Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

gegangen, sondern weil die Demokraten in Washington eine Zeit lang Ober¬
wasser hatten, und Fremont sich zu den Republikanern hält. Und diese Ent¬
fernung von seinem Posten währte nur kurze Wochen. Eine Partei schmähte
'du, weil er für Abschaffung der Sklaverei gesprochen; dafür, daß er in die
Kasse gegriffen, den Staat betrogen, tadelte ihn Niemand, als höchstens ein
Paar "verdammte schwarze Dutchmcn". Bald mußte der Präsident ihm ein
anderes Commando geben, und zu Ende vorigen Jahres stand er in gleichem
Range mit Burnside und Halleck. Die schweren Beschuldigungen, die der Aus¬
schuß des Repräsentantenhauses gegen ihn ausgesprochen hatte, standen ihm
durchaus nicht im Wege, und er hat bei der nächsten Präsidentenwahl genau
so viel Aussicht, als Kandidat für das Weiße Haus durchzudringen, als irgend
um anderer von seiner Partei.

Trollope schließt sein Capitel über diese Schandflecken der Verwaltung
während des Kriegs mit den Worten: "Ich bin weit davon entfernt zu behaupten,
die Demokratie habe sich in Amerika nicht bewährt. Die Demokratie hat da Großes
gethan für ein zahlreiches Volk und wird, wie ich hoffe und wünsche, anch in
Zukunft sich bewähren, aber die Lehre von der Nothwendigkeit der Pfiffigkeit muß
beseitigt werden, ehe ein Urtheil zu Gunsten der amerikanischen Demokratie ge¬
fallt werden kann. Der Mensch muß hier zu Lande pfiffig sein, d. h. seinen
Vortheil überall wahrzunehmen verstehen --in diesen Worten liegt der Fluch,
unter welchem die Regierung der Staaten in den letzten dreißig Jahren schwer
gelitten hat. Wir wollen hoffen, daß das Volk ein Mittel finden wird, sich
von diesem Fluche frei zu machen. Ich meinestheils bin überzeugt, daß dieses
Mittel gefunden werden wird."




Ueber Unechtheit und Ursprung der Mtinees roM".
i.

Bei den Schriften, welche uns der Buchhändler zusendet, pflegen wir ohne
Weiteres anzunehmen, daß dieselben wirklich von den Personen verfaßt sind, deren
Namen der Titel zeigt. Wenn wir indeß erkennen, daß der Inhalt mit der uns
bekannten Persönlichkeit des Verfassers nicht übereinstimmt, oder wenn der genannte
Verfasser seiner angeblichen Autorschaft widerspricht, so erwarten wir, daß man uns
die Thatsachen vorlege, welche die bestrittene Autorschaft beweisen. Es ist die Pflicht
des Herausgebers einer solchen Schrift, darzuthun, daß er den fremden Namen
"ut Recht auf den Titel gesetzt hat, es ist dies um so mehr seine Pflicht, wenn die
Schrift den angeblichen Verfasser in einem ungünstigen Lichte erscheinen läßt.

Es wird von Interesse sein. sich dieses Verhältniß bei der viel besprochenen
Schrift klar zu machen, welche vor Kurzem bei Williams und Norgate in Lon-


Grenzbvteil I. Wtt3. 60

gegangen, sondern weil die Demokraten in Washington eine Zeit lang Ober¬
wasser hatten, und Fremont sich zu den Republikanern hält. Und diese Ent¬
fernung von seinem Posten währte nur kurze Wochen. Eine Partei schmähte
'du, weil er für Abschaffung der Sklaverei gesprochen; dafür, daß er in die
Kasse gegriffen, den Staat betrogen, tadelte ihn Niemand, als höchstens ein
Paar „verdammte schwarze Dutchmcn". Bald mußte der Präsident ihm ein
anderes Commando geben, und zu Ende vorigen Jahres stand er in gleichem
Range mit Burnside und Halleck. Die schweren Beschuldigungen, die der Aus¬
schuß des Repräsentantenhauses gegen ihn ausgesprochen hatte, standen ihm
durchaus nicht im Wege, und er hat bei der nächsten Präsidentenwahl genau
so viel Aussicht, als Kandidat für das Weiße Haus durchzudringen, als irgend
um anderer von seiner Partei.

