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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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anzueignen und sind nur in wenigen Fällen zu verwenden, wo ein rationelles
System der Recrutenausbildung eingeführt worden.

Aus den intelligentesten und brauchbarsten jungen Soldaten, aus den Rot¬
tenmeistern, von denen später die Rede sein wird, aus den Aspiranten und den
Zöglingen der Garnisonsschulen werden nach einjährigen Dienst lo. Regi-
mente die Unteroffiziere ausgewählt und späterhin aus dieser Classe die Ser¬
geanten, Fouriere oder Quartiermeister, die Wachtmeister oder Feldwebel, in der
Artillerie die höheren Chargen.

Die Unteroffiziere brauchen nicht eine mehrjährige Kapitulation einzugehen,
erhalten nach sechsjährigem Dienst als Unteroffiziere eine Gehaltszulage, kön¬
nen nach zweijährigem musterhaften Dienst, wenn sie das vorgeschriebene Exa¬
men durchgemacht, in der Forstverwaltung und in den Landschulen und niederen
Stadtschulen als Schul-, Turm- und Exercirlehrer angestellt werden. Aus den
sechs Jahre gedienten Sergeanten werden die Obersergeanten erwählt, die in
der Reserve und der Landwehr den Lieutenantsdienst verrichten und den Ge¬
halt als Lieutenant beziehen.

Junge Freiwillige, die aus Secunda der gelehrten Schulen oder aus einer
dieser entsprechenden Classe der Real- und polytechnischen Schulen dimittirt
worden, können sich beim Regiment als Aspiranten melden, gehen nötigenfalls,
zu Unteroffizieren befördert, die Unteroffizierschule des Regimentes durch, in der
die fähigeren, jungen Unteroffiziere zu Sergeanten vorbereitet werden und die dem
Offizier nothwendigsten Kenntnisse sich erwerben. Als Aspiranten angenommen,
zu Fähndrichen befördert, haben die jungen Männer die Ofsizierschule der
Division durchzumachen und bilden sich schließlich, wenn sie Lust, Anlage und
Fähigkeit besitzen, in der Kriegsschule der Armeecorps aus. um in den Stab,
das topographische Bureau und in die Adjutantur eintreten zu können, um
zu den höheren Stellen in der Armee berechtigt zu sein. Die Artillerieregi¬
menter haben selbstverständig ihre eigenen Schulen, in denen ihre Unteroffiziere
ausgebildet werden und die jungen Ofsizieraspiranten den elementaren Unterricht
erhalten, um seiner Zeit in die Kriegsschule eintreten zu können.

Daß bei den hier vorgeschlagenen Einrichtungen, die den Zweck haben,
junge Leute, die Offiziere werden wollen, die unteren Grade rasch durch¬
machen zu lassen, um ihrer Befähigung zum Offizier sich zu versichern, keine
Cadettenhäuser, Ritterakademien oder den französischen 6cotes inilitg.irö8 analoge
Einrichtungen bestehen können, ist einleuchtend. Der Kriegsherr ertheile wohl¬
verdienten Offizieren für ihre Söhne Freistellen in den gelehrten Schulen, den
Sosen ehrenwerther Sergeanten Plätze in den Garnisonsschulen, und der
doppelte Zweck wird erreicht, den Vätern eine wohlverdiente Zulage zukommen
zu lassen, für die Söhne der in ihrem Beruf Gefallenen, der im Dienst Er¬
grauten oder invalid Gewordenen Sorge zu tragen, und zugleich dem Uebel-


anzueignen und sind nur in wenigen Fällen zu verwenden, wo ein rationelles
System der Recrutenausbildung eingeführt worden.

Aus den intelligentesten und brauchbarsten jungen Soldaten, aus den Rot¬
tenmeistern, von denen später die Rede sein wird, aus den Aspiranten und den
Zöglingen der Garnisonsschulen werden nach einjährigen Dienst lo. Regi-
mente die Unteroffiziere ausgewählt und späterhin aus dieser Classe die Ser¬
geanten, Fouriere oder Quartiermeister, die Wachtmeister oder Feldwebel, in der
Artillerie die höheren Chargen.

Die Unteroffiziere brauchen nicht eine mehrjährige Kapitulation einzugehen,
erhalten nach sechsjährigem Dienst als Unteroffiziere eine Gehaltszulage, kön¬
nen nach zweijährigem musterhaften Dienst, wenn sie das vorgeschriebene Exa¬
men durchgemacht, in der Forstverwaltung und in den Landschulen und niederen
Stadtschulen als Schul-, Turm- und Exercirlehrer angestellt werden. Aus den
sechs Jahre gedienten Sergeanten werden die Obersergeanten erwählt, die in
der Reserve und der Landwehr den Lieutenantsdienst verrichten und den Ge¬
halt als Lieutenant beziehen.

Junge Freiwillige, die aus Secunda der gelehrten Schulen oder aus einer
dieser entsprechenden Classe der Real- und polytechnischen Schulen dimittirt
worden, können sich beim Regiment als Aspiranten melden, gehen nötigenfalls,
zu Unteroffizieren befördert, die Unteroffizierschule des Regimentes durch, in der
die fähigeren, jungen Unteroffiziere zu Sergeanten vorbereitet werden und die dem
Offizier nothwendigsten Kenntnisse sich erwerben. Als Aspiranten angenommen,
zu Fähndrichen befördert, haben die jungen Männer die Ofsizierschule der
Division durchzumachen und bilden sich schließlich, wenn sie Lust, Anlage und
Fähigkeit besitzen, in der Kriegsschule der Armeecorps aus. um in den Stab,
das topographische Bureau und in die Adjutantur eintreten zu können, um
zu den höheren Stellen in der Armee berechtigt zu sein. Die Artillerieregi¬
menter haben selbstverständig ihre eigenen Schulen, in denen ihre Unteroffiziere
ausgebildet werden und die jungen Ofsizieraspiranten den elementaren Unterricht
erhalten, um seiner Zeit in die Kriegsschule eintreten zu können.

Daß bei den hier vorgeschlagenen Einrichtungen, die den Zweck haben,
junge Leute, die Offiziere werden wollen, die unteren Grade rasch durch¬
machen zu lassen, um ihrer Befähigung zum Offizier sich zu versichern, keine
Cadettenhäuser, Ritterakademien oder den französischen 6cotes inilitg.irö8 analoge
Einrichtungen bestehen können, ist einleuchtend. Der Kriegsherr ertheile wohl¬
verdienten Offizieren für ihre Söhne Freistellen in den gelehrten Schulen, den
Sosen ehrenwerther Sergeanten Plätze in den Garnisonsschulen, und der
doppelte Zweck wird erreicht, den Vätern eine wohlverdiente Zulage zukommen
zu lassen, für die Söhne der in ihrem Beruf Gefallenen, der im Dienst Er¬
grauten oder invalid Gewordenen Sorge zu tragen, und zugleich dem Uebel-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/463>, abgerufen am 28.08.2024.