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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band.

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lente, die Chursächsischen, Beschäftigung vollauk gegeben. Ich habe seitdem über
den Plaz der Bude mich erkundiget. Er ist gelegen.

Von Hrr. Streiber habe ich beiliegende Westphälinger (Elberfeldische) Lei¬
nenband Proben, und Preistabellc erhalten; die ich Dir zur Einsicht und Be¬
rechnung, ob wir Preis halten können, mittheilen soll. Die Preistabelle lautet
zu deutsch: 1^. 12 (bezieht sich auf die beiliegende Mustercharte) das Duzend
senket von 19. Pariser Ellen 5. I^ivies (Ein Livre ist 6 Gr. Sachs. wenn der
Laubthaler 1 Thlr. 12 Gr. Sachs. steht,) daß also von der geringsten Sorte
19 Ellen 60 Pf. kämen. Die zweite Ziffer z. B. 14. -- s I^ivres. 10 --
bedeutet sous, und der I^ivre hat 20 sous. und nun kannst Du selbst berechnen.
Ich sehe klar ein, daß unsre Bänder viel wohlfeiler sind. Nur arbeiten
wir blos glatte, und wie diese modellirten gemacht sind, sehe ich garnicht
ein; und glaube, daß wir sie nicht machen können. Jedoch dürfte mir es etwa
auch da gehen, wie mit den Herrnhuter Bändern, wo ich meinen Bandverstand
garstig blamirt habe.

Zum Hauskauf wollte ich jetzo, ob mir gleich der Gedanke mit dem Bei¬
gute nicbt mißfällt, nicht rathen; wenn Du nicht etwa sonst woher ein starkes
Capital auftreiben kannst. Es wird immer möglicher, daß sich mein Aufent¬
haltsort verändert, und daß ich dann selbst Geld bedürfte.

Meinen Vorschlag eines Tauschhandels hat Streiber mit Freuden aufge¬
nommen, aber noch nicht seine Mustercharte eingeschikt.

Proben eines Handelsbundes, einen Contract, und dergl. soviel mir auch
natürl. selbst daran liegt, kann ich gegenwärtig nicht einschiken. Ich habe wohl
andere Dinge zu denken. Dies muß warten auf ruhigere Zeiten.

Sollte acht auch in der Lausitz der Ruf erschollen seyn, daß die Chursächs.
Negierung mich für einen Atheisten erklärt habe, und daß ich wenigstens zu
Asche verbrannt, und dann des Landes verwiesen werden würde? Ich sage das
nur deswegen, damit, wenn bei Euch das Gerücht erschallt, ihr, und besonders
unsere guten Eltern nicht erschraken. Es wird so schlimm nicht werden. In
vier Tagen oder 3. erhaltet ihr eine vorläufige Vertheidigungsschrift an das
Publicum. Nun hat zwar der Eburfürst, nicht zufrieden, mich in seinem Lande
verschrieen, und meine Schriften confiscire zu haben, mich auch noch bei meinem
Herzoge verklagt, und ich muß nun auch da mich vertheidigen. Aber ich denke,
es soll mir auch hier nicht schwerer fallen, als dort. -- Dies zur Nachricht, wenn
man bei Euch schon etwas weiß. Weiß man aber nichts, so seyd ihr nicht die
ersten, die es ausbreiten; denn Geräusch, und Lärm ist nie gut.


Lebe recht Wohl. F-

N. sah. Wegen der Appretur habe ich bei unserm Professor der Künste
erkundigt. Das was jene Fabricanten haben, wird allerdings Leim seyn, und


lente, die Chursächsischen, Beschäftigung vollauk gegeben. Ich habe seitdem über
den Plaz der Bude mich erkundiget. Er ist gelegen.

Von Hrr. Streiber habe ich beiliegende Westphälinger (Elberfeldische) Lei¬
nenband Proben, und Preistabellc erhalten; die ich Dir zur Einsicht und Be¬
rechnung, ob wir Preis halten können, mittheilen soll. Die Preistabelle lautet
zu deutsch: 1^. 12 (bezieht sich auf die beiliegende Mustercharte) das Duzend
senket von 19. Pariser Ellen 5. I^ivies (Ein Livre ist 6 Gr. Sachs. wenn der
Laubthaler 1 Thlr. 12 Gr. Sachs. steht,) daß also von der geringsten Sorte
19 Ellen 60 Pf. kämen. Die zweite Ziffer z. B. 14. — s I^ivres. 10 —
bedeutet sous, und der I^ivre hat 20 sous. und nun kannst Du selbst berechnen.
Ich sehe klar ein, daß unsre Bänder viel wohlfeiler sind. Nur arbeiten
wir blos glatte, und wie diese modellirten gemacht sind, sehe ich garnicht
ein; und glaube, daß wir sie nicht machen können. Jedoch dürfte mir es etwa
auch da gehen, wie mit den Herrnhuter Bändern, wo ich meinen Bandverstand
garstig blamirt habe.

Zum Hauskauf wollte ich jetzo, ob mir gleich der Gedanke mit dem Bei¬
gute nicbt mißfällt, nicht rathen; wenn Du nicht etwa sonst woher ein starkes
Capital auftreiben kannst. Es wird immer möglicher, daß sich mein Aufent¬
haltsort verändert, und daß ich dann selbst Geld bedürfte.

Meinen Vorschlag eines Tauschhandels hat Streiber mit Freuden aufge¬
nommen, aber noch nicht seine Mustercharte eingeschikt.

Proben eines Handelsbundes, einen Contract, und dergl. soviel mir auch
natürl. selbst daran liegt, kann ich gegenwärtig nicht einschiken. Ich habe wohl
andere Dinge zu denken. Dies muß warten auf ruhigere Zeiten.

Sollte acht auch in der Lausitz der Ruf erschollen seyn, daß die Chursächs.
Negierung mich für einen Atheisten erklärt habe, und daß ich wenigstens zu
Asche verbrannt, und dann des Landes verwiesen werden würde? Ich sage das
nur deswegen, damit, wenn bei Euch das Gerücht erschallt, ihr, und besonders
unsere guten Eltern nicht erschraken. Es wird so schlimm nicht werden. In
vier Tagen oder 3. erhaltet ihr eine vorläufige Vertheidigungsschrift an das
Publicum. Nun hat zwar der Eburfürst, nicht zufrieden, mich in seinem Lande
verschrieen, und meine Schriften confiscire zu haben, mich auch noch bei meinem
Herzoge verklagt, und ich muß nun auch da mich vertheidigen. Aber ich denke,
es soll mir auch hier nicht schwerer fallen, als dort. — Dies zur Nachricht, wenn
man bei Euch schon etwas weiß. Weiß man aber nichts, so seyd ihr nicht die
ersten, die es ausbreiten; denn Geräusch, und Lärm ist nie gut.


Lebe recht Wohl. F-

N. sah. Wegen der Appretur habe ich bei unserm Professor der Künste
erkundigt. Das was jene Fabricanten haben, wird allerdings Leim seyn, und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_114313/182>, abgerufen am 24.08.2024.