Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Jene Frage hat daher eine außerordentliche praktische Bedeutung, nicht nur für
das Schicksal der Herzogtümer, sondern auch bei einem nahen Seekrieg für die
Blüthe des deutschen Handels und die ganze europäische Stellung Preußens.

Noch vor einigen Wochen konnte es zweifelhaft sein, ob die preußische
Regierung sich entschließen werde, Dänemark in der Herstellung einer Panzer¬
flotte voranzueilen?

Diese Zweifel sind jetzt vollständig gelöst. Die preußische Regie¬
rung hat die wiederholt ausgesprochenen Wünsche der Volksvertretung und
der Nation und zugleich die durch die letzte Thronrede des Königs wach
gerufenen Erwartungen vollständig erfüllt.

Die Regierung hat der Marinecommission des Abgeordnetenhauses ihre
Absichten in festgezeichneten Grundzügen vorgelegt. Diese Grundzüge sind
im Wesentlichen solgende: Es soll innerhalb längstens sieben Jahren eine
Flotte von vier schweren und sechszehn leichteren Panzerschiffen, (jene mit
einem Kostenaufwand von 1,800.000 Thlr., diese von 510,000 Thlr. für jedes
Schiff), nebst den erforderlichen Avisos und Transportschiffen hergestellt sein.
Innerhalb zwei Jahren soll der Nordseehafen der Jahde, innerhalb sieben Jahren
der Ostseehäfen des Jasmunder Boddens zur Aufnahme von Schiffen fertig
sein. Im Maße des Wachsens der Flotte soll das Personal derselben er¬
weitert und damit es im größeren Maßstabe ausgebildet werden könne, sollen
sofort drei Uebungsschiffe, gewöhnliche Segler, angeschafft werden.

Wir übergehen, daß die Regierung für Handelszwecke noch einige Holz¬
schiffe bauen will.

Die Kosten der ganzen Anlage sollen 42,550,000 Thlr. betragen. Da¬
von fordert die Regierung für dieses Jahr, um den Bau von drei Panzer¬
schiffen sofort zu beginnen, einen Credit von 600,000 Thlr., außerdem zum
Ankauf von Uebungsschiffen 200,000 Thlr.. zur Fortsetzung der Holzbauten
220,000 Thlr. und für den Hafenbau auf Rügen 380,000 Thlr.

Wir werden später auf jene Grundzüge eingehend zurückkommen, wollen
indeß hier schon bemerken, daß dieselben den Zweck: in größter Beschleunigung
eine Flotte herzustellen, welche jeder kleineren Seemacht, also namentlich der
dänischen überlegen sein wird, vollständig erreicht. Und fügen wir hinzu:
dieser Zweck wird durch die beabsichtigte und, wie der sofortige Beginn der
Panzerbauten zeigt, ernstlich beabsichtigte Raschheit der Ausführung, in dem
Maße erreicht, daß, schon nach zwei bis drei Jahren die preußische Flotte der dä¬
nischen ohne Zweifel überlegen sein würde. Das preußische Marineministerium
will den Bau der ersten drei Panzerschiffe einem englischen Unternehmer,
bei dem auch die englische Regierung Pnnzerbovte bauen läßt, übergeben.
Dieselben können im nächsten Jahre fertig sein. Dänemark ist bei fast zehnfach
geringerer Finanzkraft natürlich nicht im Stande, in diesem Wettspiele Stein um
Stein zu setzen.


51 *

Jene Frage hat daher eine außerordentliche praktische Bedeutung, nicht nur für
das Schicksal der Herzogtümer, sondern auch bei einem nahen Seekrieg für die
Blüthe des deutschen Handels und die ganze europäische Stellung Preußens.

Noch vor einigen Wochen konnte es zweifelhaft sein, ob die preußische
Regierung sich entschließen werde, Dänemark in der Herstellung einer Panzer¬
flotte voranzueilen?

Diese Zweifel sind jetzt vollständig gelöst. Die preußische Regie¬
rung hat die wiederholt ausgesprochenen Wünsche der Volksvertretung und
der Nation und zugleich die durch die letzte Thronrede des Königs wach
gerufenen Erwartungen vollständig erfüllt.

Die Regierung hat der Marinecommission des Abgeordnetenhauses ihre
Absichten in festgezeichneten Grundzügen vorgelegt. Diese Grundzüge sind
im Wesentlichen solgende: Es soll innerhalb längstens sieben Jahren eine
Flotte von vier schweren und sechszehn leichteren Panzerschiffen, (jene mit
einem Kostenaufwand von 1,800.000 Thlr., diese von 510,000 Thlr. für jedes
Schiff), nebst den erforderlichen Avisos und Transportschiffen hergestellt sein.
Innerhalb zwei Jahren soll der Nordseehafen der Jahde, innerhalb sieben Jahren
der Ostseehäfen des Jasmunder Boddens zur Aufnahme von Schiffen fertig
sein. Im Maße des Wachsens der Flotte soll das Personal derselben er¬
weitert und damit es im größeren Maßstabe ausgebildet werden könne, sollen
sofort drei Uebungsschiffe, gewöhnliche Segler, angeschafft werden.

