Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. IV. Band.Stellen auf Rutschbahnen schwer befrachtete Karren an Seilen herabgelassen, So treiben wir ruhig dem Einbruch der Nacht entgegen; da erhält das Stellen auf Rutschbahnen schwer befrachtete Karren an Seilen herabgelassen, So treiben wir ruhig dem Einbruch der Nacht entgegen; da erhält das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0165" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/116093"/> <p xml:id="ID_613" prev="#ID_612"> Stellen auf Rutschbahnen schwer befrachtete Karren an Seilen herabgelassen,<lb/> um ihre Ladung auf das Dampfboot zu übertragen. Sowie derartige Fracht<lb/> das Ufer herabkam, legte unser Dampfboot an, und nun begann die Thätig¬<lb/> keit der Sklaven, die unsre Schiffsmannschaft bildeten. Rasch werden zwei<lb/> Planken vom Schiffe aus ans Ufer geschoben, und vom Aufseher angetrieben,<lb/> eilen die Schwarzen hinüber. Mit unglaublicher Gewandtheit und Sicherheit<lb/> wälzen oder tragen die Neger schwere Ballen oder gewaltige Frachtstücke über<lb/> die schwanken Bretter an Bord des Schiffes; doch bekommt hier und da ein<lb/> Säumiger vom Treiber einen Peitschenschlag, während dort ein Wollhaupt der<lb/> Peitsche durch die Flucht zu entgehen sucht und' mit unbändigem Lachen aus<lb/> sichrer Entfernung dem verfolgenden Treiber eine lange Nase macht, bis ein<lb/> unvorhergesehener Zwischenfall der Verfolgung ein Ziel setzt. Denn eben kommt<lb/> ein mächtiger Ballen den Berg herabgerollt, schlägt auf eine am Wasserrand<lb/> stehende große Waarenkiste und schmettert sie in den Fluß. Ein unaussprech¬<lb/> liches Gelächter der gesammten Negergesellschaft feiert diesen. .Unfall, während<lb/> der Pflanzer mit ausgespannten Sonnenschirm trag oben am' Rande seiner<lb/> Pflanzung steht und verdrießlich dem Treiben da unten zusieht. Noch ist ein<lb/> andrer dürrbeiniger Pflanzer am Landungsplatze unverdrossen damit beschäftigt,<lb/> sich in den Deckel seines hohen, rundköpfigen, schwarzen Hutes auf Gerathe¬<lb/> wohl Löcher zu schneiden, um der Luft mehr Zutritt zu verschaffen, da schrille<lb/> die Dampfpseife, die Planten werden zurückgeschoben, und wir fahren weiter.<lb/> Nun machen sichs die Neger auf den Baumwollballen bequem, um von der<lb/> Arbeit auszuruhen. Da hat sich ein stämmiger Gesell der Länge nach rücklings<lb/> auf einem Ballen ausgestreckt und setzt sein pechschwarzes Gesicht mit wahrer<lb/> Wollust den glühenden Strahlen der Augustsonne aus; dort stolpert ein andrer<lb/> unachtscunerweise über ein Tau und stürzt zu Boden. Das gibt einem träg<lb/> vor sich hin träumenden Wollhaupt so unerschöpflichen Stoff zum Lachen, daß<lb/> er sich mit tollem Geschrei unter wahrhaft krampfhaften Erschütterungen auf<lb/> einem Ballen herumwälzt..</p><lb/> <p xml:id="ID_614" next="#ID_615"> So treiben wir ruhig dem Einbruch der Nacht entgegen; da erhält das<lb/> Boot einen derben Stoß, und wir sitzen fest. Das widerfuhr uns, beiläufig<lb/> bemerkt, auf der Fahrt fünfzehn- bis zwanzigmal, obwohl dus Dampfboot trotz<lb/> seiner gewaltigen Ladung nur Fuß tief ging. Rasch ^werden auf dem<lb/> Buge in Feuerbecken große Kienbrände angezündet, und eine''Bootsmannschaft<lb/> rudert in einem Boote ans Ufer, um ein Tau zu befestigen, 'i Ein wahrhaft<lb/> romantischer Anblick! Unstete Lichtstreifen irren über das Ufer hin und lassen<lb/> bald Gehölz, bald ein Gebäude, bald kahle Flächen scharf hervortreten, während<lb/> das Ganze wie in einen halbdurchsichtigen, röthlichen LichtfloMehüllt ist. Hier<lb/> und da tauchen im Feuerscheine schwarze Gestalten auf.,,,um das Tau am Ufer<lb/> festzumachen, während die übrigen Neger im vollen FeHrglanze harrend an der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0165]
