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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.

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race. Die Originalaraber sind kleiner, als die anderswo geborenen Pferde des
rein arabischen Stammes. Das zeigten die herrlichen Thiere Sr. Majestät des
Königs von Würtemberg. Bekanntlich sind die Araberstuten in Scharnhausen
aus halbhundertjähriger Inzucht; sie sind erfreulicher Weise um ein Bedeuten¬
des größer als importirte Araber. Allein, wie unentbehrlich auch im Allgemei¬
nen das Araberpferd der Pferdezucht ist. so ist es doch für die heutige Cultur-
race nicht und nicht für alle Zwecke des Pferdezüchters als fortzusetzendes Zucht¬
material da. Darin steht ihm das Vollblutthier Englands oder Ostpreußens
voran; also überholte die Cultur- die Naturrace. Die Pferde des Königs von
Würtemberg erregten verdientes Aufsehen. Auf Geldpreise verzichteten sie"
Den ersten Preis holte Graf Schliessen v. Schlieffenbergs Fliegenschimmelhengst
"Faradis", der zwar 29 Jahr zählte, aber jung war an Kraft, den zweiten
Preis I. Bamberger und Sohn, die bekannte Firma ersten Ranges aus Berlin,
für Selim Ben Ayssa, Atlasschimmelhengst, 11 Jahr alt, Kaufpreis 4000 Thlr.
Im Ganzen zählte diese Classe 13 ausgestellte Thiere.

Die folgenden Abtheilungen machten klar, einen wie großen Vorsprung
vor uns Großbritannien auch in der Zucht der Gebrauchspferde, des edlen,
kräftigen Reitpferdes wie des Wagenpfcrdes hat. Fast alle besseren Pferde,
auch die auf dem Kontinent geborenen, sind vorwiegend englischer Abstammung
gewesen. Einen praktischen Gebrauchsschlag zu landwirtschaftlichen Zwecken
zogen die Engländer in den Suffolkpferden heran. Vor zwanzig Jahren noch
war dieser jetzt ausgeprägte Charakter als solcher unbekannt. Früher galten
die suffolker Fuchsen als gute (Halb-, Einviertelblui) Landpferbe und standen
den yorkshirer nach. Heute erscheint ein constanter Schlag, gezüchtet vorzugs¬
weise für die englischen Karrenfuhren, bei aller Kraft Munterkeit und Leben¬
digkeit bewahrend.

Auch aus Deutschland war übrigens Vorzügliches gekommen. Die Per-
cheronpferde und die französischen Stämme hatten sich zahlreich vertreten lassen.
Von Lastpferden schwersten Schlages waren nur zwei pinzgauer aufgestellt.
Viele bäuerliche Wirthe, namentlich aus Hannover, gewannen Preise. Wohl
die Meisten holten Claus Otte, Pferdehändler ersten Ranges zu Hamburg, und
T. Crisp, Butley Abberg Suffolk. England. Jener zwölf, dieser acht.

Das Rindvieh war lediglich in Racen getheilt, und nur soweit diese Racen
einen Zweck bestimmt verfolgen, wurde auch dieser prämiirt. Ob dies eine
richtige, vor der Kritik zu bestehen fähige Classification ist, bezweifle ich, und
nur erwähnen möchte ich, daß somit die Naturrace als mehr bedeutend der
Kunflrace gegenübergestellt wurde. Und doch "stammt die Shorthorn Rindvieh-
race aus einer ursprünglich kleinen Familie, und zahllose Individuen gehören
einem Stammvater an; sie folgt in alle Welttheile der höheren Cultur"
(Nathusius). Daß das Holländer Vieh eine Milchrace ist, hat in der Natur


race. Die Originalaraber sind kleiner, als die anderswo geborenen Pferde des
rein arabischen Stammes. Das zeigten die herrlichen Thiere Sr. Majestät des
Königs von Würtemberg. Bekanntlich sind die Araberstuten in Scharnhausen
aus halbhundertjähriger Inzucht; sie sind erfreulicher Weise um ein Bedeuten¬
des größer als importirte Araber. Allein, wie unentbehrlich auch im Allgemei¬
nen das Araberpferd der Pferdezucht ist. so ist es doch für die heutige Cultur-
race nicht und nicht für alle Zwecke des Pferdezüchters als fortzusetzendes Zucht¬
material da. Darin steht ihm das Vollblutthier Englands oder Ostpreußens
voran; also überholte die Cultur- die Naturrace. Die Pferde des Königs von
Würtemberg erregten verdientes Aufsehen. Auf Geldpreise verzichteten sie«
Den ersten Preis holte Graf Schliessen v. Schlieffenbergs Fliegenschimmelhengst
„Faradis", der zwar 29 Jahr zählte, aber jung war an Kraft, den zweiten
Preis I. Bamberger und Sohn, die bekannte Firma ersten Ranges aus Berlin,
für Selim Ben Ayssa, Atlasschimmelhengst, 11 Jahr alt, Kaufpreis 4000 Thlr.
Im Ganzen zählte diese Classe 13 ausgestellte Thiere.

