Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.warten, die Bevölkerung des ganzen Landes gleichmäßig vertreten zu finden. Seit dem dreißigjährigen Kriege, von welcher Epoche her die Entstehung Die Kaiserkürassiere bei Fere Champenvise und die Kürassierbrigade des Von den Dragonern bestehen gegenwärtig nur zwei Regimenter, beide so¬ warten, die Bevölkerung des ganzen Landes gleichmäßig vertreten zu finden. Seit dem dreißigjährigen Kriege, von welcher Epoche her die Entstehung Die Kaiserkürassiere bei Fere Champenvise und die Kürassierbrigade des Von den Dragonern bestehen gegenwärtig nur zwei Regimenter, beide so¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0381" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114695"/> <p xml:id="ID_1483" prev="#ID_1482"> warten, die Bevölkerung des ganzen Landes gleichmäßig vertreten zu finden.<lb/> Die schwächlichen Bewohner der Fabriksdistricte des Erz-, Riesen- und Fichtel¬<lb/> gebirges hätten wahrlich eine traurige Rolle bei der schweren Reiterei gespielt.<lb/> Aber es war das Flachland der nördlichen und östlichen Kreise und an der<lb/> mährischen Grenze, dessen aus Deutschen und Czechen gemischte Bevölkerung<lb/> und dessen Wohlstand das Material — Pferde und Mannschaft — der treff¬<lb/> lichen schweren Reiterei Oestreichs lieferte. Man kann sich einen Begriff von<lb/> den physischen Eigenschaften des Menschenschlages in jenen Gegenden machen,<lb/> wenn man erfährt, daß von den 21 Rekruten, welche ein Assentirungsbezirk<lb/> des Leitmeritzer Kreises vor drei Jahren zu stellen hatte, zwei zur Artillerie,<lb/> die andern aber durchaus zu den Kürassierer und Dragonern abgestellt wur¬<lb/> den. Vor zwei Jahren wurden die Kürassiere durch die Umgestaltung der<lb/> Dragoner um vier Regimenter vermehrt, legten aber die Brustkürasse ab. Dem-<lb/> ungeachtet wurde der Name „Kürassier" beibehalten. Dies erinnert ziemlich<lb/> stark an jene famosen „Husaren zu Fuß", welche im vorigen Jahrhundert ein<lb/> kleiner Fürst des deutschen Reiches errichtete. Doch geht man jetzt mit dem<lb/> Plane um, die Kürasse wieder einzuführen, und zwar Doppelkürassc, welche<lb/> allerdings nicht vollkommen schußfest sein, aber den Mann gegen den Stich<lb/> und Hieb sichern und ihn weniger belasten würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1484"> Seit dem dreißigjährigen Kriege, von welcher Epoche her die Entstehung<lb/> der östreichischen Armee datirt werden kann, haben die Kürassiere sich als<lb/> eine tapfere Neitertruppe bewährt, und wenn sie auch mitunter nicht das leisteten,<lb/> was sie hätten leisten können, so ist doch bei ihnen kein Fall vorgekommen, in<lb/> welchem das Gebot der militärischen Ehre von einer ganzen Abtheilung verletzt<lb/> worden wäre. Kein Regiment ist zum Feinde übergegangen, keines ist ohne<lb/> Kampf feldflüchtig.oder meuterisch geworden, und kein einziges ist, ausgenommen<lb/> bei Waffenstreckungen ganzer Armeecorps, gefangen genommen worden. Und<lb/> auch da haben sich mehrmals die wackern Kürassiere — wenn auch mit furcht¬<lb/> baren Verlusten — wie z. B. bei Leuthen, Ulm und Regensburg durchgeschlagen<lb/> Wohl aber sind mehre Regimenter bei verschiedenen Gelegenheiten bis auf den<lb/> letzten Mann auf dem Platze geblieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1485"> Die Kaiserkürassiere bei Fere Champenvise und die Kürassierbrigade des<lb/> Generals Ottinger 1848—49 in Ungarn) haben sich als würdige Nachkommen<lb/> der Pappenheimischen und Sporkischen Reiter bewährt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1486" next="#ID_1487"> Von den Dragonern bestehen gegenwärtig nur zwei Regimenter, beide so¬<lb/> wohl durch ihre Geschichte als durch ihren Namen genügend bekannt. Das<lb/> Regiment „Prinz Eugen von Savoyen" wurde von diesem größten Feldherrn<lb/> Oestreichs 1683 errichtet und hat sich unter dessen Führung, sowie in allen<lb/> spätern Kriegen rühmlich bewährt. Nur 1859, in der Schlacht bei Solferino<lb/> ritt es mit noch einem andern Regiment« beim ersten Beginn des Kampfes,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0381]
warten, die Bevölkerung des ganzen Landes gleichmäßig vertreten zu finden.
