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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

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Jnstry gelangen, außer durch Ilm Neit. Der Quartiermeister schloß die Ver¬
träge mit Reil, und Reil wieder mit den Pferdebesitzern. Er kaufte Pferde
für 150 bis 1K0 Dollars und gab sie für Artilleriepferde zu 200 Dollars aus.
Einmal erhielt ein gewisser Elleard einen Contract von Mac Jnstry, bei dem
ein Gewinn von S0.000 Dollars gemacht wurde, und bei dem auch ein Herr
Brady eine Rolle spielte. Letzterer war ein Freund Mac Jnstrys und scheint
die Gabe besessen zu haben, Aas aus weiter Ferne zu riechen. Er kam des¬
halb aus Detroit in Michigan nach Se. Louis. In dem erwähnten Falle er¬
hielt Elleard geradezu vom Quartiermeister Mac Jnstry die Weisung, den Ge¬
winn mit Brady zu theilen, und dieser bekam so von jenem 23,000 Dollars,
obgleich er bei dem Geschäft weder etwas gethan noch Geld dabei angelegt
hatte. Er nahm jenen Gewinnantheil einfach als Freund des Quartiermeisters
und jedenfalls auch für diesen in Empfang."

General Fremont selbst wünschte, daß ein Contract über Lieferung von
tausend kanadischen Pferden mit einem gewissen August Sacchi abgeschlossen
werde. Es zeigte sich, daß dieser Sacchi gar nicht existirte oder ein Strohmann
in Newyork war, der nur vorgeschoben wurde, um ein gutes Geschäft zu machen.
"Man wird kaum glauben," sagt der Bericht, "daß der Name dieses Menschen
in den Zeitungen erscheint, als stehe er als Capitän im Stäbe des Generals
Fremont in Springsield."

Wir erfahren aus dem Bericht ferner, daß alle Lagerutensilien, wie Feld¬
kessel, wollene Decken. Schuhe u. f. w. durch eine einzige Firma, ohne Con¬
tract, zu einem ungeheuren Preise und in einer Beschaffenheit geliefert wurden,
in der sie fast ganz nutzlos waren. Und weshalb? Lediglich, weil die Theilhaber
sich dem Quartiermeister durch Artigkeiten verpflichtet hatten. Wir lesen, daß
einer dieser Theilhaber dem Quartiermeister ein Service für 2000 Dollars
und der Madame Fremont einen Wagen für 300 Dollars verehrte. Wir finden
sodann, daß, als ein gewisser Zahlmeister pflichtgemäß sich weigerte, Rechnungen
für Dinge zu berichtigen, die ihn nichts angingen, General Fremont sofort
Soldaten beorderte, ihn zu verhaften, wenn er nicht -- gegen seinen Auftrag
-- bezahle. Im October 1861 wurden 6.S00 Dollars für Eis ausgegeben,
und dieses ganze Eis wurde verwüstet. Regimenter wurden hierhin und dort¬
hin gesandt, ohne irgend welchen militärischen Zweck, blos weil gewisse Ossi'
ziere, die sich Generale nannten, Brigaden für sich zu bilden wünschten. Kurzum,
jede Art von Betrug wurde ausgeführt, und zwar keineswegs infolge von
Nachlässigkeiten des Oberbefehlshabers Fremont, sondern mit Vorwissen des¬
selben und nicht selten sogar auf dessen ausdrücklichen Befehl.

Die Untersuchung brachte alles dieses ans helle Licht. Strafe aber, infame
Cassirung der Hauptschuldigen etwa erfolgte nicht. General Fremont erhielt
zwar seine Entlassung, aber nicht, weil er mit Staatsgeldern unredlich um-


Jnstry gelangen, außer durch Ilm Neit. Der Quartiermeister schloß die Ver¬
träge mit Reil, und Reil wieder mit den Pferdebesitzern. Er kaufte Pferde
für 150 bis 1K0 Dollars und gab sie für Artilleriepferde zu 200 Dollars aus.
Einmal erhielt ein gewisser Elleard einen Contract von Mac Jnstry, bei dem
ein Gewinn von S0.000 Dollars gemacht wurde, und bei dem auch ein Herr
Brady eine Rolle spielte. Letzterer war ein Freund Mac Jnstrys und scheint
die Gabe besessen zu haben, Aas aus weiter Ferne zu riechen. Er kam des¬
halb aus Detroit in Michigan nach Se. Louis. In dem erwähnten Falle er¬
hielt Elleard geradezu vom Quartiermeister Mac Jnstry die Weisung, den Ge¬
winn mit Brady zu theilen, und dieser bekam so von jenem 23,000 Dollars,
obgleich er bei dem Geschäft weder etwas gethan noch Geld dabei angelegt
hatte. Er nahm jenen Gewinnantheil einfach als Freund des Quartiermeisters
und jedenfalls auch für diesen in Empfang."

General Fremont selbst wünschte, daß ein Contract über Lieferung von
tausend kanadischen Pferden mit einem gewissen August Sacchi abgeschlossen
werde. Es zeigte sich, daß dieser Sacchi gar nicht existirte oder ein Strohmann
in Newyork war, der nur vorgeschoben wurde, um ein gutes Geschäft zu machen.
„Man wird kaum glauben," sagt der Bericht, „daß der Name dieses Menschen
in den Zeitungen erscheint, als stehe er als Capitän im Stäbe des Generals
Fremont in Springsield."

