Die Grenzboten. Jg. 22, 1863, II. Semester. III. Band.wen unbestimmten Sehnsucht der erregten Zeit lieb er das treffende Wort, als vns kreemaii mors, ^msriea, lor tbse! Immer wärmer ging er ein auf die Lieblingsgedanken des unzufriedenen italie¬ dut iikver mira -- ,,Koa Sapo tuo King" ana Kings, Dann fällt auch das verwegene Wort: rsvolution Das Wort war nur ein Nachklang erschütternder Thaten. Sie war aus- wen unbestimmten Sehnsucht der erregten Zeit lieb er das treffende Wort, als vns kreemaii mors, ^msriea, lor tbse! Immer wärmer ging er ein auf die Lieblingsgedanken des unzufriedenen italie¬ dut iikver mira — ,,Koa Sapo tuo King" ana Kings, Dann fällt auch das verwegene Wort: rsvolution Das Wort war nur ein Nachklang erschütternder Thaten. Sie war aus- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0024" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/115418"/> <p xml:id="ID_44" prev="#ID_43"> wen unbestimmten Sehnsucht der erregten Zeit lieb er das treffende Wort, als<lb/> er sich wünschte zu sterben jenseits des Meeres in dem letzten Asyle der<lb/> Freiheit:</p><lb/> <quote> vns kreemaii mors, ^msriea, lor tbse!</quote><lb/> <p xml:id="ID_45"> Immer wärmer ging er ein auf die Lieblingsgedanken des unzufriedenen italie¬<lb/> nischen Adels, schrieb den Marino Falieri und die Foscari. zwei Tendenzdramen,<lb/> die der italienischen, nicht der englischen Bühne gehören, bestimmt. Italien zu<lb/> mahnen an die Größe der alten Zeit. Immer kühner greift er die Gewaltigen<lb/> an, er verhöhnt den koketten Czaren. der gegen die wahre Freiheit nur das<lb/> Eine einzuwenden l,at, daß sie die Völker befreit. Die unsauberen Geheimnisse<lb/> der heiligen Allianz deckt er auf, er fragt, wer die Wage der Welt halte?<lb/> „Jud' Rothschild und sein Christenbruder Baring." Mit schönem sittlichen Zorne<lb/> stellt er die würdelose Gemahlin Napoleons bloß, die bei Lebzeiten ihres Gat¬<lb/> ten ihr freches Wittwenleben führt, und fragt, wie die Fürsten das Gefühl<lb/> der Völker schonen sollen, wenn sie ihr eigenes Gefühl verhöhnen? Und wie<lb/> seine Phantasie sich aus dem sentimentalen Weltschmerz zum freien übermüthigen<lb/> Humor erhebt, wird auch seine revolutionäre Gesinnung offener, bestimmter.<lb/> Schon schleudert er der Monarchie die kecke Drohung ins Gesicht:</p><lb/> <quote> dut iikver mira — ,,Koa Sapo tuo King" ana Kings,<lb/> lor ik do clon't, I äoudt. it' wer, >pill langer.<lb/> I tuink I bökrcl a little- dirai wlio flugs:<lb/> tuo psoxle- anat will be tus stronZör!</quote><lb/> <p xml:id="ID_46"> Dann fällt auch das verwegene Wort:</p><lb/> <quote> rsvolution<lb/> almio es.» save tke morta kron Ilöll's Pollution.</quote><lb/> <p xml:id="ID_47" next="#ID_48"> Das Wort war nur ein Nachklang erschütternder Thaten. Sie war aus-<lb/> gebrochen. diese Revolution. „Vom Gipfel der Anden bis zur Höhe des Athos"<lb/> sah Byron dasselbe Banner wehen und wetteiferte mit seinem Freunde Tho¬<lb/> mas Moore, dies große Erwachen der Völker zu preisen. Noch haben wir<lb/> nicht zur Genüge gewürdigt, wie sehr der politische Sinn unsres eignen<lb/> Volks durch dies phantastische Schauspiel der creolischen, romanischen und<lb/> griechischen Revolutionen gefördert worden ist. Schien es doch, als habe<lb/> ein großer Wohlthäter unsres Volks diese gewaltigen Volksbewegungen recht<lb/> eigentlich zu dem Zwecke geschaffen, um unsre überästhetische Nation durch<lb/> den romantischen Reiz zur politischen Schwärmerei und dann zur politi¬<lb/> schen Arbeit zu erziehen. Nach den Enttäuschungen des wiener Kongresses<lb/> war man der staatlichen Dinge wieder müde geworden, man labte sich an den<lb/> Teufeleien Canot-Hoffmanns und interessirte sich wieder für die neue Religion,<lb/> die Friedrich Schlegel erschaffen wollte. Welcher Mensch von Phantasie sollte<lb/> die eintönigen Berichte aus dem heimischen Staate lesen? Wie anders die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0024]
wen unbestimmten Sehnsucht der erregten Zeit lieb er das treffende Wort, als
er sich wünschte zu sterben jenseits des Meeres in dem letzten Asyle der
Freiheit:
vns kreemaii mors, ^msriea, lor tbse!
