Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.für sub. Hier macht die malerische Erscheinung im eigentlichen Sinne, der Mehr noch als Italien ist neuerdings, und zwar fast ausschließend von So stellt sich auch hier, gerade weil der Maler zunächst alles Gewicht auf für sub. Hier macht die malerische Erscheinung im eigentlichen Sinne, der Mehr noch als Italien ist neuerdings, und zwar fast ausschließend von So stellt sich auch hier, gerade weil der Maler zunächst alles Gewicht auf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0316" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116244"/> <p xml:id="ID_1075" prev="#ID_1074"> für sub. Hier macht die malerische Erscheinung im eigentlichen Sinne, der<lb/> Duft und Schimmer der südlichen Luft, das blendende Sonnenlicht auf der<lb/> Mauer, das geheimnißvolle Zurückgehen der Dinge im Helldunkel, kurz das<lb/> flüchtige Scheinen des wandelbaren elementaren Lebens das Bild aus, Was<lb/> Hegel die Magie der Farbe, die Geheimnisse ihres Zaubers nennt, ist hier ganz<lb/> selbständig ausgebildet; die Malerei hat Menschen und Dinge in den Schein<lb/> des Scheines ganz hereingenommen. Stoff und Inhalt werden gleichgiltig. und<lb/> nur leise, von Ferne klingt die Stimmung von Licht und Luft an eine bestimmte<lb/> innere Empfindung an. Es ist bekannt, mit welcher Virtuosität die Bilder von<lb/> Decamvs gemacht sind, wie sie ebenso leuchtend als tief das Auge des Be¬<lb/> schauers in sich hineinziehen. Aber zugleich ist hier die Malerei an ihrer Grenze<lb/> angelangt. Das Spiel von blendendem Licht und tiefem Schatten, anspruchs¬<lb/> voll hervortretend, beeinträchtigt nicht selten — so auch hier — die harmonische<lb/> Wirkung des Ganzen; durch das absichtliche Leuchten und Glühen und die sich<lb/> vordrängende technische Behandlung geht zudem die tiefere malerische Stimmung<lb/> leicht verloren. Ein Blick auf die kleineren Bilder Rembrandts, in denen<lb/> Menschen und Geräthe in eine heimliche sanft sich abtönende Luft gehüllt und<lb/> eingewebt sind, oder aus die traulichen svnncnbeschjcnenen Stufen eines Peter<lb/> de Hooghe zeigt, wie die echte Kunst durch den Zauber des Lichtes auch in das<lb/> gewöhnliche Leben eine tiefe Empfindung zu legen weiß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1076"> Mehr noch als Italien ist neuerdings, und zwar fast ausschließend von<lb/> den Eolonsten, das farbenglühende Morgenland aufgesucht worden: nicht als<lb/> das Reich der Feen und Märchen, sondern in seiner gegenwärtigen realen<lb/> Bestimmtheit, in der zwar seine Menschen heruntergekommen sind, aber noch<lb/> immer von der südlichen Sonne beschienen das malerische Gewand vergangener<lb/> Zeiten tragen. Horcice Bernet war einer der Ersten, der uns dieselben in<lb/> ihrem gewöhnlichen Treiben und mit dem Rest vornehmer gemessener Erscheinung,<lb/> der ihnen noch geblieben ist. nahe zu bringen suchte. Gegenwärtig aber ist es<lb/> Mode geworden, sie uns in abenteuerlichen Situationen mit allem Aufwand<lb/> von Farbenpracht zu zeigen, und so erkält für uns die ohnedies fremdartige<lb/> Welt ein noch seltsameres Gesicht, das uns wohl erstaunt, aber keineswegs<lb/> anzieht. Die Belgier Portaels undHuysmans hatten derartige Bilder<lb/> geschickt, denen man ein gewisses Geschick wohl zusprechen mag: jener eine<lb/> Wüstencaravane vom Samum überfallen und dieser eine Ansicht des Irren¬<lb/> hauses von Kairo.</p><lb/> <p xml:id="ID_1077" next="#ID_1078"> So stellt sich auch hier, gerade weil der Maler zunächst alles Gewicht auf<lb/> die äußere Erscheinung legt, das Bedürfniß ein, doch auch durch den Stoff zu<lb/> wirken, und um dies desto sicherer zu erreichen, wählt er sonderbare, barocke<lb/> Motive. Aehnlich verhält es sich mit dem äußersten Realismus, der nach dem<lb/> Borgang von Courbet nur die ganz gewöhnliche grobe Wirklichkeit mit schla-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0316]
