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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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und macht so viele Punkte in die erste Linie der folgenden Figur, als man
die Sünde begangen hat. Der erste Tag der Uebung sei ein Sonntag-
'"

Sonntag ..7.^1.^^17/ , 7,,, 7/7.,
Montag __^______........ . !7
Dienstag - ---.........-----
Mittwoch __III7IIIIIIIIIIIIII7
Donnerstag
Freitag .^777/7 ^7^ ^ ^
Sonnabend ' 77"7777"7777 ^

Wenn man dieß gethan hat. so faßt man den Vorsatz, die übrige Zeit
des Tages sich mehr zusammen zu nehmen. Abends nach dem Essen geschieht
die zweite Selbstprüfung. und die Verzeichnung der Punkte erfolgt aus der
zweiten Linie. So geschieht das Aufzeichnen der Punkte für jeden folgenden
Tag auf den beiden zugehörigen Linien. Mittags und Abends." Um einen be¬
sondern Fehler recht rasch loszuwerden, wendet man vier Mittel an: 1) Man
schlägt sich, so oft man ihn begeht, auf die Brust, 2) man Vergleicht jeden
Abend die Linien für die erste und zweite Erforschung dieses Tages und sieht
an der Zahl der Punkte, ob man sich gebessert hat, 3) man hält das Ergeb¬
niß des vorhergehenden Tages mit dem soeben verlebten zusammen, 4) man
macht jede Woche einen Rechnungsabschluß, um an der größern oder geringern
Summe von Sündcnpunlten seine Verschlimmerung oder Besserung zu er¬
messen.

Die allgemeine Gewissenserforschung erstreckt sich über alle Vergehungen
des täglichen Lebens in Gedanken. Worten und Werken. Während der Exer¬
citien wird dem Pater Spiritualis in wiederholten Unterredungen und Beich¬
ten der ganze innere Seelenzustand mitgetheilt. So lange die Uebungen
dauern, soll man nur mit dem geistlichen Vater sprechen, stets die Augen
niedergeschlagen halten und in sich gekehrt nur an heilige Dinge denken.

Wir glauben unserm Berichterstatter, daß er tief aufathmete, als am Morgen
des achten Tages der Beschluß dieser Quälerei gemacht wurde, daß ihm trotz
aller frommen Vorsätze der Kopf wirr, die Denk- und Einbildungskrast abge¬
spannt war, und daß er nur mit Anstrengung noch feine Gedanken zusammen¬
halten und auf einen bestimmten Gegenstand richten konnte. In solchem Zu¬
stande legte er dem Pater Spiritualis seine Generalbeichte ab. Dann ging's
mit den Uebrigen zur Communion, worauf zur Danksagung für die glücklich
vollendeten Exercitien mehre Gebete gesprochen und schließlich der Ambrosia¬
nische Lobgesang angestimmt wurde.

Unser Verfasser schildert nun näher das Innere des Jesuitenklosters. Es
war ein großes, dreistöckiges, im Quadrat erbautes Haus, an das im Norden
die Kirche stieß, mit welcher es im Erdgeschoß wie im ersten Stock durch Zu-


und macht so viele Punkte in die erste Linie der folgenden Figur, als man
die Sünde begangen hat. Der erste Tag der Uebung sei ein Sonntag-
'"

Sonntag ..7.^1.^^17/ , 7,,, 7/7.,
Montag __^______........ . !7
Dienstag - -—.........-—--
Mittwoch __III7IIIIIIIIIIIIII7
Donnerstag
Freitag .^777/7 ^7^ ^ ^
Sonnabend ' 77"7777"7777 ^

Wenn man dieß gethan hat. so faßt man den Vorsatz, die übrige Zeit
des Tages sich mehr zusammen zu nehmen. Abends nach dem Essen geschieht
die zweite Selbstprüfung. und die Verzeichnung der Punkte erfolgt aus der
zweiten Linie. So geschieht das Aufzeichnen der Punkte für jeden folgenden
Tag auf den beiden zugehörigen Linien. Mittags und Abends." Um einen be¬
sondern Fehler recht rasch loszuwerden, wendet man vier Mittel an: 1) Man
schlägt sich, so oft man ihn begeht, auf die Brust, 2) man Vergleicht jeden
Abend die Linien für die erste und zweite Erforschung dieses Tages und sieht
an der Zahl der Punkte, ob man sich gebessert hat, 3) man hält das Ergeb¬
niß des vorhergehenden Tages mit dem soeben verlebten zusammen, 4) man
macht jede Woche einen Rechnungsabschluß, um an der größern oder geringern
Summe von Sündcnpunlten seine Verschlimmerung oder Besserung zu er¬
messen.

