Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.ohne nur eine einzige Attake zu machen, davon und war den ganzen Tag über Gegenwärtig werden sie zur leichten Reiterei gerechnet und erhalten des¬ Die Ulanen "sind eine der Neuzeit entstammende Truppe und ihre Ge¬ Die Ulanen zeigten sich hier den Husaren noch am meisten gewachsen, ohne nur eine einzige Attake zu machen, davon und war den ganzen Tag über Gegenwärtig werden sie zur leichten Reiterei gerechnet und erhalten des¬ Die Ulanen »sind eine der Neuzeit entstammende Truppe und ihre Ge¬ Die Ulanen zeigten sich hier den Husaren noch am meisten gewachsen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0382" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114696"/> <p xml:id="ID_1487" prev="#ID_1486"> ohne nur eine einzige Attake zu machen, davon und war den ganzen Tag über<lb/> nicht wieder auf dem Schlachtfelde zu erblicken. Freilich war an dieser schmäh¬<lb/> lichen Retirade weniger das Regiment, als der General Lauingen schuld, welcher<lb/> hierfür mit der einfachen Entlassung noch gelinde genug bestraft wurde. Das Regi¬<lb/> ment „Fürst Windischgrätz" machte sich zuerst in der Schlacht bei Kollin einen Namen<lb/> und kämpfte später als „Latour-Dragoner" in den Niederlanden mit fast beispiel¬<lb/> loser Tapferkeit. Bis 1859 bestanden acht Dragoncrregimenter, von welchen seither,<lb/> wie bereits erwähnt, vier in sogenannte Kürassiere verwandelt und zwei ganz<lb/> reducirt wurden. Auch wurde die. Bekleidung der beiden überbleibenden Regi¬<lb/> menter geändert und es erhielten dieselben anstatt der weißen dunkelgrüne<lb/> Waffenröcke und Pantalons.</p><lb/> <p xml:id="ID_1488"> Gegenwärtig werden sie zur leichten Reiterei gerechnet und erhalten des¬<lb/> halb auch nach und nach ungarische und polnische Pferde. Die Mannschaft be¬<lb/> steht ausnahmslos aus Böhmen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1489"> Die Ulanen »sind eine der Neuzeit entstammende Truppe und ihre Ge¬<lb/> schichte reicht nicht über den Beginn der französischen Revolutionskriege hinaus,<lb/> doch haben sie sich seither in allen Kriegen als besonders verwendbar erwiesen,<lb/> und eben darum ist die Vermehrung dieser Truppe so auffallend rasch vor sich<lb/> gegangen. Das erste — jetzt noch als eines der vorzüglichsten Regimenter be¬<lb/> kannte, Ulanenregiment wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts errichtet<lb/> und hatte binnen kurzer Frist bereits solche Erfolge aufzuweisen, daß man bis<lb/> zum zweiten Pariser Frieden die Zahl der Regimenter auf vier erhöhte. Dabei blieb<lb/> man jedoch bis zu den italienischen und ungarischen Feldzügen. Die Husaren stan¬<lb/> den größtentheils auf der Seite der ungarischen Insurgenten, und es fiel daher<lb/> in den Ebenen Ungarns der Mangel an leichter Reiterei doppelt schwer in die<lb/> Wagschale.</p><lb/> <p xml:id="ID_1490" next="#ID_1491"> Die Ulanen zeigten sich hier den Husaren noch am meisten gewachsen,<lb/> man glaubte also unbedingt einzig in der Vermehrung der Lanzenreiter das Heil<lb/> suchen zu müssen. Aber man dachte nicht daran, daß die Lanze eine National¬<lb/> waffe sei und daß diese vier Regimenter gerade aus lauter Polen bestanden,<lb/> und man übersah es ferner, daß sich außer den Ulanen auch ein Chevecmxlegers-<lb/> regiment — und zwar ein italienisches -— besonders furchtbar gemacht hatte<lb/> und daß unter der piemontesischen Reiterei gerade die Lcmziers das Wenigste<lb/> leisteten, während die Carabinieri und Cavalleggieri sich selbst den