Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.Indessen hatten schon vor dieser Zeit mehre befähigte Generale, da von Radetzky stand in dieser Beziehung allen Andern voran, und es war ihm Der große Feldherr hatte harte Kämpfe zu bestehen, bevor es ihm gelang, "Wie er räuspert und wie er spuckt, konnte hier mit vollstem Rechte angewendet werden. Durch eine dem Anschein nach nur das Loos des gemeinen Soldaten er¬ Die Liniendienstzeit der aus den deutschen Provinzen und aus Galizien Dadurch wurden zwei Drittel der Armee verjüngt und, was besonders wich¬ Grenzboten III. 1863. 49
Indessen hatten schon vor dieser Zeit mehre befähigte Generale, da von Radetzky stand in dieser Beziehung allen Andern voran, und es war ihm Der große Feldherr hatte harte Kämpfe zu bestehen, bevor es ihm gelang, „Wie er räuspert und wie er spuckt, konnte hier mit vollstem Rechte angewendet werden. Durch eine dem Anschein nach nur das Loos des gemeinen Soldaten er¬ Die Liniendienstzeit der aus den deutschen Provinzen und aus Galizien Dadurch wurden zwei Drittel der Armee verjüngt und, was besonders wich¬ Grenzboten III. 1863. 49
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Indessen hatten schon vor dieser Zeit mehre befähigte Generale, da von
der obersten Militärbehörde hierin nichts geschah, aus eigenem Antrieb eine
größere taktische Beweglichkeit und Uebung der Truppen und die Hebung des
rein militärischen Geistes zu befördern gesucht.
Radetzky stand in dieser Beziehung allen Andern voran, und es war ihm
beschicken, die Früchte seiner Bestrebungen zu ernten. Seit dem Antritt des
italienischen Generalats (1831) hatte er unausgesetzt und alle ihm entgegen¬
gesetzten Chilenen überwindend, durch großartige und genial entworfene Manoeuver,
durch zahlreiche Anordnungen zur Verbesserung des Dienstbetriebes dem einen
Ziele zugestrebt, die Schlagfertigkeit, Ausdauer und Zuversicht seiner Truppen
auf die höchstmögliche Stufe zu bringen. Da das Terrain Oberitaliens dem
Wirken des Fußvolkes die erste Stelle einräumt, so kamen Radetzkys Bestre¬
bungen hauptsächlich dem Fußvolk zu Gute. Binnen Kurzem erlangte dieses denn
auch eine Ausbildung und einen echt kriegerischen Geist, wie sie bei keiner
Truppe in irgend einer andern östreichischen Provinz zu finden waren.
Der große Feldherr hatte harte Kämpfe zu bestehen, bevor es ihm gelang,
seine Entwürfe wenigstens zum Theil durchzuführen. Endlich aber erkannte
man seinen Werth, man wußte, daß man im Falle seines Rücktrittes, mit dem
er wiederholt gedroht, keine andere auf jenen Posten laugende Persönlichkeit
zur Hand habe, und ließ ihn gewähren. Desto fester aber umgürtete man das
übrige Oestreich mit der vom Schlendrian und der Liebe zum Althergebrachten
erbauten chinesischen Mauer. Zwar wurde später die „Manoeuvririnstruction",
welche ihm in den militärischen Kreisen Europas fast ebenso großen Ruhm
als seine Kriegsthaten verschafft hat, zur officiellen Norm erhoben, doch wurde
dieselbe wohl allerorts ausgeführt, in ihren Geist aber drangen, wie es die
jüngste Vergangenheit schlagend bewiesen hat, die Wenigsten ein, und das
bekannte
„Wie er räuspert und wie er spuckt,
Habt ihr ihm glücklich abgeguckt"
konnte hier mit vollstem Rechte angewendet werden.
Durch eine dem Anschein nach nur das Loos des gemeinen Soldaten er¬
leichternde Wohlthat des Kaisers sollte jedoch bald ein die Physiognomie der
östreichischen Armee wesentlich verändernder Umschwung erfolgen.
Die Liniendienstzeit der aus den deutschen Provinzen und aus Galizien
ausgehobenen Soldaten wurde 1845 von vierzehn auf acht Jahre herabgesetzt,
die Verpflichtung zum Landwehrdienst blieb jedoch nach den bisherigen Be¬
stimmungen aufrecht erhalten.
Dadurch wurden zwei Drittel der Armee verjüngt und, was besonders wich¬
tig war, die Stärke der Landwehr mußte sich nach einigen Jahren mehr als
verdoppeln, sowie auch deren Qualität sich auf eine fast unberechenbare Weise
Grenzboten III. 1863. 49
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