Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.von Füchsen, Wieseln und ähnlichen unterirdisch wohnenden Thieren enthält, Der merkwürdigste Fund nach dieser Richtung hin geschah durch Lartet. Der Boden der Grotte bestand aus einer Schicht loser Erde mit Stein¬ von Füchsen, Wieseln und ähnlichen unterirdisch wohnenden Thieren enthält, Der merkwürdigste Fund nach dieser Richtung hin geschah durch Lartet. Der Boden der Grotte bestand aus einer Schicht loser Erde mit Stein¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0455" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114235"/> <p xml:id="ID_1455" prev="#ID_1454"> von Füchsen, Wieseln und ähnlichen unterirdisch wohnenden Thieren enthält,<lb/> ist augenscheinlich neuer Entstehung. In der zweiten, einem Konglomerat mit<lb/> rothem Bindemittel, in paläoniologischer Beziehung den Knochenhreccien ent¬<lb/> sprechend, welche häufig Felsenspalten der Mittelmeerküste erfüllen, fanden sich<lb/> Gercithe aus Kieselstein, unter anderen ein zerbrochener Ring. Die unterste<lb/> Schicht enthält Knochen des Höhlenhären, der Höhlenhyäne, des zweihörnigen<lb/> Rhinoceros. In ihr fand sich der Unterkiefer eines Menschen. Die Beschaffen¬<lb/> heit dieses Knochens — vorgeschrittene Verwitterung der lcimgebenden Substanz<lb/> — glich vollkommen derjenige» der ihm beigesellten fossilen Säugethierknochen.<lb/> Die nämlichen Merkmale höchsten Alters trägt ein in einer Grotte des Nean-<lb/> derthales bei Elberfeld aufgefundenes menschliches Skelet, dessen geologisches<lb/> Alter indeß nicht bestimmt werde» konnte, da in dem Lehm, in welchem es<lb/> eingebettet war. keinerlei andere organische Reste gefunden wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1456"> Der merkwürdigste Fund nach dieser Richtung hin geschah durch Lartet.<lb/> Vor 12 Jahren verfolgte unweit Äurignac (südwestlich von Toulouse) ein<lb/> Straßenarbeiter ein Kaninchen, welches in e>n Loch am AbHange eines das<lb/> Thal eines kleinen Baches begrenzenden Hügels flüchtete. Der Mann griff<lb/> nach und erfaßte zwar nicht das verfolgte Wild, aber einen Knochen eines<lb/> großen Thieres; sehr zu seinem Erstaunen. Neugierig geworden grub er nach.<lb/> Nach Wegräumung eines Haufens von Gerölle fand er eine dünne senkrecht<lb/> ausgestellte Steinplatte, welche den Eingang einer flachen Grotte von etwa<lb/> L Fuß Weite. 7 Fuß Tiefe und Höhe verschloß. Der Boden der Höhle war<lb/> bedeckt mit menschlichen Gebeinen, verschiedenen Individuen, zum Theil uncr-<lb/> "wachsenen angehörig. Diese Aufsindung machte großes Aufsehen. Viele Jahre<lb/> vorher hatte die Polizei in einem einsamen Hause unfern der neu entdeckten<lb/> Grotte eine Falschmünzerbande aufgehoben. Schreckliche geheime Mordthaten,<lb/> deren Opfer hier versteckt worden seien, wurden den armen Schelmen nachträg¬<lb/> lich Schuld gegeben. Um dem Gerede ein Ende zumachen, ließ der Maire von<lb/> Aurignac n> geweihter Erde beisetzen, was von Knochen oberflächlich herumlag.<lb/> Es zeigte sich, daß diese von 17 verschiedenen Personen herrührten. Unter den<lb/> menschlichen Gebeinen hatten sich einige Zähne großer Säugethiere gefunden.<lb/> Sie gelangten an Lartet und veranlaßten diesen lo Jahre später zu einer Un¬<lb/> tersuchung der Grotte. Aus derselben ergab sich, daß sehr alten Heiden, Vor¬<lb/> gängern der Sündfluth, die Ehre christlichen Begräbnisses erwiesen worden war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1457" next="#ID_1458"> Der Boden der Grotte bestand aus einer Schicht loser Erde mit Stein¬<lb/> brocken. In ihr fand Lartet noch Gebeine zweier Menschen niedrigen Wuchses.<lb/> Werkzeuge aus Feuerstein und Rcnnthierhorn und viele wohlerhaltene Säuge¬<lb/> thierknochen. vorzugsweise Fleischfressern angehörig, darunter das vollständige<lb/> Skelet eines Höhlenbären, dessen Knochen nahe bei einander lagen, so daß zu<lb/> schließen ist, der Körper des Thieres sei im Ganzen an diesen Ort gelangt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0455]
