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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band.

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der Consöderirten auf diese Seite zu lenken, während die Bewegung, welche
die Armee an den Jamesriver versetzen sollte, sich auf dem rechten Ufer des
Chikahominy vorbereitete.

"Die Nacht wurde dazu verwendet, das Gepäck des Corps von Porter
auf jenes Ufer zu schaffen und mit dem großen Convoi zu vereinigen, welcher
am 27. Abends seinen Marsch beginnen sollte. Dann wurde Befehl gegeben,
alle Magazine an der Eisenbahn nach White House wegzuschaffen oder zu zer¬
stören und jenes große Depot zu räumen. General Stoneman mit einer Colonne
leichter Truppen wurde angewiesen, diese Operation durch Aufhaltung der feind¬
lichen Streifpartien zu decken und sich dann auf Uorktown zurückzuziehen.
Alles dies wurde Punkt für Punkt ausgeführt.

Am 27. früh erhielt Mac Call Ordre, sich auf den gegenüber von Gaues
Hill erbauten Brücken über den Chikahominy zurückzuziehen. Rasch verfolgt,
wie man erwarten konnte, vereinigte er sich mit andern Truppen vom Porter-
schen Corps, der Division Morett und den von General Sykes befehligten
Regularen. Die Aufgabe Porters war, vor den Brücken Widerstand zu leisten,
um der allgemeinen Bewegung, welche die Armee machte, Zeit zur Ausführung
zu'verschaffen. Er sollte jene nicht vor dem Abend des 27. zurückpassiren und
sie dann zerstören. Der Angriff gegen diese drei Divisionen begann frühzeitig,
und das Corps Jacksons, von Hannover Courthouse angekommen, nahm daran
Theil. Man schlug sich aus welligem, großentheils bewaldeten Terrain, und der
Kampf war sehr lebhaft. Die Bundestruppen leisteten mit Erfolg Widerstand,
und es gab sogar einen Augenblick, wo Porter sich für den Sieger halten
konnte. Dies würde ein großes Glück gewesen sein und die Lage eigenthüm>
lich verändert haben. Auch beeilte sich Mac Cleilan in diesem Moment der
Hoffnung, alle nicht unumgänglich zur Bewackung der nach Richmond gekehrten
föderalistischen Linien nothwendigen Truppen auf das linke User zu bringen.
Eine Division, die des Generals Slocum, ging vor vier Uhr über die Brücken
und nahm sofort am Gefechte Theil. Eine andere, die von Nichardson, traf
erst mit Anbruch der Nacht an Ort und Stelle ein. In dem Augenblick, wo
diese Verstärkungen sich am Kampfe betheiligten, bot derselbe ein imposantes
Schauspiel dar. Wir hatten 35,000 Mann im Gefecht, zum Theil im Walde,
zum Theil in offener Fläche, im Ganzen eine anderthalb englische Meilen lange
Linie. Eine zahlreiche Artillerie donnerte von allen Seiten. Im Thal des
Chikahominy waren Lanzenreiter mit wehenden Fähnchen als Reserve aufgestellt,
und dieses so belebte Schlachtbild hatte zum Rahmen eine malerische Landschaft,
erhellt von den letzten Strahlen der Sonne, die hinter einem blutrothen
Horizont versank."

Plötzlich wurde das Gewehrfeuer heftiger. Man. ließ die bis dahin in
Terrainsenkungen gelagerten Reserven vorrücken, regte sie durch Hurrahs auf und


der Consöderirten auf diese Seite zu lenken, während die Bewegung, welche
die Armee an den Jamesriver versetzen sollte, sich auf dem rechten Ufer des
Chikahominy vorbereitete.

„Die Nacht wurde dazu verwendet, das Gepäck des Corps von Porter
auf jenes Ufer zu schaffen und mit dem großen Convoi zu vereinigen, welcher
am 27. Abends seinen Marsch beginnen sollte. Dann wurde Befehl gegeben,
alle Magazine an der Eisenbahn nach White House wegzuschaffen oder zu zer¬
stören und jenes große Depot zu räumen. General Stoneman mit einer Colonne
leichter Truppen wurde angewiesen, diese Operation durch Aufhaltung der feind¬
lichen Streifpartien zu decken und sich dann auf Uorktown zurückzuziehen.
Alles dies wurde Punkt für Punkt ausgeführt.

