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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band.

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hat die Verpflichtung, das auf der Höhe, zu welcher die Insel aufsteigt, errich¬
tete Leuchtfeuer zu unterhalten und für die Zell der Eisbootfahrt auf eignen
Gewinn und Verlust für die Bewirthung der Reisenden zu sorgen. Die Wirth-
schaftsgebäude, ein Gehöft mit Ställen sind im Viereck auf der Mitte der In¬
sel erbaut und werden von der Negierung unterhalten. Am Südende der Insel
steht noch ein einsames Häuschen, dem 'Gehöfte näher ein altes Telegraphen-
Haus mit einem Gerüst für den optischen Telegraphen, welches auch nach An¬
lage des elektrischen Telegraphen, für welchen zur Zeit der Eisbvvtfahrten auf
Sprogö eine Station errichtet wird, stehen geblieben ist und gelegentlich benutzt
wird/ Die Insel ist von länglicher Gestalt', ihre Küste durch Pfahlwerk ge¬
schützt, ein kleiner Hafen nimmt die Eisboote auf. Reisende haben stets Hun¬
ger, besonders nach so kalter Fahrt. So eilte alles dem behaglichen Wirth¬
schaftsgebäude zu. Es ist gewiß nichts Kleines, für Monate sich zu verpro-
viantiren, wenn jeder Tag zahlreiche Reisende von beiden Seiten bringen kann,
welche gewöhnlich eine Nacht aus der Insel verweilen, aber auch tagelang, ja
wochenlang dort festgehalten werden können. Das Haus auf Sprogö kann
gegen zweihundert Reisende bequem beherbergen. Zu ebener Erde liegen auf
beiden Seiten eines langen Eorridvrs kleine heizbare Zimmer mit zwei bis vier
Betten, darüber ähnliche dunkele Zimmer; über den beiden geräumigen Gast¬
stuben ist neuerdings ins Dach hinein ein schöner heizbarer Schlafsa'al gebaut
mit abgeschrägter Decke, welcher durch einen Corridor und Querwände in durch
grüne Vorhänge verschließbare Schlafkojen getheilt ist. Ein Frühstück erwartete
uns, da unsere Abfahrt durch den Telegraphen gemeldet war. Nach dem Früh¬
stück vergingen Stunden ungeduldiger Erwartung, bis der Formcmd sich ent¬
schied, es sei unmöglich, die Fahrt nach der seeländischen Küste zu unternehmen,
und Befehl gab die Boote aufs Land zu ziehen, die Post und das Gepäck der
Passagiere im Gehöft unterzubringen. Wer zweifelte, mochte zum Leuchtfeuer
hinansteigen und nach Seeland hinüberschauen. Da lagen dicht zusammenge¬
schobene Eismassen nur von schmalen Streifen dunkeln Wassers unterbrochen,
wir sahen die von Halstov ausgelaufenen Eisboote im Treibeis gegen den
Wind arbeiten -- endlich kehrten sie um, da ein Schneegestöber aufzog; das
am weitesten vorgedrungene Boot blieb im Eise stecken und ward von der Strö¬
mung nordwärts geführt, es ist nur nach langer Arbeit wieder losgekommen
und dann ebenfalls nach Seeland zurückgekehrt. Doch kommt es auch vor. daß
Mannschaft und Passagiere wider Willen die Nacht auf der offenen See zubrin¬
gen müssen. Ein jedes Eisboot hat deshalb einen zweckmäßig eingerichteten
Feucrungsapparat zur Bereitung warmer Getränke, Passagiere thun gut, für
diesen Fall sich vorzusehen. Uns stand eine behaglichere'Nacht auf Sprogö
bevor, die Sonne neigte sich zum Untergang, blutroth und kalt; ringsum
dunkles, von Eismassen durchschnittenes Wassers am östlichen Himmel düstere
Schneewolken: kein Leben ringsum auf der öden winterlichen See. Ein spätes
Mittagsessen vereinte die ganze Reisegesellschaft; ein redseliger, von Dänemarks
Ehre und Ruhm erfüllter Rcichstagsmann bemühte sich, den Gefühlen, welche
seiner Meinung nach alle beseelten, Ausdruck zu geben. Die meisten Reisenden
suchten bald die Ruhe. Die Temperatur hob sich, schon vor dem Schlafengehen
vernahm ich, wie das von heftigem Winde bewegte Wasser das Treibeis an der
Jnselküste zerschlug, kurz vor dem Einschlafen hörte ich die Bootsleute mit Trom¬
mel und Becken und einförmigen Gesang ausziehen, um die Reisenden durch
herkömmliche Mummereien und Tänze zu unterhalten.

