Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

denen wir einen von Blücher als besonders charakteristisch herausheben. In
der ersten Hälfte des Juli hatte dieser ein auf seine Güter bezügliches Gesuch
an den Staatskanzler aufgesetzt, dessen Inhalt wir nicht kennen, welches er
aber ein billiges nennt. Dieses Gesuch sendete er an Hippel mit der Bitte
es zu übergeben und zu unterstützen, und Äußerte dabei zugleich seine Meinung
über die Lage der Dinge in dieser Zeit. Sein Brief lautet:


"Mein theuerster und w erth g eschci ez ter Freund.
In der Einlage erhalten sie ein Briff, den ich sie angelegentlich bitte
unserm gönncr gleich zu übergeben, unterstützen sie mein gesund sie werden
es billig finden, bring ich die Sache vor ablauff des Waffenstillstands nicht
^-zu stand, so kan ich mich um die gutter nicht weiter bekümmern, den den-
^ ken sie rühr, wen ich todtgeschoßen werd oder den beschwerten unterliege,
^ wie der menschenfeundliche H. W. da meine Frau und Kinder Hand haben,
S wahr hafftig ich bin uf diesen dicken Kartell so uffgcbracht, daß ich ihm
^ zum Schantz lord nach Schweidnitz Schicke mögte.
^. . . . sagen sie dem Statzkcmzler um gottes willen keinen Frieden, kan
es dahin gebragt werden, daß unsre Truppen Fuhr sich, u so auch die
^Russen vor sich agirten, so wolte ich wohl mit mein Kobff vor den gudem
^ ervollg bürgen, aber in gemeinschaft geht es nicht gude, unsre alliirte ver-
^ langen zu visi von uns wihr haben daß mögliche geleistet, aber die Ruf-
^ fische Garde u so auch ihre schwehre Kavallerie werden wie im Putzkasten
Z uff bewahrt, währt die unsrige sich uff opffern, nun ist den leider unser
s° guhter Scharnhorst auch todt glauben sie mich eine verlohrne Schlacht
"- wehre kein größerer Verlust führ uns gewest, nu ist Gneisenau noch da
H. geht der auch ab, so vollge ich lebendig oder todt, den mit H. v. Knese-
L deck dress ich in Meinung nicht über ein, noch weniger mit H. v. Kruse-
^ mark. Der letzste hatt zu visi Pariser luft in gesogen, Schreiben sie mich
doch, waß bei ihnen da vor geht. Empfehlen sie mich den braven Jordan,
um gotteswillcn machen se, daß ich in 14 tag mit mein angclegenheit zu
stand bin, in 3 Wochen wird es doch hoffe ich wider donner u blitzen,
Blücher." leben sie wohl u vergessen nicht Ihren Frd.

Der hier erwähnte Tod Scharnhorsts gab Hippel Gelegenheit, seiner hohen
Verehrung vor dieser Heldennatur Ausdruck zu geben und vermöge seines Ein¬
flusses auf Hardenberg eine von diesem beabsichtigte unpassende Censur und
Correctur der von Scharnhorsts Freunden eingesandten Todesanzeige zu ver¬
hüten. Unmittelbar nach dem Ableben des Generals zu Prag hatten Gnei¬
senau und Scharnhorst einen classisch geschriebenen Nachruf in das hardenbergsche
Cabinet gelangen lassen mit der Bitte, denselben im amtlichen Theile der ber¬
liner und breslauer Zeitungen zu veröffentlichen und dasselbe mit dem zu glei¬
cher Zeit eingeschickten Nekrolog zu thun. Im Cabinet des Staatskanzlers


denen wir einen von Blücher als besonders charakteristisch herausheben. In
der ersten Hälfte des Juli hatte dieser ein auf seine Güter bezügliches Gesuch
an den Staatskanzler aufgesetzt, dessen Inhalt wir nicht kennen, welches er
aber ein billiges nennt. Dieses Gesuch sendete er an Hippel mit der Bitte
es zu übergeben und zu unterstützen, und Äußerte dabei zugleich seine Meinung
über die Lage der Dinge in dieser Zeit. Sein Brief lautet:


