Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Dieser Schicht schloß sick außerhalb der Stelle, an welcher die Steinplatte auf¬ Alle Knochen von Aurignac, die menschlichen wie die thierischen, haben die In der Grotte und >n der Aschenschichl fand sich eine beträchtliche Zahl Dieser Schicht schloß sick außerhalb der Stelle, an welcher die Steinplatte auf¬ Alle Knochen von Aurignac, die menschlichen wie die thierischen, haben die In der Grotte und >n der Aschenschichl fand sich eine beträchtliche Zahl <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0456" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114236"/> <p xml:id="ID_1458" prev="#ID_1457"> Dieser Schicht schloß sick außerhalb der Stelle, an welcher die Steinplatte auf¬<lb/> gerichtet gewesen war. die den Eingang der Grotte bei deren Entdeckung fest<lb/> verschloß, eine Schicht ähnlicher Zusammensetzung an. In ihr fehlten aber die<lb/> Menschenknochen durchaus. Die Säugethierknochen rührten vorwiegend von<lb/> grasfressenden Thieren her. Sie waren sämmtlich zerbrochen, viele zermalmt,<lb/> angenagt, einige am Feuer geröstet. Die Zahneindrücke an den benagten<lb/> Knochen ließen darauf schließen, daß hier Hyänen ihr Wesen getrieben haben<lb/> mochten. Diese Vermuthung wurde zur Gewißheit durch die Aufsindung Von<lb/> Koprolilhen — versteinertem Koth — der Hyäne zwischen den Knochen. Unter<lb/> der Knochen führenden Erdschicht außerhalb der Grotte lagerte eine 6—8 Zoll<lb/> dicke Schicht aus Asche und Holzkohlen, etwa 9 Quadratellen groß. Hier war<lb/> einst eine Feuerstätte. Sie ruhte auf dem Heerde, einer großen Platte des<lb/> Nummulitentaltsteins. welcher die Wand der Höhle bildet. Oertliche Uneben¬<lb/> heiten der Platte waren durch Bruchstücke desselben Steines ausgeglichen, oder<lb/> durch Tafeln eines schiefrigen Sandsteines, dessen nächster Fundort in einigen<lb/> hundert Schritt Entfernung auf der andern Thalseite sich befindet. Diese Sand¬<lb/> steine waren zum Theil vom Feuer roth gebrannt. Der Schicht aus Kohlen<lb/> und Asche sind viele Zähne euigcmengt, fast ausschließlich von grasfressenden<lb/> Thieren, darunter ein Manunulhbackcnzahn; und viele Hunderte von Bruchstücken<lb/> der Knochen derselben. Etliche davon sind zu Kohle gevrannt, andere geröstet-,<lb/> die Mehrzahl indeß scheint der Wirkung des Feuers nicht ausgesetzt gewesen<lb/> zu sein. Es sind meist Röhrenknochen, sämmtlich zerschlagen. Viele tragen<lb/> Schrammen und seichte Einschnitte, als sei mit Messern das Fleisch von ihnen<lb/> abgeschabt worden. Unter den zerhackten und angeschabtcn Knochen sind die eines<lb/> jungen Rhinoceros. Auch an Knochen dieser Schicht sind die Eindrücke von<lb/> Hyäncnzähnen sichtbar, so namentlich an denen des Rhinoceros.</p><lb/> <p xml:id="ID_1459"> Alle Knochen von Aurignac, die menschlichen wie die thierischen, haben die<lb/> Kennzeichen hohen Alters. Sie sind mürbe, porös, haften bei Befeuchten an<lb/> der Zungenspitze. Die chemische Analyse ergab in beiderlei Knochen gleich ge¬<lb/> ringen Stickstoffgchalt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1460" next="#ID_1461"> In der Grotte und >n der Aschenschichl fand sich eine beträchtliche Zahl<lb/> menschlicher Kunstproducte; in der Aschenschicht über hundert bearbeitete Feuer-<lb/> steinstückcn. Meist Messer, ferner Schleudersteine mit vorspringenden sehr schar-<lb/> fen Ecken und Kanten, auch ganze Blöcke des Rohstoffes, an denen man die<lb/> Spur der abgesprengten Splitter deutlich bemerkt. Die Verfertigung solcher Ge-<lb/> räthe hat offenbar an Ort und Stelle stattgefunden. Ferner fanden sich hier<lb/> Pfeilspitzen aus Nennthierhorn, eine Pfrieme aus Rehhorn, falzbeinähnlich<lb/> bearbeitete Stücke von Rennthiergeweih. Glättmesser ähnlicher Form und aus<lb/> demselben Stoffe sind bei den Lappen noch heute zum Abschaben der Haare<lb/> von den Fellen in Gebrauch. Die in der Asche vorkommenden Werkzeuge sind</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0456]