Die schwächlichen Bewohner der Fabriksdistricte des Erz-, Riesen- und Fichtel¬
gebirges hätten wahrlich eine traurige Rolle bei der schweren Reiterei gespielt.
Aber es war das Flachland der nördlichen und östlichen Kreise und an der
mährischen Grenze, dessen aus Deutschen und Czechen gemischte Bevölkerung
und dessen Wohlstand das Material — Pferde und Mannschaft — der treff¬
lichen schweren Reiterei Oestreichs lieferte. Man kann sich einen Begriff von
den physischen Eigenschaften des Menschenschlages in jenen Gegenden machen,
wenn man erfährt, daß von den 21 Rekruten, welche ein Assentirungsbezirk
des Leitmeritzer Kreises vor drei Jahren zu stellen hatte, zwei zur Artillerie,
die andern aber durchaus zu den Kürassierer und Dragonern abgestellt wur¬
den. Vor zwei Jahren wurden die Kürassiere durch die Umgestaltung der
Dragoner um vier Regimenter vermehrt, legten aber die Brustkürasse ab. Dem-
ungeachtet wurde der Name „Kürassier" beibehalten. Dies erinnert ziemlich
stark an jene famosen „Husaren zu Fuß", welche im vorigen Jahrhundert ein
kleiner Fürst des deutschen Reiches errichtete. Doch geht man jetzt mit dem
Plane um, die Kürasse wieder einzuführen, und zwar Doppelkürassc, welche
allerdings nicht vollkommen schußfest sein, aber den Mann gegen den Stich
und Hieb sichern und ihn weniger belasten würden.
Seit dem dreißigjährigen Kriege, von welcher Epoche her die Entstehung
der östreichischen Armee datirt werden kann, haben die Kürassiere sich als
eine tapfere Neitertruppe bewährt, und wenn sie auch mitunter nicht das leisteten,
was sie hätten leisten können, so ist doch bei ihnen kein Fall vorgekommen, in
welchem das Gebot der militärischen Ehre von einer ganzen Abtheilung verletzt
worden wäre. Kein Regiment ist zum Feinde übergegangen, keines ist ohne
Kampf feldflüchtig.oder meuterisch geworden, und kein einziges ist, ausgenommen
bei Waffenstreckungen ganzer Armeecorps, gefangen genommen worden. Und
auch da haben sich mehrmals die wackern Kürassiere — wenn auch mit furcht¬
baren Verlusten — wie z. B. bei Leuthen, Ulm und Regensburg durchgeschlagen
Wohl aber sind mehre Regimenter bei verschiedenen Gelegenheiten bis auf den
letzten Mann auf dem Platze geblieben.
Die Kaiserkürassiere bei Fere Champenvise und die Kürassierbrigade des
Generals Ottinger 1848—49 in Ungarn) haben sich als würdige Nachkommen
der Pappenheimischen und Sporkischen Reiter bewährt.
Von den Dragonern bestehen gegenwärtig nur zwei Regimenter, beide so¬
wohl durch ihre Geschichte als durch ihren Namen genügend bekannt. Das
Regiment „Prinz Eugen von Savoyen" wurde von diesem größten Feldherrn
Oestreichs 1683 errichtet und hat sich unter dessen Führung, sowie in allen
spätern Kriegen rühmlich bewährt. Nur 1859, in der Schlacht bei Solferino
ritt es mit noch einem andern Regiment« beim ersten Beginn des Kampfes,
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