Trollope schließt sein Capitel über diese Schandflecken der Verwaltung
während des Kriegs mit den Worten: „Ich bin weit davon entfernt zu behaupten,
die Demokratie habe sich in Amerika nicht bewährt. Die Demokratie hat da Großes
gethan für ein zahlreiches Volk und wird, wie ich hoffe und wünsche, anch in
Zukunft sich bewähren, aber die Lehre von der Nothwendigkeit der Pfiffigkeit muß
beseitigt werden, ehe ein Urtheil zu Gunsten der amerikanischen Demokratie ge¬
fallt werden kann. Der Mensch muß hier zu Lande pfiffig sein, d. h. seinen
Vortheil überall wahrzunehmen verstehen —in diesen Worten liegt der Fluch,
unter welchem die Regierung der Staaten in den letzten dreißig Jahren schwer
gelitten hat. Wir wollen hoffen, daß das Volk ein Mittel finden wird, sich
von diesem Fluche frei zu machen. Ich meinestheils bin überzeugt, daß dieses
Mittel gefunden werden wird."




Ueber Unechtheit und Ursprung der Mtinees roM«.
i.

Bei den Schriften, welche uns der Buchhändler zusendet, pflegen wir ohne
Weiteres anzunehmen, daß dieselben wirklich von den Personen verfaßt sind, deren
Namen der Titel zeigt. Wenn wir indeß erkennen, daß der Inhalt mit der uns
bekannten Persönlichkeit des Verfassers nicht übereinstimmt, oder wenn der genannte
Verfasser seiner angeblichen Autorschaft widerspricht, so erwarten wir, daß man uns
die Thatsachen vorlege, welche die bestrittene Autorschaft beweisen. Es ist die Pflicht
des Herausgebers einer solchen Schrift, darzuthun, daß er den fremden Namen
"ut Recht auf den Titel gesetzt hat, es ist dies um so mehr seine Pflicht, wenn die
Schrift den angeblichen Verfasser in einem ungünstigen Lichte erscheinen läßt.

Es wird von Interesse sein. sich dieses Verhältniß bei der viel besprochenen
Schrift klar zu machen, welche vor Kurzem bei Williams und Norgate in Lon-