Am 27. früh erhielt Mac Call Ordre, sich auf den gegenüber von Gaues
Hill erbauten Brücken über den Chikahominy zurückzuziehen. Rasch verfolgt,
wie man erwarten konnte, vereinigte er sich mit andern Truppen vom Porter-
schen Corps, der Division Morett und den von General Sykes befehligten
Regularen. Die Aufgabe Porters war, vor den Brücken Widerstand zu leisten,
um der allgemeinen Bewegung, welche die Armee machte, Zeit zur Ausführung
zu'verschaffen. Er sollte jene nicht vor dem Abend des 27. zurückpassiren und
sie dann zerstören. Der Angriff gegen diese drei Divisionen begann frühzeitig,
und das Corps Jacksons, von Hannover Courthouse angekommen, nahm daran
Theil. Man schlug sich aus welligem, großentheils bewaldeten Terrain, und der
Kampf war sehr lebhaft. Die Bundestruppen leisteten mit Erfolg Widerstand,
und es gab sogar einen Augenblick, wo Porter sich für den Sieger halten
konnte. Dies würde ein großes Glück gewesen sein und die Lage eigenthüm>
lich verändert haben. Auch beeilte sich Mac Cleilan in diesem Moment der
Hoffnung, alle nicht unumgänglich zur Bewackung der nach Richmond gekehrten
föderalistischen Linien nothwendigen Truppen auf das linke User zu bringen.
Eine Division, die des Generals Slocum, ging vor vier Uhr über die Brücken
und nahm sofort am Gefechte Theil. Eine andere, die von Nichardson, traf
erst mit Anbruch der Nacht an Ort und Stelle ein. In dem Augenblick, wo
diese Verstärkungen sich am Kampfe betheiligten, bot derselbe ein imposantes
Schauspiel dar. Wir hatten 35,000 Mann im Gefecht, zum Theil im Walde,
zum Theil in offener Fläche, im Ganzen eine anderthalb englische Meilen lange
Linie. Eine zahlreiche Artillerie donnerte von allen Seiten. Im Thal des
Chikahominy waren Lanzenreiter mit wehenden Fähnchen als Reserve aufgestellt,
und dieses so belebte Schlachtbild hatte zum Rahmen eine malerische Landschaft,
erhellt von den letzten Strahlen der Sonne, die hinter einem blutrothen
Horizont versank."

Plötzlich wurde das Gewehrfeuer heftiger. Man. ließ die bis dahin in
Terrainsenkungen gelagerten Reserven vorrücken, regte sie durch Hurrahs auf und


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[0476] der Consöderirten auf diese Seite zu lenken, während die Bewegung, welche die Armee an den Jamesriver versetzen sollte, sich auf dem rechten Ufer des Chikahominy vorbereitete. „Die Nacht wurde dazu verwendet, das Gepäck des Corps von Porter auf jenes Ufer zu schaffen und mit dem großen Convoi zu vereinigen, welcher am 27. Abends seinen Marsch beginnen sollte. Dann wurde Befehl gegeben, alle Magazine an der Eisenbahn nach White House wegzuschaffen oder zu zer¬ stören und jenes große Depot zu räumen. General Stoneman mit einer Colonne leichter Truppen wurde angewiesen, diese Operation durch Aufhaltung der feind¬ lichen Streifpartien zu decken und sich dann auf Uorktown zurückzuziehen. Alles dies wurde Punkt für Punkt ausgeführt. Am 27. früh erhielt Mac Call Ordre, sich auf den gegenüber von Gaues Hill erbauten Brücken über den Chikahominy zurückzuziehen. Rasch verfolgt, wie man erwarten konnte, vereinigte er sich mit andern Truppen vom Porter- schen Corps, der Division Morett und den von General Sykes befehligten Regularen. Die Aufgabe Porters war, vor den Brücken Widerstand zu leisten, um der allgemeinen Bewegung, welche die Armee machte, Zeit zur Ausführung zu'verschaffen. Er sollte jene nicht vor dem Abend des 27. zurückpassiren und sie dann zerstören. Der Angriff gegen diese drei Divisionen begann frühzeitig, und das Corps Jacksons, von Hannover Courthouse angekommen, nahm daran Theil. Man schlug sich aus welligem, großentheils bewaldeten Terrain, und der Kampf war sehr lebhaft. Die Bundestruppen leisteten mit Erfolg Widerstand, und es gab sogar einen Augenblick, wo Porter sich für den Sieger halten konnte. Dies würde ein großes Glück gewesen sein und die Lage eigenthüm> lich verändert haben. Auch beeilte sich Mac Cleilan in diesem Moment der Hoffnung, alle nicht unumgänglich zur Bewackung der nach Richmond gekehrten föderalistischen Linien nothwendigen Truppen auf das linke User zu bringen. Eine Division, die des Generals Slocum, ging vor vier Uhr über die Brücken und nahm sofort am Gefechte Theil. Eine andere, die von Nichardson, traf erst mit Anbruch der Nacht an Ort und Stelle ein. In dem Augenblick, wo diese Verstärkungen sich am Kampfe betheiligten, bot derselbe ein imposantes Schauspiel dar. Wir hatten 35,000 Mann im Gefecht, zum Theil im Walde, zum Theil in offener Fläche, im Ganzen eine anderthalb englische Meilen lange Linie. Eine zahlreiche Artillerie donnerte von allen Seiten. Im Thal des Chikahominy waren Lanzenreiter mit wehenden Fähnchen als Reserve aufgestellt, und dieses so belebte Schlachtbild hatte zum Rahmen eine malerische Landschaft, erhellt von den letzten Strahlen der Sonne, die hinter einem blutrothen Horizont versank." Plötzlich wurde das Gewehrfeuer heftiger. Man. ließ die bis dahin in Terrainsenkungen gelagerten Reserven vorrücken, regte sie durch Hurrahs auf und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114855/476>, abgerufen am 20.10.2024.