Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, I. Semester. I. Band.er in das Bad Kudowa geschickt, mit reichlichen Mitteln versehn, dort lernte Das Dominium Dobrzhca ist in den Besitz eines Schwiegersohnes jenes treff¬ Das große Dorf, bei dem-wir auf die Chaussee gelangen, ist Wytaszyce; Jetzt Passiren wir Jarocin, ein Städtchen Von 1,900 Seelen; Polen, er in das Bad Kudowa geschickt, mit reichlichen Mitteln versehn, dort lernte Das Dominium Dobrzhca ist in den Besitz eines Schwiegersohnes jenes treff¬ Das große Dorf, bei dem-wir auf die Chaussee gelangen, ist Wytaszyce; Jetzt Passiren wir Jarocin, ein Städtchen Von 1,900 Seelen; Polen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0173" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/187667"/> <p xml:id="ID_684" prev="#ID_683"> er in das Bad Kudowa geschickt, mit reichlichen Mitteln versehn, dort lernte<lb/> er die Noth der Weder kennen! er gab ihnen all sein Geld hin und behielt<lb/> nur so viel, um sich bei einem Müller unter den bescheidensten Bedingungen<lb/> in Kost zu geben. So hat er weiter gelebt, sich Alles versagt und wo er nur<lb/> konnte, fremde Noth gemildert. Seine Töchter haben keinen Grund, über sein<lb/> Testament zu klagen, das sie in reichem Besitze ließ, aber die Provinz staunte<lb/> über die Höhe der Summen, die für Juden und Christen, für Rettungshäuser,<lb/> Krankenhäuser und andre Prvvinzialzwecke ausgeworfen waren; Stiftungen,<lb/> auf Grund deren der Name v. Kottwitz in der Provinz noch lange unter lauten<lb/> Segnungen genannt werden wird, wenn der Sapiehas längst vergessen ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_685"> Das Dominium Dobrzhca ist in den Besitz eines Schwiegersohnes jenes treff¬<lb/> lichen v. Kottwitz, eines Mecklenburgers, übergegangen, der dort eine Musterwirth¬<lb/> schaft eingerichtet hat. Der Acker ist gemergelt, Biehstand, Gebäude, alles in<lb/> bester Ordnung; während der großen Theurung von 18S4 bis 18S6 meldeten die<lb/> Zeitungen, daß der Besitzer von Dobrzyca seinen Pächtern je 1000 Thlr. an<lb/> der Pacht und einen Theil alter Neste erlassen habe. Es wäre Wohl noch<lb/> manches Andre zu melden gewesen. Doch Dvbrzhca ist eine ^Herrschaft, von<lb/> der ein Theil verpachtet ist, das Uebrige wird von Jnspectoren versehen und<lb/> der Besitzer ist mehr oberster Inspector u. tgi. als wirklicher Verwalter<lb/> seines Vermögens. Sie wollen einen jener deutschen Landwirthe kennen lernen,<lb/> die durch eignen Fleiß und Geschick vorwärts gekommen und Herren eines<lb/> Besitzes geworden sind, dessen VerWallung sie selbst führen. Landwirthe, die<lb/> mehr oder minder bewußt eine culturhistorische Aufgabe zu lösen, Land und<lb/> Volk auf eine höhere Stufe zu erheben bestrebt find? Ich bitte fahren Sie<lb/> mit mir etwas vorwärts.</p><lb/> <p xml:id="ID_686"> Das große Dorf, bei dem-wir auf die Chaussee gelangen, ist Wytaszyce;<lb/> es hat einen Werth von 100.000 Thlr. und ist 1861 durch Subhastation in<lb/> deutschen Besitz gekommen. Beachten Sie das Herrenhaus; zweistöckig, breite<lb/> Front, Epheu, grüne Jalousien, freundlicher Rasenplatz, der es von der Straße<lb/> trennt., Ist das holländischer oder französischer Geschmack? Jedenfalls ist pol¬<lb/> nischen Bedürfnissen genügt.