Immer wärmer ging er ein auf die Lieblingsgedanken des unzufriedenen italie¬
nischen Adels, schrieb den Marino Falieri und die Foscari. zwei Tendenzdramen,
die der italienischen, nicht der englischen Bühne gehören, bestimmt. Italien zu
mahnen an die Größe der alten Zeit. Immer kühner greift er die Gewaltigen
an, er verhöhnt den koketten Czaren. der gegen die wahre Freiheit nur das
Eine einzuwenden l,at, daß sie die Völker befreit. Die unsauberen Geheimnisse
der heiligen Allianz deckt er auf, er fragt, wer die Wage der Welt halte?
„Jud' Rothschild und sein Christenbruder Baring." Mit schönem sittlichen Zorne
stellt er die würdelose Gemahlin Napoleons bloß, die bei Lebzeiten ihres Gat¬
ten ihr freches Wittwenleben führt, und fragt, wie die Fürsten das Gefühl
der Völker schonen sollen, wenn sie ihr eigenes Gefühl verhöhnen? Und wie
seine Phantasie sich aus dem sentimentalen Weltschmerz zum freien übermüthigen
Humor erhebt, wird auch seine revolutionäre Gesinnung offener, bestimmter.
Schon schleudert er der Monarchie die kecke Drohung ins Gesicht:
dut iikver mira — ,,Koa Sapo tuo King" ana Kings,
lor ik do clon't, I äoudt. it' wer, >pill langer.
I tuink I bökrcl a little- dirai wlio flugs:
tuo psoxle- anat will be tus stronZör!
Dann fällt auch das verwegene Wort:
rsvolution
almio es.» save tke morta kron Ilöll's Pollution.
Das Wort war nur ein Nachklang erschütternder Thaten. Sie war aus-
gebrochen. diese Revolution. „Vom Gipfel der Anden bis zur Höhe des Athos"
sah Byron dasselbe Banner wehen und wetteiferte mit seinem Freunde Tho¬
mas Moore, dies große Erwachen der Völker zu preisen. Noch haben wir
nicht zur Genüge gewürdigt, wie sehr der politische Sinn unsres eignen
Volks durch dies phantastische Schauspiel der creolischen, romanischen und
griechischen Revolutionen gefördert worden ist. Schien es doch, als habe
ein großer Wohlthäter unsres Volks diese gewaltigen Volksbewegungen recht
eigentlich zu dem Zwecke geschaffen, um unsre überästhetische Nation durch
den romantischen Reiz zur politischen Schwärmerei und dann zur politi¬
schen Arbeit zu erziehen. Nach den Enttäuschungen des wiener Kongresses
war man der staatlichen Dinge wieder müde geworden, man labte sich an den
Teufeleien Canot-Hoffmanns und interessirte sich wieder für die neue Religion,
die Friedrich Schlegel erschaffen wollte. Welcher Mensch von Phantasie sollte
die eintönigen Berichte aus dem heimischen Staate lesen? Wie anders die
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