für sub. Hier macht die malerische Erscheinung im eigentlichen Sinne, der
Duft und Schimmer der südlichen Luft, das blendende Sonnenlicht auf der
Mauer, das geheimnißvolle Zurückgehen der Dinge im Helldunkel, kurz das
flüchtige Scheinen des wandelbaren elementaren Lebens das Bild aus, Was
Hegel die Magie der Farbe, die Geheimnisse ihres Zaubers nennt, ist hier ganz
selbständig ausgebildet; die Malerei hat Menschen und Dinge in den Schein
des Scheines ganz hereingenommen. Stoff und Inhalt werden gleichgiltig. und
nur leise, von Ferne klingt die Stimmung von Licht und Luft an eine bestimmte
innere Empfindung an. Es ist bekannt, mit welcher Virtuosität die Bilder von
Decamvs gemacht sind, wie sie ebenso leuchtend als tief das Auge des Be¬
schauers in sich hineinziehen. Aber zugleich ist hier die Malerei an ihrer Grenze
angelangt. Das Spiel von blendendem Licht und tiefem Schatten, anspruchs¬
voll hervortretend, beeinträchtigt nicht selten — so auch hier — die harmonische
Wirkung des Ganzen; durch das absichtliche Leuchten und Glühen und die sich
vordrängende technische Behandlung geht zudem die tiefere malerische Stimmung
leicht verloren. Ein Blick auf die kleineren Bilder Rembrandts, in denen
Menschen und Geräthe in eine heimliche sanft sich abtönende Luft gehüllt und
eingewebt sind, oder aus die traulichen svnncnbeschjcnenen Stufen eines Peter
de Hooghe zeigt, wie die echte Kunst durch den Zauber des Lichtes auch in das
gewöhnliche Leben eine tiefe Empfindung zu legen weiß.
Mehr noch als Italien ist neuerdings, und zwar fast ausschließend von
den Eolonsten, das farbenglühende Morgenland aufgesucht worden: nicht als
das Reich der Feen und Märchen, sondern in seiner gegenwärtigen realen
Bestimmtheit, in der zwar seine Menschen heruntergekommen sind, aber noch
immer von der südlichen Sonne beschienen das malerische Gewand vergangener
Zeiten tragen. Horcice Bernet war einer der Ersten, der uns dieselben in
ihrem gewöhnlichen Treiben und mit dem Rest vornehmer gemessener Erscheinung,
der ihnen noch geblieben ist. nahe zu bringen suchte. Gegenwärtig aber ist es
Mode geworden, sie uns in abenteuerlichen Situationen mit allem Aufwand
von Farbenpracht zu zeigen, und so erkält für uns die ohnedies fremdartige
Welt ein noch seltsameres Gesicht, das uns wohl erstaunt, aber keineswegs
anzieht. Die Belgier Portaels undHuysmans hatten derartige Bilder
geschickt, denen man ein gewisses Geschick wohl zusprechen mag: jener eine
Wüstencaravane vom Samum überfallen und dieser eine Ansicht des Irren¬
hauses von Kairo.
So stellt sich auch hier, gerade weil der Maler zunächst alles Gewicht auf
die äußere Erscheinung legt, das Bedürfniß ein, doch auch durch den Stoff zu
wirken, und um dies desto sicherer zu erreichen, wählt er sonderbare, barocke
Motive. Aehnlich verhält es sich mit dem äußersten Realismus, der nach dem
Borgang von Courbet nur die ganz gewöhnliche grobe Wirklichkeit mit schla-
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