Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.holendes Vorkommniß. daß der Feldwebel'dem Hauptmann des Morgens mel¬ Für die bessere Ausbildung der Offiziere ist ebenfalls nichts Erhebliches Man hat einige Bestimmungen erlassen, nach welchen Offiziere, welche sich Man hat zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Regimentsbibliothe¬ holendes Vorkommniß. daß der Feldwebel'dem Hauptmann des Morgens mel¬ Für die bessere Ausbildung der Offiziere ist ebenfalls nichts Erhebliches Man hat einige Bestimmungen erlassen, nach welchen Offiziere, welche sich Man hat zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Regimentsbibliothe¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0426" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115818"/> <p xml:id="ID_1242" prev="#ID_1241"> holendes Vorkommniß. daß der Feldwebel'dem Hauptmann des Morgens mel¬<lb/> dete: „die Compagnie stehe mit drei Mann zum Exerciren bereit", worauf der<lb/> Hauptmann bemerkte: „daß unter diesen Umständen an kein Exerciren zu den¬<lb/> ken sei und die Leute mit der Reinigung der Zimmer oder ihrer Monturen<lb/> beschäftigt werden sollten." — — Die Zahl von 39,000 Mann, aus welchen<lb/> die dritten und vierten Bataillone bestehen, nimmt sich auf dem Papier sehr<lb/> gut aus und mag sowohl die über die Reduction Klagenden trösten als auch<lb/> die Abgeordneten beruhigen, da es ihnen gelungen ist, die Zahl von 160.000<lb/> Mann auf diese bescheidene Ziffer herabzubringen. Aber das Bestehen auch<lb/> dieser geringen Truppenzahl ist, da hierdurch weder der Armee eine wirkliche<lb/> Verstärkung erwächst, noch eine gründliche Ausbildung ihrer einzelnen Bestand¬<lb/> theile möglich ist, eine heillose Versündigung an dem Staatsschatze, denn die<lb/> Gelder desselben können wohl schwerlich auf eine üblere Art verwendet werden,<lb/> als wenn man, wie es hier thatsächlich geschieht, eine Masse von nahezu<lb/> 40,000 Menschen, welche nichts Anderes zu thun haben, als Kleider und Ka¬<lb/> sernen zu reinigen oder'als überzählige Ordonnanzen das Gefolge einiger Offi¬<lb/> ziere und Beamten zu vermehren, bekleidet, ernährt und verpflegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1243"> Für die bessere Ausbildung der Offiziere ist ebenfalls nichts Erhebliches<lb/> gethan worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1244"> Man hat einige Bestimmungen erlassen, nach welchen Offiziere, welche sich<lb/> durch Tapferkeit oder Kenntnisse ganz besonders auszeichnen, außer ihrer Rangs¬<lb/> tour befördert werden dürfen und also dem wahren Verdienst gleichsam die<lb/> Bahn geöffnet werden soll; außerdem werden noch mehre andere Aenderungen<lb/> der bestehenden Avancementsvorschriften erwartet. Aber diese schön klingenden<lb/> Verfügungen haben bisher meist nur dazu gedient, dem Nepotismus einen<lb/> plausibler Vorwand zur schnellen Emporhebung mittelmäßiger oder ganz un¬<lb/> würdiger Schützlinge zu liefern.</p><lb/> <p xml:id="ID_1245" next="#ID_1246"> Man hat zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Regimentsbibliothe¬<lb/> ken und eine militärwissenschaftliche Zeitung, die „östreichische Militärzeitschrift",<lb/> gegründet, die Ausarbeitung wissenschaftlicher Aufgaben und die Abhaltung<lb/> eigener Offiziersschulen angeordnet. Doch war das Beste an allen diesen schö¬<lb/> nen Projecten eben nur die Anordnung, und der Geist, in welchem sie aus¬<lb/> geführt wurden, ließ im Vorhinein auf keine guten Früchte hoffen. Die<lb/> Bibliotheken, zu deren Erhaltung jeder Offizier