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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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die sie nothgedrungen gehen mußten, entnommen und so vor den Nachstellungen
der ultramontanen Propaganda bewahrt. Zahlreiche Kirchen und Schulen hat
er hauen helfen, zahlreichen kärglich besoldeten Predigern und Lehrern das Leben
erhellt. Allen von seiner Existenz unterrichteten und gegen ihr Bekenntniß nicht
völlig gleichgültigen Protestanten aber, mit alleiniger Ausnahme der erwähnten
confessionellen Scheidekünstler, war er als eine der besten Schöpfungen des pro¬
testantischen Geistes in diesem Jahrhundert, als eine Schöpfung, der nur die
Union an Bedeutung gleichzustellen ist, schon durch sein stetiges lebensfrisches
Aufblühen eine hohe Freude und ein werther Besitz.

Im Folgenden geben wir nach den Berichten über die beiden letzten Haupt¬
versammlungen des Vereins*) ein Bild des Lebens und der Leistungen desselben
in den letztverflossenen Jahren.

Dann werden wir auf Grund der vier letzten "Fliegenden Blätter", welche
die Stiftung veröffentlichte, sowie nach andern Quellen die Enclaven des Pro¬
testantismus in nichtevangelischen Strichen betrachten und dabei die Aufgaben
des Vereins für die Gegenwart und die nächste Zukunft andeuten.

Die Zeitverhältnisse während des Verwaltungsjahres 1859 bis 1860 hatten
Störungen in der Entwickelung des Vereins befürchten lassen. Der drohende
Krieg, die vielfach beeinträchtigten wirthschaftlichen Interessen schienen ungün¬
stig wirken zu müssen. Dennoch hatte der Berichterstatter der Hauptversamm¬
lung am Schluß jenes Jahres über das Vereinsleben fast nur Günstiges
zu melden.

Allerdings hatte sich einer der Zweigvereine aufgelöst und einer und der
andere in seiner Thätigkeit nachgelassen. Aber dieser geringe Ausfall wurde
durch den Hinzutritt von nicht weniger als 23 neuen Zweigvereinen reichlich
aufgewogen. Hatte man ferner zu beklagen, daß die Beschränktheit der kirch¬
lichen Behörden in Mecklenburg-Schwerin die Thätigkeit des dort bestehenden
Hauptvereins lahm gelegt, so fand sich in dem Umstand, daß im Lause dieses
Jahres zu den frühern 6" Frauenvereinen 13 neue hinzugekommen waren, auch
dafür eine erfreuliche Ausgleichung. Nicht weniger befriedigend endlich mußte
die Beobachtung sein, daß die Bildung von Gustav-Adolf-Vereinen in den
Ländern der Diaspora, die bisher nur durch Empfang von Unterstützungen zum
Ganzen in Beziehung gestanden, immer eifriger und erfolgreicher betrieben wurde
und so den Beweis lieferte, daß derselbe Trieb, aus dem jene Hilfe erwachsen,
auch dort erwacht sei.

Nicht minder wichtig als die fortdauernde Entstehung neuer Zweigvereine,



') Die vorletzte fand im August 18t>0 zu Ulm, die letzte im August 1861 zu Hannover
statt. Der Bericht über jene wurde zu Ulm in der Officin der Gebrüder Nübling gedruckt,
der über die andere erschien in Hannover in der Hcchnschcn Hofbuchhandlung.

die sie nothgedrungen gehen mußten, entnommen und so vor den Nachstellungen
der ultramontanen Propaganda bewahrt. Zahlreiche Kirchen und Schulen hat
er hauen helfen, zahlreichen kärglich besoldeten Predigern und Lehrern das Leben
erhellt. Allen von seiner Existenz unterrichteten und gegen ihr Bekenntniß nicht
völlig gleichgültigen Protestanten aber, mit alleiniger Ausnahme der erwähnten
confessionellen Scheidekünstler, war er als eine der besten Schöpfungen des pro¬
testantischen Geistes in diesem Jahrhundert, als eine Schöpfung, der nur die
Union an Bedeutung gleichzustellen ist, schon durch sein stetiges lebensfrisches
Aufblühen eine hohe Freude und ein werther Besitz.

Im Folgenden geben wir nach den Berichten über die beiden letzten Haupt¬
versammlungen des Vereins*) ein Bild des Lebens und der Leistungen desselben
in den letztverflossenen Jahren.

Dann werden wir auf Grund der vier letzten „Fliegenden Blätter", welche
die Stiftung veröffentlichte, sowie nach andern Quellen die Enclaven des Pro¬
testantismus in nichtevangelischen Strichen betrachten und dabei die Aufgaben
des Vereins für die Gegenwart und die nächste Zukunft andeuten.

Die Zeitverhältnisse während des Verwaltungsjahres 1859 bis 1860 hatten
Störungen in der Entwickelung des Vereins befürchten lassen. Der drohende
Krieg, die vielfach beeinträchtigten wirthschaftlichen Interessen schienen ungün¬
stig wirken zu müssen. Dennoch hatte der Berichterstatter der Hauptversamm¬
lung am Schluß jenes Jahres über das Vereinsleben fast nur Günstiges
zu melden.

