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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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bringen außer einen, Dilettantenconcert im Laufe jedes ehren wenig zu Stande.
Beide verleihen musikalische Würden, den L. U- (b^eW^ur^us musisch nach
einer überstandenen Prüfung und nach Aufführung eines selbstcomponirten vier,
stimmigen Chores mit Oxgelbegltitung und den v. N. ("ioytor muLicftl) nach
Komposition und Ausführung eines großen Werks für Chor und Orchester;
übrigens sind die Kosten einer solchen Ausführung, da die meisten Sänger und
Jnstrumentalisten aus London herbeigeholt werden müssen, so bedeutend, daß im
Ganzen eine Promotion zum Docior der Mu"k selten ist. Pohl wirklichem Nutzen
sind diese Titel, auch ",ur dem, der seine Kräfte d.em Dienste der Kirche wld-
Mn will.

In der englischen Kirche tritt bekanntlich wie in der griechischen und theil¬
weise in der röniisch-kftthvirfcheu die Predigt durchaus in den Hintergrund vor dem
liturgischen Theile des Gottesdienstes, Wd dieser gibt natürlich Vielfache Gelegen¬
heit zur Entfaltung musikalischer Mittel. Daß die Kirchenmusik bei dem rege¬
ren kirchlichen Sinne in England einen größern Einfluß übt, al.s in Deutsch¬
land, ist wohl begreiflich. D>e musikalische Thätigkeit vieler kleinen Orte, die
keine bezahlten Kirchenchörc haben, beschränkt sich ganz allein auf die Ausführung
des gefänglichen Theils heim sonntäglichen Ge-ltesdienste. Per Mvrgengottes-
dienst in der englischen Kirche besteht unabänderlich aus drei Theilen, dem soge¬
nannten mmMuß'-xrirFöi', der ki"U7 und der commuriivu. Im ersten Theile,
dem Morgengebete. sind folgende Chorgesänge - das Ve-iMe (der 95. Psalm), das
Det lonen und ^ulMte; (der 100. Psalm) und außerdem nach dem Vorne
die für jeden Tag bestimmten Psalmen, Letztere werden immer in einer von
der katholischen Kirche abweichenden Weise intonirt und wechselsweise Pers
für Vers vyn zwei Chören gesungen. Die ersten drei Gesänge, die sogenann¬
ten <ÄUt>j^le,!L werden, wenn ein fähiger Chor vorhanden ist, ganz dnrchcvmvo-
nirc gesungen mit Orgelbegleitung, und zwar hört man oft herrliche Com-
positionen aUenglischcr Meister wie Farrant und Tallis. Zwischen dem
Morgengebete und der Litanei singt der Chor. Das ciiudöm vertritt in
dem englischen Gottesdienst unsere Motette, nur -besteht ersteres gewöhnlich
aus" mehren Musikstücken, die zusammen ein Ganzes bilden, und wird
immer von der Orgel begleitet. Es beginnt mit einem Chöre, meistens
gedrängter als die Motette, darnach folgt ein Duett, Soto oder Quattett',
worauf ein letzter Chor das Ganze abschließt. Der Text ist immer biblisch.
Uebchgens sind viele Antheus mit verändertem Texte von unseren deutsche" Mo¬
tetten entlehnt, und es ist durchaus leine Nothwendigkeit, daß jedes Anthea
mehre Theile haben muß, im Gegentheil bestehen manche der besten älteren
Antheus nur aus einem Chöre. Wohl in keinem Gebiete englischer Musik
gibt es neben dem vielen Guten einen solchen Wust nichtssagender Composi-
tionen, namentlich aus der letzten Hälfte des vorigen und der ersten Hälfte


bringen außer einen, Dilettantenconcert im Laufe jedes ehren wenig zu Stande.
Beide verleihen musikalische Würden, den L. U- (b^eW^ur^us musisch nach
einer überstandenen Prüfung und nach Aufführung eines selbstcomponirten vier,
stimmigen Chores mit Oxgelbegltitung und den v. N. («ioytor muLicftl) nach
Komposition und Ausführung eines großen Werks für Chor und Orchester;
übrigens sind die Kosten einer solchen Ausführung, da die meisten Sänger und
Jnstrumentalisten aus London herbeigeholt werden müssen, so bedeutend, daß im
Ganzen eine Promotion zum Docior der Mu»k selten ist. Pohl wirklichem Nutzen
sind diese Titel, auch »,ur dem, der seine Kräfte d.em Dienste der Kirche wld-
Mn will.

In der englischen Kirche tritt bekanntlich wie in der griechischen und theil¬
weise in der röniisch-kftthvirfcheu die Predigt durchaus in den Hintergrund vor dem
liturgischen Theile des Gottesdienstes, Wd dieser gibt natürlich Vielfache Gelegen¬
heit zur Entfaltung musikalischer Mittel. Daß die Kirchenmusik bei dem rege¬
ren kirchlichen Sinne in England einen größern Einfluß übt, al.s in Deutsch¬
land, ist wohl begreiflich. D>e musikalische Thätigkeit vieler kleinen Orte, die
keine bezahlten Kirchenchörc haben, beschränkt sich ganz allein auf die Ausführung
des gefänglichen Theils heim sonntäglichen Ge-ltesdienste. Per Mvrgengottes-
dienst in der englischen Kirche besteht unabänderlich aus drei Theilen, dem soge¬
nannten mmMuß'-xrirFöi', der ki»U7 und der commuriivu. Im ersten Theile,
dem Morgengebete. sind folgende Chorgesänge - das Ve-iMe (der 95. Psalm), das
Det lonen und ^ulMte; (der 100. Psalm) und außerdem nach dem Vorne
die für jeden Tag bestimmten Psalmen, Letztere werden immer in einer von
der katholischen Kirche abweichenden Weise intonirt und wechselsweise Pers
für Vers vyn zwei Chören gesungen. Die ersten drei Gesänge, die sogenann¬
ten <ÄUt>j^le,!L werden, wenn ein fähiger Chor vorhanden ist, ganz dnrchcvmvo-
nirc gesungen mit Orgelbegleitung, und zwar hört man oft herrliche Com-
positionen aUenglischcr Meister wie Farrant und Tallis. Zwischen dem
Morgengebete und der Litanei singt der Chor. Das ciiudöm vertritt in
dem englischen Gottesdienst unsere Motette, nur -besteht ersteres gewöhnlich
aus" mehren Musikstücken, die zusammen ein Ganzes bilden, und wird
immer von der Orgel begleitet. Es beginnt mit einem Chöre, meistens
gedrängter als die Motette, darnach folgt ein Duett, Soto oder Quattett',
worauf ein letzter Chor das Ganze abschließt. Der Text ist immer biblisch.
Uebchgens sind viele Antheus mit verändertem Texte von unseren deutsche» Mo¬
tetten entlehnt, und es ist durchaus leine Nothwendigkeit, daß jedes Anthea
mehre Theile haben muß, im Gegentheil bestehen manche der besten älteren
Antheus nur aus einem Chöre. Wohl in keinem Gebiete englischer Musik
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tionen, namentlich aus der letzten Hälfte des vorigen und der ersten Hälfte


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/199>, abgerufen am 05.02.2025.