einen gewissen Beitrag erlegen<lb/> mußte, wurden oft durch Monate auch nicht von einem einzigen betreten. oder<lb/> sie füllten sich mit Romanen und Modejournalen. Die Zeitschrift, deren Re¬<lb/> daction vom Staate besoldeten Individuen übertragen ist, und welche nebenbei<lb/> eine überaus splendide Subvention genießt, ist allmälig in die Hände einer<lb/> auf die Redaction den unbeschränktesten Einfluß ausübenden Clique gerathen<lb/> und hinsichtlich des Werthes ihres Inhaltes so sehr herabgesunken, daß manche</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0426]
holendes Vorkommniß. daß der Feldwebel'dem Hauptmann des Morgens mel¬
dete: „die Compagnie stehe mit drei Mann zum Exerciren bereit", worauf der
Hauptmann bemerkte: „daß unter diesen Umständen an kein Exerciren zu den¬
ken sei und die Leute mit der Reinigung der Zimmer oder ihrer Monturen
beschäftigt werden sollten." — — Die Zahl von 39,000 Mann, aus welchen
die dritten und vierten Bataillone bestehen, nimmt sich auf dem Papier sehr
gut aus und mag sowohl die über die Reduction Klagenden trösten als auch
die Abgeordneten beruhigen, da es ihnen gelungen ist, die Zahl von 160.000
Mann auf diese bescheidene Ziffer herabzubringen. Aber das Bestehen auch
dieser geringen Truppenzahl ist, da hierdurch weder der Armee eine wirkliche
Verstärkung erwächst, noch eine gründliche Ausbildung ihrer einzelnen Bestand¬
theile möglich ist, eine heillose Versündigung an dem Staatsschatze, denn die
Gelder desselben können wohl schwerlich auf eine üblere Art verwendet werden,
als wenn man, wie es hier thatsächlich geschieht, eine Masse von nahezu
40,000 Menschen, welche nichts Anderes zu thun haben, als Kleider und Ka¬
sernen zu reinigen oder'als überzählige Ordonnanzen das Gefolge einiger Offi¬
ziere und Beamten zu vermehren, bekleidet, ernährt und verpflegt.
Für die bessere Ausbildung der Offiziere ist ebenfalls nichts Erhebliches
gethan worden.
Man hat einige Bestimmungen erlassen, nach welchen Offiziere, welche sich
durch Tapferkeit oder Kenntnisse ganz besonders auszeichnen, außer ihrer Rangs¬
tour befördert werden dürfen und also dem wahren Verdienst gleichsam die
Bahn geöffnet werden soll; außerdem werden noch mehre andere Aenderungen
der bestehenden Avancementsvorschriften erwartet. Aber diese schön klingenden
Verfügungen haben bisher meist nur dazu gedient, dem Nepotismus einen
plausibler Vorwand zur schnellen Emporhebung mittelmäßiger oder ganz un¬
würdiger Schützlinge zu liefern.
Man hat zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse Regimentsbibliothe¬
ken und eine militärwissenschaftliche Zeitung, die „östreichische Militärzeitschrift",
gegründet, die Ausarbeitung wissenschaftlicher Aufgaben und die Abhaltung
eigener Offiziersschulen angeordnet. Doch war das Beste an allen diesen schö¬
nen Projecten eben nur die Anordnung, und der Geist, in welchem sie aus¬
geführt wurden, ließ im Vorhinein auf keine guten Früchte hoffen. Die
Bibliotheken, zu deren Erhaltung jeder Offizier einen gewissen Beitrag erlegen
mußte, wurden oft durch Monate auch nicht von einem einzigen betreten. oder
sie füllten sich mit Romanen und Modejournalen. Die Zeitschrift, deren Re¬
daction vom Staate besoldeten Individuen übertragen ist, und welche nebenbei
eine überaus splendide Subvention genießt, ist allmälig in die Hände einer
auf die Redaction den unbeschränktesten Einfluß ausübenden Clique gerathen
und hinsichtlich des Werthes ihres Inhaltes so sehr herabgesunken, daß manche
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