von Füchsen, Wieseln und ähnlichen unterirdisch wohnenden Thieren enthält,
ist augenscheinlich neuer Entstehung. In der zweiten, einem Konglomerat mit
rothem Bindemittel, in paläoniologischer Beziehung den Knochenhreccien ent¬
sprechend, welche häufig Felsenspalten der Mittelmeerküste erfüllen, fanden sich
Gercithe aus Kieselstein, unter anderen ein zerbrochener Ring. Die unterste
Schicht enthält Knochen des Höhlenhären, der Höhlenhyäne, des zweihörnigen
Rhinoceros. In ihr fand sich der Unterkiefer eines Menschen. Die Beschaffen¬
heit dieses Knochens — vorgeschrittene Verwitterung der lcimgebenden Substanz
— glich vollkommen derjenige» der ihm beigesellten fossilen Säugethierknochen.
Die nämlichen Merkmale höchsten Alters trägt ein in einer Grotte des Nean-
derthales bei Elberfeld aufgefundenes menschliches Skelet, dessen geologisches
Alter indeß nicht bestimmt werde» konnte, da in dem Lehm, in welchem es
eingebettet war. keinerlei andere organische Reste gefunden wurden.
Der merkwürdigste Fund nach dieser Richtung hin geschah durch Lartet.
Vor 12 Jahren verfolgte unweit Äurignac (südwestlich von Toulouse) ein
Straßenarbeiter ein Kaninchen, welches in e>n Loch am AbHange eines das
Thal eines kleinen Baches begrenzenden Hügels flüchtete. Der Mann griff
nach und erfaßte zwar nicht das verfolgte Wild, aber einen Knochen eines
großen Thieres; sehr zu seinem Erstaunen. Neugierig geworden grub er nach.
Nach Wegräumung eines Haufens von Gerölle fand er eine dünne senkrecht
ausgestellte Steinplatte, welche den Eingang einer flachen Grotte von etwa
L Fuß Weite. 7 Fuß Tiefe und Höhe verschloß. Der Boden der Höhle war
bedeckt mit menschlichen Gebeinen, verschiedenen Individuen, zum Theil uncr-
"wachsenen angehörig. Diese Aufsindung machte großes Aufsehen. Viele Jahre
vorher hatte die Polizei in einem einsamen Hause unfern der neu entdeckten
Grotte eine Falschmünzerbande aufgehoben. Schreckliche geheime Mordthaten,
deren Opfer hier versteckt worden seien, wurden den armen Schelmen nachträg¬
lich Schuld gegeben. Um dem Gerede ein Ende zumachen, ließ der Maire von
Aurignac n> geweihter Erde beisetzen, was von Knochen oberflächlich herumlag.
Es zeigte sich, daß diese von 17 verschiedenen Personen herrührten. Unter den
menschlichen Gebeinen hatten sich einige Zähne großer Säugethiere gefunden.
Sie gelangten an Lartet und veranlaßten diesen lo Jahre später zu einer Un¬
tersuchung der Grotte. Aus derselben ergab sich, daß sehr alten Heiden, Vor¬
gängern der Sündfluth, die Ehre christlichen Begräbnisses erwiesen worden war.
Der Boden der Grotte bestand aus einer Schicht loser Erde mit Stein¬
brocken. In ihr fand Lartet noch Gebeine zweier Menschen niedrigen Wuchses.
Werkzeuge aus Feuerstein und Rcnnthierhorn und viele wohlerhaltene Säuge¬
thierknochen. vorzugsweise Fleischfressern angehörig, darunter das vollständige
Skelet eines Höhlenbären, dessen Knochen nahe bei einander lagen, so daß zu
schließen ist, der Körper des Thieres sei im Ganzen an diesen Ort gelangt.
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