Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.seines Vaterlandes seinen ursprünglichen Grund; später half die Individualität Man hatte aber in Hamburg die Preise nach verlebten Ansichten 'ausgesetzt. Erfreulicher Weise ist die Classification der Schafe im Katalog wieder als seines Vaterlandes seinen ursprünglichen Grund; später half die Individualität Man hatte aber in Hamburg die Preise nach verlebten Ansichten 'ausgesetzt. Erfreulicher Weise ist die Classification der Schafe im Katalog wieder als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0470" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116398"/> <p xml:id="ID_1560" prev="#ID_1559"> seines Vaterlandes seinen ursprünglichen Grund; später half die Individualität<lb/> und der Wille des Menschen die Race vervollkommnen. So wird es gewiß einst<lb/> nur zwei Cuiturracen geben: eine Milchvieh- und eine Fleischviehrace, welche<lb/> beide sich wohl in Schläge oder Stämme unterabtheilen und dann Liebhabereien<lb/> und der Mode (Farbe) oder einem Nebenzweck (Zug) zu genügen suchen wer¬<lb/> den. Ob manche Züchter jene beiden Hauptzwecke in einem Stamm vereinigen<lb/> können werden, läßt sich nach den heute vorliegenden Resultaten solcher Zucht<lb/> kaum voraussetzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1561"> Man hatte aber in Hamburg die Preise nach verlebten Ansichten 'ausgesetzt.<lb/> -Thiere nicht in benannte Kategorien gehörender Racen, Schläge und Kreu¬<lb/> zungen, die meist gerade Culturracen zu entsprechen suchten, waren stiefmütterlich<lb/> bedacht. Warum? — Für Shorthorn, in England geboren, hatte man die höch¬<lb/> sten Preise. Weshalb? Angelsche Kühe, Juden, Breitenburger, konnten nur geringere<lb/> Preise erringen, als z. B. Franken, Voigtländer. Egerländer. Aus welchem<lb/> Grunde? Eine Concurrenz des verschiedenen Fleischviehs, oder der verschiedenen<lb/> MUchviehracen je unter sich, fand nicht statt. Herr Claus Otte hatte auch von<lb/> Rindvieh sehr viele erste Stücke gestellt, sowohl englische, schottische, vortreff¬<lb/> liche Zucht, als auch die weißen und isabellenfarbenen Charolaises, normannische<lb/> wunderschön gezeichnet, bretagner, sowie die ungehörnten schottischen z. B. aus<lb/> der Zucht des Lord sortes,, Einsam-Park, Norfolk. I. Th. Crisp brillirte<lb/> hauptsächlich mit Shorthorns und erhielt mehre Preise. Buntes Schweizervieh<lb/> war von Züchtern nicht geschickt, das Schweizervieh kam seinem schöneren Theil<lb/> nach nicht aus der Schweiz. Nur Herr Scherer, Meggcn, Luzern, siegte ne¬<lb/> ben denz Herzog Ernst von Coburg und dem Grafen Thun-Schuschitz in<lb/> Böhmen. Aus Böhmen kam serner schönes allgäuer Vieh des Grasen Thun-<lb/> Hvhenstein auf Perutz und das prätigauer der Domäne Nachod in Böhmen,<lb/> schwarz mit hellen Rückenstreifen. Prächtige Stücke hatten die Gebrüder Gass¬<lb/> ner, Bludenz, Vorarlberg geliefert. schwarzbraunes Vieh, mvntafoner, pinz-<lb/> gauer und böhmische Zugochsen erlangten Preise; bayerische, fränkische waren<lb/> ebenfalls gekommen. Graf Thun-Hohenstein zu Tetschen in Schlesien hatte<lb/> ungarische Ochsen geschickt. Viele größere norddeutsche Gutswirthschaften, die<lb/> bisher niemals der Aufzucht von Rindvieh Zeit widmen konnten, haben die<lb/> früher gehaltenen Pferdegespanne vermindert und ersetzen sie durch Ochsen. Die<lb/> Zuckerfabriken der Magdeburger Nachbarschaft beziehen jährlich eine große Zahl.<lb/> Deshalb ist für Viehzuchtgegenden die Ausfuhr von mageren Zugochsen vor¬<lb/> theilhaft geworden, um so mehr, als die Mittel zur Mast gerade ihnen meist<lb/> fehlen und sie mager, wenn sie die Bedingungen guten Zugviehes erfüllen,<lb/> nicht viel billiger abgegeben werden müssen, als gemästet. Die deutschen Zug-<lb/> viehracen waren aber nur in wenigen Stücken vertreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1562" next="#ID_1563"> Erfreulicher Weise ist die Classification der Schafe im Katalog wieder als</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0470]
seines Vaterlandes seinen ursprünglichen Grund; später half die Individualität
und der Wille des Menschen die Race vervollkommnen. So wird es gewiß einst
nur zwei Cuiturracen geben: eine Milchvieh- und eine Fleischviehrace, welche
beide sich wohl in Schläge oder Stämme unterabtheilen und dann Liebhabereien
und der Mode (Farbe) oder einem Nebenzweck (Zug) zu genügen suchen wer¬
den. Ob manche Züchter jene beiden Hauptzwecke in einem Stamm vereinigen
können werden, läßt sich nach den heute vorliegenden Resultaten solcher Zucht
kaum voraussetzen.