Die folgenden Abtheilungen machten klar, einen wie großen Vorsprung
vor uns Großbritannien auch in der Zucht der Gebrauchspferde, des edlen,
kräftigen Reitpferdes wie des Wagenpfcrdes hat. Fast alle besseren Pferde,
auch die auf dem Kontinent geborenen, sind vorwiegend englischer Abstammung
gewesen. Einen praktischen Gebrauchsschlag zu landwirtschaftlichen Zwecken
zogen die Engländer in den Suffolkpferden heran. Vor zwanzig Jahren noch
war dieser jetzt ausgeprägte Charakter als solcher unbekannt. Früher galten
die suffolker Fuchsen als gute (Halb-, Einviertelblui) Landpferbe und standen
den yorkshirer nach. Heute erscheint ein constanter Schlag, gezüchtet vorzugs¬
weise für die englischen Karrenfuhren, bei aller Kraft Munterkeit und Leben¬
digkeit bewahrend.

Auch aus Deutschland war übrigens Vorzügliches gekommen. Die Per-
cheronpferde und die französischen Stämme hatten sich zahlreich vertreten lassen.
Von Lastpferden schwersten Schlages waren nur zwei pinzgauer aufgestellt.
Viele bäuerliche Wirthe, namentlich aus Hannover, gewannen Preise. Wohl
die Meisten holten Claus Otte, Pferdehändler ersten Ranges zu Hamburg, und
T. Crisp, Butley Abberg Suffolk. England. Jener zwölf, dieser acht.

Das Rindvieh war lediglich in Racen getheilt, und nur soweit diese Racen
einen Zweck bestimmt verfolgen, wurde auch dieser prämiirt. Ob dies eine
richtige, vor der Kritik zu bestehen fähige Classification ist, bezweifle ich, und
nur erwähnen möchte ich, daß somit die Naturrace als mehr bedeutend der
Kunflrace gegenübergestellt wurde. Und doch „stammt die Shorthorn Rindvieh-
race aus einer ursprünglich kleinen Familie, und zahllose Individuen gehören
einem Stammvater an; sie folgt in alle Welttheile der höheren Cultur"
(Nathusius). Daß das Holländer Vieh eine Milchrace ist, hat in der Natur


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[0469] race. Die Originalaraber sind kleiner, als die anderswo geborenen Pferde des rein arabischen Stammes. Das zeigten die herrlichen Thiere Sr. Majestät des Königs von Würtemberg. Bekanntlich sind die Araberstuten in Scharnhausen aus halbhundertjähriger Inzucht; sie sind erfreulicher Weise um ein Bedeuten¬ des größer als importirte Araber. Allein, wie unentbehrlich auch im Allgemei¬ nen das Araberpferd der Pferdezucht ist. so ist es doch für die heutige Cultur- race nicht und nicht für alle Zwecke des Pferdezüchters als fortzusetzendes Zucht¬ material da. Darin steht ihm das Vollblutthier Englands oder Ostpreußens voran; also überholte die Cultur- die Naturrace. Die Pferde des Königs von Würtemberg erregten verdientes Aufsehen. Auf Geldpreise verzichteten sie« Den ersten Preis holte Graf Schliessen v. Schlieffenbergs Fliegenschimmelhengst „Faradis", der zwar 29 Jahr zählte, aber jung war an Kraft, den zweiten Preis I. Bamberger und Sohn, die bekannte Firma ersten Ranges aus Berlin, für Selim Ben Ayssa, Atlasschimmelhengst, 11 Jahr alt, Kaufpreis 4000 Thlr. Im Ganzen zählte diese Classe 13 ausgestellte Thiere. Die folgenden Abtheilungen machten klar, einen wie großen Vorsprung vor uns Großbritannien auch in der Zucht der Gebrauchspferde, des edlen, kräftigen Reitpferdes wie des Wagenpfcrdes hat. Fast alle besseren Pferde, auch die auf dem Kontinent geborenen, sind vorwiegend englischer Abstammung gewesen. Einen praktischen Gebrauchsschlag zu landwirtschaftlichen Zwecken zogen die Engländer in den Suffolkpferden heran. Vor zwanzig Jahren noch war dieser jetzt ausgeprägte Charakter als solcher unbekannt. Früher galten die suffolker Fuchsen als gute (Halb-, Einviertelblui) Landpferbe und standen den yorkshirer nach. Heute erscheint ein constanter Schlag, gezüchtet vorzugs¬ weise für die englischen Karrenfuhren, bei aller Kraft Munterkeit und Leben¬ digkeit bewahrend. Auch aus Deutschland war übrigens Vorzügliches gekommen. Die Per- cheronpferde und die französischen Stämme hatten sich zahlreich vertreten lassen. Von Lastpferden schwersten Schlages waren nur zwei pinzgauer aufgestellt. Viele bäuerliche Wirthe, namentlich aus Hannover, gewannen Preise. Wohl die Meisten holten Claus Otte, Pferdehändler ersten Ranges zu Hamburg, und T. Crisp, Butley Abberg Suffolk. England. Jener zwölf, dieser acht. Das Rindvieh war lediglich in Racen getheilt, und nur soweit diese Racen einen Zweck bestimmt verfolgen, wurde auch dieser prämiirt. Ob dies eine richtige, vor der Kritik zu bestehen fähige Classification ist, bezweifle ich, und nur erwähnen möchte ich, daß somit die Naturrace als mehr bedeutend der Kunflrace gegenübergestellt wurde. Und doch „stammt die Shorthorn Rindvieh- race aus einer ursprünglich kleinen Familie, und zahllose Individuen gehören einem Stammvater an; sie folgt in alle Welttheile der höheren Cultur" (Nathusius). Daß das Holländer Vieh eine Milchrace ist, hat in der Natur

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115927/469>, abgerufen am 15.01.2025.