</p><lb/> <p xml:id="ID_687" next="#ID_688"> Jetzt Passiren wir Jarocin, ein Städtchen Von 1,900 Seelen; Polen,<lb/> Juden, Deutsche halten sich so ziemlich die Wage. Die vielen Holzfuhren,<lb/> welche die Schätze der hier noch reichlichen Waldungen nach der Warthc brim<lb/> gen, müssen den sonst gewerblvsen Ort ernähren. Der Grundherr hat sein<lb/> Schloß restauriren lassen. Es wird uns bei der Ausfahrt ins Auge fallen;<lb/> eigenthümlicher Phantasiestil; aber so geräumig, wie Sie meinen, ist es nicht.<lb/> Der große Saal, weicher die Mitte des Gebäudes einnimmt, geht durch beide<lb/> Stockwerke; so daß nur zu seinen Seiten eine nicht große Zahl von wohn¬<lb/> lichen Zimmern bleibt. Dennoch, wenn ich Graf Wladislcms v. Nadolinski,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0173]
er in das Bad Kudowa geschickt, mit reichlichen Mitteln versehn, dort lernte
er die Noth der Weder kennen! er gab ihnen all sein Geld hin und behielt
nur so viel, um sich bei einem Müller unter den bescheidensten Bedingungen
in Kost zu geben. So hat er weiter gelebt, sich Alles versagt und wo er nur
konnte, fremde Noth gemildert. Seine Töchter haben keinen Grund, über sein
Testament zu klagen, das sie in reichem Besitze ließ, aber die Provinz staunte
über die Höhe der Summen, die für Juden und Christen, für Rettungshäuser,
Krankenhäuser und andre Prvvinzialzwecke ausgeworfen waren; Stiftungen,
auf Grund deren der Name v. Kottwitz in der Provinz noch lange unter lauten
Segnungen genannt werden wird, wenn der Sapiehas längst vergessen ist.
Das Dominium Dobrzhca ist in den Besitz eines Schwiegersohnes jenes treff¬
lichen v. Kottwitz, eines Mecklenburgers, übergegangen, der dort eine Musterwirth¬
schaft eingerichtet hat. Der Acker ist gemergelt, Biehstand, Gebäude, alles in
bester Ordnung; während der großen Theurung von 18S4 bis 18S6 meldeten die
Zeitungen, daß der Besitzer von Dobrzyca seinen Pächtern je 1000 Thlr. an
der Pacht und einen Theil alter Neste erlassen habe. Es wäre Wohl noch
manches Andre zu melden gewesen. Doch Dvbrzhca ist eine ^Herrschaft, von
der ein Theil verpachtet ist, das Uebrige wird von Jnspectoren versehen und
der Besitzer ist mehr oberster Inspector u. tgi. als wirklicher Verwalter
seines Vermögens. Sie wollen einen jener deutschen Landwirthe kennen lernen,
die durch eignen Fleiß und Geschick vorwärts gekommen und Herren eines
Besitzes geworden sind, dessen VerWallung sie selbst führen. Landwirthe, die
mehr oder minder bewußt eine culturhistorische Aufgabe zu lösen, Land und
Volk auf eine höhere Stufe zu erheben bestrebt find? Ich bitte fahren Sie
mit mir etwas vorwärts.
Das große Dorf, bei dem-wir auf die Chaussee gelangen, ist Wytaszyce;
es hat einen Werth von 100.000 Thlr. und ist 1861 durch Subhastation in
deutschen Besitz gekommen. Beachten Sie das Herrenhaus; zweistöckig, breite
Front, Epheu, grüne Jalousien, freundlicher Rasenplatz, der es von der Straße
trennt., Ist das holländischer oder französischer Geschmack? Jedenfalls ist pol¬
nischen Bedürfnissen genügt.
Jetzt Passiren wir Jarocin, ein Städtchen Von 1,900 Seelen; Polen,
Juden, Deutsche halten sich so ziemlich die Wage. Die vielen Holzfuhren,
welche die Schätze der hier noch reichlichen Waldungen nach der Warthc brim
gen, müssen den sonst gewerblvsen Ort ernähren. Der Grundherr hat sein
Schloß restauriren lassen. Es wird uns bei der Ausfahrt ins Auge fallen;
eigenthümlicher Phantasiestil; aber so geräumig, wie Sie meinen, ist es nicht.
Der große Saal, weicher die Mitte des Gebäudes einnimmt, geht durch beide
Stockwerke; so daß nur zu seinen Seiten eine nicht große Zahl von wohn¬
lichen Zimmern bleibt. Dennoch, wenn ich Graf Wladislcms v. Nadolinski,
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