07.2024.