Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.unerschwingliche Zölle auf die Einfuhr fremder Waaren, der Wetteifer unter Was ist inmitten dieses Aufschwungs der wirthschaftlichen Thätigkeit und Preußen hatte mit seinem Tarif von 1818 die Einfuhr fremder Waaren unerschwingliche Zölle auf die Einfuhr fremder Waaren, der Wetteifer unter Was ist inmitten dieses Aufschwungs der wirthschaftlichen Thätigkeit und Preußen hatte mit seinem Tarif von 1818 die Einfuhr fremder Waaren <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0218" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114532"/> <p xml:id="ID_924" prev="#ID_923"> unerschwingliche Zölle auf die Einfuhr fremder Waaren, der Wetteifer unter<lb/> den Nationen in den Gewerben und in den Künsten des Friedens als leitendes<lb/> Princip der neuen Handelspolitik hingestellt und durch die Weltausstellungen<lb/> gleichsam zu sinnlicher Anschauung gebracht wurde. Das alte Mercantilsystem<lb/> bricht zusammen, die Prvhibitiv- und Mauthstaaten öffnen allmälig und in Ueber¬<lb/> gängen dem internationalen Verkehre ihre Grenzen. England kennt die Ein-<lb/> gangszölle nur noch als Verbrauchsteuern auf eine geringe Anzahl von Artikeln.<lb/> Frankreich, welches nebst Oestreich, Rußland und Spanien am zähesten die Sperre<lb/> gegen fremde Concurrenz auf seinem Markte festgehalten hatte, ist seit 1852<lb/> behutsam vorwärts gegangen, bis es endlich vor kaum zwei Jahren durch den<lb/> Handelsvertrag mit England entschieden mit seinen alten handelspolitischen Tra¬<lb/> ditionen brach. Auf gleicher Grundlage bat Belgien mit Frankreich, und in<lb/> diesen Tagen auch mit England abgeschlossen. Italien steht im Begriffe, sich<lb/> anzuschließen. Die Niederlande und die Schweiz haben niemals in der Absper¬<lb/> rung gegen das Ausland ihr Heil gesucht und haben sich stets wohl dabei be¬<lb/> funden. Freie Uebung der Arbeitskräfte und der Kenntnisse, freie Bewegung<lb/> der Menschen (auch die Paßplackerei ist dem Untergänge verfallen) und der<lb/> Güter, Zulassung der fremden Mitbewcrbung auf den Märkten der Culturlän¬<lb/> der, das ist die wirthschaftliche Signatur der zweiten Hälfte des neunzehnten<lb/> Jahrhunderts.</p><lb/> <p xml:id="ID_925"> Was ist inmitten dieses Aufschwungs der wirthschaftlichen Thätigkeit und<lb/> des Ringens nach Beseitigung der Hindernisse und »ach Eroberung der Be¬<lb/> dingungen ihres Bestehens und Gedeihens, was ist jetzt die nächste und dringendste<lb/> Aufgabe des Zollvereins bei dem herannahenden Ende seiner Verträge? Drei<lb/> Elemente bilden sein Wesen, die Verfassung, das Gebiet und die Bedingungen<lb/> deS internationalen Verkehrs, oder, um es kurz zu sagen, der Tarif. In der<lb/> Krise von 1851—53 stand die Erweiterung des Gebietes in der Richtung nach<lb/> der Nordsee im Vordergründe. Jahrelang war schon früher mit Hannover ver¬<lb/> gebens unterhandelt worden. Preußen brachte den Eintritt Hannovers und<lb/> Oldenburgs mit dem Opfer eines Präcipuum zu Stande. Gegenwärtig sind<lb/> es die beide» anderen Punkte, der Tarif und die Verfassung, welche eine Re¬<lb/> form erheischen, die mit Aussicht auf Erfolg nur bei Gelegenheit der Vertrags-<lb/> erncuerung in, Angriff genommen werden kann. Wir bescheiden uns, die Re¬<lb/> form des Tarifs in die erste Linie zu stellen, weil sie thatsächlich voransteht,<lb/> und weil die Reform der Verfassung, wenn sie auch nicht, wie zu wünschen<lb/> wäre, gleichzeitig durchgesetzt, doch in nächster Folge sich als unabweisliches<lb/> Bedürfniß geltend machen wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_926" next="#ID_927"> Preußen hatte mit seinem Tarif von 1818 die Einfuhr fremder Waaren<lb/> gegen mäßige Zölle zugelassen, mäßig im Verhältniß zu den größern Staaten,<lb/> die nach Fläche und Bevölkerung i>er einheimischen Industrie einen innern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0218]