Die allgemeine Gewissenserforschung erstreckt sich über alle Vergehungen
des täglichen Lebens in Gedanken. Worten und Werken. Während der Exer¬
citien wird dem Pater Spiritualis in wiederholten Unterredungen und Beich¬
ten der ganze innere Seelenzustand mitgetheilt. So lange die Uebungen
dauern, soll man nur mit dem geistlichen Vater sprechen, stets die Augen
niedergeschlagen halten und in sich gekehrt nur an heilige Dinge denken.

Wir glauben unserm Berichterstatter, daß er tief aufathmete, als am Morgen
des achten Tages der Beschluß dieser Quälerei gemacht wurde, daß ihm trotz
aller frommen Vorsätze der Kopf wirr, die Denk- und Einbildungskrast abge¬
spannt war, und daß er nur mit Anstrengung noch feine Gedanken zusammen¬
halten und auf einen bestimmten Gegenstand richten konnte. In solchem Zu¬
stande legte er dem Pater Spiritualis seine Generalbeichte ab. Dann ging's
mit den Uebrigen zur Communion, worauf zur Danksagung für die glücklich
vollendeten Exercitien mehre Gebete gesprochen und schließlich der Ambrosia¬
nische Lobgesang angestimmt wurde.

Unser Verfasser schildert nun näher das Innere des Jesuitenklosters. Es
war ein großes, dreistöckiges, im Quadrat erbautes Haus, an das im Norden
die Kirche stieß, mit welcher es im Erdgeschoß wie im ersten Stock durch Zu-


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[0477] und macht so viele Punkte in die erste Linie der folgenden Figur, als man die Sünde begangen hat. Der erste Tag der Uebung sei ein Sonntag- '" Sonntag ..7.^1.^^17/ , 7,,, 7/7., Montag __^______........ . !7 Dienstag - -—.........-—-- Mittwoch __III7IIIIIIIIIIIIII7 Donnerstag Freitag .^777/7 ^7^ ^ ^ Sonnabend ' 77"7777"7777 ^ Wenn man dieß gethan hat. so faßt man den Vorsatz, die übrige Zeit des Tages sich mehr zusammen zu nehmen. Abends nach dem Essen geschieht die zweite Selbstprüfung. und die Verzeichnung der Punkte erfolgt aus der zweiten Linie. So geschieht das Aufzeichnen der Punkte für jeden folgenden Tag auf den beiden zugehörigen Linien. Mittags und Abends." Um einen be¬ sondern Fehler recht rasch loszuwerden, wendet man vier Mittel an: 1) Man schlägt sich, so oft man ihn begeht, auf die Brust, 2) man Vergleicht jeden Abend die Linien für die erste und zweite Erforschung dieses Tages und sieht an der Zahl der Punkte, ob man sich gebessert hat, 3) man hält das Ergeb¬ niß des vorhergehenden Tages mit dem soeben verlebten zusammen, 4) man macht jede Woche einen Rechnungsabschluß, um an der größern oder geringern Summe von Sündcnpunlten seine Verschlimmerung oder Besserung zu er¬ messen. Die allgemeine Gewissenserforschung erstreckt sich über alle Vergehungen des täglichen Lebens in Gedanken. Worten und Werken. Während der Exer¬ citien wird dem Pater Spiritualis in wiederholten Unterredungen und Beich¬ ten der ganze innere Seelenzustand mitgetheilt. So lange die Uebungen dauern, soll man nur mit dem geistlichen Vater sprechen, stets die Augen niedergeschlagen halten und in sich gekehrt nur an heilige Dinge denken. Wir glauben unserm Berichterstatter, daß er tief aufathmete, als am Morgen des achten Tages der Beschluß dieser Quälerei gemacht wurde, daß ihm trotz aller frommen Vorsätze der Kopf wirr, die Denk- und Einbildungskrast abge¬ spannt war, und daß er nur mit Anstrengung noch feine Gedanken zusammen¬ halten und auf einen bestimmten Gegenstand richten konnte. In solchem Zu¬ stande legte er dem Pater Spiritualis seine Generalbeichte ab. Dann ging's mit den Uebrigen zur Communion, worauf zur Danksagung für die glücklich vollendeten Exercitien mehre Gebete gesprochen und schließlich der Ambrosia¬ nische Lobgesang angestimmt wurde. Unser Verfasser schildert nun näher das Innere des Jesuitenklosters. Es war ein großes, dreistöckiges, im Quadrat erbautes Haus, an das im Norden die Kirche stieß, mit welcher es im Erdgeschoß wie im ersten Stock durch Zu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/477>, abgerufen am 08.01.2025.