Allerdings hatte sich einer der Zweigvereine aufgelöst und einer und der
andere in seiner Thätigkeit nachgelassen. Aber dieser geringe Ausfall wurde
durch den Hinzutritt von nicht weniger als 23 neuen Zweigvereinen reichlich
aufgewogen. Hatte man ferner zu beklagen, daß die Beschränktheit der kirch¬
lichen Behörden in Mecklenburg-Schwerin die Thätigkeit des dort bestehenden
Hauptvereins lahm gelegt, so fand sich in dem Umstand, daß im Lause dieses
Jahres zu den frühern 6» Frauenvereinen 13 neue hinzugekommen waren, auch
dafür eine erfreuliche Ausgleichung. Nicht weniger befriedigend endlich mußte
die Beobachtung sein, daß die Bildung von Gustav-Adolf-Vereinen in den
Ländern der Diaspora, die bisher nur durch Empfang von Unterstützungen zum
Ganzen in Beziehung gestanden, immer eifriger und erfolgreicher betrieben wurde
und so den Beweis lieferte, daß derselbe Trieb, aus dem jene Hilfe erwachsen,
auch dort erwacht sei.

Nicht minder wichtig als die fortdauernde Entstehung neuer Zweigvereine,



') Die vorletzte fand im August 18t>0 zu Ulm, die letzte im August 1861 zu Hannover
statt. Der Bericht über jene wurde zu Ulm in der Officin der Gebrüder Nübling gedruckt,
der über die andere erschien in Hannover in der Hcchnschcn Hofbuchhandlung.
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[0512] die sie nothgedrungen gehen mußten, entnommen und so vor den Nachstellungen der ultramontanen Propaganda bewahrt. Zahlreiche Kirchen und Schulen hat er hauen helfen, zahlreichen kärglich besoldeten Predigern und Lehrern das Leben erhellt. Allen von seiner Existenz unterrichteten und gegen ihr Bekenntniß nicht völlig gleichgültigen Protestanten aber, mit alleiniger Ausnahme der erwähnten confessionellen Scheidekünstler, war er als eine der besten Schöpfungen des pro¬ testantischen Geistes in diesem Jahrhundert, als eine Schöpfung, der nur die Union an Bedeutung gleichzustellen ist, schon durch sein stetiges lebensfrisches Aufblühen eine hohe Freude und ein werther Besitz. Im Folgenden geben wir nach den Berichten über die beiden letzten Haupt¬ versammlungen des Vereins*) ein Bild des Lebens und der Leistungen desselben in den letztverflossenen Jahren. Dann werden wir auf Grund der vier letzten „Fliegenden Blätter", welche die Stiftung veröffentlichte, sowie nach andern Quellen die Enclaven des Pro¬ testantismus in nichtevangelischen Strichen betrachten und dabei die Aufgaben des Vereins für die Gegenwart und die nächste Zukunft andeuten. Die Zeitverhältnisse während des Verwaltungsjahres 1859 bis 1860 hatten Störungen in der Entwickelung des Vereins befürchten lassen. Der drohende Krieg, die vielfach beeinträchtigten wirthschaftlichen Interessen schienen ungün¬ stig wirken zu müssen. Dennoch hatte der Berichterstatter der Hauptversamm¬ lung am Schluß jenes Jahres über das Vereinsleben fast nur Günstiges zu melden. Allerdings hatte sich einer der Zweigvereine aufgelöst und einer und der andere in seiner Thätigkeit nachgelassen. Aber dieser geringe Ausfall wurde durch den Hinzutritt von nicht weniger als 23 neuen Zweigvereinen reichlich aufgewogen. Hatte man ferner zu beklagen, daß die Beschränktheit der kirch¬ lichen Behörden in Mecklenburg-Schwerin die Thätigkeit des dort bestehenden Hauptvereins lahm gelegt, so fand sich in dem Umstand, daß im Lause dieses Jahres zu den frühern 6» Frauenvereinen 13 neue hinzugekommen waren, auch dafür eine erfreuliche Ausgleichung. Nicht weniger befriedigend endlich mußte die Beobachtung sein, daß die Bildung von Gustav-Adolf-Vereinen in den Ländern der Diaspora, die bisher nur durch Empfang von Unterstützungen zum Ganzen in Beziehung gestanden, immer eifriger und erfolgreicher betrieben wurde und so den Beweis lieferte, daß derselbe Trieb, aus dem jene Hilfe erwachsen, auch dort erwacht sei. Nicht minder wichtig als die fortdauernde Entstehung neuer Zweigvereine, ') Die vorletzte fand im August 18t>0 zu Ulm, die letzte im August 1861 zu Hannover statt. Der Bericht über jene wurde zu Ulm in der Officin der Gebrüder Nübling gedruckt, der über die andere erschien in Hannover in der Hcchnschcn Hofbuchhandlung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/512>, abgerufen am 08.01.2025.