Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Zahlen über den heutigen Standpunkt der Viehzucht werden durch einzelne So muß man D. Schutzes Beschreibung guschendorfs lesen, des Gutes Man muß Koppes, des großen Praktikers, Beschreibungen seiner Thaten Nachdem nämlich die Landwirthschaft die Jahre der übergroßen Getreide- Koppe trat dem übergroßen Schwärmen für den Fruchtwechsel auch mit Zahlen über den heutigen Standpunkt der Viehzucht werden durch einzelne So muß man D. Schutzes Beschreibung guschendorfs lesen, des Gutes Man muß Koppes, des großen Praktikers, Beschreibungen seiner Thaten Nachdem nämlich die Landwirthschaft die Jahre der übergroßen Getreide- Koppe trat dem übergroßen Schwärmen für den Fruchtwechsel auch mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116310"/> <p xml:id="ID_1290" prev="#ID_1289"> Zahlen über den heutigen Standpunkt der Viehzucht werden durch einzelne<lb/> Mittheilungen älterer Landwirthe über den Gang des landwirthschaftlichen Voran-<lb/> schrcitens überboten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1291"> So muß man D. Schutzes Beschreibung guschendorfs lesen, des Gutes<lb/> in Sachsen, das in jämmerlichem Zustande und arg verwüstet war, nichts ein¬<lb/> brachte, binnen kurzer Zeit aber Von dem der neueren Schule angehörenden<lb/> Besitzer, der aus Mangel an Capital nur langsam vorgeben konnte, aber vor¬<lb/> wärts kam, in eine beneidenswerthe Besitzung umgewandelt wurde, welche nach<lb/> dreißig Jahren die dreifache Ernte gab.</p><lb/> <p xml:id="ID_1292"> Man muß Koppes, des großen Praktikers, Beschreibungen seiner Thaten<lb/> und Erfolge lesen, um zu erfahren, was die moderne Landwirthschaft leistet.<lb/> Leider erfüllen die Senioren des deutschen Ackerbaues nicht in genügendem<lb/> Maße die Pflicht, die Erfolge ihrer Thätigkeit dem anwachsenden Geschlecht<lb/> mitzutheilen. Wir würden dann mehr und Genaueres wissen von dem Zustand<lb/> der Felder und des landwirthschaftlichen Betriebes zu Anfang dieses Jahrhun¬<lb/> derts und von den Reformen, die der Fortschritt dictirte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1293"> Nachdem nämlich die Landwirthschaft die Jahre der übergroßen Getreide-<lb/> wohlfeilbeit (1819—26) überstanden hatte, in welchen immerhin diejenigen,<lb/> welche schon das Bedürfniß jener Zeit — seine Wolle — erfüllen konnten, von<lb/> den Calamitäten des unter den Productionskosten stehenden Kornpreises ver¬<lb/> schont blieben, trat, mit Ende des dritten Jahrzehnts ein erneuter Aufschwung<lb/> ein. Koppe (1- 1863), der dieses ganze Jahrhundert überblickte, macht sich<lb/> lustig über den Enthusiasmus, den jede Neuerung unter den Landwirthen er¬<lb/> regte. Kein Wunder! Die alten Herrn wollten höhere Erträge haben, hatten<lb/> aber, nicht das Zeug, herauszufinden, welche Mittel helfen möchten, solche zu<lb/> erreichen. Blind ahmten sie nach, was irgend als vortheilhaft ausposaunt ward,<lb/> meinend, was auf jenen Feldern Wunder gewirkt, müsse nun jedenfalls Sand<lb/> in Korn zaubern auf diesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1294"> Koppe trat dem übergroßen Schwärmen für den Fruchtwechsel auch mit<lb/> einer Schrift entgegen: „Revision der Ackerbausysteme". 1819. „Für solchen<lb/> unklugen Eifer," sagt er, „kam später, als die Getreidepreise stiegen und die<lb/> Einnahme entbehrt wurde, die Strafe. Im zweiten und dritten Decennium<lb/> war die Merinvzucht Modeartikel, und die veränderte Steuergesetzgebung, ver¬<lb/> bunden mit den günstigen Erfahrungen, die man im Anbau der Hackfrüchte<lb/> machte, veranlaßte die Anlage größerer Brennereien. Im vierten Decennium<lb/> kamen die Anlagen von Rieselwiesen in Ruf, im fünften hatte die Erfahrung<lb/> Platz gegriffen, daß in gewissen Oertlichkeiten aus den europäischen Runkelrüben<lb/> ebenso guter Zucker, als aus dem überseeischen Zuckerrohr gefertigt werden<lb/> könne. Im sechsten Jahrzehnt füllten sich die Zeitungen mit Nachrichten, in<lb/> Wiefern die künstlichen Düngemittel den altherkömmlichen Viehmist ersetzen können."</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
Zahlen über den heutigen Standpunkt der Viehzucht werden durch einzelne
Mittheilungen älterer Landwirthe über den Gang des landwirthschaftlichen Voran-
schrcitens überboten.