Am andern Morgen war alles zeitig wach und mit Vorbereitungen zur
Weiterfahrt beschäftigt. Ich eilte zur Höhe des Leuchtfeuers hinauf. Zwischen
Sprogö und Seeland war keine Eisscholle, nur dunkle See zu sehen, welche


hat die Verpflichtung, das auf der Höhe, zu welcher die Insel aufsteigt, errich¬
tete Leuchtfeuer zu unterhalten und für die Zell der Eisbootfahrt auf eignen
Gewinn und Verlust für die Bewirthung der Reisenden zu sorgen. Die Wirth-
schaftsgebäude, ein Gehöft mit Ställen sind im Viereck auf der Mitte der In¬
sel erbaut und werden von der Negierung unterhalten. Am Südende der Insel
steht noch ein einsames Häuschen, dem 'Gehöfte näher ein altes Telegraphen-
Haus mit einem Gerüst für den optischen Telegraphen, welches auch nach An¬
lage des elektrischen Telegraphen, für welchen zur Zeit der Eisbvvtfahrten auf
Sprogö eine Station errichtet wird, stehen geblieben ist und gelegentlich benutzt
wird/ Die Insel ist von länglicher Gestalt', ihre Küste durch Pfahlwerk ge¬
schützt, ein kleiner Hafen nimmt die Eisboote auf. Reisende haben stets Hun¬
ger, besonders nach so kalter Fahrt. So eilte alles dem behaglichen Wirth¬
schaftsgebäude zu. Es ist gewiß nichts Kleines, für Monate sich zu verpro-
viantiren, wenn jeder Tag zahlreiche Reisende von beiden Seiten bringen kann,
welche gewöhnlich eine Nacht aus der Insel verweilen, aber auch tagelang, ja
wochenlang dort festgehalten werden können. Das Haus auf Sprogö kann
gegen zweihundert Reisende bequem beherbergen. Zu ebener Erde liegen auf
beiden Seiten eines langen Eorridvrs kleine heizbare Zimmer mit zwei bis vier
Betten, darüber ähnliche dunkele Zimmer; über den beiden geräumigen Gast¬
stuben ist neuerdings ins Dach hinein ein schöner heizbarer Schlafsa'al gebaut
mit abgeschrägter Decke, welcher durch einen Corridor und Querwände in durch
grüne Vorhänge verschließbare Schlafkojen getheilt ist. Ein Frühstück erwartete
uns, da unsere Abfahrt durch den Telegraphen gemeldet war. Nach dem Früh¬
stück vergingen Stunden ungeduldiger Erwartung, bis der Formcmd sich ent¬
schied, es sei unmöglich, die Fahrt nach der seeländischen Küste zu unternehmen,
und Befehl gab die Boote aufs Land zu ziehen, die Post und das Gepäck der
Passagiere im Gehöft unterzubringen. Wer zweifelte, mochte zum Leuchtfeuer
hinansteigen und nach Seeland hinüberschauen. Da lagen dicht zusammenge¬
schobene Eismassen nur von schmalen Streifen dunkeln Wassers unterbrochen,
wir sahen die von Halstov ausgelaufenen Eisboote im Treibeis gegen den
Wind arbeiten — endlich kehrten sie um, da ein Schneegestöber aufzog; das
am weitesten vorgedrungene Boot blieb im Eise stecken und ward von der Strö¬
mung nordwärts geführt, es ist nur nach langer Arbeit wieder losgekommen
und dann ebenfalls nach Seeland zurückgekehrt. Doch kommt es auch vor. daß
Mannschaft und Passagiere wider Willen die Nacht auf der offenen See zubrin¬
gen müssen. Ein jedes Eisboot hat deshalb einen zweckmäßig eingerichteten
Feucrungsapparat zur Bereitung warmer Getränke, Passagiere thun gut, für
diesen Fall sich vorzusehen. Uns stand eine behaglichere'Nacht auf Sprogö
bevor, die Sonne neigte sich zum Untergang, blutroth und kalt; ringsum
dunkles, von Eismassen durchschnittenes Wassers am östlichen Himmel düstere
Schneewolken: kein Leben ringsum auf der öden winterlichen See. Ein spätes
Mittagsessen vereinte die ganze Reisegesellschaft; ein redseliger, von Dänemarks
Ehre und Ruhm erfüllter Rcichstagsmann bemühte sich, den Gefühlen, welche
seiner Meinung nach alle beseelten, Ausdruck zu geben. Die meisten Reisenden
suchten bald die Ruhe. Die Temperatur hob sich, schon vor dem Schlafengehen
vernahm ich, wie das von heftigem Winde bewegte Wasser das Treibeis an der
Jnselküste zerschlug, kurz vor dem Einschlafen hörte ich die Bootsleute mit Trom¬
mel und Becken und einförmigen Gesang ausziehen, um die Reisenden durch
herkömmliche Mummereien und Tänze zu unterhalten.