Grenzbvteil I. Wtt3. 60
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0481" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187975"/>
            <p xml:id="ID_1716" prev="#ID_1715"> gegangen, sondern weil die Demokraten in Washington eine Zeit lang Ober¬<lb/>
wasser hatten, und Fremont sich zu den Republikanern hält. Und diese Ent¬<lb/>
fernung von seinem Posten währte nur kurze Wochen. Eine Partei schmähte<lb/>
'du, weil er für Abschaffung der Sklaverei gesprochen; dafür, daß er in die<lb/>
Kasse gegriffen, den Staat betrogen, tadelte ihn Niemand, als höchstens ein<lb/>
Paar &#x201E;verdammte schwarze Dutchmcn". Bald mußte der Präsident ihm ein<lb/>
anderes Commando geben, und zu Ende vorigen Jahres stand er in gleichem<lb/>
Range mit Burnside und Halleck. Die schweren Beschuldigungen, die der Aus¬<lb/>
schuß des Repräsentantenhauses gegen ihn ausgesprochen hatte, standen ihm<lb/>
durchaus nicht im Wege, und er hat bei der nächsten Präsidentenwahl genau<lb/>
so viel Aussicht, als Kandidat für das Weiße Haus durchzudringen, als irgend<lb/>
um anderer von seiner Partei.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1717"> Trollope schließt sein Capitel über diese Schandflecken der Verwaltung<lb/>
während des Kriegs mit den Worten: &#x201E;Ich bin weit davon entfernt zu behaupten,<lb/>
die Demokratie habe sich in Amerika nicht bewährt. Die Demokratie hat da Großes<lb/>
gethan für ein zahlreiches Volk und wird, wie ich hoffe und wünsche, anch in<lb/>
Zukunft sich bewähren, aber die Lehre von der Nothwendigkeit der Pfiffigkeit muß<lb/>
beseitigt werden, ehe ein Urtheil zu Gunsten der amerikanischen Demokratie ge¬<lb/>
fallt werden kann. Der Mensch muß hier zu Lande pfiffig sein, d. h. seinen<lb/>
Vortheil überall wahrzunehmen verstehen &#x2014;in diesen Worten liegt der Fluch,<lb/>
unter welchem die Regierung der Staaten in den letzten dreißig Jahren schwer<lb/>
gelitten hat. Wir wollen hoffen, daß das Volk ein Mittel finden wird, sich<lb/>
von diesem Fluche frei zu machen. Ich meinestheils bin überzeugt, daß dieses<lb/>
Mittel gefunden werden wird."</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Ueber Unechtheit und Ursprung der Mtinees roM«.</head><lb/>
          <div n="2">
            <head> i.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1718"> Bei den Schriften, welche uns der Buchhändler zusendet, pflegen wir ohne<lb/>
Weiteres anzunehmen, daß dieselben wirklich von den Personen verfaßt sind, deren<lb/>
Namen der Titel zeigt. Wenn wir indeß erkennen, daß der Inhalt mit der uns<lb/>
bekannten Persönlichkeit des Verfassers nicht übereinstimmt, oder wenn der genannte<lb/>
Verfasser seiner angeblichen Autorschaft widerspricht, so erwarten wir, daß man uns<lb/>
die Thatsachen vorlege, welche die bestrittene Autorschaft beweisen. Es ist die Pflicht<lb/>
des Herausgebers einer solchen Schrift, darzuthun, daß er den fremden Namen<lb/>
"ut Recht auf den Titel gesetzt hat, es ist dies um so mehr seine Pflicht, wenn die<lb/>
Schrift den angeblichen Verfasser in einem ungünstigen Lichte erscheinen läßt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1719" next="#ID_1720"> Es wird von Interesse sein. sich dieses Verhältniß bei der viel besprochenen<lb/>
Schrift klar zu machen, welche vor Kurzem bei Williams und Norgate in Lon-</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzbvteil I. Wtt3. 60</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0481] gegangen, sondern weil die Demokraten in Washington eine Zeit lang Ober¬ wasser hatten, und Fremont sich zu den Republikanern hält. Und diese Ent¬ fernung von seinem Posten währte nur kurze Wochen. Eine Partei schmähte 'du, weil er für Abschaffung der Sklaverei gesprochen; dafür, daß er in die Kasse gegriffen, den Staat betrogen, tadelte ihn Niemand, als höchstens ein Paar „verdammte schwarze Dutchmcn". Bald mußte der Präsident ihm ein anderes Commando geben, und zu Ende vorigen Jahres stand er in gleichem Range mit Burnside und Halleck. Die schweren Beschuldigungen, die der Aus¬ schuß des Repräsentantenhauses gegen ihn ausgesprochen hatte, standen ihm durchaus nicht im Wege, und er hat bei der nächsten Präsidentenwahl genau so viel Aussicht, als Kandidat für das Weiße Haus durchzudringen, als irgend um anderer von seiner Partei. Trollope schließt sein Capitel über diese Schandflecken der Verwaltung während des Kriegs mit den Worten: „Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, die Demokratie habe sich in Amerika nicht bewährt. Die Demokratie hat da Großes gethan für ein zahlreiches Volk und wird, wie ich hoffe und wünsche, anch in Zukunft sich bewähren, aber die Lehre von der Nothwendigkeit der Pfiffigkeit muß beseitigt werden, ehe ein Urtheil zu Gunsten der amerikanischen Demokratie ge¬ fallt werden kann. Der Mensch muß hier zu Lande pfiffig sein, d. h. seinen Vortheil überall wahrzunehmen verstehen —in diesen Worten liegt der Fluch, unter welchem die Regierung der Staaten in den letzten dreißig Jahren schwer gelitten hat. Wir wollen hoffen, daß das Volk ein Mittel finden wird, sich von diesem Fluche frei zu machen. Ich meinestheils bin überzeugt, daß dieses Mittel gefunden werden wird." Ueber Unechtheit und Ursprung der Mtinees roM«. i. Bei den Schriften, welche uns der Buchhändler zusendet, pflegen wir ohne Weiteres anzunehmen, daß dieselben wirklich von den Personen verfaßt sind, deren Namen der Titel zeigt. Wenn wir indeß erkennen, daß der Inhalt mit der uns bekannten Persönlichkeit des Verfassers nicht übereinstimmt, oder wenn der genannte Verfasser seiner angeblichen Autorschaft widerspricht, so erwarten wir, daß man uns die Thatsachen vorlege, welche die bestrittene Autorschaft beweisen. Es ist die Pflicht des Herausgebers einer solchen Schrift, darzuthun, daß er den fremden Namen "ut Recht auf den Titel gesetzt hat, es ist dies um so mehr seine Pflicht, wenn die Schrift den angeblichen Verfasser in einem ungünstigen Lichte erscheinen läßt. Es wird von Interesse sein. sich dieses Verhältniß bei der viel besprochenen Schrift klar zu machen, welche vor Kurzem bei Williams und Norgate in Lon- Grenzbvteil I. Wtt3. 60

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/481
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_187493/481>, abgerufen am 28.11.2024.