Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.gender Naturwahrheit wiedergeben will; eine Art. die nur durch das eminente Zu einer eigenthümlichen cake deutschen Gattung gehören die Aquarell- Die reiche Ausbildung, welche in unserer Zeit das Sittenbild erfahren bat, gender Naturwahrheit wiedergeben will; eine Art. die nur durch das eminente Zu einer eigenthümlichen cake deutschen Gattung gehören die Aquarell- Die reiche Ausbildung, welche in unserer Zeit das Sittenbild erfahren bat, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0317" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116245"/> <p xml:id="ID_1078" prev="#ID_1077"> gender Naturwahrheit wiedergeben will; eine Art. die nur durch das eminente<lb/> Talent jenes Malers ein gewisses Interesse bieten konnte, sonst aber in der<lb/> angeborenen Langeweile stecken bleibt. Auch davon war Einiges auf der Aus¬<lb/> stellung, das Bemerkenswertheste ist wohl von W. Stryowsky, polnische<lb/> Juden in der Synagoge.</p><lb/> <p xml:id="ID_1079"> Zu einer eigenthümlichen cake deutschen Gattung gehören die Aquarell-<lb/> gemälde, in denen E. Neureuther mit großem decorativer Talente eine<lb/> erfinderische und anmuthig spielende Phantasie verbindet. Sie sind Entwind<lb/> zu Decorationsmalcreicn, doch auch so von selbständiger Wirkung. Im Ara-<lb/> deskenspiel. das die Hauptbilder umgibt, zeigt sich ein feiner ornamentaler Sinn,<lb/> der mit lebendigem Verständniß die Bedeutung des Motivs ausklingen läßt; in<lb/> den Bildchen selbst eine natürliche Auffassung der Wirklichkeit, die jedoch zugleich<lb/> durch die künstlerische Anordnung des Ganzen und das warme harmonische<lb/> Colorit in das Ideale erhoben ist. Auf diese Weise läßt sich durch die Malerei<lb/> ein poetischer Inhalt wohl wiedergeben, wie denn schon in dem märchenhaften<lb/> pbantasievollcn Zug des Ganzen eine dichterische Stimmung sich ausspricht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1080" next="#ID_1081"> Die reiche Ausbildung, welche in unserer Zeit das Sittenbild erfahren bat,<lb/> ist auch dem Thierstück zu Theil geworden, das gleichsam die Mitte zwischen<lb/> jenem und der Landschaft bildet. In ihm bietet sich noch dem Maler das<lb/> unmittelbare Naturleben dar, einerseits als die Idylle des Land- und Hüten--<lb/> lebens, in welchem der Mensch und das ihm vertraute, ihm dienende Thier dem<lb/> beschränkten behaglichen Dasein in Wald und Feld sich hingeben, andererseits<lb/> als die Thierwelt in ihrer Selbständigkeit, bald mehr mit dem Charakter der<lb/> angebornen Kraft und unbeschädigten Natur, bald mehr mitgenommen von der<lb/> alltäglichen Noth und Anstrengung. Die erstere Gattung war auf der Aus¬<lb/> stellung durch einige tüchtige Bilder vertreten, vorab durch Rudolf Kollers<lb/> Idylle aus dem Berner-Oberlande. Jenes gemüthliche Verhältniß von Mensch<lb/> und Thier in einer üppigen Natur, das uns in den stillen Frieden des Land¬<lb/> lebens zurückversetzt, ist hier in den Vordergrund gerückt; das Rind, dem Mäd¬<lb/> chen, das zum Wasserschöpfen geht, täppisch nacheilend und vom kläffenden<lb/> Spitz aufgehalten, ist in der Bewegung und im Ausdruck des dummen Er¬<lb/> staunens recht lebendig, wie auch der Hund in seinem dreisten naseweisen An¬<lb/> springen; etwas weiter zurück weiden auf der fetten Wiese einige Schafe in<lb/> träger Behaglichkeit, volle prächtige Eichen, das Bauernhaus fast versteckend,<lb/> schließen den Hintergrund ab. Das Alles ist mit viel Talent und Geschick<lb/> naturwahr, dabei keineswegs nüchtern oder peinlich ausgeführt, nur wären der<lb/> Bäuerin bessere Verhältnisse, mehr Leichtigkeit der Bewegung und im Ausdruck<lb/> eine naivere Theilnahme an dieser kleinen Welt zu wünschen. Doch ist nicht<lb/> sie die Schuld, daß die Gesammtwirkung den Beschauer nickt befriedigt, es<lb/> fehlt vielmehr an der harmonischen Stimmung und der Geschlossenheit des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0317]
gender Naturwahrheit wiedergeben will; eine Art. die nur durch das eminente
Talent jenes Malers ein gewisses Interesse bieten konnte, sonst aber in der
angeborenen Langeweile stecken bleibt. Auch davon war Einiges auf der Aus¬
stellung, das Bemerkenswertheste ist wohl von W. Stryowsky, polnische
Juden in der Synagoge.