Wir erfahren aus dem Bericht ferner, daß alle Lagerutensilien, wie Feld¬
kessel, wollene Decken. Schuhe u. f. w. durch eine einzige Firma, ohne Con¬
tract, zu einem ungeheuren Preise und in einer Beschaffenheit geliefert wurden,
in der sie fast ganz nutzlos waren. Und weshalb? Lediglich, weil die Theilhaber
sich dem Quartiermeister durch Artigkeiten verpflichtet hatten. Wir lesen, daß
einer dieser Theilhaber dem Quartiermeister ein Service für 2000 Dollars
und der Madame Fremont einen Wagen für 300 Dollars verehrte. Wir finden
sodann, daß, als ein gewisser Zahlmeister pflichtgemäß sich weigerte, Rechnungen
für Dinge zu berichtigen, die ihn nichts angingen, General Fremont sofort
Soldaten beorderte, ihn zu verhaften, wenn er nicht — gegen seinen Auftrag
— bezahle. Im October 1861 wurden 6.S00 Dollars für Eis ausgegeben,
und dieses ganze Eis wurde verwüstet. Regimenter wurden hierhin und dort¬
hin gesandt, ohne irgend welchen militärischen Zweck, blos weil gewisse Ossi'
ziere, die sich Generale nannten, Brigaden für sich zu bilden wünschten. Kurzum,
jede Art von Betrug wurde ausgeführt, und zwar keineswegs infolge von
Nachlässigkeiten des Oberbefehlshabers Fremont, sondern mit Vorwissen des¬
selben und nicht selten sogar auf dessen ausdrücklichen Befehl.

Die Untersuchung brachte alles dieses ans helle Licht. Strafe aber, infame
Cassirung der Hauptschuldigen etwa erfolgte nicht. General Fremont erhielt
zwar seine Entlassung, aber nicht, weil er mit Staatsgeldern unredlich um-


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[0480] Jnstry gelangen, außer durch Ilm Neit. Der Quartiermeister schloß die Ver¬ träge mit Reil, und Reil wieder mit den Pferdebesitzern. Er kaufte Pferde für 150 bis 1K0 Dollars und gab sie für Artilleriepferde zu 200 Dollars aus. Einmal erhielt ein gewisser Elleard einen Contract von Mac Jnstry, bei dem ein Gewinn von S0.000 Dollars gemacht wurde, und bei dem auch ein Herr Brady eine Rolle spielte. Letzterer war ein Freund Mac Jnstrys und scheint die Gabe besessen zu haben, Aas aus weiter Ferne zu riechen. Er kam des¬ halb aus Detroit in Michigan nach Se. Louis. In dem erwähnten Falle er¬ hielt Elleard geradezu vom Quartiermeister Mac Jnstry die Weisung, den Ge¬ winn mit Brady zu theilen, und dieser bekam so von jenem 23,000 Dollars, obgleich er bei dem Geschäft weder etwas gethan noch Geld dabei angelegt hatte. Er nahm jenen Gewinnantheil einfach als Freund des Quartiermeisters und jedenfalls auch für diesen in Empfang." General Fremont selbst wünschte, daß ein Contract über Lieferung von tausend kanadischen Pferden mit einem gewissen August Sacchi abgeschlossen werde. Es zeigte sich, daß dieser Sacchi gar nicht existirte oder ein Strohmann in Newyork war, der nur vorgeschoben wurde, um ein gutes Geschäft zu machen. „Man wird kaum glauben," sagt der Bericht, „daß der Name dieses Menschen in den Zeitungen erscheint, als stehe er als Capitän im Stäbe des Generals Fremont in Springsield." Wir erfahren aus dem Bericht ferner, daß alle Lagerutensilien, wie Feld¬ kessel, wollene Decken. Schuhe u. f. w. durch eine einzige Firma, ohne Con¬ tract, zu einem ungeheuren Preise und in einer Beschaffenheit geliefert wurden, in der sie fast ganz nutzlos waren. Und weshalb? Lediglich, weil die Theilhaber sich dem Quartiermeister durch Artigkeiten verpflichtet hatten. Wir lesen, daß einer dieser Theilhaber dem Quartiermeister ein Service für 2000 Dollars und der Madame Fremont einen Wagen für 300 Dollars verehrte. Wir finden sodann, daß, als ein gewisser Zahlmeister pflichtgemäß sich weigerte, Rechnungen für Dinge zu berichtigen, die ihn nichts angingen, General Fremont sofort Soldaten beorderte, ihn zu verhaften, wenn er nicht — gegen seinen Auftrag — bezahle. Im October 1861 wurden 6.S00 Dollars für Eis ausgegeben, und dieses ganze Eis wurde verwüstet. Regimenter wurden hierhin und dort¬ hin gesandt, ohne irgend welchen militärischen Zweck, blos weil gewisse Ossi' ziere, die sich Generale nannten, Brigaden für sich zu bilden wünschten. Kurzum, jede Art von Betrug wurde ausgeführt, und zwar keineswegs infolge von Nachlässigkeiten des Oberbefehlshabers Fremont, sondern mit Vorwissen des¬ selben und nicht selten sogar auf dessen ausdrücklichen Befehl. Die Untersuchung brachte alles dieses ans helle Licht. Strafe aber, infame Cassirung der Hauptschuldigen etwa erfolgte nicht. General Fremont erhielt zwar seine Entlassung, aber nicht, weil er mit Staatsgeldern unredlich um-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/480>, abgerufen am 28.11.2024.