östreichischen<lb/> Husaren mit Erfolg entgegenstellten. Hätte man übrigens nur jene Regimenter,<lb/> deren Mannschaft sich vermöge ihrer Nationalität dazu eignete, in Ulanen um¬<lb/> gewandelt, so Wäre solches eine höchst passende Maßregel gewesen. Sowie in<lb/> einer wohlgeordneten Haushaltung jedem derjenige Platz zugewiesen werden<lb/> soll, welchen er vermöge seiner Fähigkeiten auszufüllen vermag, ebenso soll<lb/> guch in dem Kriegsheere eines Staates, dessen Bevölkerung aus so vielen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0382]
ohne nur eine einzige Attake zu machen, davon und war den ganzen Tag über
nicht wieder auf dem Schlachtfelde zu erblicken. Freilich war an dieser schmäh¬
lichen Retirade weniger das Regiment, als der General Lauingen schuld, welcher
hierfür mit der einfachen Entlassung noch gelinde genug bestraft wurde. Das Regi¬
ment „Fürst Windischgrätz" machte sich zuerst in der Schlacht bei Kollin einen Namen
und kämpfte später als „Latour-Dragoner" in den Niederlanden mit fast beispiel¬
loser Tapferkeit. Bis 1859 bestanden acht Dragoncrregimenter, von welchen seither,
wie bereits erwähnt, vier in sogenannte Kürassiere verwandelt und zwei ganz
reducirt wurden. Auch wurde die. Bekleidung der beiden überbleibenden Regi¬
menter geändert und es erhielten dieselben anstatt der weißen dunkelgrüne
Waffenröcke und Pantalons.
Gegenwärtig werden sie zur leichten Reiterei gerechnet und erhalten des¬
halb auch nach und nach ungarische und polnische Pferde. Die Mannschaft be¬
steht ausnahmslos aus Böhmen.
Die Ulanen »sind eine der Neuzeit entstammende Truppe und ihre Ge¬
schichte reicht nicht über den Beginn der französischen Revolutionskriege hinaus,
doch haben sie sich seither in allen Kriegen als besonders verwendbar erwiesen,
und eben darum ist die Vermehrung dieser Truppe so auffallend rasch vor sich
gegangen. Das erste — jetzt noch als eines der vorzüglichsten Regimenter be¬
kannte, Ulanenregiment wurde gegen Ende des vorigen Jahrhunderts errichtet
und hatte binnen kurzer Frist bereits solche Erfolge aufzuweisen, daß man bis
zum zweiten Pariser Frieden die Zahl der Regimenter auf vier erhöhte. Dabei blieb
man jedoch bis zu den italienischen und ungarischen Feldzügen. Die Husaren stan¬
den größtentheils auf der Seite der ungarischen Insurgenten, und es fiel daher
in den Ebenen Ungarns der Mangel an leichter Reiterei doppelt schwer in die
Wagschale.
Die Ulanen zeigten sich hier den Husaren noch am meisten gewachsen,
man glaubte also unbedingt einzig in der Vermehrung der Lanzenreiter das Heil
suchen zu müssen. Aber man dachte nicht daran, daß die Lanze eine National¬
waffe sei und daß diese vier Regimenter gerade aus lauter Polen bestanden,
und man übersah es ferner, daß sich außer den Ulanen auch ein Chevecmxlegers-
regiment — und zwar ein italienisches -— besonders furchtbar gemacht hatte
und daß unter der piemontesischen Reiterei gerade die Lcmziers das Wenigste
leisteten, während die Carabinieri und Cavalleggieri sich selbst den östreichischen
Husaren mit Erfolg entgegenstellten. Hätte man übrigens nur jene Regimenter,
deren Mannschaft sich vermöge ihrer Nationalität dazu eignete, in Ulanen um¬
gewandelt, so Wäre solches eine höchst passende Maßregel gewesen. Sowie in
einer wohlgeordneten Haushaltung jedem derjenige Platz zugewiesen werden
soll, welchen er vermöge seiner Fähigkeiten auszufüllen vermag, ebenso soll
guch in dem Kriegsheere eines Staates, dessen Bevölkerung aus so vielen
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