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Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.

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können. Aber die Reduction wurde in einer Weise durchgeführt, wie selbe dem
ärgsten Feinde Oestreichs erwünscht sein mochte.

Die Zahl der Regimenter, Bataillone und Compagnien wurde nicht ver¬
mindert, dagegen wurde die Stärke einer Compagnie bei der Creirung der
vierten Bataillone bleibend von 180 auf 180, dann aber durch Beurlaubung
nach und nach auf 138, 120, 100, 80 und 60 Köpfe herabgesetzt, bei den
dritten und vierten Bataillonen ist man noch weiter gegangen, so daß die Com¬
pagnien derselben gegenwärtig nur 20 Mann stark sind.

Die ersten'militärischen Kapacitäten haben es ausgesprochen und die Er¬
fahrung hat es vielfach bestätigt, daß das System der Cadres nur dann vor¬
theilhaft ist, wenn es nicht auf die untersten Abtheilungen ausgedehnt wird.
Wenn man also reduciren will, so soll man lieber einige Regimenter, oder bei
jedem Regiment einige Bataillone ganz auflösen, von einem anderen Theile
blos die Cadres im eigentlichen Sinne, also nur die Commandanten, einige
Offiziere und Unteroffiziere beibehalten und endlich den Rest der Truppen in
einer von dem Kriegsstande nicht allzusehr diffcrirenden Stärke bestehen lassen.
Denn dann sind nicht nur für den augenblicklichen Bedarf wenigstens einige
schlagfertige und kampffähige Truppen zur Hand, sondern es ist auch nur dann
eine genügende Ausbildmfg der Soldaten und noch mehr der Offiziere möglich.
Man nimmt gewöhnlich 100 bis 130 Mann als die erforderliche Stärke der
Compagnien an und kleinere Staaten, welche aus anderen Gründen das Cadre-
system in einer größeren Ausdehnung anwenden müssen, Pflegen sich dadurch
zu helfen, daß sie alljährlich auch die kleineren Abtheilungen durch die Einbe¬
rufung der Beurlaubten wenigstens einige Wochen hindurch auf einen höheren
Stand bringen.

Welchen Nutzen erwartet man aber in Oestreich davon, daß man alle
Compagnien aus einen unter dem Normale stehenden Stand herabsetzt? Ba¬
taillone und Compagnien von solcher Kleinheit sind als gänzlich unschlagfertig
zu betrachten und bei der geringsten Veranlassung, z. B. bei einer Besetzung
einer Grenze, bei dem Ausbruch eines Aufstandes oder zur Abwehr eines Frei-
schaareneinfallcs, müßten einige Truppentheile sofort verstärkt werden, was
natürlich die Reductionsvortheile illusorisch machen würde. Dieses, brauchte
aber nicht zu geschehen, sobald nur einige Abtheilungen intact geblieben wären.

Bei den auf 20 Mann herabgesetzten Compagnien aber ist. abgesehen
davon, daß auf jede Verwendbarkeit dieser Abtheilungen gänzlich verzichtet wer¬
den muß, nicht einmal die einfachste militärische Ausbildung der Soldaten mög¬
lich. Eine starke Compagnie hat nicht mehr undienstbare Leute als eine schwache.

Die nach dem früheren System bestandenen Depotbataillone waren eben¬
falls auf 80 Mann reducirt worden und wurden, weil man die Nachtheile
davon erkannte, zuletzt gänzlich aufgelöst. Es war ein sich fast täglich wieder-


können. Aber die Reduction wurde in einer Weise durchgeführt, wie selbe dem
ärgsten Feinde Oestreichs erwünscht sein mochte.

Die Zahl der Regimenter, Bataillone und Compagnien wurde nicht ver¬
mindert, dagegen wurde die Stärke einer Compagnie bei der Creirung der
vierten Bataillone bleibend von 180 auf 180, dann aber durch Beurlaubung
nach und nach auf 138, 120, 100, 80 und 60 Köpfe herabgesetzt, bei den
dritten und vierten Bataillonen ist man noch weiter gegangen, so daß die Com¬
pagnien derselben gegenwärtig nur 20 Mann stark sind.

Die ersten'militärischen Kapacitäten haben es ausgesprochen und die Er¬
fahrung hat es vielfach bestätigt, daß das System der Cadres nur dann vor¬
theilhaft ist, wenn es nicht auf die untersten Abtheilungen ausgedehnt wird.
Wenn man also reduciren will, so soll man lieber einige Regimenter, oder bei
jedem Regiment einige Bataillone ganz auflösen, von einem anderen Theile
blos die Cadres im eigentlichen Sinne, also nur die Commandanten, einige
Offiziere und Unteroffiziere beibehalten und endlich den Rest der Truppen in
einer von dem Kriegsstande nicht allzusehr diffcrirenden Stärke bestehen lassen.
Denn dann sind nicht nur für den augenblicklichen Bedarf wenigstens einige
schlagfertige und kampffähige Truppen zur Hand, sondern es ist auch nur dann
eine genügende Ausbildmfg der Soldaten und noch mehr der Offiziere möglich.
Man nimmt gewöhnlich 100 bis 130 Mann als die erforderliche Stärke der
Compagnien an und kleinere Staaten, welche aus anderen Gründen das Cadre-
system in einer größeren Ausdehnung anwenden müssen, Pflegen sich dadurch
zu helfen, daß sie alljährlich auch die kleineren Abtheilungen durch die Einbe¬
rufung der Beurlaubten wenigstens einige Wochen hindurch auf einen höheren
Stand bringen.

Welchen Nutzen erwartet man aber in Oestreich davon, daß man alle
Compagnien aus einen unter dem Normale stehenden Stand herabsetzt? Ba¬
taillone und Compagnien von solcher Kleinheit sind als gänzlich unschlagfertig
zu betrachten und bei der geringsten Veranlassung, z. B. bei einer Besetzung
einer Grenze, bei dem Ausbruch eines Aufstandes oder zur Abwehr eines Frei-
schaareneinfallcs, müßten einige Truppentheile sofort verstärkt werden, was
natürlich die Reductionsvortheile illusorisch machen würde. Dieses, brauchte
aber nicht zu geschehen, sobald nur einige Abtheilungen intact geblieben wären.

Bei den auf 20 Mann herabgesetzten Compagnien aber ist. abgesehen
davon, daß auf jede Verwendbarkeit dieser Abtheilungen gänzlich verzichtet wer¬
den muß, nicht einmal die einfachste militärische Ausbildung der Soldaten mög¬
lich. Eine starke Compagnie hat nicht mehr undienstbare Leute als eine schwache.

Die nach dem früheren System bestandenen Depotbataillone waren eben¬
falls auf 80 Mann reducirt worden und wurden, weil man die Nachtheile
davon erkannte, zuletzt gänzlich aufgelöst. Es war ein sich fast täglich wieder-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341797_115393/425>, abgerufen am 22.12.2024.