Man hatte aber in Hamburg die Preise nach verlebten Ansichten 'ausgesetzt.
-Thiere nicht in benannte Kategorien gehörender Racen, Schläge und Kreu¬
zungen, die meist gerade Culturracen zu entsprechen suchten, waren stiefmütterlich
bedacht. Warum? — Für Shorthorn, in England geboren, hatte man die höch¬
sten Preise. Weshalb? Angelsche Kühe, Juden, Breitenburger, konnten nur geringere
Preise erringen, als z. B. Franken, Voigtländer. Egerländer. Aus welchem
Grunde? Eine Concurrenz des verschiedenen Fleischviehs, oder der verschiedenen
MUchviehracen je unter sich, fand nicht statt. Herr Claus Otte hatte auch von
Rindvieh sehr viele erste Stücke gestellt, sowohl englische, schottische, vortreff¬
liche Zucht, als auch die weißen und isabellenfarbenen Charolaises, normannische
wunderschön gezeichnet, bretagner, sowie die ungehörnten schottischen z. B. aus
der Zucht des Lord sortes,, Einsam-Park, Norfolk. I. Th. Crisp brillirte
hauptsächlich mit Shorthorns und erhielt mehre Preise. Buntes Schweizervieh
war von Züchtern nicht geschickt, das Schweizervieh kam seinem schöneren Theil
nach nicht aus der Schweiz. Nur Herr Scherer, Meggcn, Luzern, siegte ne¬
ben denz Herzog Ernst von Coburg und dem Grafen Thun-Schuschitz in
Böhmen. Aus Böhmen kam serner schönes allgäuer Vieh des Grasen Thun-
Hvhenstein auf Perutz und das prätigauer der Domäne Nachod in Böhmen,
schwarz mit hellen Rückenstreifen. Prächtige Stücke hatten die Gebrüder Gass¬
ner, Bludenz, Vorarlberg geliefert. schwarzbraunes Vieh, mvntafoner, pinz-
gauer und böhmische Zugochsen erlangten Preise; bayerische, fränkische waren
ebenfalls gekommen. Graf Thun-Hohenstein zu Tetschen in Schlesien hatte
ungarische Ochsen geschickt. Viele größere norddeutsche Gutswirthschaften, die
bisher niemals der Aufzucht von Rindvieh Zeit widmen konnten, haben die
früher gehaltenen Pferdegespanne vermindert und ersetzen sie durch Ochsen. Die
Zuckerfabriken der Magdeburger Nachbarschaft beziehen jährlich eine große Zahl.
Deshalb ist für Viehzuchtgegenden die Ausfuhr von mageren Zugochsen vor¬
theilhaft geworden, um so mehr, als die Mittel zur Mast gerade ihnen meist
fehlen und sie mager, wenn sie die Bedingungen guten Zugviehes erfüllen,
nicht viel billiger abgegeben werden müssen, als gemästet. Die deutschen Zug-
viehracen waren aber nur in wenigen Stücken vertreten.
Erfreulicher Weise ist die Classification der Schafe im Katalog wieder als
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