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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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bleibe". Leb wohl." Auf eine unterthänige Einübe Goethes vom 23. Sep¬
tember 1817 antwortet der Großherzog: "Beilagen danknehmigst rcmittireno.
wünsche ich den Sonntag Vormittag amduwrÄc) Ew. Liebden zu sehen." Zum
neuen Jahr 1821 gratulire er ihm mit folgenden Worten : "D>r meinem liebe"
alten Freund und Waffenbruder in dieser stürmischen Welt, wünsche ich e>"
recht leicht und angenehm zu durchlebendes neues Jahr, danke Dir sür die
Ausdrücke Deiner unveränderlichen Freundschaft sür mich und noch besonders
für die schönen erfreulichen Beilagen." Und noch kurz vor seinem Ableben,
am 27. Febr. 1828 schreibt er: "Meine Seele vermag nicht, den Werth oder
Unwerth der Beilagen, die ich soeben von der Post erhalten, zu würdigen,
wohl aber schreit sie. Herr, nach Dir schon lange, um Dir meine Freude über
das serbische Opus auszudrücken."

Wrr kommen zu den Gegenständen der Correspondenz. Viele Stücke der¬
selben sind bloße Billets von zwei, drei Zeilen und wohl nur für die Düntzer
und Dryasdust von Interesse; andere enthalten neben Untergeordneten einzelne
Goldkörner, werthvolle kurze Urtheile, die uns das Mosaikbild Karl Augusts
und Goethes bisweilen überraschend ergänzen; wieder andere Briefe sind ebenso
ausführlich als inhaltreich, und zwar findet sich von diesen eine nicht kleine
Zahl auch unter denen Karl Augusts. Einige hiervon geben wir nachstehend
in Auszügen. Nennen wir es: Karl August als Kritiker.

Brief 143 (vom 31. Januar 1799) schreibt der Herzog: "Ueber den ge¬
strigen Wallenstein, -- die ausnehmend schöne Sprache abgerechnet, die wirklich
vorzüglich, vortrefflich ist, -- aber über seine Fehler möchte ich ein ordentlich
Programm schreiben; indessen muß man den zweiten Theil erst abwarten*).
Ich glaube wirklich, daß aus beiden Theilen ein schönes Ganze könnte ab¬
geschieden werden; es müßte aber mit vieler Herzhaftigkeit davon abgelöset und
anderes eingeflickt werden. Der Charakter des Helden, der meiner Meinung
nach auch eine Verbesserung bedürfte, könnte gewiß mit Wenigem ständiger ge¬
macht werden."

Brief 149 (aun dem Jahre 1800) lautet: "Liebster Noe^uns, schicke mir
den Propheten (Goethes Bearbeitung des voltaireschcn Mahomet), sonst kann ich
ihn versprochenermaßen morgen nicht wieder schaffen. Ich bin Mahomets wahrer
Omar und verbreite seine Lehre durch Wort und That." und im nächsten Briefe
macht der Herzog folgende Verbesserungsvorschläge:

47 ist die Frage, ob nicht statt des Wortes "herrlich" ein anderes zu
wählen sei.

30 finde ich auch den Zweifel gehoben.



') Das Stück wurde bekanntlich unter dem Titel "Die Piccolomini, Wallensteins erster
Theil" gegeben; die beiden ersten Acte von "Wallensteins Tod" waren damals noch zu den
"Piccolomini" gezogen.

bleibe». Leb wohl." Auf eine unterthänige Einübe Goethes vom 23. Sep¬
tember 1817 antwortet der Großherzog: „Beilagen danknehmigst rcmittireno.
wünsche ich den Sonntag Vormittag amduwrÄc) Ew. Liebden zu sehen." Zum
neuen Jahr 1821 gratulire er ihm mit folgenden Worten : „D>r meinem liebe»
alten Freund und Waffenbruder in dieser stürmischen Welt, wünsche ich e>»
recht leicht und angenehm zu durchlebendes neues Jahr, danke Dir sür die
Ausdrücke Deiner unveränderlichen Freundschaft sür mich und noch besonders
für die schönen erfreulichen Beilagen." Und noch kurz vor seinem Ableben,
am 27. Febr. 1828 schreibt er: „Meine Seele vermag nicht, den Werth oder
Unwerth der Beilagen, die ich soeben von der Post erhalten, zu würdigen,
wohl aber schreit sie. Herr, nach Dir schon lange, um Dir meine Freude über
das serbische Opus auszudrücken."

Wrr kommen zu den Gegenständen der Correspondenz. Viele Stücke der¬
selben sind bloße Billets von zwei, drei Zeilen und wohl nur für die Düntzer
und Dryasdust von Interesse; andere enthalten neben Untergeordneten einzelne
Goldkörner, werthvolle kurze Urtheile, die uns das Mosaikbild Karl Augusts
und Goethes bisweilen überraschend ergänzen; wieder andere Briefe sind ebenso
ausführlich als inhaltreich, und zwar findet sich von diesen eine nicht kleine
Zahl auch unter denen Karl Augusts. Einige hiervon geben wir nachstehend
in Auszügen. Nennen wir es: Karl August als Kritiker.

Brief 143 (vom 31. Januar 1799) schreibt der Herzog: „Ueber den ge¬
strigen Wallenstein, — die ausnehmend schöne Sprache abgerechnet, die wirklich
vorzüglich, vortrefflich ist, — aber über seine Fehler möchte ich ein ordentlich
Programm schreiben; indessen muß man den zweiten Theil erst abwarten*).
Ich glaube wirklich, daß aus beiden Theilen ein schönes Ganze könnte ab¬
geschieden werden; es müßte aber mit vieler Herzhaftigkeit davon abgelöset und
anderes eingeflickt werden. Der Charakter des Helden, der meiner Meinung
nach auch eine Verbesserung bedürfte, könnte gewiß mit Wenigem ständiger ge¬
macht werden."

Brief 149 (aun dem Jahre 1800) lautet: „Liebster Noe^uns, schicke mir
den Propheten (Goethes Bearbeitung des voltaireschcn Mahomet), sonst kann ich
ihn versprochenermaßen morgen nicht wieder schaffen. Ich bin Mahomets wahrer
Omar und verbreite seine Lehre durch Wort und That." und im nächsten Briefe
macht der Herzog folgende Verbesserungsvorschläge:

47 ist die Frage, ob nicht statt des Wortes „herrlich" ein anderes zu
wählen sei.

30 finde ich auch den Zweifel gehoben.



') Das Stück wurde bekanntlich unter dem Titel „Die Piccolomini, Wallensteins erster
Theil" gegeben; die beiden ersten Acte von „Wallensteins Tod" waren damals noch zu den
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/53>, abgerufen am 15.01.2025.