Am andern Morgen war alles zeitig wach und mit Vorbereitungen zur
Weiterfahrt beschäftigt. Ich eilte zur Höhe des Leuchtfeuers hinauf. Zwischen
Sprogö und Seeland war keine Eisscholle, nur dunkle See zu sehen, welche


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[0168] hat die Verpflichtung, das auf der Höhe, zu welcher die Insel aufsteigt, errich¬ tete Leuchtfeuer zu unterhalten und für die Zell der Eisbootfahrt auf eignen Gewinn und Verlust für die Bewirthung der Reisenden zu sorgen. Die Wirth- schaftsgebäude, ein Gehöft mit Ställen sind im Viereck auf der Mitte der In¬ sel erbaut und werden von der Negierung unterhalten. Am Südende der Insel steht noch ein einsames Häuschen, dem 'Gehöfte näher ein altes Telegraphen- Haus mit einem Gerüst für den optischen Telegraphen, welches auch nach An¬ lage des elektrischen Telegraphen, für welchen zur Zeit der Eisbvvtfahrten auf Sprogö eine Station errichtet wird, stehen geblieben ist und gelegentlich benutzt wird/ Die Insel ist von länglicher Gestalt', ihre Küste durch Pfahlwerk ge¬ schützt, ein kleiner Hafen nimmt die Eisboote auf. Reisende haben stets Hun¬ ger, besonders nach so kalter Fahrt. So eilte alles dem behaglichen Wirth¬ schaftsgebäude zu. Es ist gewiß nichts Kleines, für Monate sich zu verpro- viantiren, wenn jeder Tag zahlreiche Reisende von beiden Seiten bringen kann, welche gewöhnlich eine Nacht aus der Insel verweilen, aber auch tagelang, ja wochenlang dort festgehalten werden können. Das Haus auf Sprogö kann gegen zweihundert Reisende bequem beherbergen. Zu ebener Erde liegen auf beiden Seiten eines langen Eorridvrs kleine heizbare Zimmer mit zwei bis vier Betten, darüber ähnliche dunkele Zimmer; über den beiden geräumigen Gast¬ stuben ist neuerdings ins Dach hinein ein schöner heizbarer Schlafsa'al gebaut mit abgeschrägter Decke, welcher durch einen Corridor und Querwände in durch grüne Vorhänge verschließbare Schlafkojen getheilt ist. Ein Frühstück erwartete uns, da unsere Abfahrt durch den Telegraphen gemeldet war. Nach dem Früh¬ stück vergingen Stunden ungeduldiger Erwartung, bis der Formcmd sich ent¬ schied, es sei unmöglich, die Fahrt nach der seeländischen Küste zu unternehmen, und Befehl gab die Boote aufs Land zu ziehen, die Post und das Gepäck der Passagiere im Gehöft unterzubringen. Wer zweifelte, mochte zum Leuchtfeuer hinansteigen und nach Seeland hinüberschauen. Da lagen dicht zusammenge¬ schobene Eismassen nur von schmalen Streifen dunkeln Wassers unterbrochen, wir sahen die von Halstov ausgelaufenen Eisboote im Treibeis gegen den Wind arbeiten — endlich kehrten sie um, da ein Schneegestöber aufzog; das am weitesten vorgedrungene Boot blieb im Eise stecken und ward von der Strö¬ mung nordwärts geführt, es ist nur nach langer Arbeit wieder losgekommen und dann ebenfalls nach Seeland zurückgekehrt. Doch kommt es auch vor. daß Mannschaft und Passagiere wider Willen die Nacht auf der offenen See zubrin¬ gen müssen. Ein jedes Eisboot hat deshalb einen zweckmäßig eingerichteten Feucrungsapparat zur Bereitung warmer Getränke, Passagiere thun gut, für diesen Fall sich vorzusehen. Uns stand eine behaglichere'Nacht auf Sprogö bevor, die Sonne neigte sich zum Untergang, blutroth und kalt; ringsum dunkles, von Eismassen durchschnittenes Wassers am östlichen Himmel düstere Schneewolken: kein Leben ringsum auf der öden winterlichen See. Ein spätes Mittagsessen vereinte die ganze Reisegesellschaft; ein redseliger, von Dänemarks Ehre und Ruhm erfüllter Rcichstagsmann bemühte sich, den Gefühlen, welche seiner Meinung nach alle beseelten, Ausdruck zu geben. Die meisten Reisenden suchten bald die Ruhe. Die Temperatur hob sich, schon vor dem Schlafengehen vernahm ich, wie das von heftigem Winde bewegte Wasser das Treibeis an der Jnselküste zerschlug, kurz vor dem Einschlafen hörte ich die Bootsleute mit Trom¬ mel und Becken und einförmigen Gesang ausziehen, um die Reisenden durch herkömmliche Mummereien und Tänze zu unterhalten. Am andern Morgen war alles zeitig wach und mit Vorbereitungen zur Weiterfahrt beschäftigt. Ich eilte zur Höhe des Leuchtfeuers hinauf. Zwischen Sprogö und Seeland war keine Eisscholle, nur dunkle See zu sehen, welche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_116464/168>, abgerufen am 01.07.2024.