Dieser Schicht schloß sick außerhalb der Stelle, an welcher die Steinplatte auf¬
gerichtet gewesen war. die den Eingang der Grotte bei deren Entdeckung fest
verschloß, eine Schicht ähnlicher Zusammensetzung an. In ihr fehlten aber die
Menschenknochen durchaus. Die Säugethierknochen rührten vorwiegend von
grasfressenden Thieren her. Sie waren sämmtlich zerbrochen, viele zermalmt,
angenagt, einige am Feuer geröstet. Die Zahneindrücke an den benagten
Knochen ließen darauf schließen, daß hier Hyänen ihr Wesen getrieben haben
mochten. Diese Vermuthung wurde zur Gewißheit durch die Aufsindung Von
Koprolilhen — versteinertem Koth — der Hyäne zwischen den Knochen. Unter
der Knochen führenden Erdschicht außerhalb der Grotte lagerte eine 6—8 Zoll
dicke Schicht aus Asche und Holzkohlen, etwa 9 Quadratellen groß. Hier war
einst eine Feuerstätte. Sie ruhte auf dem Heerde, einer großen Platte des
Nummulitentaltsteins. welcher die Wand der Höhle bildet. Oertliche Uneben¬
heiten der Platte waren durch Bruchstücke desselben Steines ausgeglichen, oder
durch Tafeln eines schiefrigen Sandsteines, dessen nächster Fundort in einigen
hundert Schritt Entfernung auf der andern Thalseite sich befindet. Diese Sand¬
steine waren zum Theil vom Feuer roth gebrannt. Der Schicht aus Kohlen
und Asche sind viele Zähne euigcmengt, fast ausschließlich von grasfressenden
Thieren, darunter ein Manunulhbackcnzahn; und viele Hunderte von Bruchstücken
der Knochen derselben. Etliche davon sind zu Kohle gevrannt, andere geröstet-,
die Mehrzahl indeß scheint der Wirkung des Feuers nicht ausgesetzt gewesen
zu sein. Es sind meist Röhrenknochen, sämmtlich zerschlagen. Viele tragen
Schrammen und seichte Einschnitte, als sei mit Messern das Fleisch von ihnen
abgeschabt worden. Unter den zerhackten und angeschabtcn Knochen sind die eines
jungen Rhinoceros. Auch an Knochen dieser Schicht sind die Eindrücke von
Hyäncnzähnen sichtbar, so namentlich an denen des Rhinoceros.
Alle Knochen von Aurignac, die menschlichen wie die thierischen, haben die
Kennzeichen hohen Alters. Sie sind mürbe, porös, haften bei Befeuchten an
der Zungenspitze. Die chemische Analyse ergab in beiderlei Knochen gleich ge¬
ringen Stickstoffgchalt.
In der Grotte und >n der Aschenschichl fand sich eine beträchtliche Zahl
menschlicher Kunstproducte; in der Aschenschicht über hundert bearbeitete Feuer-
steinstückcn. Meist Messer, ferner Schleudersteine mit vorspringenden sehr schar-
fen Ecken und Kanten, auch ganze Blöcke des Rohstoffes, an denen man die
Spur der abgesprengten Splitter deutlich bemerkt. Die Verfertigung solcher Ge-
räthe hat offenbar an Ort und Stelle stattgefunden. Ferner fanden sich hier
Pfeilspitzen aus Nennthierhorn, eine Pfrieme aus Rehhorn, falzbeinähnlich
bearbeitete Stücke von Rennthiergeweih. Glättmesser ähnlicher Form und aus
demselben Stoffe sind bei den Lappen noch heute zum Abschaben der Haare
von den Fellen in Gebrauch. Die in der Asche vorkommenden Werkzeuge sind
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