Wir übergehen, daß die Regierung für Handelszwecke noch einige Holz¬
schiffe bauen will.

Die Kosten der ganzen Anlage sollen 42,550,000 Thlr. betragen. Da¬
von fordert die Regierung für dieses Jahr, um den Bau von drei Panzer¬
schiffen sofort zu beginnen, einen Credit von 600,000 Thlr., außerdem zum
Ankauf von Uebungsschiffen 200,000 Thlr.. zur Fortsetzung der Holzbauten
220,000 Thlr. und für den Hafenbau auf Rügen 380,000 Thlr.

Wir werden später auf jene Grundzüge eingehend zurückkommen, wollen
indeß hier schon bemerken, daß dieselben den Zweck: in größter Beschleunigung
eine Flotte herzustellen, welche jeder kleineren Seemacht, also namentlich der
dänischen überlegen sein wird, vollständig erreicht. Und fügen wir hinzu:
dieser Zweck wird durch die beabsichtigte und, wie der sofortige Beginn der
Panzerbauten zeigt, ernstlich beabsichtigte Raschheit der Ausführung, in dem
Maße erreicht, daß, schon nach zwei bis drei Jahren die preußische Flotte der dä¬
nischen ohne Zweifel überlegen sein würde. Das preußische Marineministerium
will den Bau der ersten drei Panzerschiffe einem englischen Unternehmer,
bei dem auch die englische Regierung Pnnzerbovte bauen läßt, übergeben.
Dieselben können im nächsten Jahre fertig sein. Dänemark ist bei fast zehnfach
geringerer Finanzkraft natürlich nicht im Stande, in diesem Wettspiele Stein um
Stein zu setzen.


