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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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Gefühl allen Ekel unterdrücken müssen welches man umsonst von fremden Leuten
verlangen würde (das heißt bey uns zu Lande) selbst übernommen.utt

Auch Schwester Hanne hat sich seiner die letzten 8 Tage und Nachte trech
angenommen, sie bat ihn helfen pflegen, tragen, heben bey seinen sehr starken
Durchfall ihn zu jeder Minute Reinlichkeit verschaffen helfen, die Aufgesprungenen
geschwollenen Glieder geschmiert und Umschläge gemacht, dem Waßer welche?
durch den geschwollenen Weg von selbst nicht mehr ging geholfen, und alle
mögliche Verrichtungen zu seiner Linderung übe.nommer.eben

Verzeihe mir diese Gründliche Erzählung, es geschieht aus keiner n
Absicht, es fühle bloß an mir selbst, daß einen Kinde Deiner Art mit dieser
Ausführlichkeit gedienet seyn muß.

Den 16. d. zu Mittage in der 2 Stunde wird sein erblaßter Körper zur
Ruhe befördert, nach hiesiger Landessitte mit Predigt und Paredation. zum
Leichentext habe ich gewählet: Mache dich auf. werde Licht, den dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn ist über Dir. Dieser scheint mir auf des seel.
Vaters denkenden forschenden Geist mehr zu paßcn alle sonst gewöhnliche, und
ich glaube den H. Pfarre damit volle Arbeit zu geben.

Der H. Pfarr hat sich des seel. Vaters treulich angenommen, ihn fleißig
besuchet und mit Trostgründen aus der Religion welche vernünftig und den
Kenntnißen des Vaters angemeßen waren, unterstüzt. Wer durch diese Ver¬
änderung am meisten verlohren hat. ist ^ die gute alte Mutter, sie hatt ihren
besten Freund, ihren Begleiter im Alter verlohren. das tröstet und richtet sie
noch etwas auf. daß Du und Deine liebe Frau ihr kräftigen Beystand ver¬
sprochen habet, was meine Lage und Kräffte thun können, werde ich auch thun,
daran zweifelst Du gewiß nicht.

Nur ist heute mein Kopf zu sehr voll, und kan vor heute nicht die ver¬
nünftigsten und tauglichsten Pläne, was mit den Hauße werden soll, und wie
die Ernährung der Mutter am zwekmäßigstcn bestimmt werden kann, in Vorschlag
bringen. Die bisherige Einrichtung kan nicht fvrtgesezt werden, die Mutter
würde, ohne daß sie Ruhe und Glut' genießen tönte, dabey sehr viel zusetzen.
Kosten vor Holtz und Licht, allerband Abgaben. Zechen und Dienste, Einquar-
tirung und dergl. sind Dinge welche jährlich eine sehr große Summe erfordern,
und welche die Mutter mit ihren KramLaden, zu welchen sie ohnedies ihr Alter
und schweres Gehör von Zeit zu Zeit immer unfähiger macht nicht erwerben
kan. Ich spüre das C.........glaubet, oder wenn ich mich in sein Selbst
denken will, träumet Besitzer zu werden, den KramLaden zu übernehmen, und
freilich auf solche Art der Mutter die gleich erzählten Beschwerden abnehmen
will, mit den grösten Leidwesen sehe ich aber, das C......... einen Zechen
Körper und einen schwachen Geist besizt. und auch die Frau unthätig und un-
geschikt ist. er besizt ein kleines Vermögen, und wir wollen doch seine Plane,


Gefühl allen Ekel unterdrücken müssen welches man umsonst von fremden Leuten
verlangen würde (das heißt bey uns zu Lande) selbst übernommen.utt

Auch Schwester Hanne hat sich seiner die letzten 8 Tage und Nachte trech
angenommen, sie bat ihn helfen pflegen, tragen, heben bey seinen sehr starken
Durchfall ihn zu jeder Minute Reinlichkeit verschaffen helfen, die Aufgesprungenen
geschwollenen Glieder geschmiert und Umschläge gemacht, dem Waßer welche?
durch den geschwollenen Weg von selbst nicht mehr ging geholfen, und alle
mögliche Verrichtungen zu seiner Linderung übe.nommer.eben

Verzeihe mir diese Gründliche Erzählung, es geschieht aus keiner n
Absicht, es fühle bloß an mir selbst, daß einen Kinde Deiner Art mit dieser
Ausführlichkeit gedienet seyn muß.

Den 16. d. zu Mittage in der 2 Stunde wird sein erblaßter Körper zur
Ruhe befördert, nach hiesiger Landessitte mit Predigt und Paredation. zum
Leichentext habe ich gewählet: Mache dich auf. werde Licht, den dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn ist über Dir. Dieser scheint mir auf des seel.
Vaters denkenden forschenden Geist mehr zu paßcn alle sonst gewöhnliche, und
ich glaube den H. Pfarre damit volle Arbeit zu geben.

