Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.den nämlichen WelttKcilen heute noch in großer Zahl lebend angetroffen werden, Durch die Feststellung der Thatsache, daß Knochen vieler jetzt noch leben¬ Er war kein Geolog vom Fach. Boucher des Perthes zu Abbeville, ein den nämlichen WelttKcilen heute noch in großer Zahl lebend angetroffen werden, Durch die Feststellung der Thatsache, daß Knochen vieler jetzt noch leben¬ Er war kein Geolog vom Fach. Boucher des Perthes zu Abbeville, ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0452" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/114232"/> <p xml:id="ID_1446" prev="#ID_1445"> den nämlichen WelttKcilen heute noch in großer Zahl lebend angetroffen werden,<lb/> wenn auch in beschränkterer Verbreitung als zur Diluvialzeit. Ungemein weit<lb/> verbreitet sind in diluvialen Bildungen z. B. Knochen des Auerochsen. Ge¬<lb/> weihe und Knochen des Rennlbiers. sie finden sich in den meisten Knochen-<lb/> Höhlen Mitteleuropa's; hier und u> Torfmooren Südscbwedens gemeinsam mit Knochen<lb/> des Höhlenbären, jener riesigen Bärenart. die bald nach dem Zeitpunkte ausgestorben<lb/> zu sein scheint, zu welchem der Mammuth in Europa erschien. Schädel des<lb/> gemeinen schwarzen Bären Nordamerika's sind öfters mit Kieferstücken und Zähnen<lb/> des Mastodon zusammen gesunden worden. Aus diesen und vielen ähnlichen<lb/> Thatsachen haben mehrere Geologen schon vor geraumer Zeit den Schluß ge¬<lb/> zogen, daß die Diluvialzeit nicht eine von der modernen weit verschiedene geolo¬<lb/> gische Epoche, sondern eben »ur der Anfang der gegenwärtigen Periode gewesen<lb/> sei. Das Verschwinden der jetzt erloschenen Arten großer Säugethiere ist nicht<lb/> gleichzeitig erfolgt. Sie haben in Europa verschieden lange Zeit gelebt. Es<lb/> liegt kein Grund vor, zu bezweifeln, daß ihr Aussterben ein allmäliges gewesen<lb/> sei. Die großen Fleischfresser, die Höhlentiger. Höhlenbären, Höhlcnhyänen sind<lb/> zeitiger verschwunden als der Mammuth, das doppelhörnige Nashorn. Noch<lb/> länger als diese, bis in die historische Zeit, haben sich erhalten der Ur, der<lb/> Hirsch mit dem Riesengcweih (auf den bekanntlich der Schelk das Nibelungen¬<lb/> lieds gedeutet wird). In der Gegenwart noch sind das Elenn und der Wisent<lb/> (Auerochs Lithauens) im Aussterben begriffen, wie vor Kurzem noch die letzten<lb/> flügellosen Vögel der Südsee-Inseln, gleich ihren riesigen Vorfahren, von<lb/> denen etliche den Strauß an Größe weit übertrafen, durch den Menschen ausge¬<lb/> rottet wurden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1447"> Durch die Feststellung der Thatsache, daß Knochen vieler jetzt noch leben¬<lb/> der großer Säugethiere in beträchtlicher Zahl bereits, in den ältesten diluvialen<lb/> Ablagerungen sich fanden, war die Wahrscheinlichkeit der Aufsindung mensch¬<lb/> licher Ueberreste im Diluvium nahe gerückt. Derartige Funde waren in der<lb/> That bereits vorlängst erfolgt, in Knochenhöhlen Südfrankreichs und Eng¬<lb/> lands, freilich unter Umständen, welche die Möglichkeit eines spätern Gelangens<lb/> der Menschenknochen an die Fundorte nicht ausschlossen. ' Der mächtige Ein¬<lb/> fluß der gewaltigen Persönlichkeit Cuvier's tritt schlagend in der Erscheinung<lb/> hervor, daß jeder derartige Fund — deren keiner von einer Autorität ersten<lb/> Ranges geschehen war — allgemein angezweifelt und hinweg erklärt wurde.<lb/> Die Lehre des großen Meisters sollte über jedem Angriffe stehen. Spät erst<lb/> kam die Entscheidung, und langjährige Anstrengung kostete ihre Durchführung<lb/> dem, der sie brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1448" next="#ID_1449"> Er war kein Geolog vom Fach. Boucher des Perthes zu Abbeville, ein<lb/> durch seine Forschungen über die ältesten Werke menschlichen Kunstfleißes wohl<lb/> bekannter Archäolog, berichtete bereits 1846 der französischen Akademie, daß im</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0452]
den nämlichen WelttKcilen heute noch in großer Zahl lebend angetroffen werden,
wenn auch in beschränkterer Verbreitung als zur Diluvialzeit. Ungemein weit
verbreitet sind in diluvialen Bildungen z. B. Knochen des Auerochsen. Ge¬
weihe und Knochen des Rennlbiers. sie finden sich in den meisten Knochen-
Höhlen Mitteleuropa's; hier und u> Torfmooren Südscbwedens gemeinsam mit Knochen
des Höhlenbären, jener riesigen Bärenart. die bald nach dem Zeitpunkte ausgestorben
zu sein scheint, zu welchem der Mammuth in Europa erschien. Schädel des
gemeinen schwarzen Bären Nordamerika's sind öfters mit Kieferstücken und Zähnen
des Mastodon zusammen gesunden worden. Aus diesen und vielen ähnlichen
Thatsachen haben mehrere Geologen schon vor geraumer Zeit den Schluß ge¬
zogen, daß die Diluvialzeit nicht eine von der modernen weit verschiedene geolo¬
gische Epoche, sondern eben »ur der Anfang der gegenwärtigen Periode gewesen
sei. Das Verschwinden der jetzt erloschenen Arten großer Säugethiere ist nicht
gleichzeitig erfolgt. Sie haben in Europa verschieden lange Zeit gelebt. Es
liegt kein Grund vor, zu bezweifeln, daß ihr Aussterben ein allmäliges gewesen
sei. Die großen Fleischfresser, die Höhlentiger. Höhlenbären, Höhlcnhyänen sind
zeitiger verschwunden als der Mammuth, das doppelhörnige Nashorn. Noch
länger als diese, bis in die historische Zeit, haben sich erhalten der Ur, der
Hirsch mit dem Riesengcweih (auf den bekanntlich der Schelk das Nibelungen¬
lieds gedeutet wird). In der Gegenwart noch sind das Elenn und der Wisent
(Auerochs Lithauens) im Aussterben begriffen, wie vor Kurzem noch die letzten
flügellosen Vögel der Südsee-Inseln, gleich ihren riesigen Vorfahren, von
denen etliche den Strauß an Größe weit übertrafen, durch den Menschen ausge¬
rottet wurden.
Durch die Feststellung der Thatsache, daß Knochen vieler jetzt noch leben¬
der großer Säugethiere in beträchtlicher Zahl bereits, in den ältesten diluvialen
Ablagerungen sich fanden, war die Wahrscheinlichkeit der Aufsindung mensch¬
licher Ueberreste im Diluvium nahe gerückt. Derartige Funde waren in der
That bereits vorlängst erfolgt, in Knochenhöhlen Südfrankreichs und Eng¬
lands, freilich unter Umständen, welche die Möglichkeit eines spätern Gelangens
der Menschenknochen an die Fundorte nicht ausschlossen. ' Der mächtige Ein¬
fluß der gewaltigen Persönlichkeit Cuvier's tritt schlagend in der Erscheinung
hervor, daß jeder derartige Fund — deren keiner von einer Autorität ersten
Ranges geschehen war — allgemein angezweifelt und hinweg erklärt wurde.
Die Lehre des großen Meisters sollte über jedem Angriffe stehen. Spät erst
kam die Entscheidung, und langjährige Anstrengung kostete ihre Durchführung
dem, der sie brachte.
Er war kein Geolog vom Fach. Boucher des Perthes zu Abbeville, ein
durch seine Forschungen über die ältesten Werke menschlichen Kunstfleißes wohl
bekannter Archäolog, berichtete bereits 1846 der französischen Akademie, daß im
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