So muß man D. Schutzes Beschreibung guschendorfs lesen, des Gutes
in Sachsen, das in jämmerlichem Zustande und arg verwüstet war, nichts ein¬
brachte, binnen kurzer Zeit aber Von dem der neueren Schule angehörenden
Besitzer, der aus Mangel an Capital nur langsam vorgeben konnte, aber vor¬
wärts kam, in eine beneidenswerthe Besitzung umgewandelt wurde, welche nach
dreißig Jahren die dreifache Ernte gab.
Man muß Koppes, des großen Praktikers, Beschreibungen seiner Thaten
und Erfolge lesen, um zu erfahren, was die moderne Landwirthschaft leistet.
Leider erfüllen die Senioren des deutschen Ackerbaues nicht in genügendem
Maße die Pflicht, die Erfolge ihrer Thätigkeit dem anwachsenden Geschlecht
mitzutheilen. Wir würden dann mehr und Genaueres wissen von dem Zustand
der Felder und des landwirthschaftlichen Betriebes zu Anfang dieses Jahrhun¬
derts und von den Reformen, die der Fortschritt dictirte.
Nachdem nämlich die Landwirthschaft die Jahre der übergroßen Getreide-
wohlfeilbeit (1819—26) überstanden hatte, in welchen immerhin diejenigen,
welche schon das Bedürfniß jener Zeit — seine Wolle — erfüllen konnten, von
den Calamitäten des unter den Productionskosten stehenden Kornpreises ver¬
schont blieben, trat, mit Ende des dritten Jahrzehnts ein erneuter Aufschwung
ein. Koppe (1- 1863), der dieses ganze Jahrhundert überblickte, macht sich
lustig über den Enthusiasmus, den jede Neuerung unter den Landwirthen er¬
regte. Kein Wunder! Die alten Herrn wollten höhere Erträge haben, hatten
aber, nicht das Zeug, herauszufinden, welche Mittel helfen möchten, solche zu
erreichen. Blind ahmten sie nach, was irgend als vortheilhaft ausposaunt ward,
meinend, was auf jenen Feldern Wunder gewirkt, müsse nun jedenfalls Sand
in Korn zaubern auf diesen.
Koppe trat dem übergroßen Schwärmen für den Fruchtwechsel auch mit
einer Schrift entgegen: „Revision der Ackerbausysteme". 1819. „Für solchen
unklugen Eifer," sagt er, „kam später, als die Getreidepreise stiegen und die
Einnahme entbehrt wurde, die Strafe. Im zweiten und dritten Decennium
war die Merinvzucht Modeartikel, und die veränderte Steuergesetzgebung, ver¬
bunden mit den günstigen Erfahrungen, die man im Anbau der Hackfrüchte
machte, veranlaßte die Anlage größerer Brennereien. Im vierten Decennium
kamen die Anlagen von Rieselwiesen in Ruf, im fünften hatte die Erfahrung
Platz gegriffen, daß in gewissen Oertlichkeiten aus den europäischen Runkelrüben
ebenso guter Zucker, als aus dem überseeischen Zuckerrohr gefertigt werden
könne. Im sechsten Jahrzehnt füllten sich die Zeitungen mit Nachrichten, in
Wiefern die künstlichen Düngemittel den altherkömmlichen Viehmist ersetzen können."
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |