Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.Thale der Somme bei Abbeville in jungfräulichen, nie zuvor umgewühlten Schich¬ Die Erklärungen Prestwichs erschienen 1859. Zahlreiche weitere Funde folg¬ Das häufige Vorkommen von unzweifelhaft durch Menschenhand bearbei¬ Thale der Somme bei Abbeville in jungfräulichen, nie zuvor umgewühlten Schich¬ Die Erklärungen Prestwichs erschienen 1859. Zahlreiche weitere Funde folg¬ Das häufige Vorkommen von unzweifelhaft durch Menschenhand bearbei¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0453" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114233"/> <p xml:id="ID_1449" prev="#ID_1448"> Thale der Somme bei Abbeville in jungfräulichen, nie zuvor umgewühlten Schich¬<lb/> ten diluvialer Kies- und Gerölllager menschliche Werkzeuge, namentlich Aexte<lb/> aus Feuerstein, in Gemeinschaft mit Mammuthknochen sich fänden. Seine.<lb/> Mittheilungen, oft wiederholt, erregten lange Zeit nicht die verdiente Aufmerk¬<lb/> samkeit, bis zwei englische Geologen ersten Ranges, Lyell unt> Prestwich. nach<lb/> einer Reise an die Fundorte bei Abbeville die Richtigkeit der Angaben Bouchers<lb/> im vollsten Umfange bestätigten und verbürgten. Prestwich lies! uiiter seinen<lb/> Augen Nachgrabungen anstellen. In 16 Fuß Tiefe in jungfräulichen Boden,<lb/> einem weihen Sande mit zahlreichen Kieseln, wurde ein zum Theil zur Axt be¬<lb/> arbeitetes Stück Feuerstein aufgefunden und von Prestwich mit eigener Hand<lb/> losgemacht. In derselben Schicht mit den Knochen kommen Zähne und Knochen<lb/> vom Mammuth, vom Flußpferd, vom Ur, auch vom Pferde vor. Die in ihr<lb/> gefundenen Konchylien gehören sämmtlich jetzt noch lebenden Arten an. Sie<lb/> ist nicht die oberste der diluvialen Schichten des Sommethaies. Die sie decken¬<lb/> den Schichten enthalten keine Neste menschlicher Tätigkeit. Die Aerte. aus<lb/> dem in der kreidereichen Rabe des Fundorts sehr häusigen Feuerstein gefertigt,<lb/> sind bis zu IN Zollen lange, in der Form gemeinen Beilen ähnliche Bruch¬<lb/> stücke großer Feuersteinknollen. Die Schneide ist durch Reiben auf anderen<lb/> Steinen geschliffen. Ein Loch zum Einstecken eines Stiles fehlt. Kanten und<lb/> Schneiden sind kaum abgestumpft; die Aerte können nicht auf weite Strecken<lb/> vom Wasser fortgeführt worden sein. Viele sind mit der Kruste aus Kalk über¬<lb/> zogen, welche die im Diluvium häufigen Fcucrstcinstücke zu bedecken pflegt.<lb/> Ueberraschend groß ist die Zahl dieser Feuersteingeräthe: man hat während der<lb/> letzten 15-Jahre deren mehr als 1000 im Bassin der Somme gefunden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1450"> Die Erklärungen Prestwichs erschienen 1859. Zahlreiche weitere Funde folg¬<lb/> ten bald. Prestwich selbst bestätigte die schon 1797 von Fröre gemachte, damals<lb/> als unentscheidend betrachtete Angabe des Vorkommens von Feuersteinwerk-<lb/> zcugen (Messern und Pfeilspitzen) zusammen mit Mammuthsknochen in der Höhle<lb/> von Hoxne in Suffolk. Er fand deren ferner in der Höhle von Brixham;<lb/> eins in einer dünnen Stalagmitenschicht, welche den Boden der Höhle überzog,<lb/> unter dem Geweihe eines Ncnnthiers und einem Höhlenbärknochcn liegen.<lb/> Messer, Pfeil- und Wurfspießspitzen fanden sich in ungestörten diluvialen<lb/> Schichten bei Chattilon für Seine. Grenelle. Clichy. in einer Knochenhöhlc<lb/> des Code d'Or, und anderwärts; bearbeitete Knochen (vom Pferd und anderen<lb/> Grasfressern) in Gemeinschaft mit Resten des Höhlentigcrs. der Höhlenhyäne,<lb/> des Rhinoceros bei Per (Seine-et-Oise) u. s. w.</p><lb/> <p xml:id="ID_1451" next="#ID_1452"> Das häufige Vorkommen von unzweifelhaft durch Menschenhand bearbei¬<lb/> teten Geräthen aus Stein und Knochen in alten diluvialen Schichten, welche<lb/> über weite Länderstrecken verbreitet sind, ist ein unwidersprcchlichcr Beweis da¬<lb/> für, daß Menschen vor der Ablagerung dieser Schichten existirt haben. Die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0453]
Thale der Somme bei Abbeville in jungfräulichen, nie zuvor umgewühlten Schich¬
ten diluvialer Kies- und Gerölllager menschliche Werkzeuge, namentlich Aexte
aus Feuerstein, in Gemeinschaft mit Mammuthknochen sich fänden. Seine.