„Mein theuerster und w erth g eschci ez ter Freund.
In der Einlage erhalten sie ein Briff, den ich sie angelegentlich bitte
unserm gönncr gleich zu übergeben, unterstützen sie mein gesund sie werden
es billig finden, bring ich die Sache vor ablauff des Waffenstillstands nicht
^-zu stand, so kan ich mich um die gutter nicht weiter bekümmern, den den-
^ ken sie rühr, wen ich todtgeschoßen werd oder den beschwerten unterliege,
^ wie der menschenfeundliche H. W. da meine Frau und Kinder Hand haben,
S wahr hafftig ich bin uf diesen dicken Kartell so uffgcbracht, daß ich ihm
^ zum Schantz lord nach Schweidnitz Schicke mögte.
^. . . . sagen sie dem Statzkcmzler um gottes willen keinen Frieden, kan
es dahin gebragt werden, daß unsre Truppen Fuhr sich, u so auch die
^Russen vor sich agirten, so wolte ich wohl mit mein Kobff vor den gudem
^ ervollg bürgen, aber in gemeinschaft geht es nicht gude, unsre alliirte ver-
^ langen zu visi von uns wihr haben daß mögliche geleistet, aber die Ruf-
^ fische Garde u so auch ihre schwehre Kavallerie werden wie im Putzkasten
Z uff bewahrt, währt die unsrige sich uff opffern, nun ist den leider unser
s° guhter Scharnhorst auch todt glauben sie mich eine verlohrne Schlacht
«- wehre kein größerer Verlust führ uns gewest, nu ist Gneisenau noch da
H. geht der auch ab, so vollge ich lebendig oder todt, den mit H. v. Knese-
L deck dress ich in Meinung nicht über ein, noch weniger mit H. v. Kruse-
^ mark. Der letzste hatt zu visi Pariser luft in gesogen, Schreiben sie mich
doch, waß bei ihnen da vor geht. Empfehlen sie mich den braven Jordan,
um gotteswillcn machen se, daß ich in 14 tag mit mein angclegenheit zu
stand bin, in 3 Wochen wird es doch hoffe ich wider donner u blitzen,
Blücher." leben sie wohl u vergessen nicht Ihren Frd.

Der hier erwähnte Tod Scharnhorsts gab Hippel Gelegenheit, seiner hohen
Verehrung vor dieser Heldennatur Ausdruck zu geben und vermöge seines Ein¬
flusses auf Hardenberg eine von diesem beabsichtigte unpassende Censur und
Correctur der von Scharnhorsts Freunden eingesandten Todesanzeige zu ver¬
hüten. Unmittelbar nach dem Ableben des Generals zu Prag hatten Gnei¬
senau und Scharnhorst einen classisch geschriebenen Nachruf in das hardenbergsche
Cabinet gelangen lassen mit der Bitte, denselben im amtlichen Theile der ber¬
liner und breslauer Zeitungen zu veröffentlichen und dasselbe mit dem zu glei¬
cher Zeit eingeschickten Nekrolog zu thun. Im Cabinet des Staatskanzlers


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0504" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115896"/>
          <p xml:id="ID_1536" prev="#ID_1535"> denen wir einen von Blücher als besonders charakteristisch herausheben. In<lb/>
der ersten Hälfte des Juli hatte dieser ein auf seine Güter bezügliches Gesuch<lb/>
an den Staatskanzler aufgesetzt, dessen Inhalt wir nicht kennen, welches er<lb/>
aber ein billiges nennt. Dieses Gesuch sendete er an Hippel mit der Bitte<lb/>
es zu übergeben und zu unterstützen, und Äußerte dabei zugleich seine Meinung<lb/>
über die Lage der Dinge in dieser Zeit.  Sein Brief lautet:</p><lb/>
          <quote> &#x201E;Mein theuerster und w erth g eschci ez ter Freund.<lb/>
In der Einlage erhalten sie ein Briff, den ich sie angelegentlich bitte<lb/>
unserm gönncr gleich zu übergeben, unterstützen sie mein gesund sie werden<lb/>
es billig finden, bring ich die Sache vor ablauff des Waffenstillstands nicht<lb/>
^-zu stand, so kan ich mich um die gutter nicht weiter bekümmern, den den-<lb/>
^ ken sie rühr, wen ich todtgeschoßen werd oder den beschwerten unterliege,<lb/>
^ wie der menschenfeundliche H. W. da meine Frau und Kinder Hand haben,<lb/>
S wahr hafftig ich bin uf diesen dicken Kartell so uffgcbracht, daß ich ihm<lb/>
^ zum Schantz lord nach Schweidnitz Schicke mögte.<lb/>
^. . . . sagen sie dem Statzkcmzler um gottes willen keinen Frieden, kan<lb/>
es dahin gebragt werden, daß unsre Truppen Fuhr sich, u so auch die<lb/>
^Russen vor sich agirten, so wolte ich wohl mit mein Kobff vor den gudem<lb/>
^ ervollg bürgen, aber in gemeinschaft geht es nicht gude, unsre alliirte ver-<lb/>
^ langen zu visi von uns wihr haben daß mögliche geleistet, aber die Ruf-<lb/>
^ fische Garde u so auch ihre schwehre Kavallerie werden wie im Putzkasten<lb/>
Z uff bewahrt, währt die unsrige sich uff opffern, nun ist den leider unser<lb/>
s° guhter Scharnhorst auch todt glauben sie mich eine verlohrne Schlacht<lb/>
«- wehre kein größerer Verlust führ uns gewest, nu ist Gneisenau noch da<lb/>
H. geht der auch ab, so vollge ich lebendig oder todt, den mit H. v. Knese-<lb/>
L deck dress ich in Meinung nicht über ein, noch weniger mit H. v. Kruse-<lb/>
^ mark.  Der letzste hatt zu visi Pariser luft in gesogen, Schreiben sie mich<lb/>
doch, waß bei ihnen da vor geht. Empfehlen sie mich den braven Jordan,<lb/>
um gotteswillcn machen se, daß ich in 14 tag mit mein angclegenheit zu<lb/>
stand bin, in 3 Wochen wird es doch hoffe ich wider donner u blitzen,<lb/><bibl> Blücher."</bibl> leben sie wohl u vergessen nicht Ihren Frd. </quote><lb/>
          <p xml:id="ID_1537" next="#ID_1538"> Der hier erwähnte Tod Scharnhorsts gab Hippel Gelegenheit, seiner hohen<lb/>
Verehrung vor dieser Heldennatur Ausdruck zu geben und vermöge seines Ein¬<lb/>
flusses auf Hardenberg eine von diesem beabsichtigte unpassende Censur und<lb/>
Correctur der von Scharnhorsts Freunden eingesandten Todesanzeige zu ver¬<lb/>
hüten.  Unmittelbar nach dem Ableben des Generals zu Prag hatten Gnei¬<lb/>
senau und Scharnhorst einen classisch geschriebenen Nachruf in das hardenbergsche<lb/>
Cabinet gelangen lassen mit der Bitte, denselben im amtlichen Theile der ber¬<lb/>
liner und breslauer Zeitungen zu veröffentlichen und dasselbe mit dem zu glei¬<lb/>
cher Zeit eingeschickten Nekrolog zu thun.  Im Cabinet des Staatskanzlers</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0504] denen wir einen von Blücher als besonders charakteristisch herausheben. In der ersten Hälfte des Juli hatte dieser ein auf seine Güter bezügliches Gesuch an den Staatskanzler aufgesetzt, dessen Inhalt wir nicht kennen, welches er aber ein billiges nennt. Dieses Gesuch sendete er an Hippel mit der Bitte es zu übergeben und zu unterstützen, und Äußerte dabei zugleich seine Meinung über die Lage der Dinge in dieser Zeit. Sein Brief lautet: „Mein theuerster und w erth g eschci ez ter Freund. In der Einlage erhalten sie ein Briff, den ich sie angelegentlich bitte unserm gönncr gleich zu übergeben, unterstützen sie mein gesund sie werden es billig finden, bring ich die Sache vor ablauff des Waffenstillstands nicht ^-zu stand, so kan ich mich um die gutter nicht weiter bekümmern, den den- ^ ken sie rühr, wen ich todtgeschoßen werd oder den beschwerten unterliege, ^ wie der menschenfeundliche H. W. da meine Frau und Kinder Hand haben, S wahr hafftig ich bin uf diesen dicken Kartell so uffgcbracht, daß ich ihm ^ zum Schantz lord nach Schweidnitz Schicke mögte. ^. . . . sagen sie dem Statzkcmzler um gottes willen keinen Frieden, kan es dahin gebragt werden, daß unsre Truppen Fuhr sich, u so auch die ^Russen vor sich agirten, so wolte ich wohl mit mein Kobff vor den gudem ^ ervollg bürgen, aber in gemeinschaft geht es nicht gude, unsre alliirte ver- ^ langen zu visi von uns wihr haben daß mögliche geleistet, aber die Ruf- ^ fische Garde u so auch ihre schwehre Kavallerie werden wie im Putzkasten Z uff bewahrt, währt die unsrige sich uff opffern, nun ist den leider unser s° guhter Scharnhorst auch todt glauben sie mich eine verlohrne Schlacht «- wehre kein größerer Verlust führ uns gewest, nu ist Gneisenau noch da H. geht der auch ab, so vollge ich lebendig oder todt, den mit H. v. Knese- L deck dress ich in Meinung nicht über ein, noch weniger mit H. v. Kruse- ^ mark. Der letzste hatt zu visi Pariser luft in gesogen, Schreiben sie mich doch, waß bei ihnen da vor geht. Empfehlen sie mich den braven Jordan, um gotteswillcn machen se, daß ich in 14 tag mit mein angclegenheit zu stand bin, in 3 Wochen wird es doch hoffe ich wider donner u blitzen, Blücher." leben sie wohl u vergessen nicht Ihren Frd. Der hier erwähnte Tod Scharnhorsts gab Hippel Gelegenheit, seiner hohen Verehrung vor dieser Heldennatur Ausdruck zu geben und vermöge seines Ein¬ flusses auf Hardenberg eine von diesem beabsichtigte unpassende Censur und Correctur der von Scharnhorsts Freunden eingesandten Todesanzeige zu ver¬ hüten. Unmittelbar nach dem Ableben des Generals zu Prag hatten Gnei¬ senau und Scharnhorst einen classisch geschriebenen Nachruf in das hardenbergsche Cabinet gelangen lassen mit der Bitte, denselben im amtlichen Theile der ber¬ liner und breslauer Zeitungen zu veröffentlichen und dasselbe mit dem zu glei¬ cher Zeit eingeschickten Nekrolog zu thun. Im Cabinet des Staatskanzlers

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/504
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/504>, abgerufen am 22.12.2024.