unerschwingliche Zölle auf die Einfuhr fremder Waaren, der Wetteifer unter
den Nationen in den Gewerben und in den Künsten des Friedens als leitendes
Princip der neuen Handelspolitik hingestellt und durch die Weltausstellungen
gleichsam zu sinnlicher Anschauung gebracht wurde. Das alte Mercantilsystem
bricht zusammen, die Prvhibitiv- und Mauthstaaten öffnen allmälig und in Ueber¬
gängen dem internationalen Verkehre ihre Grenzen. England kennt die Ein-
gangszölle nur noch als Verbrauchsteuern auf eine geringe Anzahl von Artikeln.
Frankreich, welches nebst Oestreich, Rußland und Spanien am zähesten die Sperre
gegen fremde Concurrenz auf seinem Markte festgehalten hatte, ist seit 1852
behutsam vorwärts gegangen, bis es endlich vor kaum zwei Jahren durch den
Handelsvertrag mit England entschieden mit seinen alten handelspolitischen Tra¬
ditionen brach. Auf gleicher Grundlage bat Belgien mit Frankreich, und in
diesen Tagen auch mit England abgeschlossen. Italien steht im Begriffe, sich
anzuschließen. Die Niederlande und die Schweiz haben niemals in der Absper¬
rung gegen das Ausland ihr Heil gesucht und haben sich stets wohl dabei be¬
funden. Freie Uebung der Arbeitskräfte und der Kenntnisse, freie Bewegung
der Menschen (auch die Paßplackerei ist dem Untergänge verfallen) und der
Güter, Zulassung der fremden Mitbewcrbung auf den Märkten der Culturlän¬
der, das ist die wirthschaftliche Signatur der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts.
Was ist inmitten dieses Aufschwungs der wirthschaftlichen Thätigkeit und
des Ringens nach Beseitigung der Hindernisse und »ach Eroberung der Be¬
dingungen ihres Bestehens und Gedeihens, was ist jetzt die nächste und dringendste
Aufgabe des Zollvereins bei dem herannahenden Ende seiner Verträge? Drei
Elemente bilden sein Wesen, die Verfassung, das Gebiet und die Bedingungen
deS internationalen Verkehrs, oder, um es kurz zu sagen, der Tarif. In der
Krise von 1851—53 stand die Erweiterung des Gebietes in der Richtung nach
der Nordsee im Vordergründe. Jahrelang war schon früher mit Hannover ver¬
gebens unterhandelt worden. Preußen brachte den Eintritt Hannovers und
Oldenburgs mit dem Opfer eines Präcipuum zu Stande. Gegenwärtig sind
es die beide» anderen Punkte, der Tarif und die Verfassung, welche eine Re¬
form erheischen, die mit Aussicht auf Erfolg nur bei Gelegenheit der Vertrags-
erncuerung in, Angriff genommen werden kann. Wir bescheiden uns, die Re¬
form des Tarifs in die erste Linie zu stellen, weil sie thatsächlich voransteht,
und weil die Reform der Verfassung, wenn sie auch nicht, wie zu wünschen
wäre, gleichzeitig durchgesetzt, doch in nächster Folge sich als unabweisliches
Bedürfniß geltend machen wird.
Preußen hatte mit seinem Tarif von 1818 die Einfuhr fremder Waaren
gegen mäßige Zölle zugelassen, mäßig im Verhältniß zu den größern Staaten,
die nach Fläche und Bevölkerung i>er einheimischen Industrie einen innern
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