Stellen auf Rutschbahnen schwer befrachtete Karren an Seilen herabgelassen,
um ihre Ladung auf das Dampfboot zu übertragen. Sowie derartige Fracht
das Ufer herabkam, legte unser Dampfboot an, und nun begann die Thätig¬
keit der Sklaven, die unsre Schiffsmannschaft bildeten. Rasch werden zwei
Planken vom Schiffe aus ans Ufer geschoben, und vom Aufseher angetrieben,
eilen die Schwarzen hinüber. Mit unglaublicher Gewandtheit und Sicherheit
wälzen oder tragen die Neger schwere Ballen oder gewaltige Frachtstücke über
die schwanken Bretter an Bord des Schiffes; doch bekommt hier und da ein
Säumiger vom Treiber einen Peitschenschlag, während dort ein Wollhaupt der
Peitsche durch die Flucht zu entgehen sucht und' mit unbändigem Lachen aus
sichrer Entfernung dem verfolgenden Treiber eine lange Nase macht, bis ein
unvorhergesehener Zwischenfall der Verfolgung ein Ziel setzt. Denn eben kommt
ein mächtiger Ballen den Berg herabgerollt, schlägt auf eine am Wasserrand
stehende große Waarenkiste und schmettert sie in den Fluß. Ein unaussprech¬
liches Gelächter der gesammten Negergesellschaft feiert diesen. .Unfall, während
der Pflanzer mit ausgespannten Sonnenschirm trag oben am' Rande seiner
Pflanzung steht und verdrießlich dem Treiben da unten zusieht. Noch ist ein
andrer dürrbeiniger Pflanzer am Landungsplatze unverdrossen damit beschäftigt,
sich in den Deckel seines hohen, rundköpfigen, schwarzen Hutes auf Gerathe¬
wohl Löcher zu schneiden, um der Luft mehr Zutritt zu verschaffen, da schrille
die Dampfpseife, die Planten werden zurückgeschoben, und wir fahren weiter.
Nun machen sichs die Neger auf den Baumwollballen bequem, um von der
Arbeit auszuruhen. Da hat sich ein stämmiger Gesell der Länge nach rücklings
auf einem Ballen ausgestreckt und setzt sein pechschwarzes Gesicht mit wahrer
Wollust den glühenden Strahlen der Augustsonne aus; dort stolpert ein andrer
unachtscunerweise über ein Tau und stürzt zu Boden. Das gibt einem träg
vor sich hin träumenden Wollhaupt so unerschöpflichen Stoff zum Lachen, daß
er sich mit tollem Geschrei unter wahrhaft krampfhaften Erschütterungen auf
einem Ballen herumwälzt..
So treiben wir ruhig dem Einbruch der Nacht entgegen; da erhält das
Boot einen derben Stoß, und wir sitzen fest. Das widerfuhr uns, beiläufig
bemerkt, auf der Fahrt fünfzehn- bis zwanzigmal, obwohl dus Dampfboot trotz
seiner gewaltigen Ladung nur Fuß tief ging. Rasch ^werden auf dem
Buge in Feuerbecken große Kienbrände angezündet, und eine''Bootsmannschaft
rudert in einem Boote ans Ufer, um ein Tau zu befestigen, 'i Ein wahrhaft
romantischer Anblick! Unstete Lichtstreifen irren über das Ufer hin und lassen
bald Gehölz, bald ein Gebäude, bald kahle Flächen scharf hervortreten, während
das Ganze wie in einen halbdurchsichtigen, röthlichen LichtfloMehüllt ist. Hier
und da tauchen im Feuerscheine schwarze Gestalten auf.,,,um das Tau am Ufer
festzumachen, während die übrigen Neger im vollen FeHrglanze harrend an der
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