Zu einer eigenthümlichen cake deutschen Gattung gehören die Aquarell-
gemälde, in denen E. Neureuther mit großem decorativer Talente eine
erfinderische und anmuthig spielende Phantasie verbindet. Sie sind Entwind
zu Decorationsmalcreicn, doch auch so von selbständiger Wirkung. Im Ara-
deskenspiel. das die Hauptbilder umgibt, zeigt sich ein feiner ornamentaler Sinn,
der mit lebendigem Verständniß die Bedeutung des Motivs ausklingen läßt; in
den Bildchen selbst eine natürliche Auffassung der Wirklichkeit, die jedoch zugleich
durch die künstlerische Anordnung des Ganzen und das warme harmonische
Colorit in das Ideale erhoben ist. Auf diese Weise läßt sich durch die Malerei
ein poetischer Inhalt wohl wiedergeben, wie denn schon in dem märchenhaften
pbantasievollcn Zug des Ganzen eine dichterische Stimmung sich ausspricht.
Die reiche Ausbildung, welche in unserer Zeit das Sittenbild erfahren bat,
ist auch dem Thierstück zu Theil geworden, das gleichsam die Mitte zwischen
jenem und der Landschaft bildet. In ihm bietet sich noch dem Maler das
unmittelbare Naturleben dar, einerseits als die Idylle des Land- und Hüten--
lebens, in welchem der Mensch und das ihm vertraute, ihm dienende Thier dem
beschränkten behaglichen Dasein in Wald und Feld sich hingeben, andererseits
als die Thierwelt in ihrer Selbständigkeit, bald mehr mit dem Charakter der
angebornen Kraft und unbeschädigten Natur, bald mehr mitgenommen von der
alltäglichen Noth und Anstrengung. Die erstere Gattung war auf der Aus¬
stellung durch einige tüchtige Bilder vertreten, vorab durch Rudolf Kollers
Idylle aus dem Berner-Oberlande. Jenes gemüthliche Verhältniß von Mensch
und Thier in einer üppigen Natur, das uns in den stillen Frieden des Land¬
lebens zurückversetzt, ist hier in den Vordergrund gerückt; das Rind, dem Mäd¬
chen, das zum Wasserschöpfen geht, täppisch nacheilend und vom kläffenden
Spitz aufgehalten, ist in der Bewegung und im Ausdruck des dummen Er¬
staunens recht lebendig, wie auch der Hund in seinem dreisten naseweisen An¬
springen; etwas weiter zurück weiden auf der fetten Wiese einige Schafe in
träger Behaglichkeit, volle prächtige Eichen, das Bauernhaus fast versteckend,
schließen den Hintergrund ab. Das Alles ist mit viel Talent und Geschick
naturwahr, dabei keineswegs nüchtern oder peinlich ausgeführt, nur wären der
Bäuerin bessere Verhältnisse, mehr Leichtigkeit der Bewegung und im Ausdruck
eine naivere Theilnahme an dieser kleinen Welt zu wünschen. Doch ist nicht
sie die Schuld, daß die Gesammtwirkung den Beschauer nickt befriedigt, es
fehlt vielmehr an der harmonischen Stimmung und der Geschlossenheit des
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