Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.einzelner Orte, wie Berlin, Magdeburg und Danzig aufzogen. Reuß war nach Nunmehr erschien, vier Erzengel in Gestalt schwerttragender Theologen Unmittelbar an diese schwarze Schaar schlössen sich, etwas dünn vertreten, Ich sehe, in die heitere Stimmung zurückgefallen, in die mich das Ge¬ Wohl dreizehn? -- Wir bitten für den Verfasser der Tagebuchsblättcr um Entschuldigung, falls er geirrt haben sollte, und für uns wegen des Fragezeichens. Zu einer Berichtigung welche den Sachverhalt feststellt, sind wir gern bereit. D. Red. Grenzboten IV. 1863. 22
einzelner Orte, wie Berlin, Magdeburg und Danzig aufzogen. Reuß war nach Nunmehr erschien, vier Erzengel in Gestalt schwerttragender Theologen Unmittelbar an diese schwarze Schaar schlössen sich, etwas dünn vertreten, Ich sehe, in die heitere Stimmung zurückgefallen, in die mich das Ge¬ Wohl dreizehn? — Wir bitten für den Verfasser der Tagebuchsblättcr um Entschuldigung, falls er geirrt haben sollte, und für uns wegen des Fragezeichens. Zu einer Berichtigung welche den Sachverhalt feststellt, sind wir gern bereit. D. Red. Grenzboten IV. 1863. 22
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einzelner Orte, wie Berlin, Magdeburg und Danzig aufzogen. Reuß war nach
beiden Linien repräsentirt. Aus Sachsen hatten sich dem Städtebünde nur
sechsundzwanzig Orte angeschlossen, darunter auch Dresden, während das
kleine Waldeck durch Abgeordnete von zwei. Weimar durch Deputirte von acht
Gemeinden vertreten war. Herren aus Stuttgart. Tübingen. Ulm und Heil¬
bronn schlössen den Zug dieser Städteboteu. der wiederholt von der Menge mit
lautem Zuruf geehrt wurde.
Nunmehr erschien, vier Erzengel in Gestalt schwerttragender Theologen
vom lausitzer Predigcrseminar voraus, die Geistlichkeit der Stadtkirchen. Die
Herren waren erfreulich stark repräsentirt und, was gleichfalls rühmend an¬
erkannt zu werden verdient, in voller Amtstracht — Baret, Talar und die selt¬
same mühlsteinförmige Halskrause, die, ein Ueberbleibsel des siebzehnten Jahr¬
hunderts, so viel ich weiß nur hier und in Hamburg noch Stil ist. Mit ihnen
gingen der griechische Pope und der Rabbiner der hiesigen Hauptsynagoge.
Unmittelbar an diese schwarze Schaar schlössen sich, etwas dünn vertreten,
aber mehre von unsern besten Namen in ihrer Mitte, die Professoren der Uni¬
versität. Mit Betrübniß vermißte ich darunter Se. Magnificenz, den derzeiti¬
gen Herrn Rector. doch hatte man die Genugthuung zu erfahren, daß er an
einer weiter außerhalb der Stadt gelegenen Stelle den Zug der Collegen durch
seine Gegenwart geziert. Vermuthlich hatte da, wo ich die Procession an mir
vorübergehen ließ, ein Bedürfnis; ihn noch zurückgehalten, welches ich, gelehrt
und zugleich gelassen zu reden, als das Bedürfniß der Ubiquität bezeichnen
möchte. Im Schützenhaus gedachten sächsische Patrioten diesen Abend, während
die deutschen Patrioten auf den Segen der Siegesschlacht tranken, die ver¬
gnügliche Erinnerung zu feiern, daß das Octobergcwitter den Leipzigern nicht
die Fenster eingeschlagen, und vielleicht hatte Magnisicus. als der Zug die Stadt
pMrte, die magnifique Rede noch nicht hinreichend meditirt. mit welcher er
auch jener Festivität Glanz zu verleihen nicht umhin konnte. Entging uns
dadurch Erhebliches, so wurde es durch eine andere wichtige, ja eine vielleicht
noch viel wichtigere Person ersetzt, die wir von den grünen Blättern leider
nicht zu unsern Freunden zählen dürfen: Herr Professor Doctor Konstantin
von Tischendmf Excellenz war auch unter den Propheten, und zwar flaggte
er zu Ehren des Tages mit allen seinen zwölf Orden*). Ein erhabener Anblick,
wenn auch von einer Erhabenheit, die Mißverständnissen ausgesetzt, und von der
es deshalb bis zum Komischen nur ein Schritt war.
Ich sehe, in die heitere Stimmung zurückgefallen, in die mich das Ge¬
lingen des Festes versetzt hatte, treibe ich Allotria, und kehre nun rasch zum
Wohl dreizehn? — Wir bitten für den Verfasser der Tagebuchsblättcr um Entschuldigung,
falls er geirrt haben sollte, und für uns wegen des Fragezeichens. Zu einer Berichtigung
welche den Sachverhalt feststellt, sind wir gern bereit. D. Red.
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