Der H. Pfarr hat sich des seel. Vaters treulich angenommen, ihn fleißig
besuchet und mit Trostgründen aus der Religion welche vernünftig und den
Kenntnißen des Vaters angemeßen waren, unterstüzt. Wer durch diese Ver¬
änderung am meisten verlohren hat. ist ^ die gute alte Mutter, sie hatt ihren
besten Freund, ihren Begleiter im Alter verlohren. das tröstet und richtet sie
noch etwas auf. daß Du und Deine liebe Frau ihr kräftigen Beystand ver¬
sprochen habet, was meine Lage und Kräffte thun können, werde ich auch thun,
daran zweifelst Du gewiß nicht.

Nur ist heute mein Kopf zu sehr voll, und kan vor heute nicht die ver¬
nünftigsten und tauglichsten Pläne, was mit den Hauße werden soll, und wie
die Ernährung der Mutter am zwekmäßigstcn bestimmt werden kann, in Vorschlag
bringen. Die bisherige Einrichtung kan nicht fvrtgesezt werden, die Mutter
würde, ohne daß sie Ruhe und Glut' genießen tönte, dabey sehr viel zusetzen.
Kosten vor Holtz und Licht, allerband Abgaben. Zechen und Dienste, Einquar-
tirung und dergl. sind Dinge welche jährlich eine sehr große Summe erfordern,
und welche die Mutter mit ihren KramLaden, zu welchen sie ohnedies ihr Alter
und schweres Gehör von Zeit zu Zeit immer unfähiger macht nicht erwerben
kan. Ich spüre das C.........glaubet, oder wenn ich mich in sein Selbst
denken will, träumet Besitzer zu werden, den KramLaden zu übernehmen, und
freilich auf solche Art der Mutter die gleich erzählten Beschwerden abnehmen
will, mit den grösten Leidwesen sehe ich aber, das C......... einen Zechen
Körper und einen schwachen Geist besizt. und auch die Frau unthätig und un-
geschikt ist. er besizt ein kleines Vermögen, und wir wollen doch seine Plane,


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[0231] Gefühl allen Ekel unterdrücken müssen welches man umsonst von fremden Leuten verlangen würde (das heißt bey uns zu Lande) selbst übernommen.utt Auch Schwester Hanne hat sich seiner die letzten 8 Tage und Nachte trech angenommen, sie bat ihn helfen pflegen, tragen, heben bey seinen sehr starken Durchfall ihn zu jeder Minute Reinlichkeit verschaffen helfen, die Aufgesprungenen geschwollenen Glieder geschmiert und Umschläge gemacht, dem Waßer welche? durch den geschwollenen Weg von selbst nicht mehr ging geholfen, und alle mögliche Verrichtungen zu seiner Linderung übe.nommer.eben Verzeihe mir diese Gründliche Erzählung, es geschieht aus keiner n Absicht, es fühle bloß an mir selbst, daß einen Kinde Deiner Art mit dieser Ausführlichkeit gedienet seyn muß. Den 16. d. zu Mittage in der 2 Stunde wird sein erblaßter Körper zur Ruhe befördert, nach hiesiger Landessitte mit Predigt und Paredation. zum Leichentext habe ich gewählet: Mache dich auf. werde Licht, den dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn ist über Dir. Dieser scheint mir auf des seel. Vaters denkenden forschenden Geist mehr zu paßcn alle sonst gewöhnliche, und ich glaube den H. Pfarre damit volle Arbeit zu geben. Der H. Pfarr hat sich des seel. Vaters treulich angenommen, ihn fleißig besuchet und mit Trostgründen aus der Religion welche vernünftig und den Kenntnißen des Vaters angemeßen waren, unterstüzt. Wer durch diese Ver¬ änderung am meisten verlohren hat. ist ^ die gute alte Mutter, sie hatt ihren besten Freund, ihren Begleiter im Alter verlohren. das tröstet und richtet sie noch etwas auf. daß Du und Deine liebe Frau ihr kräftigen Beystand ver¬ sprochen habet, was meine Lage und Kräffte thun können, werde ich auch thun, daran zweifelst Du gewiß nicht. Nur ist heute mein Kopf zu sehr voll, und kan vor heute nicht die ver¬ nünftigsten und tauglichsten Pläne, was mit den Hauße werden soll, und wie die Ernährung der Mutter am zwekmäßigstcn bestimmt werden kann, in Vorschlag bringen. Die bisherige Einrichtung kan nicht fvrtgesezt werden, die Mutter würde, ohne daß sie Ruhe und Glut' genießen tönte, dabey sehr viel zusetzen. Kosten vor Holtz und Licht, allerband Abgaben. Zechen und Dienste, Einquar- tirung und dergl. sind Dinge welche jährlich eine sehr große Summe erfordern, und welche die Mutter mit ihren KramLaden, zu welchen sie ohnedies ihr Alter und schweres Gehör von Zeit zu Zeit immer unfähiger macht nicht erwerben kan. Ich spüre das C.........glaubet, oder wenn ich mich in sein Selbst denken will, träumet Besitzer zu werden, den KramLaden zu übernehmen, und freilich auf solche Art der Mutter die gleich erzählten Beschwerden abnehmen will, mit den grösten Leidwesen sehe ich aber, das C......... einen Zechen Körper und einen schwachen Geist besizt. und auch die Frau unthätig und un- geschikt ist. er besizt ein kleines Vermögen, und wir wollen doch seine Plane,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/231>, abgerufen am 25.08.2024.