51 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0411" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114725"/>
          <p xml:id="ID_1610" prev="#ID_1609"> Jene Frage hat daher eine außerordentliche praktische Bedeutung, nicht nur für<lb/>
das Schicksal der Herzogtümer, sondern auch bei einem nahen Seekrieg für die<lb/>
Blüthe des deutschen Handels und die ganze europäische Stellung Preußens.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1611"> Noch vor einigen Wochen konnte es zweifelhaft sein, ob die preußische<lb/>
Regierung sich entschließen werde, Dänemark in der Herstellung einer Panzer¬<lb/>
flotte voranzueilen?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1612"> Diese Zweifel sind jetzt vollständig gelöst. Die preußische Regie¬<lb/>
rung hat die wiederholt ausgesprochenen Wünsche der Volksvertretung und<lb/>
der Nation und zugleich die durch die letzte Thronrede des Königs wach<lb/>
gerufenen Erwartungen vollständig erfüllt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1613"> Die Regierung hat der Marinecommission des Abgeordnetenhauses ihre<lb/>
Absichten in festgezeichneten Grundzügen vorgelegt. Diese Grundzüge sind<lb/>
im Wesentlichen solgende: Es soll innerhalb längstens sieben Jahren eine<lb/>
Flotte von vier schweren und sechszehn leichteren Panzerschiffen, (jene mit<lb/>
einem Kostenaufwand von 1,800.000 Thlr., diese von 510,000 Thlr. für jedes<lb/>
Schiff), nebst den erforderlichen Avisos und Transportschiffen hergestellt sein.<lb/>
Innerhalb zwei Jahren soll der Nordseehafen der Jahde, innerhalb sieben Jahren<lb/>
der Ostseehäfen des Jasmunder Boddens zur Aufnahme von Schiffen fertig<lb/>
sein. Im Maße des Wachsens der Flotte soll das Personal derselben er¬<lb/>
weitert und damit es im größeren Maßstabe ausgebildet werden könne, sollen<lb/>
sofort drei Uebungsschiffe, gewöhnliche Segler, angeschafft werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1614"> Wir übergehen, daß die Regierung für Handelszwecke noch einige Holz¬<lb/>
schiffe bauen will.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1615"> Die Kosten der ganzen Anlage sollen 42,550,000 Thlr. betragen. Da¬<lb/>
von fordert die Regierung für dieses Jahr, um den Bau von drei Panzer¬<lb/>
schiffen sofort zu beginnen, einen Credit von 600,000 Thlr., außerdem zum<lb/>
Ankauf von Uebungsschiffen 200,000 Thlr.. zur Fortsetzung der Holzbauten<lb/>
220,000 Thlr. und für den Hafenbau auf Rügen 380,000 Thlr.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1616"> Wir werden später auf jene Grundzüge eingehend zurückkommen, wollen<lb/>
indeß hier schon bemerken, daß dieselben den Zweck: in größter Beschleunigung<lb/>
eine Flotte herzustellen, welche jeder kleineren Seemacht, also namentlich der<lb/>
dänischen überlegen sein wird, vollständig erreicht. Und fügen wir hinzu:<lb/>
dieser Zweck wird durch die beabsichtigte und, wie der sofortige Beginn der<lb/>
Panzerbauten zeigt, ernstlich beabsichtigte Raschheit der Ausführung, in dem<lb/>
Maße erreicht, daß, schon nach zwei bis drei Jahren die preußische Flotte der dä¬<lb/>
nischen ohne Zweifel überlegen sein würde. Das preußische Marineministerium<lb/>
will den Bau der ersten drei Panzerschiffe einem englischen Unternehmer,<lb/>
bei dem auch die englische Regierung Pnnzerbovte bauen läßt, übergeben.<lb/>
Dieselben können im nächsten Jahre fertig sein. Dänemark ist bei fast zehnfach<lb/>
geringerer Finanzkraft natürlich nicht im Stande, in diesem Wettspiele Stein um<lb/>
Stein zu setzen.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> 51 *</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0411] Jene Frage hat daher eine außerordentliche praktische Bedeutung, nicht nur für das Schicksal der Herzogtümer, sondern auch bei einem nahen Seekrieg für die Blüthe des deutschen Handels und die ganze europäische Stellung Preußens. Noch vor einigen Wochen konnte es zweifelhaft sein, ob die preußische Regierung sich entschließen werde, Dänemark in der Herstellung einer Panzer¬ flotte voranzueilen? Diese Zweifel sind jetzt vollständig gelöst. Die preußische Regie¬ rung hat die wiederholt ausgesprochenen Wünsche der Volksvertretung und der Nation und zugleich die durch die letzte Thronrede des Königs wach gerufenen Erwartungen vollständig erfüllt. Die Regierung hat der Marinecommission des Abgeordnetenhauses ihre Absichten in festgezeichneten Grundzügen vorgelegt. Diese Grundzüge sind im Wesentlichen solgende: Es soll innerhalb längstens sieben Jahren eine Flotte von vier schweren und sechszehn leichteren Panzerschiffen, (jene mit einem Kostenaufwand von 1,800.000 Thlr., diese von 510,000 Thlr. für jedes Schiff), nebst den erforderlichen Avisos und Transportschiffen hergestellt sein. Innerhalb zwei Jahren soll der Nordseehafen der Jahde, innerhalb sieben Jahren der Ostseehäfen des Jasmunder Boddens zur Aufnahme von Schiffen fertig sein. Im Maße des Wachsens der Flotte soll das Personal derselben er¬ weitert und damit es im größeren Maßstabe ausgebildet werden könne, sollen sofort drei Uebungsschiffe, gewöhnliche Segler, angeschafft werden. Wir übergehen, daß die Regierung für Handelszwecke noch einige Holz¬ schiffe bauen will. Die Kosten der ganzen Anlage sollen 42,550,000 Thlr. betragen. Da¬ von fordert die Regierung für dieses Jahr, um den Bau von drei Panzer¬ schiffen sofort zu beginnen, einen Credit von 600,000 Thlr., außerdem zum Ankauf von Uebungsschiffen 200,000 Thlr.. zur Fortsetzung der Holzbauten 220,000 Thlr. und für den Hafenbau auf Rügen 380,000 Thlr. Wir werden später auf jene Grundzüge eingehend zurückkommen, wollen indeß hier schon bemerken, daß dieselben den Zweck: in größter Beschleunigung eine Flotte herzustellen, welche jeder kleineren Seemacht, also namentlich der dänischen überlegen sein wird, vollständig erreicht. Und fügen wir hinzu: dieser Zweck wird durch die beabsichtigte und, wie der sofortige Beginn der Panzerbauten zeigt, ernstlich beabsichtigte Raschheit der Ausführung, in dem Maße erreicht, daß, schon nach zwei bis drei Jahren die preußische Flotte der dä¬ nischen ohne Zweifel überlegen sein würde. Das preußische Marineministerium will den Bau der ersten drei Panzerschiffe einem englischen Unternehmer, bei dem auch die englische Regierung Pnnzerbovte bauen läßt, übergeben. Dieselben können im nächsten Jahre fertig sein. Dänemark ist bei fast zehnfach geringerer Finanzkraft natürlich nicht im Stande, in diesem Wettspiele Stein um Stein zu setzen. 51 *

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/411
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/411>, abgerufen am 22.07.2024.