Mittheilungen, oft wiederholt, erregten lange Zeit nicht die verdiente Aufmerk¬
samkeit, bis zwei englische Geologen ersten Ranges, Lyell unt> Prestwich. nach
einer Reise an die Fundorte bei Abbeville die Richtigkeit der Angaben Bouchers
im vollsten Umfange bestätigten und verbürgten. Prestwich lies! uiiter seinen
Augen Nachgrabungen anstellen. In 16 Fuß Tiefe in jungfräulichen Boden,
einem weihen Sande mit zahlreichen Kieseln, wurde ein zum Theil zur Axt be¬
arbeitetes Stück Feuerstein aufgefunden und von Prestwich mit eigener Hand
losgemacht. In derselben Schicht mit den Knochen kommen Zähne und Knochen
vom Mammuth, vom Flußpferd, vom Ur, auch vom Pferde vor. Die in ihr
gefundenen Konchylien gehören sämmtlich jetzt noch lebenden Arten an. Sie
ist nicht die oberste der diluvialen Schichten des Sommethaies. Die sie decken¬
den Schichten enthalten keine Neste menschlicher Tätigkeit. Die Aerte. aus
dem in der kreidereichen Rabe des Fundorts sehr häusigen Feuerstein gefertigt,
sind bis zu IN Zollen lange, in der Form gemeinen Beilen ähnliche Bruch¬
stücke großer Feuersteinknollen. Die Schneide ist durch Reiben auf anderen
Steinen geschliffen. Ein Loch zum Einstecken eines Stiles fehlt. Kanten und
Schneiden sind kaum abgestumpft; die Aerte können nicht auf weite Strecken
vom Wasser fortgeführt worden sein. Viele sind mit der Kruste aus Kalk über¬
zogen, welche die im Diluvium häufigen Fcucrstcinstücke zu bedecken pflegt.
Ueberraschend groß ist die Zahl dieser Feuersteingeräthe: man hat während der
letzten 15-Jahre deren mehr als 1000 im Bassin der Somme gefunden.
Die Erklärungen Prestwichs erschienen 1859. Zahlreiche weitere Funde folg¬
ten bald. Prestwich selbst bestätigte die schon 1797 von Fröre gemachte, damals
als unentscheidend betrachtete Angabe des Vorkommens von Feuersteinwerk-
zcugen (Messern und Pfeilspitzen) zusammen mit Mammuthsknochen in der Höhle
von Hoxne in Suffolk. Er fand deren ferner in der Höhle von Brixham;
eins in einer dünnen Stalagmitenschicht, welche den Boden der Höhle überzog,
unter dem Geweihe eines Ncnnthiers und einem Höhlenbärknochcn liegen.
Messer, Pfeil- und Wurfspießspitzen fanden sich in ungestörten diluvialen
Schichten bei Chattilon für Seine. Grenelle. Clichy. in einer Knochenhöhlc
des Code d'Or, und anderwärts; bearbeitete Knochen (vom Pferd und anderen
Grasfressern) in Gemeinschaft mit Resten des Höhlentigcrs. der Höhlenhyäne,
des Rhinoceros bei Per (Seine-et-Oise) u. s. w.
Das häufige Vorkommen von unzweifelhaft durch Menschenhand bearbei¬
teten Geräthen aus Stein und Knochen in alten diluvialen Schichten, welche
über weite Länderstrecken verbreitet sind, ist ein unwidersprcchlichcr Beweis da¬
für, daß Menschen vor der Ablagerung dieser Schichten existirt haben. Die
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